Der geplante Aufmarsch der (neo)nazistischen NPD kann am 18. April 2009 in Rathenow, nach Prüfung der zuständigen Versammlungsbehörden, weitgehend im angemeldeten Rahmen stattfinden. Die (Neo)nazis dürfen demzufolge gegen 14.30 Uhr vom Dunckerplatz / Hauptbahnhof Rathenow über den Friedrich Ebert Ring sowie durch die Fontanestraße zum Denkmal des „Bundes der Vertriebenen“ marschieren und dort eine erste Zwischenkundgebung abhalten.
Zwar versammlungsrechtlich erlaubt, wird diese Teilveranstaltung aber sogar vom „Bund der Vertriebenen“ abgelehnt. Wohl nicht zufällig, werden deshalb in dieser Zeit am Denkmal gewisse Instandsetzungsarbeiten stattfinden, die eine Absicherung des Areals mit Bauzaun erfordern und eine von der NPD geplante Kranzniederlegung somit unmöglich machen.
Nach der Zwischenkundgebung soll der Naziaufzug die Forststraße folgen, in der Goethestraße den Märkischen Platz tangieren und von dort aus durch die Berliner Straße bis zum Postplatz Ecke Wilhelm Külz Straße führen.
Am Platz vor der Post wird es eine weitere Kundgebung geben, die als Ersatz für die von der Versammlungsbehörde nicht genehmigte Aktion auf dem Rathenower Friedhof fungiert. Diese Teilveranstaltung kann auch als das Symbol für die Geschichtsverfälschung durch die NPD gewertet werden. Im Vorfeld hatte nämlich die regionale Parteisektion A5-Flugblätter verteilt, auf denen die Ruine des im zweiten Weltkrieg zerstörten Postgebäudes, quasi als Beweis für den „Bombenterror“ der Alliierten, zu deuten ist. Tatsächlich, und das sei hier noch explizit angemerkt, wurde dieses sowie der Großteil aller Gebäude in der Stadt aber erst Ende April bzw. Anfang Mai 1945 zerstört, als Rathenow von den Nationalsozialisten zur „Festung“ erklärt und die in das Stadtgebiet vorrückende Rote Armee von Wehrmachtseinheiten massiv mit Artillerie beschossen wurde.
Nach der Zwischenkundgebung auf dem Postplatz soll der Naziaufmarsch dann die Berliner Straße folgen, in die Brandenburger Straße einbiegen, von dort in die Große Milower Straße weiterführen und schließlich über die Straße „Am Körgraben“ und die Schopenhauerstraße zum Dunckerplatz / Hauptbahnhof Rathenow zurückführen.
Das zivilgesellschaftliche Aktionsbündnis „Rathenow zeigt Flagge“ wird mit vielfältigen Aktionen zu verstehen geben, dass (Neo)nazis in Rathenow nicht erwünscht sind. Geplant ist u.a. Plakate und Banner entlang der Strecke anzubringen und die Eröffnung des Optikparks am Schwedendamm unter dem Motto des Aktionsbündnisses zu stellen.
Eine konkrete Gegenveranstaltung ist hingegen auf dem Märkischen Platz ab 14 Uhr geplant und auch polizeilich genehmigt worden. Hier werden auch die (Neo)nazis direkt vorbeilaufen.
Das Aktionsbündnis wird sich am Samstag auch schon ab ungefähr ab 11 Uhr auf dem Märkischen Platz präsentieren und steht dem interessierten Bürger für Fragen und Informationen zum 18. April zur Verfügung.
Die offensichtlichen Versuche der Verfälschung regionaler Geschichte durch die NPD wurden inzwischen auch durch die Regionalpresse in ihren Tagespublikationen beachtet und mit historischen Fakten widerlegt. Auf der Internetseite des NPD Kreisverband Havel Nuthe führte dies indes wiederum zu wütenden Reaktionen und Verbalattacken gegen eine Lokalredaktion.
Um insbesondere körperliche Angriffe der (Neo)nazis auf Gegendemonstranten, sowie unlängst bei einem NPD Infostand in der Nachbarstadt Premnitz, zu verhindern, wird die Polizei am Samstag mit einem Großaufgebot vor Ort sein.
Material: Aktualisierter Stadtplan Rathenow mit Veranstaltungskennzeichnung (PDF 204 kB)