LINDOW Atomkraftgegner haben sich gestern ein Bild vom Zustand der Eisenbahnbrücken in Lindow gemacht. Über diese Brücken soll am 30. Oktober der Zug mit dem ausgebauten Reaktor des Kernkraftwerkes Rheinsberg rollen. Die Atomkraftgegner hatten schon vorher Zweifel geäußert, ob die kleinen Brücken der Last des Reaktorzuges – etwa 220 Tonnen – überhaupt standhalten kann. Nach der Stippvisite in Lindow waren sie entsetzt. “Ich bin sprachlos. Dass sich die Brücke in einem so schlimmen Zustand befindet, hätte ich nie für möglich gehalten”, sagt Bernd Ebeling von der Bürgerinitiative gegen Atomanlagen Uelzen. Ebeling ist von Beruf Bauingenieur. Aber dass die Brücke über der Straße in Richtung Salus-Klinik in schlechtem Zustand ist, sahen selbst Laien auf den ersten Blick. Bei der Untersuchung der Gleise stellten Manuel Schmidt von der BI in Uelzen und Jan Becker von der Initiative “Contratom” entsetzt fest, dass von den Bolzen, die die Gleise mit den Schwellen verbinden, einige gänzlich fehlen und andere von unten so stark weggerostet sind, dass sie nur noch locker im Gewinde liegen. Auch Muttern hätten sich mühelos per Hand lösen lassen, konstatiert Becker. Er befürchtet nun das Schlimmste, sollte der Reaktor-Transport wie geplant über die Bühne gehen. “Im schlimmsten Fall bricht die Brücke unter der tonnenschweren Last zusammen, und wir haben hier ein riesiges logistisches Problem. Immerhin handele es sich bei der Fracht um Atommüll.”
Die Aktivisten haben den Zustand der Brücken dokumentiert und fordern die Bahn auf, erst die Bauwerke zu sanieren, bevor der Reaktortransport erfolgt. Die Bahn hatte im Vorfeld erklärt, es gebe keinen Grund zur Sorge. Man werde zusätzliche Verstrebungen anbringen, um die Brücken zu stabilisieren, so Bahnsprecherin Susan Saß.