(von Indymedia) Am gestrigen Samstag haben sich AktivistInnen zum gemeinsamen Straßentheater in Potsdam eingefunden. Thema waren die €päische und deutsche Migrationspolitik.
Kostümiert als Grenzposten, Person mit und ohne Pass spielten die AktivistInnen ein Stück (Skript unten), das die alltäglich an Grenzen stattfindenden Geschehen, in den Wochenendbummel der Potsdamer PassantInnen tragen sollte. In dem Stummtheater wurde die Einteilung in “Menschen mit Pass” und “Menschen ohne Pass” an den Grenzen Europas dargestellt. Die PassantInnen reagierten interessiert, aber auch irritiert, oftmals wurden die Flugblätter nicht einfach nur mitgenommen, sondern auch auf der Stelle durchgelesen. Es gab längere Unterhaltung, die über Lei(d)tkultur, Grenzen und bis zum Migrations-Aktionstag reichten, aber auch recht platte Reaktionen, welche den AktivistInnen aber auch aufzeigten, wie die Erhaltungen von Grenzen funktioniert. So äußerte sich eine ältere Dame mit dem Satz: “Die Grenzen auf, finde ich schrecklich, dann gibt?s ja noch mehr internationalen Terrorismus.” ?Will Bleiben?, einE der AktivistInnen der Gruppe hierzu: “An dieser Äußerung wird deutlich, wie mit der durch Mediendiskurse erzeugten Angst eine repressive, nationalstaatliche Politik legitimiert wird.”
Die TheateraktivistInnen führten das Stück nicht nur in den Fußgängerzonen Potsdams auf — ihr Weg führte sie auch bis in die Hallen des Potsdamer Hauptbahnhofs. Die von den AktivistInnen erwarteten Konfrontationen mit Security und der Staatsmacht blieben jedoch aus. ?R. Eclaim? hierzu: “Manchmal wird einem die Aneignung der öffentlichen Räume unerwartet leicht gemacht, das macht Lust auf mehr.” Das dachten sich wohl auch andere AktivistInnen, denn an den Haltestellen am Bahnhof (aber nicht nur da) fanden sich einige Plakate (siehe Fotos), welche die Auswirkungen des Passzwanges auf die Bewegungsfreiheit eines Menschen zeigen. So heißt es an einer Stelle im Text: “Die ´Bevölkerung ohne Pass´ wird hier in Lagern und Heimen untergebracht, dort dürfen sie dann ewig warten, auf eine ´Genehmigung´ sich frei bewegen zu können oder sie wird von dort einfach zurückgeschickt, in das Land das ihr gerade Probleme macht.” Des Weiteren wird im Text auch auf das Asylbewerberheim Bornim/am Lerchensteig am Rand von Potsdam hingewiesen, und “Bewegungsfreiheit und freie Wohnortwahl für die HeimbewohnerInnen” und auch für alle anderen gefordert. Dieser Forderung schlossen sich die TheateraktivistInnen auch an.
mehr Infos unter:
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Skript: Theaterstück “Grenztheater”
Requisiten:
4 Maleranzüge besprüht (2xTarnfarbe,1xweiß,1xschwarz)
4 Schulterklappen für Armeekostüme
2 Grenzpfeiler (in Nationalfarben)
1 rot-weißes Flatterband (für zwischen den Grenzpfosten, als Streifen auf dem Boden)
1 überdimensionierter Pass aus Pappe
1 Schild “Ausweiskontrolle”
SchauspielerInnen:
2 Grenzposten (Anzüge mit Tarnfarbe, Schulterklappen, 1x mit Trillerpfeife)
Person mit Pass (weißer Anzug)
Person mit Pass (schwarzer Anzug)
Leute, die Flugblätter verteilen und mit umstehenden Leuten diskutieren
Das Stück:
Grenzposten: stehen mit verschränkten Armen zwischen den Pfählen an der Grenze
Person mit Pass: geht auf die Grenze zu
Grenzposten 1: pfeift
Grenzposten: stoppen Person mit Pass
Grenzposten 2: zeigt auf Schild “Ausweiskontrolle”
Person mit Pass: holt (überdimensionalen) Pass raus, zeigt ihn den Grenzbeamtinnen;
spaziert über die Grenze, macht noch einen Radschlag drüber
Person ohne Pass: geht auf Grenze zu
Grenzposten 1: pfeift
Grenzposten: stoppen Person mit Pass
Grenzposten 2: zeigt auf Schild “Ausweiskontrolle”
Person ohne Pass: zuckt mit den Schultern, weiß nicht was damit gemeint ist, versucht durchzugehen
Grenzposten: weisen Person ohne Pass zurück
Person ohne Pass: geht kurz zurück und schaut nochmal aus Distanz auf die Grenzer,
geht wieder zur grenze
Grenzposten 1: pfeift
Grenzposten: stoppen Person mit Pass erneut
Person ohne Pass: tastet sich an der Mauer aus Luft entlang
Person mit Pass: Person geht durch Grenze an Person ohne Pass vorüber
Person ohne Pass: verweist die Grenzer auf Person mit Pass; schaut fragend, versucht an der Stelle, an der die weiß gekleidete Person passierte durchzugehen
Grenzposten: greifen Person ohne Pass, schleudern diese zurück
Personen mit und ohne Pass: fassen sich an den Händen und versuchen gemeinsam über die Grenze zu kommen,
Grenzposten: greifen sich die Person ohne Pass und trennen sie von der Person mit Pass
Person mit Pass: kommt über die Grenze
Grenzposten: schleudern Person ohne Pass zurück
kein HAPPY END! (noch nicht)