Aktionsbündnis für eine gentechnikfreie Landwirtschaft Berlin und
Brandenburg besorgt über mangelnde Kontrollen beim Anbau von Gen-Mais
(Berlin und Potsdam, März 2005) Ein Teil der Flächen, die von
brandenburgischen Landwirten zum Anbau gentechnisch veränderter
Maissorten angemeldet wurden, existieren nicht. Dies hat eine Recherche
des Aktionsbündnisses für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in Berlin
und Brandenburg ergeben. Ein Viertel der für den Landkreis Märkisch
Oderland gemeldeten Flurstücke — das heißt etwa 75 der insgesamt etwa
300 Hektar — sind im zuständigen Liegenschaftsamt nicht registriert.
Nach dem neuen Gentechnikgesetz müssen Anbauflächen transgener Sorten
drei Monate vor der Aussaat in ein allgemein zugängliches
Standortregister eingetragen werden. Das Register wird vom Bundesamt für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) verwaltet. Unter
www.bvl.bund.net/standortregister.htm finden sich Postleitzahl, Ort,
Gemarkung, Flur, Flurstück, Schlag und Flächengröße der geplanten
Gen-Maisfelder. Die Daten dienen der Überwachung etwaiger Auswirkungen
des Gentech-Anbaus sowie der Information der Öffentlichkeit. Bauern
können sich hier informieren, ob in ihrer Nähe gentechnisch veränderte
Sorten angebaut werden.
“Landwirte und insbesondere Biobauern müssen sich auf die Richtigkeit
der Angaben verlassen können” so Jakob Ganten von Demeter und Sprecher
des Aktionsbündnisses, “wie sonst sollen Absprachen zur Einhaltung
bestimmter Abstände getroffen werden?” Brandenburg — nicht nur das
Bundesland mit der meisten Ökofläche — sondern auch das Bundesland in
dem ab April 2005 am meisten gentechnisch veränderter Mais angebaut
werden soll, nämlich auf bis zu 500 Hektar. In ganz Deutschland sind
knapp 1.000 Hektar Gen-Maisanbau geplant.
Das Aktionsbündnis sieht insbesondere das brandenburgische
Landwirtschaftsministerium in der Pflicht, da es für die Kontrollen im
Bereich der Agro-Gentechnik verantwortlich ist. Verwundert zeigt sich
die Vertreterin des Bündnisses, Nora Mannhardt (BUND), über das
Verhalten des Ministers bezüglich eines Gesprächsangebotes, das er auf
der Internationalen Grünen Woche ausgesprochen hatte. “Dieses Gespräch
will der Minister in den April legen, wo doch jetzt die Zeit ist, über
den Anbau der transgenen Sorten zu reden. Die Bauern treffen jetzt ihre
Vorbereitungen, im April” so Nora Mannhardt weiter, “ist der Zug längst
abgefahren. Das Saatgut ist dann gekauft oder bereits ausgebracht und
für ein Gespräch ist es dann zu spät.” Handlungsbedarf seitens des
Landes besteht jetzt, da das BVL auf Anfrage des Aktionsbündnisses
bestätigte, dass das Land Brandenburg auch die Richtigkeit der Angaben
im Standortregister kontrollieren muss.
Das Bündnis setzt sich dafür ein, dass auch in Zukunft eine
gentechnikfreie Landwirtschaft in Brandenburg möglich ist. Die Sorge
gilt gerade dem ökologischen Landbau, für den der Anbau transgener
Sorten nicht nur verboten ist, sondern in Zukunft existenzbedrohend sein
kann. Fast zehn Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in
Brandenburg wird ökologisch bewirtschaftet. Dazu Christof Potthof
(Gen-ethisches Netzwerk und Sprecher des Aktionsbündnisses): “Beispiele
aus Kanada zeigen, dass dort der Anbau bestimmter ökologischer Kulturen
nicht mehr möglich ist. Schon nach deutlich weniger als zehn Jahren des
Anbaus von gentechnisch verändertem Raps, kann in der bekanntermaßen
großräumigen Landwirtschaft — die Gentechnikfreiheit nicht mehr
gewährleistet werden.”