Mann zu Tode geprügelt: Angeklagte streiten Mordabsicht ab
(BM) Frankfurt (O.) — Wegen der brutalen Tötung eines Arbeitslosen müssen sich
seit Dienstag drei Männer vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) verantworten.
Die Staatsanwaltschaft wirft den 19 bis 28 Jahre alten Angeklagten Mord und
schweren Raub vor. Sie sollen einen 25-jährigen Frankfurter im März durch
Schläge mit Fäusten und Flaschen sowie ein Beschuldigter durch Messerstiche
so schwer misshandelt haben, dass er verblutete.
Die drei Angeklagten stritten am ersten Prozesstag ab, dass sie das Opfer
töten wollten. In Erklärungen räumten sie nur ein, den Mann geschlagen und
getreten zu haben. Der Hauptbeschuldigte Stephan B. (19) gab nach Aussage
seines Anwalts auch zu, mehrfach mit einer Metallstange und einem Messer auf
den Mann losgegangen zu sein.
Bei einem Trinkgelage habe die Freundin des mitangeklagten Daniel S. (21)
angerufen und gesagt, sie sei begrapscht worden, sagte Marco S. (28) zum
Anlass der Tat. Daraufhin seien die drei zur Wohnung des vermeintlichen
Grapschers gezogen und hätten die Tür eingetreten. Der gesuchte Mann sei
nicht zu Haus gewesen. Auf dem Sofa habe das spätere Opfer gelegen, so die
Anklage, auf das die Angeklagten nun eingedroschen hätten. So soll Stephan
B. mit der vollen Wucht seines damals 110 Kilogramm schweren Körpers auf den
liegenden Mann gesprungen und ihn dann auch noch als lebende Dartscheibe für
Wurfspiele mit dem Messer missbraucht haben. Dann habe B. mehrfach tief in
die Beine des Opfers gestochen.
Aus Lust am Töten
Drei Männer stehen in Frankfurt (Oder) wegen eines besonders brutalen Mordes
vor Gericht
(Berliner Zeitung) FRANKFURT (ODER). Enrico schlief auf der Wohnzimmer-Couch, als am 28. März
gegen Mitternacht die Wohnungstür eingetreten wurde. Drei junge Männer
stürmten wütend herein und fragten ihn nach einem Frank. Enrico wusste
nicht, wo der Gesuchte war. Vielleicht wusste er auch gar nicht, wer Frank
war. Denn Frank wohnte nicht in der Plattenbauwohnung in Frankfurt (Oder),
deren Tür die Männer eben eingetreten hatten. Enrico jedenfalls zuckte mit
den Schultern. Sieben Stunden später starb der 26-Jährige an den
Verletzungen, die ihm die nächtlichen Besucher zugefügt hatten.
Die betrunkenen Männer hatten mehrere Bierflaschen und eine gläserne
Kaffeekanne auf seinem Kopf zertrümmert, sie hatten ihn mit Füßen getreten
und auf ihn eingeschlagen. Einer der Angreifer soll Enrico mit Anlauf
mehrfach ins Gesicht getreten haben und auf ihm herumgesprungen sein — “wie
auf einen Trampolin”, so sagten die Mitangeklagten aus. Später schleuderte
derselbe Mann dann noch ein Wurfmesser auf Enrico, der zusammengekrümmt auf
der Couch lag. “Als Dartscheibe benutzt” habe der Hauptangeklagte sein
Opfer, sagt der Staatsanwalt.
Pure Mordlust
Schwer nachzuvollziehen ist, warum die Männer — allesamt bereits wegen
Gewaltdelikten justizbekannt — überhaupt auf ihr Opfer losgingen. In jener
Nacht waren sie losgezogen, um Frank “eine Rüge zu erteilen”. Der soll kurz
zuvor die Freundin eines der Angreifer am Busen berührt haben. Als das Trio
Frank nicht fand, schlugen sie auf Enrico ein.
Am Dienstag begann im Landgericht Frankfurt (Oder) der Prozess gegen die
drei Angreifer. Der Staatsanwalt wirft ihnen Mord vor. Der jüngste der
Angeklagten — ein 19-Jähriger — soll aus purer Mordlust getötet haben. Die
anderen beiden — zwei Brüder im Alter von 21 und 28 Jahren — aus Habgier.
Denn als sie die Wohnung verließen, in der der Schwerverletzte blutend auf
dem Sofa zurückblieb, nahmen sie noch dessen Geldbörse, sein Handy samt
Ladegerät sowie dessen Playstation mit. Den Angeklagten drohen lebenslange
Haftstrafen, wenn das Gericht sie nach dem Erwachsenenstrafrecht wegen
Mordes verurteilt. Die drei Männer stritten am Dienstag ab, in
Tötungsabsicht gehandelt zu haben.
Stephan B., der laut Anklage am brutalsten und aus Lust am Töten vorgegangen
sein soll, sitzt mit verschränkten Armen neben seinem Verteidiger. Der
19-Jährige ist kräftig gebaut, sein Gesicht wirkt noch kindlich. Er, der
schon einmal wegen Raubes verurteilt worden war, lässt seinen Anwalt das
Geständnis widerrufen, das er bei der Polizei abgelegt hat. Ansonsten sagt
er nichts am ersten Verhandlungstag. Von den beiden Brüdern spricht nur der
ältere. Der jüngere, den die Staatsanwaltschaft als “gefährlichen
Intensiv-Kriminellen” einschätzt, schweigt. Nach Angaben eines
Gerichtssprechers war er erst vier Wochen vor der Tat aus dem Gefängnis
gekommen, dort hatte er eine fast vierjährige Haftstrafe unter anderem wegen
räuberischer Erpressung abgesessen.
Die drei Männer sitzen seit Anfang April in Untersuchungshaft. Für den
Prozess sind noch vier Verhandlungstage angesetzt. Voraussichtlich am 23.
September soll das Urteil verkündet werden.