Rechtsextremismus und Rassismus sind in Brandenburg nach wie vor ein
akutes Problem. Ein rassitischer Grundtenor ist ebenso häufig zu
finden, wie Kameradschaften Demonstrationen veranstalten, Übergiffe
auf Einzelpersonen, Jugend- und Kulturzentren und alternative
Festivals verübt werden. Im Land Brandenburg, im strukturschwachen
Nordwesten und ‑osten, im infrastrukturell abgeschnittenen Süden sowie
im berlinnahen “Speckgürtel” haben sich zahlreiche rechtsradikale
Kameradschaften organisiert und Netzwerke aufgebaut, die nicht nur dem
staatlichen Repressionsdruck ausreichend gewachsen sind (und eventuell
von den Repressionsorganen wie VS sogar finanziert werden). Diese
Kameradschaften haben sich neuerdings mit finanzkräftigeren
Parteistrukturen wie der NPD und DVU arrangiert und gleichzeitig eine
sich wirtschaftlich selbsttragende Kleingewerbestruktur geschaffen,
bestehend aus Musikbusiness und textilem rechtsradikalen
Merchandising, wodurch Arbeitsplätze für Kader entstehen und
finanzielle Ressoucen aquiriert werden. Seit Jahren betreiben diese
Strukturen eine mal mehr, mal weniger professionelle
Jugend(bildungs)arbeit — authentisch und sozial verankert.
Im
Kameradschaftsmilieu schließlich verbinden sich erlebnisorientierte
Aktionen mit inhaltlich ausreichenden Welterklärungsmustern und
sozialer Selbstvergewisserung, die hin und wieder Formen sozialer und
politischer Solidarität annimmt. Gerade in Brandenburg hat der Aufbau
und die Förderung alternativer Strukturen einer glaubwürdigen
nicht-rechten und antirassistischen Jugendkultur und ‑bildung nie
substantiell stattgefunden.
Auf der Suche nach Möglichkeiten der Stärkung alternativer
Jugendkulturen und lokaler Jugendinitiativen, nach überregionaler
Vernetzung und dem Austausch von von Strategien gegen
Rechtsextremismus und Rassismus fuhren im August 2004 20 Jugendliche
aus Initiativen und alternativen Jugendkulturzentren Brandenburgs nach
Novi Sad, Vojvodina, in Serbien und trafen sich dort mit
Gleichgesinnten. Wir fanden uns mit einem erstarkenden Nationalismus
und Rechtsextremismus und einer Zunahme von rassistischen und
rechtsextremistischen Übergiffen konfrontiert und begannen einen
Austausch hinsichtlich der Probleme mit Rechtsextremismus und
Rassismus im ehemals sozialistischen Ostdeutschland und Jugoslavien.
In der Woche diskutierten wir die Auswirkungen einer
Nichttaufarbeitung und Verklärung von Kriegsgeschichte und verglichen
die ländliche Jugendkultur Vojvodinas mit der Brandenburgs.
Aus unserer jahrelangen politischen Arbeit in Brandenburg heraus
sehen wir die Notwenigkeit einer überregionalen Vernetzung von
Jugendinitiativen. Der Austausch von Bildungsprojekten, die Förderung
von Jugendinitiativen und selbstbestimmten alternativen kulturellen
und sozialen Zentren über die EU Grenzen hinaus stellt einen
wesentlichen Bestandteil im Kampf gegen Rechtsextremismus und
Rassismus dar.
Vom 26.07. bis zum 04.08.2005 findet Mapping Right Winged Extremism
Teil II statt. Wir werden in Kleingruppen in Brandenburg und Berlin
ausschwärmen und Formen emanzipatorischen Lebens nachspüren. Wir
werden uns zwischen linken Haus- und Wohnprojekten, alternativen
Jugend- und Sozialzentren bewegen, die Praxen alternativer
Mediennutzung vorstellen und diskutieren, Geschichte und
Geschichtsrevisionismus in Brandenburg recherchieren,das Konzept
Opferberatung von Betroffenen rechter Gewalt vorstellen und
antifaschistische Stadtspaziergänge organisieren. Es wird neben der
Analyse der aktuellen Entwicklungen von Rechtsextremismus und
Rassismus gerade auch um Gegenstrategien gehen.
Wichtiger Fokus wird die Abschlußveranstaltung am 2.8.05 im Größenwahn
(Berlin, Kinzigstrasse 9) ab 20:00 sein. Zu der Präsentation der
Ergebnisse der einzelnen Workshops und der Diskussion um
Interverntionsmöglichkeiten gegen Rechtsextremismus und Rassismus
durch eine überregionale Vernetzung von Jugendinitiativen seid ihr
herzlich eingeladen.
Weitere Informationen findet ihr unter: