(MAZ, 21.2.) ORANIENBURG “Ich bin ein Jude”, zwang ihn die SS auf dem Appellplatz zu
rufen, kurz nach seiner Ankunft im Konzentrationslager Sachsenhausen. “Ich
bin ein Mensch”, entgegnete Friedrich Weißler. Wenige Tage später wurde er
im Zellenbau des Konzentrationslagers ermordet.
Am 68. Jahrestag seines Todes, weihte die Evangelische Kirche in Deutschland
am Sonnabend eine Stele für Friedrich Weißler in der Gedenkstätte
Sachsenhausen ein. Weißler war Jurist und ein Protestant mit jüdischer
Herkunft. Nach seiner Entlassung aus dem Richteramt 1933 durch die Nazis
arbeitete er aktiv in der Bekennenden Kirche, einem Flügel der evangelischen
Kirche, der sich den Nazis nicht anschließen wollte. Er war Mitverfasser
einer Protestschrift an Hitler, in der die Rassenideologie, die SS sowie die
Konzentrationslager scharf kritisiert wurden. Als das Dokument 1936 ins
Ausland gelangte, wurde ihm dies zu Unrecht angelastet und man brachte ihn
nach Sachsenhausen.
Auf der Gedenkfeier war der Sohn Friedrich Weißlers, Johannes Weißler,
anwesend, ebenso wie der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in
Deutschland, Wolfgang Huber, und die Bundesjustizministerin Brigitte
Zypries.
Die Ministerin sagte in ihrer Rede, die von Weißler mitformulierte
Protestschrift sei “ein einzigartiges Zeugnis der Auflehnung der evangelisch
en Kirche gegen die Diktatur”. Noch heute gelte sie als eines der
wichtigsten Dokumente vor allem gegen den Antisemitismus. Auch wenn die
Erinnerung an Weißler erst spät komme, es sei wichtig, “dass wir uns an
Menschen wie Friedrich Weißler erinnern. Diese Stele ist gleichzeitig
Mahnung an uns alle, Verantwortung dafür zu übernehmen, dass sich solches
nie wiederholt”, sagte die Ministerin.
Wolfgang Huber von der Evangelischen Kirche nannte Weißler einen “mutigen
und geradlinigen Menschen”. Nicht nur die Reichskirche, die auf Seiten der
Nationalsozialisten stand, habe Weißler damals in seiner Not verlassen. Auch
die Bekennende Kirche habe ihm nicht beigestanden. “Wir tragen als Kirche
schwer an dem, was Friedrich Weißler angetan wurde. Die Evangelische Kirche
in Deutschland gedenkt Friedrich Weißlers in Scham und Dankbarkeit”, sagte
Huber.
Die Stele wurde von Huber und Johannes Weißler enthüllt. Der Sohn Friedrich
Weißlers sagte, er sei “sehr bewegt, dass so viele Leute gekommen sind”.
Die Gedenkveranstaltung wurde von der Stiftung Brandenburgische
Gedenkstätten mitorganisiert. Anwesend waren mehr als 300 Gäste, darunter
Politiker, Kirchenleute und Diplomaten.