Am Wochenende fand in Wittstock/ Dosse (Nordbrandenburg) eine Infoveranstaltung mit Party statt, bei der ein Film über Rostock- Lichtenhagen gezeigt wurde. Anschließend gab es dazu eine Diskussionsrunde mit den Anwesenden. Veranstaltet wurde der Abend von WittstockerInnen. Bei der Infoveranstaltung waren ca. 70,vor allem jüngere Leute anwesend.
Wittstock ist eine brandenburgische Kleinstadt an der Grenze zu Mecklenburg- Vorpommern. Bekannt ist Wittstock als „National Befreite Zone“, Naziübergriffe sind an der Tagesordnung (siehe www.inforiot.de Stichpunkt Wittstock). Aus Angst vor möglichen Angriffen der Nazis sahen es die Veranstalter als Notwendigkeit Schutz zu organisieren. Dazu kamen AntifaschistInnen aus Berlin und Nordbrandenburg.
Nachdem 4 Nazis in unmittelbarer Nähe des Veranstaltungsortes die Schutzmenschen provozierten, wurden sie zum Gehen gezwungen. Sie drohten wiederzukommen und begannen offensichtlich mit einer Telefonkette. Auffällig waren auch die vielen Autochecker der Faschos, die die ganze Zeit im Autokorso an uns vorbeifuhren.
Gegen 24:00 versuchten zwei, mit Knüppeln bewaffnete, Nazis Stress zu machen. Als sie realisierten, dass wir in der Überzahl waren, flüchteten sie zurück in ihr Auto. Unterdessen riefen die Veranstalter die Bullen, um die Inforeihe fortsetzen und damit diesen Treffpunkt auch längerfristig aufrecht erhalten zu können.
Eine Weile war dann erst mal Ruhe bis sich gegen 1:00 größere Faschogruppen sammelten (ca. 30). Der Großteil der Glatzen war stark alkoholisiert und Anfang bis Mitte 20,womit sie wohl kaum in das oft propagierte ‚Nazi- Kids’- Schema passen. Auffällig waren auch die vielen (Schläger-) Frauen bei den Nazis, die vor kurzem durch einen Überfall auf eine kubanischstämmige Deutsche auffielen.
Im Laufe der Konfrontationen gab es mehrere Festnahmen auf Seiten der Nazis, unter anderem wird auch wegen Zeigen des ‚Hitlergrußes’ ermittelt.
Zwischendurch wurden immer wieder Partygäste nach Hause gefahren, weil sie sich vor Repressionen durch die Nazis fürchteten. Teilweise planten die Kids eine dreiviertel Stunde für den Heimweg ein, weil sie Umwege laufen bzw. nicht direkt vor der Haustür abgesetzt werden wollten.
Wittstock allgemein:
Die Nordbrandenburgische Naziszene hat sich in Wittstock/ Dosse eine neue ‚No Go- Area’ geschaffen. Nach Wegfall der ‚Bunker-Szene’(ehemaliger Nazi- Club) in Neuruppin verlagerten sich die bestehenden Strukturen nach Wittstock. Auch am Wochenende fiel auf, dass unter den Nazis nicht nur WittstockerInnen, sondern auch Neuruppiner Faschos waren. Die Stadt ist zugleich auch Einsatzschwerpunkt der MEGA- Bullen (‚mobile Einsatztruppe gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit’) und der Tomeg Nord (siehe www.inforiot.de Stichpunkt Tomeg Nord)
Treffpunkt der Faschos in Wittstock war und ist immer wieder die Elf- Tankstelle nahe der Innenstadt. Auch an diesem Abend war diese Ausgangspunkt der Naziaktion.
Trotz der weitverbreiteten Angst vor den Nazis waren viele WittstockerInnen bei der Infoveranstaltung. Wir sehen diese Veranstaltung und ihre Durchführung als positive Entwicklung, da sie in einer der Nazi dominiertesten Städte Brandenburgs stattfinden konnte. Den Menschen vor Ort, die sich nicht dem Druck der Nazis beugen, gilt weiterhin unsere Solidarität und Unterstützung.
Linke Strukturen aufbauen und verteidigen!