Asylbewerber geht in Hungerstreik
Sozialamt soll Wertgutscheine nicht in voller Höhe ausgegeben haben
POTSDAM James Tesse will heute (Dienstag) im Flur des Potsdamer Sozialamts in den Hungerstreik treten. Das kündigte der Asylbewerber aus Kamerun gestern gegenüber der MAZ an. Er werde nur eine Decke und Wasser mitnehmen.
Als Grund nannte er die “Menschen unwürdige Behandlung” durch die Behörde und die Zustände im Heim an der Michendorfer Chaussee.
Toilette und Küche seien 200 Meter vom Zimmer entfernt. Er fordere für sich, seine Frau und den dreijährigen, kranken Sohn eine Wohnung in der Stadt.
Letzter Auslöser für seinen Protest: Am 27. Dezember habe man ihm seine Gutscheine nicht in der vollen Höhe von 158,5 Euro, sondern nur im Wert von 58,5 Euro zugeteilt, behauptet Tesse. Als er deshalb am 2. Januar beim Amt vorstellig geworden sei, habe man ihm gesagt, er komme
zu spät und habe ihn hinaus geworfen. Ohne die Gutscheine, für die er Waren des täglichen Bedarfs erhält, komme er nicht klar, sagte Tesse.
Im Sozialamt sprach man auf MAZ-Anfrage von “aggressivem Auftreten” des Schwarzafrikaners. Man habe ihm gesagt, dass er für Coupons in voller Höhe unterschrieben habe. Dennoch werde man seinen Einzelfall prüfen und bei Bedarf nachzahlen, versicherte Sozialdezernent Jann Jakobs gestern.
Nach MAZ-Informationen wird die mit dem automatischen Eintüten der Gutscheine beauftragte Firma bei der Revision im März feststellen können, ob 100 Euro zweimal ausgereicht wurden. In diesem Fall würde Tesse die Summe wieder abgezogen. Bisher sei bei der Couponzuteilung
nie ein Fehler passiert, sagte Rathaussprecherin Regina Thielemann.