NEURUPPIN Weil sie eine Gruppe Rechter mit Steinen beschossen haben sollen, standen Jenny H. (20) und Timo G. (23) vom links gerichteten Neuruppiner Jugendwohnprojekt “Mittendrin” gestern vor Gericht. Doch im Prozess vor dem Neuruppiner Amtsgericht ließ sich dieser Vorwurf nicht beweisen. Jenny und Timo wurden freigesprochen.
Eigentlich wollte Jenny H. am 1. Dezember 2000 zum Ska-Konzert ins JFZ. Doch als sie an der Ecke Schinkel-/ Karl-Marx-Straße Neuruppin “eine Gruppe Rechter” sah, ging sie zurück in ihren Treff, das Wohnprojekt “Mittendrin”. Kaum war sie im Haus, tauchten zirka 50 Leute, unter ihnen der stellvertretende NPD-Kreisvorsitzende Renald Christopeit (er ist nur stellv. Vorsitzender und Schatzmeister, Anm. d. Tippers), vor dem Haus auf. Von da ab gibt es zwei Versionen der Geschichte.
Laut Jenny H. haben die Rechten die Mittendrinler beschimpft und bedroht und Steine und Flaschen gegen die Hauswand geworfen. Sie selbst, so Jenny H., habe “zu keiner Zeit etwas aus dem Fenster geworfen”.
Das aber behaupten die beiden Hauptbelastungszeugen. Er und seine Begleiter seien als “Nazischweine” beschimpft und mit Flaschen beworfen worden, erklärte Marco B. Ein Geschoss aus einer Steinschleuder habe ihn am Hosenbein getroffen.
Marco B. und seine Begleiter waren nicht zufällig in der Gegend — wie sie den Richter glauben machen wollten. Die zirka 50 Leute hatten vor ihrem Auftauchen im “Mittendrin” vergeblich versucht, ins JFZ zu kommen.
Während Marco B, angeblich auf Druck der herbeigerufenen Polizei, damals Anzeige gegen unbekannt erstattet hatte, war er sich gestern völlig sicher, Jenny als Steinschleuderin erkannt zu haben. Und die vermummte Person konnte seiner Meinung nach nur Timo G. sein. Auch NPD-Mann Christopeit gab an, Jenny H. als Schützin erkannt zu haben. Diese Aussagen waren in den Augen des Richters völlig unglaubhaft.