«Gerade im Interesse meiner Kinder ist es wichtig, Aktionen gegen Gewalt und Extremismus zu unterstützen» , sagt Ingolf Burisch, Handballer der TSG Lübben, zu der Kundgebung «Lübben bekennt Farbe gegen Extremismus» . Sie findet heute von 11 bis 17 Uhr auf dem Marktplatz statt. Lübbens Kommunalpolitiker und Kirchen haben sie initiiert, weil heute Rechts- und Linksextremisten durch die Stadt marschieren wollen.
Als beängstigend empfindet Ingolf Burisch «die zunehmende Radikalisierung und Verrohung in Teilen unserer Gesellschaft. Humanistische Grundwerte müssen fester Bestandteil unseres Zusammenlebens sein.» Sein Teamkollege Mirko Wolschke will heute als Handballer der TSG demonstrieren, «weil ich als Sportler gegen jede Form von Extremismus bin.» Er hoffe, dass viele Sportler zum Marktplatz kommen. «Nur dadurch kann man für unsere Stadt ‚Flagge’ zeigen.»
Für Detlef Brose ist es als Lehrer, Mitglied des Vorstands des Tourismusvereins Lübben und des DRK selbstverständlich, «Farbe zu bekennen» . Er hoffe, «dass die Lübbener nicht hinter den Gardinen stehen.»
«Die sich dem Zug der Rechtsextremisten anschließen, vertreten eine undemokratische Denkweise. Rechte Denke, Menschenverachtung müssen bekämpft werden» , sagt Ivonne Lindemann , Sozialarbeiterin in der Lübbener Jugendfreizeiteinrichtung «insel» .
Superintendentin Ulrike Voigt wird heute während der Kundgebung das Wort ergreifen. Denn sie sei «froh und dankbar dafür, dass wir in einer demokratischen Gesellschaft leben. Zu lange habe ich erlebt, dass Menschen, die anders dachten und glaubten als die Herrschenden, ausgegrenzt und zum Verstummen gebracht wurden.» Deshalb wolle sie sich dafür einsetzen, «dass unsere Demokratie lebendig, offen und vielfältig bleibt» .
Das Klinikum Dahme-Spreewald und das Lübbener Reha-Zentrum werden sich an der Kundgebung beteiligen, informieren ihre Geschäftsführer Jutta Soulis und Jan Bücher . Denn «wir sind für alle Menschen da, egal welcher Nationalität, Konfession, Hautfarbe oder politischer Überzeugung» . Extremismus sei mit «einem enormen Imageschaden für die Region verbunden» . Die Stadt dürfe keine «no go area» werden. Ohne Tourismus habe sie keine Zukunft. Ein weiteres Motiv sei, dass «wir der Verantwortung jedem einzelnen unserer Mitarbeiter gegenüber gerecht werden wollen» .
Der Luckauer Hauptausschuss hatte beschlossen, den Lübbener Demokraten heute zur Seite zu stehen. Es sei «leider festzustellen» , sagt Stadtverordneter Olaf Schulze (CDU), «dass Rechts- und Linksextreme übers Land ziehen – Senftenberg, Seelow, jetzt Lübben. Wie lange werden sie das machen? Wenn sie keine Gegenwehr erfahren, ist zu befürchten, dass sie sich dauerhaft festsetzen.»
«Wir haben die gemeinsame Pflicht» , appelliert Landrat Martin Wille (SPD), «speziell hier in der Kreisstadt Flagge zu zeigen.» Der Aufruf zur Kundgebung gegen Extremismus wirke über die Stadtgrenzen hinaus, wie die «tolle Reaktion der Luckauer» zeige. Als «Gold wert» schätzt Wille den Versuch von Grün-Weiß Lübben ein, ein Fußballspiel zu verschieben, damit sich das Team an der Kundgebung beteiligen kann. Er hoffe, dass der heutige Tag «die Gemeinschaft der Demokraten zusammenschweißt» , so Wille. «Heute werden die Rechten ihr Gesicht zeigen, auch die Lübbener. Das wird hoffentlich zu Reaktionen in Familien und im Freundeskreis führen, indem die bürgerschaftliche Diskussion, mit jenen die dort mitmarschieren, beginnt.»