Es braut sich einiges zusammen in Sachen Rechtsextremismus in Rathenow.
Jedoch nicht wie üblich in Punkto Gewalt — „lediglich“ zwei Übergriffe seit
Jahresbeginn, einen rassistisch motivierten Überfall auf einen 13 Jährigen
Schüler und eine Sachbeschädigung an einem von Linken befahrenden Pkw, die
für Rathenower Verhältnisse im „normalen“ Bereich liegen, wurden registriert
– sondern die mehr oder weniger legalen Politaktionen der regionalen
Rechtsaktivisten bieten Anlass zur Sorge.
Seit den Landtagswahlen 2004 in Brandenburg und Sachsen, die mit dem Einzug
der rechtsextremen Parteien DVU und NPD in das jeweilige Parlament endeten,
ist die Szene deutlich spürbar im Aufwind. Nicht nur das wieder vermehrt
Aufkleber der NPD verklebt oder wie erst vor wenigen Tagen Flugblätter
dieser Partei im Rathenower Stadtgebiet verteilt wurden, sondern gerade auch
die vermehrte Teilnahme an einschlägigen Veranstaltungen außerhalb
Brandenburgs lassen zurzeit nur ein Fazit zu: Die westhavelländische
Szenerie will den Anschluss an die bundesweite Naziszene.
Bereits am 30.10.2004 marschierten mindestens 23 Personen aus Rathenow und
Premnitz bei dem von Christian Worch angemeldeten Naziaufmarsch in
Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam mit. In diesem Jahr folgten mindestens
neun westhavelländische Nazis dem Aufruf der rechtsextremen „Initiative
gegen das Vergessen“ zu einem „Trauermarsch“ am 15.Januar nach Magdeburg.
Bisheriger Höhepunkt war jedoch der Aufmarsch von ca. 5000 Nazis am
13.Februar in Dresden, an dem mindestens 14 Rechtsextremisten aus Rathenow
und Premnitz teilnahmen.
Zu den Aufmärschen fahren fast ausschließlich bekannte Gesichter aus den
westhavelländischen Kameradschaften „Hauptvolk“ und „Sturm 27“, die sich
zusammen auch „Nationale Bewegung Rathenow“ nennen.
Neben dem Demotourismus ist zurzeit bei den Kameraden auch die mediale
Aktivität wieder en vogue. Seid geraumer Zeit gibt es jetzt ein Forum der
Kameradschaft „Hauptvolk“, das von der vom Kameradschaftsführer Sandy A.
betriebenen Domain „Sauerkrautnektar“ aus betrieben wird. Neben den üblichen
Verdächtigen vom HV hat sich hier auch Sturm(27)führer Benjamin K. als
Mitglied eingetragen und gleich die von ihm erstellte Seite vom „Sturm 27“
mitverlinkt. Hier geht es aber im Gegensatz zum eher fußballlastigen
Hauptvolk – Forum um klar nationalsozialistisch motivierte Inhalte. Der in
der Vergangenheit wegen Volksverhetzung und Verwendung von Kennzeichen
verfassungswidriger Organisationen vorbestrafte und erst drei Tage vor
seiner Teilnahme am Dresdner Naziaufmarsch wegen eines Übergriffs auf einen
von linken befahrenen Pkw erneut verurteilten Betreiber K. hetzt in der
Rubrik „Beiträge“ gegen Israel, demonstriert mit dem Foto einer abbrennenden
US – Flagge seinen Antiamerikanismus, grüßt im Gästebuch mit MDG (mit
deutschen Gruß; strafbar nach § 86a StGB) und ruft im „Termine“ – Bereich
zur Teilnahme am Naziaufmarsch am 8.Mai in Berlin auf. Ein Grund für die
Sperrung der Seite war dies offenbar noch nicht.
Antifaschistische Gruppen im Westhavelland, 2005.03.01