(4.9.) Frankfurt (O.) — Sie wollten eigentlich Frank T. eine “Rüge” erteilen. Doch
statt seiner traf es am 28. März diesen Jahres in Frankfurt (O.) den völlig
arglosen Enrico S., der bei seinem Kumpel Frank zur Untermiete wohnte. Sie
brachten ihn um, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war.
“Sie”, das sind die drei wegen Mordes angeklagten Stephan B. (19) und die
Brüder Marco S. (28) und Daniel S. (21). Vom kommenden Dienstag an müssen
sie sich vor dem Landgericht Frankfurt (O.) verantworten.
Die drei Männer werden beschuldigt, ihr Opfer “grausam und aus Mordlust”
getötet zu haben. Sie sind teilweise geständig. Selbst die Ermittler sind
erschüttert über das Ausmaß der Gewalt bei dieser Tat aus nichtigem Anlass.
“Menschenverachtend, grausam und sadistisch”, nennt Ulrich Scherding,
Sprecher der Staatsanwaltschaft das Verbrechen.
Der Anklage zufolge saß Enrico S. an besagtem Freitagabend arglos auf der
Couch und spielte mit der Playstation, als die drei gegen 23.30 an der
Wohnungstür klingelten. Er öffnete, die Männer verlangten, Frank T. zu
sprechen. Der soll die Freundin von Daniel S. belästigt haben. Doch T. war
nicht da. Die Angetrunkenen stürzten sich ohne Vorwarnung auf Enrico S.,
traktierten ihn minutenlang mit Faustschlägen und Fußtritten.
Der jüngste der Schläger, Stephan B. (19) zeichnete sich offenbar durch
besondere Brutalität aus. Der bullige 110-Kilo-Mann tat ein paar Schritte
neben das Sofa, lief darauf zu, sprang mit den Füßen voran über die
Seitenlehne und rammte dem benommenen Opfer dreimal die Hacken ins Gesicht.
Hätte Stephan B. wie Daniel S. stahlkappenbesetzte Stiefel getragen, dann
wäre Enrico S. wohl schon an diesen Verletzungen gestorben.
Aber die Täter ließen nicht von ihrem Opfer ab: Jeder nahm eine Bierflasche
und ließ sie auf dem Kopf des Opfers zerspringen. Bei Marco S. wollte es
nicht so recht klappen. Wie von Sinnen soll Stephan B. ihm die Flasche aus
der Hand gerissen haben. “Jetzt zeige ich dir mal, wie man das richtig
macht” soll er geschrieen und die Flasche auf dem Kopf von Enrico S.
zertrümmert haben.
Dann packten die Männer Playstation, eine Sparkassenkarte und 170 Euro
Bargeld in einen Rucksack und verschwanden aus der Wohnung. Ein paar Minuten
später kehrten sie allerdings zurück, um ihrem Opfer den Rest zu geben.
Stephan B. nahm ein Metallrohr und ließ es dreimal auf den Kopf von Enrico
S. krachen. B. nahm ein Wurfmesser und warf es aus kurzer Distanz auf die
Unterschenkel des Gemarterten. Den Ermittlern sagte er, er habe sich
vorgestellt, er ziele auf eine “menschliche Dartscheibe”. Dann stach er noch
zweimal zu, um von S. die Geheimnummer der Bankkarte zu erfahren. Doch der
rührte sich schon seit Minuten nicht mehr. Die drei verschwanden.
Zwei Stunden später wurde Enrico S. in einer riesigen Blutlache gefunden.
Die Ärzte konnten nichts mehr für ihn tun, er starb wenig später