(dpa, PNN) Frankfurt (Oder) — Im Umgang mit einem in Frankfurt (Oder) vermuteten Massengrab aus dem Zweiten Weltkrieg sucht die Stadt nach einem Kompromiss. Oberbürgermeister Martin Patzelt (CDU) kündigte gestern Gespräche mit dem Land Brandenburg, dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und dem privaten Eigentümer des Areals an. „Wir müssen das Machbare ausloten.“ Auf dem Gelände sollen über Tausend gestorbene Kriegsheimkehrer liegen.
„Es sind schwierige Verhandlungen“, sagte Patzelt. Das Thema sollte am Montagabend dem Hauptausschuss behandelt werden. Gleich nach der Sommerpause hofft der Kommunalpolitiker klare Vorstellungen über die weitere Vorgehensweise vorlegen zu können.
„Frankfurt war der Entlassungsort für alle deutschen Soldaten, die im Osten waren“, sagte Rolf Hübner vom Kreisverband des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Von 1945 und 1950 passierten etwa 1,2 Millionen Menschen das Lager am Stadtrand. Viele von ihnen starben noch auf dem Transport oder kurz nach ihrer Ankunft.
Um 1945/46 war die Sterblichkeitsrate besonders hoch, da die Sowjetunion nur Kranke entlassen hatte.
Die einstige Begräbnisstätte für Heimkehrer war später zum Teil als Friedhof erhalten geblieben. 1973/74 wurden 1888 Tote auf den Hauptfriedhof umgebettet. Nach neuen Namenslisten sollen aber rund 3200 Tote dort begraben gewesen sein. Deshalb werden auf dem jetzt betonierten Platz die sterblichen Überreste von rund 1300 Menschen vermutet. Patzelt sagte, unter der inzwischen bebauten Fläche könnten keine Suchgrabungen veranlasst werden.
Der Historische Verein zu Frankfurt (Oder) erhielt vor einigen Jahren einen anonymen Brief, demzufolge bei Bauarbeiten Anfang der 90er Jahre außerhalb des ehemaligen Heimkehrerfriedhofs Gebeine entdeckt worden waren. Der Fund wurde damals nicht gemeldet. Die dort ansässige Firma ist zwischen in Insolvenz gegangen.
Der Brief sei einer der Anlässe gewesen, eine Studie zum Schicksal der Heimkehrer zu erarbeiten, sagte Hübner. Die Untersuchung wurde vom Historischen Verein, dem Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen sowie dem Volksbund erarbeitet und im April 2005 der Stadt und dem brandenburgischen Innenministerium vorgelegt.dpa