(Bernd Baumann) Künftig sollen Eltern in Brandenburg effektive Unterstützung in Erziehungsfragen erhalten. Das Modellprojekt »Elternwege – Beratungswege« richtet sich vor allem an Familien mit rechtsorientierten Kindern und Jugendlichen. Offiziell gestartet wird das Vorhaben bei einer Fachtagung mit Experten am 23. Mai in Potsdam.
»Wir wollen die Erziehungskompetenz der Eltern deutlich verbessern«, sagte der Koordinator des Handlungskonzepts »Tolerantes Brandenburg« und Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp. Bereits seit längerem werde in den neuen Bundesländern eine zunehmende Verunsicherung und Überforderung von Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder beobachtet. »Zugeschnitten ist das Projekt besonders auf die ländlichen Räume in der Mark«, so Jungkamp. Hier gebe es deutlich weniger Angebote als in den Städten. Angesichts fehlender Lehrstellen und einer weiter um sich greifenden Perspektivlosigkeit wenden sich in den ländlichen Regionen immer mehr Jugendliche dem Rechtsextremismus zu.
»Mit dem Projekt wollen wir den Eltern Hilfe zur Selbsthilfe geben«, so Jungkamp. Das Vorhaben ist Teil des Bundesprogramms »Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus«. Laut Jungkamp stehen in den kommenden drei Jahren rund 485 000 Euro zur Verfügung. Hinzu kommen 170 000 Euro zur Kofinanzierung der Bundesmittel.
Projektträger ist das Brandenburgische Institut für Gemeinwesensberatung »demos«. Die Einrichtung wurde Anfang 2006 gegründet. Deren Mobile Beratungsteams (MBT) gegen Rechtsextremismus arbeiten seit 1998 als Kooperationspartner des Handlungskonzepts »Tolerantes Brandenburg«.
Das Institut unterstützt demokratisches Bürgerengagement in allen gesellschaftlichen Bereichen. »Das neue Modellprojekt ist bundesweit einmalig«, sagte der Leiter von »demos«, Wolfram Hülsemann. Gerade im ländlichen Raum der Mark gebe es zu wenige Elternselbsthilfegruppen. Unterstützungs- und Beratungsangebote müssten deshalb zum Teil neu entwickelt werden. »Angestrebt werden Kurse, Treffs und Trainingsveranstaltungen für betroffene Eltern«, sagte Hülsemann.
Enge Kontakte soll es dabei zu den bereits vorhandenen Einrichtungen geben. Dabei handle es sich vor allem um Schulen, Kitas, Kirchengemeinden, Sportvereine oder die Freiwillige Feuerwehr. »Elternwege – Beratungswege« stelle somit ein für Familien einfach zugängliches Angebot dar.
Zuständig für die Umsetzung des Projekts sind zwei Diplompsychologen. Diese übernehmen die Koordinierung und Beratung der jeweiligen regionalen Partner vor Ort. Besonders enge Kontakte sollen zu den Jugendämtern und Erziehungsberatungsstellen hergestellt werden.