(ND, 24.107, Ralf Fischer) Am 27. Mai 2005 sind Sie in einer Potsdamer Straßenbahn von drei jungen Männern attackiert worden. Wie kam es dazu?
Milholland: Ich war mit Freunden auf dem Heimweg nach Berlin. Bevor wir zum Straßenbahn gingen, holten wir uns in einer Dönerbude etwas zu essen. In der Straßenbahn wurden wir dann von den drei Männern angegangen, weil wir in ihren Augen »Türkenscheiße« gegessen haben. Ich murmelte etwas von Neonazis, woraufhin als Antwort prompt ein »Sieg Heil« zurückkam.
Waren sie allein in der Bahn?
Nein, die Straßenbahn war propenvoll. Die braven Potsdamer Bürger saßen erstarrt da und wollten nichts hören und sehen. Als wir dann ausstiegen, folgten uns die Rechten, und im Hauptbahnhof ging die Grölerei erst richtig los. Urplötzlich schlug einer zu. Ich habe mich eingemischt. Im Zuge eines Schlagabtausches bekam ich von links einen heftigen Hieb, den ich nicht kommen sah, weil ich auf dem linken Auge blind bin, und einer der Rechten versuchte, mit seinem Daumen meinen Kehlkopf zuzudrücken. In Notwehr habe ich ihn dann gebissen. Auf die Frage, ob ich blind sei, habe ich mit »Ja« geantwortet und obendrein erwähnt, dass ich AIDS habe. Daraufhin suchte der Schläger das Weite. Einige Minuten später war der Bundesgrenzschutz da.
Und nahm Sie mit Latexhandschuhen in Empfang …
Ja, während der Täter von zwei Notärzten umsorgt wurde, bekam ich keine medizinische Hilfe. Wir wurden als Täter behandelt, und nicht als die Angegriffenen. Ich musste noch über eine Stunde auf der Polizeiwache verharren. Eine Anzeige wegen versuchten Totschlags, die ich auf der Wache aufnehmen ließ, verschwand – wie ich später erfuhr – auf dem Weg zur Staatsanwaltschaft.
Am Donnerstag wird nun vor dem Potsdamer Amtsgericht gegen Sie verhandelt. Obwohl der Angreifer zwischenzeitlich wegen Körperverletzung und Beleidigung verurteilt wurde, hält die Staatsanwaltschaft am Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung gegen Sie fest. Können Sie sich das erklären?
Nein. Die Justiz sagt mit dieser Klage aus, es sei in Ordnung, alte, kranke Menschen zu überfallen. Die Grenzschützer haben sich benommen, als hätte ich den Ebola-Virus. Offensichtlich sehen die deutsche Justiz und die Strafverfolgungsbehörden einen Virus als Waffe an. Demnach bin ich eine wandelnde Biowaffe.