Nazis feiern Fasching?
Leserbrief zu dem Artikel „Schlepziger Narren wollen hoch hinaus“ aus der LR
Nachtrag zu “Nazis feiern Fasching”
Einige Neonazis hatten sich am 23.02.2009, als Sensenmänner verkleidet,
unter einen Fastnachtsumzug in Schlepzig (bei Lübben) gemischt. Sie
trugen ein Transparent mit der Aufschrift “Die Demokraten bringen uns
den Volkstod” und verteilten Flyer an Beteiligte und Zuschauer. ?Nachdem
die Polizei mal wieder ihre Unfähigkeit bewies und nichts gegen den
brauen Spuk unternahm, legten zwei Teilnehmerinnen selbst Hand an und
vertrieben die Neonazis vom Rosenmontagsumzug.
Fünf Tage zuvor, am 18.02.2009, wurden bereits Nazisprühereien in Lübben
(Spreewald) an einigen Häuserwänden vorgefunden. Am
Paul-Gerhardt-Gymnasium war zu lesen: “Frei, sozial, national- Werde
aktiv!” und daneben war ein Hakenkreuz gesprüht worden.
Am Wochenende vom 7./8. März 2009 folgte der “Faschingsaktion” eine
Postwurfsendung. Neonazis verteilten ein “Infoblatt des
Ausserparlamentarischen Widerstandes in Südbrandenburg- Spreelichter”,
so der Wortlaut auf dem Flugblatt, an alle Haushalte in Schlepzig. Wie
schon in dem ersten Flugblatt vom Rosenmontagsumzug am 23.02. wurden
auch in diesem Infoblatt Zukunfts-und Bedrohungsängste geschührt und
durch Emotionalisierung eine ausländerfeindliche und demokratische
Bedrohungen hervorgerufen. Die hohe Arbeitslosigkeit in der Region wird
beklagt, es wird vor Abwanderungen durch Überfremdung gewarnt und “der
Tod des deutschen Volkes” vorhergesagt! Um dem ganzen Glaubwürdigkeit zu
verleihen, wurden natürlich “Statistiken” zu Abwanderung,
Ausländeranteil und dem damit verbundenen demografischen Wandel
angefügt. Zu bemerken ist, dass die Abwanderung “erfahrener Handwerker,
hochqualifizierter Ärzte, Ingenieure und Wissenschaftler” beklagt wird,
wo doch damals genau solche klugen Menschen, aus dem Deutschland
vertrieben wurden, was von ihren nationalsozialistischen Vorgängern
beherrscht wurde. Und nun suchen sie die Schuld genau bei den Menschen,
die damals gehen mussten und später von den Nationalsozialisten vergast
wurden. Aber ohne Revisionismus und Lügen wäre die Ideologie der alten
wie der neuen “Nationalen Sozialisten” auch kaum haltbar.
?Besonders prekär: Der Sohn des Fastnachtsvorsitzenden Alwin Drexler,
Martin D., soll beim größten Aufmarsch der rechtsextremen Szene in
Deutschland, am 14.02.09 in Dresden gesichtet worden sein. (Q: Antifa
Spreewald) Wenige Tage später erklärte A. Drexler der “Lausitzer
Rundschau” gegenüber: “Wir als Fastnachtsverein distanzieren uns
eindeutig von diesen Leuten.” (“Schlepziger Narren wollen hoch hinaus”,
LR, 24.02.09)
Außerdem ist auf dem Bild für Kenner deutlich erkennbar, dass es sich
bei der rechten Person um Jonas W. aus Lübben/Radensdorf handelt. Leider
macht auch ein weiß geschminktes Gesicht nicht arischer bzw. hübscher
und auch nicht unkenntlich!
Damit wird deutlich, dass die Sensenmänneraktion kein Einzelfall in
Schlepzig war und das es sich auch nicht nur um Neonazis handelt, die
von außerhalb kommen. Es ist jetzt vor allem notwendig, mit Hilfe
fachkundiger Unterstützung, sich mit den Inhalten der rechtsextremen
Szene auseinander zu setzten, um die schlepziger Bürger nicht durch
Unwissenheit Opfer solcher Aktivitäten werden zu lassen. Außerdem muss
Schlepzig sich öffentlich gegen Neonazis positionieren , um jegliche
Sympathiebekundungen zu widerlegen. Vor allem im Bereich der Jugend muss
nach Schwachstellen gesucht werden, da es so scheint, als hätte sich die
Szene in Schlepzig bereits etabliert. Ignoranz ist keine Lösung des
Problems, sie zögert das Problem allenfalls hinaus und schafft
Sympathien für diese rechten Aktivisten.
Antifa Puella Libertas, 10.03.09
Der Leserbrief vom 24. Februar 09
Nationale Sozialisten mischten sich am Montag den 23.02.09 unter die
Teilnehmer des Rosenmontagsumzuges in Schlepzig (bei Lübben). Vier, als
Sensenmänner verkleidete Personen, rollten auf dem Umzug ein Transparent
mit der Aufschrift „Die Demokraten bringen uns den Volkstod“ aus und
verteilten Flugblätter mit der selben Überschrift an Zuschauer und
Mitwirkende. Nachdem es daraufhin in der Fastnachtsmenge unruhig wurde
und sich herumgesprochen hatte, was dort geschieht, waren zwei Frauen so
mutig und forderten die Nazis dazu auf, sich von dem Umzug zu entfernen.
Im Nachhinein waren viele Anwesenden den beiden Frauen für ihre
Zivilcourage gegenüber den Nazisensenmännern dankbar. Zudem bezeugten
sie den Frauen ihre eigene Angst gegenüber rechtsradikalem Auftreten.
Nun scheint es so, als hätte die anwesende Polizei eben solche Angst
oder wollte dem Geschehen einfach nicht auf den Grund gehen. Zumal
weitere Personen, vielleicht sogar die selben, nach Ende des Umzuges
nochmals Flyer vor einer Gaststätte verteilen konnten. Außerdem ist ein
anderer Anhaltspunkt rechter Aktivitäten in Schlepzig das Auffinden von
Aufklebern mit der Aufschrift „Werde aktiv“ der Jugendoffensive an
Laternen und Straßenschildern.
Um solche Übergriffe abwehren zu können, müssen die Schlepziger eine
klare antifaschistische Haltung einnehmen. Das Dorf muss sich ernsthaft
mit diesem Naziproblem auseinandersetzen, wenn es nicht wünscht, dass
solche Aktionen noch öfter passieren. Es geht nämlich nicht darum, zu
kritisieren, dass ein Rosenmontagsumzug „als politische Plattform
missbraucht (wird)“ (A. Drexler). Wenn Schlepzig keine Plattform für
Nazis sein will, dann ist die Politisierung und Solidarisierung aller
Beteiligten gegen Nazis gefragt!