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Man ist halt gerne unter sich”

Im Land­kreis Ober­hav­el find­en Rechte, was sie suchen: nette Eck­en zum Wohnen, rechte Struk­turen, wichtige NPD-Funk­tionäre — sagt Ralph Gabriel, lokaler Stre­it­er gegen rechts

taz: Herr Gabriel, warum fühlen sich Berlin­er NPD-Größen ger­ade in Ober­hav­el so wohl?

Ralph Gabriel: Das ist nicht ein­deutig zu sagen. Erst ein­mal ist der Speck­gür­tel mit sein­er Nähe zu Berlin ein attrak­tives Wohnge­bi­et. Zudem tre­f­fen die NPDler hier auf eine recht­sex­treme Struk­tur, die sich um den Leit­er des recht­en Deutschen Rechts­büros Richard Mios­ga ver­fes­tigt hat. Dieser wohnt schon seit Jahren in Birken­werder, stellt sein Post­fach auch der NPD und den Jung-Nationalen zur Ver­fü­gung und ist anscheinend mit allen regionalen NPD-Größen ver­strickt. Diese Infra­struk­tur scheint mir ein wichtiger Zuzug­fak­tor zu sein, denn es gibt schönere Eck­en hier als Birken­werder und Hohen Neuen­dorf. Aber man ist halt gerne unter sich.

Welchen Fol­gen hat das für Oberhavel?

Die Auswirkun­gen der Zuzüge kön­nen wir jet­zt schon spüren: Die NPD tritt in Ober­hav­el wieder stärk­er in Erschei­n­ung. Sie traute sich etwa, mit Post­wurf­sendun­gen gegen unsere Anti­ra-Demo am ver­gan­genen Mittwoch mobil zu machen. Zudem liefen NPD-Vertreter ganz dreist im Demozug mit. Daneben wird zunehmend eine san­fte Seite ihres Ras­sis­mus gefahren: ein völkisch­er und deutsch­er Ethnopluralismus.

Gibt es denn einen beson­deren recht­en Wäh­lerzus­pruch in Oberhavel?

Den würde ich weniger in Birken­werder und Hohen Neuen­dorf sehen, wo sich ja Nahrath, Häh­nel und Palau niederge­lassen haben, als in manchen Gegen­den von Hen­nigs­dorf und Vel­ten. Dort haben sich seit gut zwanzig Jahren rechte Struk­turen etabliert. Das kön­nte nun aber auch in Birken­werder und Hohen Neuen­dorf dro­hen. Denn wo NPD-Mit­glieder aktiv wohnen, entwick­eln sie ein nicht unbe­deu­ten­des Mobil­isierungspoten­zial ger­ade bei Jugendlichen.

Stel­la Palau war lei­t­end in einem Fam­i­lien­zen­trum tätig — ist das nicht ein Parade­beispiel der bürg­er­lichen Inte­gra­tion, wie die NPD sie propagiert?

Das kann man wohl sagen. Die Recht­en fressen Krei­de, geben sich sym­pa­thisch und elo­quent. Es muss nicht gle­ich verdächtig sein, wenn eine Frau in ihrer Müt­ter­gruppe deutsche Kuchen­rezepte aus­pro­bieren will. Bei Stel­la Palau ist es das schon. Da war das ein­deutig poli­tisch gemeint.

Hät­ten die Mitar­beit­er im Fam­i­lien­zen­trum nicht mis­strauisch wer­den müssen?

Palau hat das sehr geschickt gemacht und sich nicht zu erken­nen gegeben. Als bekan­nt wurde, wer wirk­lich dahin­ter­steckt, ist das den Frauen in alle Glieder gefahren. Man ist auf dem Land aber manch­mal noch etwas blauäugig.

Ist es ein Zufall, dass es ger­ade Stel­la Palau als Frau so gut gelang, Sym­pa­thien zu ernten?

Nein. Frauen in der NPD ste­hen für Soziales, gel­ten als weniger radikal und vertreten oft die vorder­gründig gesellschafts­fähi­gen Anliegen der Partei. Diese schein­bare Harm­losigkeit ist eine große Gefahr.

Was kön­nen lokale Vere­ine gegen Inter­ven­tio­nen der NPD tun?

Das Fam­i­lien­zen­trum Hohen Neuen­dorf hat gezeigt, wie´s geht: wenn solch ein Fall bekan­nt wird, klar dis­tanzieren. Ger­ade bei ein­er so hin­ter­hälti­gen Angele­gen­heit muss man zeigen, wo Schluss ist. Anson­sten braucht man ein wach­sames Auge, eine öffentliche Diskus­sion und den bürg­er­lichen Protest. Der scheint sich jet­zt hier ja bere­its zu regen: Da kommt hof­fentlich eine starke Gegen­be­we­gung zur NPD in Gang.

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