(25.10.2006) Am heutigen Tag sagte als erstes der Zeuge Stude aus, dieser ist Polizist. In der Nacht vom 18. auf den 19. Juni des letzten Jahres war er Kommissariatsleiter vom Dienst. Er sei nach der ersten Schilderung des Vorfalls zunächst von einem versuchten Totschlag ausgegangen, der diensthabende Staatsanwalt habe aber zunächst die Strafverfolgung als gefährliche Körperverletzung verfügt. Stude berichtete weiter von der Vernehmung einer der Angeklagten, diese habe erzählt, dass sie mit der Sache nichts zu tun habe und einen weiteren Mitbeschuldigten erkannt hätte, dieser sei in einer Gruppe die sich von der Hegelallee in Richtung Cafè Heider bewegte, der Letzte gewesen.
Als nächstes sagte Sebastian Hornemann aus, er saß zur Tatzeit im Daily Coffee, als er Krach gehört habe. Er habe gesehen wie das Opfer über Tische und Stühle stürzte und von 4 Angreifern umringt wurde. Wobei er nur zwei der Angreifer habe Schlagbewegungen vollführen sehen. Diese wären allesamt schwarz gekleidet gewesen, hätten Skimasken auf dem Kopf gehabt und hätten von der Statur her ein insgesamt sehr homogenes Bild abgegeben. Dieser Vorfall dauerte höchstens 20 Sekunden, dann rannten die Angreifer in Richtung der Hegelallee davon. Direkt danach sei das Opfer aufgestanden und habe den Tätern nachgeschaut, er habe bei ihm eine kleine Kopfplatzwunde sehen können. Ein bis zwei Minuten später seien dann zwei Kellner ebenfalls in Richtung Hegelallee gerannt und hielten einen der Beschuldigten fest. Eine weitere Beschuldigte, die neben ihm am Daily Coffee gestanden hätte, sei dann mit dem Ruf “Haltet sie fest, sie hat Drogen” festgehalten und zum Platz vor dem Nauner Tor gebracht worden. Hiernach habe Hornemann beobachtet, wie eine Person mit Basecap, die sich auf der Friedrich-Ebert-Straße mit anderen Menschen unterhielt, dann plötzlich in einem Polizeiauto saß, ihn habe befremdet, dass dieser Mensch als Beschuldigter behandelt wurde.
Hiernach sagte der Polizist Blöss aus. Er habe per Funk von einem Vorfall am Cafe Heider erfahren, bei dem sich mehrere Vermummte miteinander schlagen würden. Am Tatort angekommen sei die Berliner Polizistin Karola Meinelt auf den Streifenwagen zugerannt gekommen, zu diesem Zeitpunkt befanden sich ca. 20–25 Personen vor dem Cafe. Die Polizistin habe ihm dann von einem Überfall, von vier bis fünf Vermummten berichtet. Dann habe sie zunächst auf eine Person gezeigt, der von einem Kellner festgehalten wurde und diesen als den Täter benannt der mit dem Schlagstock zugeschlagen habe. Danach habe die Polizistin auf Julia gezeigt und diese als Mittäterin belastet. Auf Nachfrage des Polizisten Blöss, habe sie dann auch zwei weitere Anwesende Personen als Täter benannt, die eine habe sie wegen ihrer schwarzen Haare erkannt, den anderen aufgrund seiner Statur. Weiter berichtete der Polizist, dass alle Beschuldigten auffallend ruhig gewesen seien. Bei der Tatortbesichtigung habe er dann auch Blut auf einer Gehwegplatte gesehen, dieses aber nicht gesichert.
Als letzter Zeuge sagte an diesem Tag dann Matthias B. aus. Dieser sei am besagten Abend zunächst mit seinem Freund Hagen T. im Hafthorn gewesen, als sie dieses verließen hätten sie dann einige schwarz gekleidete Personen die Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Nauner Tor langlaufen. Julia habe sich kurz mit Hagen unterhalten und dabei sehr außer Atem gewirkt, sei dann aber in Richtung Nauner Tor weiter gerannt. Matthias und sein Freund seien dann mit dem Fahrrad hinterhergefahren. Am Nauner Tor angekommen habe er gesehen, wie eine schwarz gekleidete Person von Kellnern und “sportlichen Männern” festgehalten wurde, diese sei ebenso wie Julia, unvermummt gewesen. Ob diese Person zu der Gruppe gehörte, die er auf der Friedrich-Ebert-Straße gesehen habe, konte der Zeuge nicht sagen. Desweiteren habe er mitbekommen, wie Julia von einem Mann mit farbiger Oberbekleidung geschlagen wurde, dann sei die Polizei eingetroffen.
Der Prozess wird am Montag den 6. November um 13.00 Uhr fortgesetzt werden.