INFORIOT Der geplante Naziaufmarsch der “Freien Kräfte Neuruppin / Osthavelland” am 1. Mai in Wittstock hat nicht stattgefunden. Eine Sitzblockade von etwa 150 linken Jugendlichen sorgte dafür, dass die rund 200 Neonazis vom Bahnhof aus lediglich rund 100 Meter laufen konnten.
Dann war — vorerst — Schluss. Die Neonazis lösten sichtlich frustriert ihre Versammlung auf.
Attacke aufs Mittendrin
Ein Teil der Rechten verblieb zunächst in Wittstock, ein anderer Teil fuhr mit dem Zug nach Neuruppin. Am dortigen Bahnhof Rheinsberger Tor durchbrachen etwa 50 Neonazis die Ketten der Polizei, bewaffneten sich mit Steinen und Flaschen und zogen zum Hausprojekt “Mittendrin”. Das Haus wurde angegriffen.
Durch das entschlossene Auftreten der Menschen, die sich im “Mittendrin” befanden, konnte die Attacke abgewehrt werden. Mehrere in der Nähe geparkte Autos wurden dabei beschädigt. Erst nach längerer Zeit erschien die Polizei. Dies teilt das Mittendrin in einer Stellungnahme mit und ruft zu Spenden zugunsten der betroffenen AutohalterInnen auf.
Nach ersten Pressemeldungen wurden zwölf Anzeigen aufgenommen, darunter eine gegen einen Polizisten wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt.
In Wittstock selbst sollen wenige der dort verbliebenen Neonazis einen kurzen Spontanaufmarsch durchgeführt haben.
Wittstock: Stadtfest und Gedenken an Todesopfer rassistischer Gewalt
Neben der erfolgreichen Sitzblockade fanden in Wittstock weitere Protestaktionen statt. Bei einem Stadtfest mit mehreren hundert TeilnehmerInnen sprach unter anderem CDU-Bürgermeister Jörg Gehrmann und es fand ein ökumenischer Gottesdienst statt.
Am Mahnmal für die Opfer des Faschismus wiederum erinnerte unter anderem der Verein Opferperspektive an Kajrat Batesov. Der Russlanddeutsche war vor genau zehn Jahren aus rassistischen Motiven in Wittstock ermordet worden.
Blockadepolitik weiter erfolgreich
Die erfolgreiche antifaschistische Blockade in Wittstock war nicht die erste in diesem Jahr. Erst vor zwei Wochen war in Neuruppin ein rechter Aufmarsch auf die gleiche Art verhindert worden. Im März war der geplante Ablauf einer Nazidemonstration in Frankfurt/Oder ebenfalls verunmöglicht worden.
Auch die Aufmärsche in Cottbus und Brandenburg (Stadt) wurden durch Blockaden erheblich behindert.
Gegen einen neuerlichen rechten Aufmarsch am 12. Mai in Cottbus werden derzeit ebenfalls Blockaden organisiert.