(MAZ, 29.1., Anke Fiebranz, Stefan Kuschel) FALKENSEE Dass die Täter in der Nacht zum 27. Januar im Geschichtspark Falkensee
zuschlugen, war kein Zufall. Sie wollten, dass ihre neonazistischen Spuren
genau an dem Tag gefunden werden, an dem die Welt der Opfer des
Konzentrationslagers Auschwitz gedachte. Das Vernichtungslager war am
Donnerstag vor 60 Jahren durch die Sowjetarmee befreit worden.
Die Unbekannten, die in dieser Woche in Falkensee ihr Unwesen trieben,
schändeten den Obelisken, der an die Opfer des Außenlagers des ehemaligen KZ
Sachsenhausen erinnert, mit Hakenkreuzen und klebten Din-A4-Blätter mit
antisemitischen Parolen auf einen Gedenkstein. Diese Aktion sei
zielgerichtet gewesen und stehe in direktem Zusammenhang mit dem Gedenken an
die Opfer der Nationalsozialisten, zeigte sich Horst Seferens, Sprecher der
Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, überzeugt. Die Täter wollten gerade
diese Opfer treffen: Das ehemalige KZ-Außenlager in Falkensee ist ein Ort,
an den Überlebende mit ihren schmerzlichen Erinnerungen in all den
Jahrzehnten nach dem Krieg immer wieder zurückkehrten. Auch von den 500
ehemaligen Häftlingen, die man Mitte April zu den Veranstaltungen zum 60.
Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen erwartet, werden nicht wenige
den Geschichtspark aufsuchen, machte Seferens deutlich. In Falkensee
herrscht derweil Entsetzen über den rechtsgerichteten Anschlag. “Darüber
kann man nur empört sein, das ist grausam”, sagte PDS-Fraktionschefin
Rosemarie Thürling. Sie schließt nicht aus, dass die Tat im Geschichtspark
eine “Gegenreaktion” sein könnte auf die umfangreiche und nach ihrer Ansicht
mitunter überfrachtete Berichterstattung in den Medien zum 60. Jahrestag der
Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. “Ich bin wirklich entsetzt
darüber, dass das ausgerechnet in dieser Zeit passiert ist”, sagte Erhard
Stenzel, Vorsitzender der PDS Falkensee und im Zweiten Weltkrieg
Widerstandskämpfer in der französischen Résistance.
“Ich bin der Meinung, dass gegenüber dem Rechtsextremismus und den Neonazis
eine härtere Gangart eingeschlagen werden muss”, so der 79-Jährige. Es könne
nicht sein, dass Neonazis in deutschen Parlamenten sitzen und durch das
Brandenburger Tor marschieren. “Ich verurteile das auf das Schärfste.”
Nach dem Anschlag in Falkensee ermittelt die Kripo unter anderem wegen des
Verdachts der Volksverhetzung. Zeugen, die in der Nacht zum 27. Januar
Beobachtungen in der Nähe des Geschichtsparkes gemacht haben, die mit der
Tat zusammenhängen könnten, sollen sich unter (07 00) 33 33 03 31 oder unter
www.internetwache.brandenburg.de melden.