INFORIOT Nach einer anfänglichen „Verwirrtaktik“ der „Märkischen Skinheads 88“ gehen Kenner der Szene davon aus, dass das für den kommenden Sonnabend geplante Nazi-Konzert nicht im „Schweinestall“ in Viereck, sondern im brandenburgischen Finowfurt stattfinden wird. Laut einem Sprecher des Landkreises Vorpommern-Greifswald habe sich die “Option Viereck” erledigt. Somit scheint im Moment Finowfurt als Konzertort bestätigt zu sein. Eine antifaschistische Protestkundgebung ist indes für Samstag ab 14.30 Uhr am Erzbergplatz in Finowfurt angekündigt.
Auf dem Grundstück des ehemaligen DVUlers und neuen Landesvorsitzenden von „Die Rechte“ Klaus Mann in den Sandstücken fanden in den letzten Jahren häufig Neonazi-Events statt. Erst im Mai hatten gegen ein dortiges Rechtsrockkonzert rund 1000 Menschen protestiert. Klaus Mann hat sein Gelände schon für Veranstaltungen verschiedener rechter Parteien und Strömungen vergeben. Das Grundstück liegt in einem Waldgebiet am Rande der Autobahn bei Finowfurt. In Brandenburg wurde vor einigen Tagen wegen der anhaltenden Trockenheit für alle Wälder die höchste Waldbrandstufe IV verhängt.
Schlüsselrolle in der Szene
Anmelder der Veranstaltung ist der 25-jährige Veltener Robert Wolinski, der als Mitglied der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ und des Kreisvorstandes Oberhavel der NPD schon seit längerer Zeit in der Rechtsrock-Szene aktiv ist. Nach der Tageszeitung Potsdamer Neueste Nachrichten (PNN) kommt Wolinski im Nordosten Brandenburgs eine Schlüsselrolle bei der Veranstaltung von Rechts-Rock-Konzerten zu. So wurde sein Name auch im Zusammenhang mit den Razzien gegen die Nazi-Band „Deutsch.Stolz.Treue.“ genannt.
Die für das Konzert am kommenden Sonnabend angekündigten Gruppen sind teilweise seit Jahren bekannte Protagonisten in der Neonazi-Musikszene. „Timebomb“ aus Schleswig-Holstein gehören eher zu den unbeschriebenen Blättern. Denn neben ihnen treten die Szeneveteranen der seit 1992 existierenden Cottbuser Band „Frontalkraft“ und die Senftenberger von „Confident Of Victory“ auf. Auch die Dresdener Band „Hope For The Weak“ konnten sich bereits durch mehrere Samplerbeiträge und Auftritte bei den verschiedensten Rechts-Rock-Events einen Namen machen. Hier trifft traditioneller Rechts-Rock auf national-sozialistischen Hardcore (NSHC). Auf der einen Seite altbacken wirkende Rock-Musik mit sehr direkten Texten und auf der anderen Seite moderne, dem links konnotierten Hardcore-Punk entlehnte Musik, die in ihren Texten durchaus subtiler herangeht, aber trotzdem die gleiche menschenverachtenden und rassistischen Inhalte transportiert. Gerade diese „subkulturellen“ Events bieten den Neonazis ein enormes Mobilisierungspotential und sind für die „Szene“ somit unabdingbar. Laut Veranstalter werden 600 Teilnehmer bei dem Konzert erwartet.
Zusammenarbeit der Antinazi-Bündnisse
Die Verwirrtaktik der Neonazi-Gruppe aus dem Landkreis Oberhavel führte aber nicht, wie von den Rechtsradikalen erwartet, zu einer schleppenderen Gegenmobilisierung, sondern zur Zusammenarbeit der beiden zivilgesellschaftlichen Bündnisse in Viereck und Finowfurt. Es werden kurzfristig Shuttle-Busse von dem jeweils anderen Ort zum tatsächlichen Ort des Konzertes bereitgestellt.