(Jens Blankennagel, Berliner Zeitung) COTTBUS. Noch ist nicht klar, wie das Verfahren gegen die Hardrock-Band Böhse Onkelz weitergeht. “Die Akten der Polizei sind noch nicht eingegangen”, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Cottbus, Heike Lünnemann, am Montag. Die Band hatte bei ihrem Abschiedsfestival vor zwei Wochen auf dem Lausitzring vor mehr als 100 000 Fans auch den indizierten Titelsong ihrer Debütplatte “Der nette Mann” gespielt — mit “freundlichen Grüßen an die Bundesprüfstelle”. Da die Polizei eine solche Provokation für möglich hielt, war ein Fachmann des LKA vor Ort, der später Anzeige erstattete. Ein Polizeisprecher sagt am Montag: “Es war aber nicht geplant gewesen, das Konzert abzubrechen.”
Von der LP von 1984 wurde zwei Jahre später sechs der 14 Titel wegen nationalsozialistischer, gewaltverherrlichender oder pornografischer Texte indiziert. “Damit durfte sie nicht an Kinder und Jugendliche verkauft oder vor ihnen gespielt werden”, sagt die Vorsitzende der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, Elke Monssen-Engberding. Später wurde die Platte beschlagnahmt und damit verboten. Da solche Verbote nach zehn Jahren verfallen, hätte die Band den indizierten Titel am Lausitzring spielen dürfen — aber nur vor Erwachsenen. “Wer aber gegen eine Indizierung Lieder vor Kindern und Jugendlichen spielt, begeht eine Straftat”, sagte sie. Geldstrafen bis 50 000 Euro sind möglich.
“Die Band nimmt dazu keine Stellung”, hieß es vom Management. “Schon gar nicht vor der Presse.” Die Gruppe hatte nach ihrer Anfangsphase als Neonazi-Band mit der Szene gebrochen. Sie spielte offenbar auch keine Lieder mehr, die als nationalsozialistisch indiziert waren — wohl aber den Titel “Der nette Mann”. Er wurde als gewaltverherrlichend verboten, weil er den Mord an Kindern verharmlose. Die maximale Geldstrafe von 50 000 Euro wird die Band nicht weiter stören. Sie entspricht 50 Cent von jeder verkauften Festivalkarte — die kosteten 70 Euro.
Anzeige unterwegs
LKA: Keine Aussagen zu “Böhse Onkelz”
(MAZ) COTTBUS Die Anzeige gegen die Hardrockband “Böhse Onkelz” wegen rechtslastiger Lieder ist noch nicht bei der Staatsanwaltschaft angekommen. Die Band soll bei einem Konzert vor gut zwei Wochen verbotene rechtslastige Lieder gespielt haben. Die Anzeige liege nicht vor, sagte eine Sprecherin der Behörde am Montag in Cottbus. Eine Sprecherin des Landeskriminalamtes Brandenburg bestätigte erneut, dass die Anzeige gestellt worden sei. Sie wollte sich zu dem Thema aber nicht weiter äußern. Den “Böhsen Onkelz” wird bereits seit Jahren vorgeworfen, rechtslastige Propaganda zu verbreiten. Die Band gibt keine Auskunft an die Presse. In der Zwischenzeit haben sich die “Böhsen Onkelz” wiederholt von rechtem Gedankengut distanziert.
Nach Angaben des Landeskriminalamtes hatten LKA-Beamte das Open-Air-Festival auf dem Lausitzring in der Nähe von Senftenberg vor mehr als zwei Wochen beobachtet. Dabei soll die Gruppe vor 140 000 Zuschauern Lieder von ihrem ersten Album “Der Nette Mann” gespielt haben, die von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften auf den Index gesetzt wurden.