Zwei Jugendliche aus Beeskow als Verdächtige festgenommen — Opfer liegt lebensgefährlich verletzt im Krankenhaus
(BM, M. Lukaschewitsch) Beeskow — Zwei junge Männer aus Beeskow stehen unter Verdacht, vor drei Wochen einen 35 Jahre alten Obdachlosen im Stadtpark auf einer Bank
angezündet zu haben. Steven G. (19) und Stefan K. (22) sind jetzt von der Polizei als mutmaßliche Täter verhaftet worden. Die beiden wurden vor drei Tagen in der Wohnung des Älteren festgenommen. Der Jüngere habe inzwischen
die Tat gestanden, sagte Michael Neff, Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder).
Das Opfer, Jürgen W. (35), musste mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Berliner Unfallkrankenhaus Marzahn eingeliefert werden. W. erlitt Verbrennungen dritten Grades auf rund einem Drittel der Hautoberfläche. Sein
Zustand, so die Ärzte, habe sich inzwischen stabilisiert, er schwebe nicht mehr in Lebensgefahr. Er liege jedoch noch immer im künstlichen Koma, damit ihm die Schmerzen durch die erlittenen Verbrennungen erspart bleiben.
Der Mann hatte sich am Tattag wie gewohnt auf der Bank zum Schlafen gelegt. Doch gegen 23 Uhr an jenem Mittwoch schlenderten die beiden jungen Männer an der Bank vorbei. Der alkoholabhängige W. war ein willkommenes, weil durch
zahlreiche Biere bereits heftig benebeltes Opfer. Sie durchsuchten die Taschen der Jacke des Schlafenden nach Geld und Zigaretten. Doch Jürgen W. hatte an diesem Tag keinen einzigen Cent mehr in der Tasche und auch keine
Zigarette mehr übrig.
Aus “Frust und Verärgerung” über die ausgebliebene Beute, so gab Steven G. gestern in seiner Vernehmung an, entzündete er schließlich sein Feuerzeug und hielt es an die Nylonjacke von Jürgen W., der immer noch schlief. Die billige Kunstfaserjacke stand in Sekundenschnelle in Flammen. Steven G. und Stefan K. rannten davon.
Eine Passantin kam kurz danach vorbei und sah den brennenden Mann auf der Parkbank. Besonders perfide: Ausgerechnet der ebenfalls tatverdächtige Stefan K., der nach der Tat noch unweit des Tatorts mit seinem Hund spazieren ging, leistete dem Opfer sogar noch Hilfe. Doch in seiner Vernehmung verwickelte sich der Mann immer mehr in Widersprüche. Schnell war den Ermittlern klar, dass Stefan K. zum Kreis der Tatverdächtigen gehören würde.
Der Tatort, eine beschauliche Stelle kurz hinter der historischen Stadtmauer von Beeskow, ist unter den Jugendlichen der Gegend ein beliebter Treffpunkt.
Die Kriminalisten konnten den Kreis der jungen Leute, die fast täglich hierher kamen, eingrenzen, was letztlich auch mit zur Ermittlung der mutmaßlichen Täter führte.
Obdachloser wurde bestohlen und angezündet
Zwei junge Beeskower wegen versuchten Mordes in Haft / Motiv der Tat war offenbar Wut
(Berliner Zeitung) BEESKOW. Es war in der Nacht zum 16. Juni: Gegen 0.30 Uhr bemerkten Spaziergänger ein Feuer am Fröbelpark in Beeskow (Oder-Spree). Als sie näher
herantraten, sahen sie einen brennenden Menschen auf einer Parkbank liegen. Heute, zwei Wochen später, ist klar: Es war kein Unfall und kein Selbstmordversuch, durch den der 35-jährige Jürgen W. lebensgefährliche Brandverletzungen erlitt. Der obdachlose Mann wurde angezündet. Zwei junge
Männer aus Beeskow sollen die schreckliche Tat verübt haben. Offenbar hatten sie Jürgen W. bestehlen wollen und sich geärgert, dass es bei ihm nicht genug zu holen gab. Am Donnerstagabend wurden gegen den 18-jährigen Steven
G. und den 22-jährigen Stefan K. Haftbefehle wegen versuchten Mordes erlassen.
Opfer liegt im künstlichen Koma
Wie Michael Neff, Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder), am Freitag bestätigte, war der Tat ein Diebstahl vorangegangen. Jürgen W. hatte in jener Nacht auf der Parkbank geschlafen, als der 18-jährige Steven G. und
der 22-jährige Stefan K. vorbeigekommen sein sollen. Die beiden jungen Männer durchsuchten Neffs Angaben zufolge den Schlafenden, nahmen ihm Zigaretten ab. “Vermutlich waren sie dann wütend, weil sie kein Geld bei ihrem Opfer fanden”, sagte der Sprecher. Nach Erkenntnissen der Ermittler,
holten die mutmaßlichen Täter dann ihre Feuerzeuge hervor und hielten die Falmmen an den aus synthetischem Material bestehenden und damit leicht entflammbaren Anorak von Jürgen W. Kurz darauf brannte der Mann lichterloh. Zwei Zeugen konnten die Flammen offenbar mit einer Jacke ersticken. Sie
alarmierten die Polizei. Wie sich offenbar später herausstellte, soll es sich bei einem der Retter um Stefan K., einen der nun Beschuldigten, gehandelt haben.
Der 35-jährige Opfer kam mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Unfallkrankenhaus nach Berlin-Marzahn, das auf Brandverletzungen spezialisiert ist. Bei dem Anschlag verbrannten mehr als 30 Prozent der Haut von Jürgen W.. Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge liegt er seitdem in
einem künstlichem Koma. “Sein Zustand ist aber mittlerweile stabil”, sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde.
Laut Neff bestreitet der 22-Jährige, Jürgen W. in Brand gesteckt zu haben. “Der 18-jährige Mann hingegen hat die Tat zugegeben”, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Beide Beschuldigten seien polizeibekannt und mehrfach
vorbestraft. Ihr Opfer Jürgen W. soll zudem schon im vergangenen Jahr von Jugendlichen durch Tritte verletzt worden sein. “Allerdings hatte er damals keine Anzeige erstattet”, so Michael Neff.
“Es ist eine entsetzliche Tat”, sagte Fritz Taschenberger, der Bürgermeister von Beeskow, am Freitag. Die schlimmste aller denkbaren Varianten sei eingetroffen. “Es ist für mich unvorstellbar, wie junge Leute so etwas
Furchtbares machen können”, sagte der Bürgermeister. Man müsse nachforschen, wo die Ursachen für so ein Verhalten lägen. “Auch wir als Stadt müssen Schlussfolgerungen aus der Tat ziehen.”
Weitere Drohungen
Zu Angaben, denen zufolge der Fröbelpark in der Vergangenheit häufiger durch
angetrunkene und aggressive Jugendliche aufgefallen sei, sagte
Taschenberger, es habe in der Vergangenheit schon Anlass zur Kritik gegeben.
Doch habe man die Sache in den Griff bekommen. Der Spielplatz könne wieder
von Kindern genutzt werden. Ordnungsamt, Polizei und angrenzende Schule
arbeiteten zusammen. “Wir unterstützen die Jugendarbeit in der Stadt, müssen
aber zugeben, dass wir gewisse Problemgruppen nicht erreichen”, so
Taschenberger.
Offenbar waren nach der Tat am 16. Juni weitere Obdachlose in Angst versetzt
worden. “Bald brennst auch Du”, sollen Jugendliche gedroht haben, berichtete
eine Zeitung. Den Angaben zufolge hätten mehrere Betroffene den Betreiber
des Obdachlosenheimes darüber informiert.