Potsdam- Im folgenden Text werden wir die politische Laufbahn und die dahinter stehende offen nationalsozialistische Ideologie des NPD-Stadtverordneten Marcel Guse beschreiben.
Innerhalb kurzer Zeit entwickelte sich Marcel Guse zu einer aktiven Persönlichkeit der neonazistischen Szene Potsdams und des Umlandes. Zurzeit verfolgt er eifrig das Ziel der „Zusammenführung der vielen zerstreuten nationalen Kräfte“ in Potsdam, sowie „die Gewinnung neuer Mitstreiter“ für die NPD.
HERKUNFT
Seine politische Laufbahn begann der Niedersachse bei der Brandenburger DVU. So beteiligte er sich spätestens seit dem Jahr 2008 an verschiedenen DVU-Ständen in Teltow-Fläming. An der Seite des ehemaligen DVU- Stadtverordneten Günther Schwemmer sammelte er z.B. Unterschriften gegen das geplante Asylsuchendenheim im Potsdamer Stadtteil Schlaatz und organisierte die monatlich stattfindenden Stammtische der DVU. Der recht großmäulig und selbstbewusst agierende Guse trat außerdem zusammen mit NPD-Bundesvorstandsmitglied Manfred Börm (Raum Lüneburg) als selbst ernannter Personenschützer auf, als Udo Voigt vergeblich versuchte ein „Grußwort“ an die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung im Zuge der Kommunalwahlen 2008 zu richten. Börm ist langjähriges Mitglied der NPD und leitet einen so genannten „Ordnungstrupp“, welcher NPD-Veranstaltungen absichert. In den 70er Jahren wurde er wegen des bewaffneten Angriffs auf ein NATO-Lager verurteilt und war bis zu deren Verbot Mitglied der „Wiking-Jugend“ und der terroristischen „Wehrsportgruppe Wolf“. Der plötzliche Tod Schwemmers Ende Mai 2009 verhalf Guse zu einer Position in der ersten Reihe und dem einzigen DVU-Sitz im Potsdamer Stadtparlament. Er rückte nach und setzte da an, wo Schwemmer aufgehört hatte. Im Stadtparlament stellte er nun Anfragen zur mangelnden Denkmalpflege von Kriegsgräbern für deutsche Soldaten, forderte die Aufklärung über die Partei „die Linke“ und deren angebliche SED Vergangenheit, äußerte seine Angst vor „hemmungsloser Überfremdung“ und provozierte in Sitzungen, gab sich jedoch der DVU-Linie treu. Darüber hinaus beteiligte sich Guse, dessen Alter deutlich unter dem Durchschnitt der DVU liegt, maßgeblich an der Gründung der DVU-Jugendorganisation „Junge Rechte“. Das Gründungstreffen fand am 5. Juli 2009 unweit von Potsdam statt und Guse wurde zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden ernannt. Er verfasste Flugblätter im Namen der DVU und verteilte diese. Zur Wahlkampfabschlusskundgebung der DVU am 20. September 2009 trat er neben der Brandenburger DVU-Fraktionsvorsitzenden Liane Hesselbarth als Redner auf und versuchte zum Schluss Aufmerksamkeit durch heroisches Schwenken der Deutschlandfahne zu erhaschen.
AKTUELL
Kurz nachdem die (schlechten) Wahlergebnisse der DVU bekannt gegeben wurden, verkündete Marcel Guse auf der nationalistischen Website „gesamtrechts“ seinen Übertritt zur NPD. Er beteuerte, dass er dies nicht aufgrund der Wahlergebnisse tue. In seiner Erklärung heißt es: „Das ist geschehen, weil die NPD für Rechtsextreme die besseren Möglichkeiten bietet, Politik zu machen.” Außerdem sagte er gegenüber der Taz: “Die NPD ist die Zukunft, die DVU nur noch ein zweite CSU.” Seitdem ist die DVU in Potsdam nicht mehr in Erscheinung getreten. Die Domain ihres Stadtverbandes steht mittlerweile zum Kauf im Internet. Mit dem Übertritt sitzt Guse nun als NPDler in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung und fällt immer wieder durch antisemitische Zwischenrufe oder anderes neonazistisches Verhalten auf .
Im Januar 2010 gründeten u.a. Marcel Guse und Daniel Hintze, unter dem Dach des Kreisverbandes Havel-Nuthe, den Potsdamer NPD-Stadtverband, dessen Vorsitz durch Guse besetzt ist. Auf dem Foto der Gründungsfeier ist zu sehen, wie Marcel Guse dem Vorsitzenden des NPD-KV Havel-Nuthe, Michel Müller, die Hand schüttelt. Dieser ist ein vorbestrafter Gewalttäter und saß mehrfach wegen politisch motivierter Gewaltdelikte auf der Anklagebank.
Ein erster NPD-Stammtisch mit weiteren Vertreter_innen aus Potsdamer Neonazi-Gruppierungen ließ nicht lange auf sich warten, und diente zur lokalen Vernetzung der Neonazi-Szene. Dabei zeigt Guse keinerlei Berührungsängste bei der Zusammenarbeit mit offen nationalsozialistischen Kameradschaften in Potsdam. Warum auch? Er selbst tritt offen ein für die Forderung nach einem „Nationalen Sozialismus!“. Er verteilte mit den „Freien Kräften“ gemeinsam Flyer gegen das Asylsuchendenheim am Schlaatz, er besucht mit ihnen Demonstrationen und verlinkt ihre Homepages auf der Seite der NPD Havel-Nuthe.
IDEOLOGIE
Auch virtuell ist Guse neonazistisch unterwegs. Auf der Homepage des NPD- Kreisverbandes Havel-Nuthe sind viele seiner selbst verfassten Berichte (u.a. über die Stadtverordnetenversammlungen) veröffentlicht. Dabei ist er sich auch nicht zu fein Adolf Hitler “aus aktuellem Anlass” zum Geburtstag zu gratulieren.
In dem einen oder anderen Bericht sind auch Zitate vom neonazistischen Liedermacher Frank Rennicke und sogar von Joseph Goebbels zu finden. “Der Idee [der NSDAP] entsprechend sind wir die deutsche Linke. Nichts ist uns verhasster als der rechtsstehende nationale Besitzbürgerblock.”[1] Wobei er den in Klammern gesetzten Teil durch Sternchen ersetzte, wohl aus Angst vor Repression. So veröffentlicht er auch biographische Anekdoten über seinen Großvater, bei dem er meinte auf alten Familienfotos einen „Doppelblitz am Kragen“ erkannt zu haben: „Ich bin so stolz auf Opa Erich” [2]. Nur zwei Wochen zuvor schrieb er: „In tiefer Dankbarkeit verneigen wir uns vor den tapferen deutschen Soldaten aller Waffengattungen und vor den europäischen Kriegsfreiwilligen, die auf deutscher Seite kämpften und im großen Völkerringen ihr Leben in die Waagschale legten. Ewig lebt der Toten Tatenruhm!“[3] Dieser Ideologie folgend, fordert er auch die Revidierung der Oder-Neiße-Grenze mit recht drastischen Worten. Ihm sei es egal, ob „ein polnischer Präsident (…) samt Gefolge ins Gras beißt“, da ihn nur die Frage interessiere, „wann kehrt die Heimat meiner Vorfahren wieder heim ins Reich“. Diese Aussage war dann wohl selbst der NPD Havel-Nuthe zu eindeutig und so nahm sie den Text nach wenigen Tagen wieder von ihrer Seite. Auch sonst macht Guse aus seinem Herzen keine Mördergrube. So schreibt er über einen Ausflug von Potsdamer Neonazis nach Berlin, dass diese in Zweierreihen durch das Brandenburger Tor gelaufen seien, „diesmal noch ohne Fackeln und dazugehörigem Fahnenmeer“. [4] Auch die bei Neonazis übliche Weltuntergangsstimmung fehlt bei Guse nicht: „Die Zeichen stehen auf Sturm. Die Zeichen stehen auf Bürgerkrieg. Nur eine deutsche Volksgemeinschaft kann einen solchen Bürgerkrieg gewinnen.“ [5]. Mit Abstand am offensichtlichsten tritt die nationalsozialistische Ideologie Guses allerdings zu Tage, wenn er seine Texte Mal um Mal mit der Forderung nach einem „Nationalen Sozialismus“ beendet.
ÖFFENTLICHE AUFTRITTE
Auf den Neonazi-Demonstrationen in Neuruppin Ende März und am 01. Mai in Berlin war zu beobachten, dass Guse auch in Situationen auftritt, in denen es zu Gewalttätigkeiten von Seiten der Demonstrationsteilnehmer_innen kommt. So war er, in beiden Fällen bekleidet mit schwarzen Lederhandschuhen, in Rangeleien und Schubsereien mit Polizist_innen bzw. Journalist_innen involviert. Die Situation in Neuruppin wurde später auf der Homepage der NPD mit den Worten beschrieben, dass der „Nationale Widerstand zum Sturm auf die Vaterlandslosen überging (…)”. Sich zunehmend steigernde, offene Gewalttätigkeit gehört also ebenfalls in das Verhaltensrepertoire des Marcel Guse.
FAZIT
Dieser Text zeigt die eindeutig nationalsozialistischen Aktivitäten Marcel Guses auf. Er ist in Potsdam eine ideologische Führungsfigur der lokalen neonazistischen Szene. Seine p
olitischen Inhalte sind menschenverachtend. Sein Werdegang und seine bisher formulierten politischen Ziele deuten darauf hin, dass er sein Leben nach dieser Ideologie ausrichtet und folglich anzunehmen ist, dass er nicht nur die Stadtverordnetenversammlung als Bühne nutzt, sondern auch andere soziale Bereiche. So sollten sowohl die Abendschule, die er besucht, als auch die soziale Wohneinrichtung für Senior_innen Kursana Residenzen GmbH/ Haus Gabriel in Potsdam, bei der angestellt ist, sich dieser Gefahr bewusst sein.
[1] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=2529
[2] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=2621
[3] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=2325
[4] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=2248
[5] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=2112
[6] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=2529