Mit bunt gefärbtem Irokesenschnitt oder sexy Minirock zur Schule? In der Schülerzeitung die geheimen Hobbys des Mathelehrers aufdecken? Die MAZ hat sich einmal umgehört, welche Rechte man als Schüler eigentlich hat und wo der Spaß aufhört. Die Leiter von fünf großen Gymnasien im Kreis Oberhavel gaben MAZ-Mitarbeiter Konrad Litschko Auskunft über Schülerrechte außerhalb der Hausordnung.
Darf ich mit meinem Heavy-Metal-Shirt zur Schule erscheinen?
Na klar! Laut Artikel zwei, Absatz eins des Grundgesetzes hat jeder Mensch das Grundrecht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit. Das gilt natürlich auch für Schüler. Welches Hemd du dir anziehst, ist also ganz allein deine Sache. Mit einer Ausnahme: “Gegen rechtsextreme Shirts gehen wir natürlich vor”, so Gerd Meusling, Direktor des Hohen Neuendorfer Marie-Curie-Gymnasiums. Uwe Mirau, Chef des Hennigsdorfer Puschkin-Gymnasiums, hat dafür eigens eine Liste mit rechter Symbolik im Büro zu liegen. “Vor Jahren mussten wir deswegen mal Schüler nach Hause schicken, heute gibt´s da eigentlich keine Probleme mehr.”
Darf die Schulleitung unsere Schülerzeitung zensieren?
Schülerzeitungen unterliegen wie die MAZ oder andere Publikationen dem Presserecht. Das heißt: Persönliche Enthüllungsgeschichten über den Klassenlehrer ohne dessen Zustimmung oder Beleidigungen gehen nicht. Von Zensur steht da allerdings nichts. “Da hatten wir noch nie Probleme”, sagt Ulrich Ehrenberg, Leiter des Strittmatter-Gymnasiums in Gransee. Allerdings setzen die Schulen auf Prävention. In fast allen Gymnasien werden die Jungredakteure von Lehrern betreut. Ausnahme: das Louise-Henriette-Gymnasium in Oranienburg. “Wenn uns ein Artikel nicht gefällt, spreche ich mit den Schülern”, so Doris Elert, Direktorin des Gymnasiums. Zensur gäbe es nicht. Schüler allerdings berichten, dass vor einigen Jahren eine Seite ihrer Schulzeitung überklebt werden musste.
Wie oft darf ich schwänzen?
Hier greift das Landesschulgesetz, die Schulen im Kreis haben da wenig Handlungsspielraum. Uwe Mirau weiß es genau: “In der Sekundarstufe dürfen es nicht mehr als zehn Fehlzeiten in zwei Monaten oder 14 Fehlzeiten im halben Jahr sein.” Sonst droht der Schulverweis. Im Strittmatter-Gymnasium müssen Volljährige ihre Abwesenheit dann auch schon mal vor der Lehrerkonferenz verantworten. Sollte es nicht zum Ausschluss kommen, droht immer noch das Sitzenbleiben. Siebt- bis Zehntklässlern können fürs Schwänzen nicht so schnell verwiesen werden, da gibt es vorher noch Elterngespräche und Jugendarbeitsangebote. Dietmar Schiewe, stellvertretender Schulleiter am Veltener Hedwig-Bollhagen-Gymnasium, hat eine besondere Regelung: “Wer bei Klausuren fehlt, schreibt am Sonnabend nach. Das nervt doch einige.”
Können die Lehrer etwas gegen meinen Irokesenschnitt machen?
Nein. Da gilt wieder die freie Entfaltung der Persönlichkeit. “Wir haben da zwei Kandidaten im Haus, das wird toleriert”, so Dietmar Schiewe vom Bollhagen-Gymnasium.
Wofür kann ich von der Schule fliegen?
Es gibt Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen. Während erstere milde Strafen beinhalten, zählen Schulverweise zu letzeren Mitteln und somit zu den schweren Geschützen. In Oberhavel sehen die Leiter Drogen und bewusste Gewalt als Verweisgrund Nummer eins. “Das muss man aber von Fall zu Fall entscheiden”, meint Doris Elert vom LHG.
Und wie kurz darf mein Minirock jetzt sein?
Es gilt erneut Artikel zwei des Grundgesetzes. In Oberhavel will damit aber noch niemand ein Problem gehabt haben. Zu kurz soll dann aber auch nicht sein. Oder wie Dietmar Schiewe sagt: “Wenn der Slip mehr zu sehen ist als das Röckchen, hört die Mode auf.”