Demonstration
Do, 06.12.07, 15.30 Uhr
Eberswalde Start am Markt, im Innenhof des Kreishauses
Motto:
“Light me Amadeu” –
Rassismus erkennen und überwinden!
Light me Amadeu heißt: “Entzünde mich, Amadeu“, erhelle und erwärme mich für die Überwindung von Rassismus. Amadeu Antonio wurde von Rassisten in Eberswalde gejagt und so geschlagen, dass er daran am 6. Dez. 1990 starb.
Nur wegen seiner Hautfarbe, 28-jährig. Wir wollen 17 Jahre danach an ihn und an andere von Rassismus betroffene Menschen erinnern.
Zur Brandstiftung an einem Asia-Imbiss im Leibniz-Viertel ermittelte die Polizei jüngst sechs junge Erwachsene aus Eberswalde und Umgebung aus dem Umfeld einer „Kameradschaft“. Rassistische Denkmuster bleiben gefährlich.
Immer wieder ist zu hören: Rassismus gibt es in Deutschland nicht!
Wie erklären sich aber dann grässliche Taten, Beleidigungen und undefinierbare Ängste, die auf tief sitzende Verankerungen von Rassismus hinweisen?
Es gibt Rahmenbedingungen, Gesetze, Traditionen und Diskussionen (nicht nur am Stammtisch), die Hass und Ausgrenzung fördern.
Beispiel „Residenzpflicht“ — unglaublich, aber wahr: Wenn Flüchtlinge aus Bernau oder Eberswalde den Barnim verlassen wollen oder müssen, zu Freunden, Verwandten, Ärzten, Rechtsanwälten oder aus anderen Gründen, dann müssen sie vorher bei der Ausländerbehörde eine „Verlassenserlaubnis“ beantragen, die gewährt oder verweigert werden kann. Diese Residenzpflicht war lange Zeit einmalig in Europa. Nun gibt es sie auch in Slowenien, das dem deutschen Beispiel seit einigen Monaten nacheifert.
Kriminalisierung: Herr K. lebt als Asylsuchender im Barnim. 2006/2007 wurde er drei Mal in Berlin bzw. Potsdam ohne Verlassenserlaubnis an Bahnhöfen von der Polizei kontrolliert und angezeigt. Dafür bekam er jetzt vom Amtsgericht Eberswalde eine Strafe von insgesamt 120 Tagessätzen á 5 ? (mit Gerichtskosten: 870,52 ?). Ab 90 Tages-sätzen gilt man als vorbestraft… Hätte Herr K. keine dunkle Haut, dann wäre er jetzt nicht „kriminell“. Denn Weiße werden viel seltener von der Polizei kontrolliert als Menschen mit vermuteter afrikanischer, asiatischer oder lateinamerikanischer Herkunft.
Spezielle Gesetze für Flüchtlinge führen dazu, dass Richter, Staatsanwälte, Polizisten, Verwaltungsangestellte am Sinn dieser Gesetze zweifeln oder sich entschuldigen: „Über deren Sinn oder Unsinn habe ich nicht zu befinden, aber ich muss Sie (leider) bestrafen / kontrollieren / anders behandeln.“ Da stimmt doch etwas nicht.
18 J. nach dem Fall der Berliner Mauer wollen wir den Abriss der unsichtbaren Mauer, die Flüchtlinge schikaniert und kriminalisiert. Auch diese Mauer muss weg!
Unsere Demonstration soll ein Zeichen für Vielfalt, Demokratie und Menschenrechte setzen, die Folgen von Rassismus thematisieren, erhellen und dagegen protestieren.
Die Demo ist eine der Aktionen, die von Eberswalder Schüler/innen zur Verringerung von Rassismus und Rechtsextremismus im Rahmen des open-space-Prozesses „Light me Amadeu“ entwickelt wurden. Zusammen mit Erwachsenen rufen wir als Barnimer Kampagne „Light me Amadeu“ zu dieser Demonstration auf.
Erreichbar sind wir über das Begegnungszentrum Wege zur Gewaltfreiheit, Brautstr. 34, 16225 Eberswalde, Tel. (03334) 22398.