Zu einem Massentumult ist es gestern gegen 15.15 Uhr im Elsterwerdaer toom-Lebensmittelmarkt gekommen. Nach Aussagen der Polizei haben zwei Asylbewerber aus dem Heim in Hohenleipisch versucht, Waren einzukaufen, die
sie auf die von ihnen vorgelegten Gutscheine nicht hätten beziehen können.
Im konkreten Fall soll es sich um einen Sommeranzug gehandelt haben.
Als die Verkäuferin an der Kasse die beiden Kunden darauf aufmerksam machte, sei es zu heftigen Disputen gekommen, in die dann auch noch Mitarbeiter der Information einbezogen worden seien. Vor Wut habe einer der Asylbewerber
nach Polizeiaussagen dann den umstrittenen Anzug zerrissen.
Die Marktleitung hatte inzwischen die Polizei informiert, die mit einiger Verzögerung eintraf, da man anderweitig dienstlich gebunden gewesen sei. Dem Marktleiter und dem Detektiv des Hauses sei es unter Mithilfe einiger
männlicher Kunden gelungen — inzwischen hätten nach Polizeiangaben fast 50 Marktbesucher das Geschehen verfolgt — die beiden Herren ruhig zu stellen.
Die Auseinandersetzung soll dann erneut eskaliert sein, als die Polizei beide Männer gebeten habe, ihnen aufs Revier zu folgen. Dabei sollen die Asylbewerber einem Polizisten in den Oberschenkel gebissen und dem anderen eine schwere Prellung im rechten Handgelenk zugefügt haben. Letzterer hätte sich in ärztliche Behandlung begeben und sei danach dienstunfähig geschrieben worden.
Die Polizei hat beide Männer schließlich wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte festgenommen und in Handschellen abgeführt.
Die gegenwärtige Praxis der Bezahlung mittels Gutschein anstelle von Bargeld stößt bei den Asylbewerbern auf wachsenden Unmut. Das bestätigte auf RUNDSCHAU-Nachfrage auch eine Mitarbeiterin des Asylbewerberheimes. Demnach
erhalten die Asylbewerber monatlich Gutscheine, mit denen überwiegend Lebensmittel und kleinere Bekleidungsstücke (Socken, Unterwäsche) erworben werden können.
Darüber hinaus gebe es vom Sozialamt speziell ausgewiesene Gutscheine für Sommer- und Winterbekleidung zum Einkauf in vorgeschriebenen Geschäften.
In einem Schreiben haben sechs Asylbewerber auf die ihrer Meinung nach missliche Situation hingewiesen und gefordert, ihnen ab Januar 2004 keine Gutscheine, sondern wieder Bargeld auszuhändigen.
Am Zahltag, dem 5. Januar 2004, wollen sechs Unterzeichner des «Komitees der Flüchtlinge und Asylsuchenden Hohenleipisch» keine Gutscheine mehr entgegen
nehmen. In einem Schreiben an die Polizeiwache Elsterwerda, das Ordnungsamt Hohenleipisch, das Sozialamt und die Ausländerbehörde in Herzberg, Amnesty International und weitere Gremien haben sie um die Genehmigung gebeten, am
5. Januar «gegen unsere schlechten Lebensbedingungen und gegen den Gebrauch der Gutscheine zu protestieren.»