Angriff auf Asylbewerber
Prozessauftakt: Beschuldigte verstricken sich in schwere Widersprüche
KÖNIGS WUSTERHAUSEN Der erste
Prozesstag für Ronny B., Marc H., und Maik G.
endete gestern am Königs-Wusterhausener
Amtsgericht ohne Urteil. Den drei Beschuldigten
wird vorgeworfen, am 16. Februar einen
libanesischen Asylbewerber auf einem Feldweg
zwischen Waßmannsdorf und Schönefeld brutal
zusammengetreten zu haben. Die drei jungen Männer verstrickten sich
gestern in starke Widersprüche. Der Prozess wird Dienstag fortgesetzt.
Einig sind sich die drei Beschuldigten zumindest in einem: Sie sind am
Abend zuvor trinkend durch Berlin gezogen und waren nach
durchzechter Nacht auf dem Weg zwischen Schönefeld und
Waßmannsdorf unterwegs. Dort trafen sie gegen zehn Uhr den
joggenden Asylbewerber. Laut Anklage sollen sie den Morgensportler
gefragt haben, ob er Ausländer sei. Als er dies bejahte, schlug der 19
Jahre alte Wildauer Ronny B. mit einem Brett auf das Opfer ein, heißt es
in der Anklage. Gemeinsam mit den anderen soll er dann auf den am
Boden Liegenden eingetreten haben. Der Libanese erlitt ein
Schädelhirntrauma und schwere Prellungen.
Der Waßmannsdorfer Marc H. bemühte sich jedoch auffallend, Ronny B.
zu entlasten. B. , der zurzeit in einer Jugendvollzugsanstalt einsitzt, sei
an dem brutalen Übergriff gar nicht beteiligt gewesen, behauptete er.
Zudem habe das Opfer das Trio mit Beleidigungen und “zwei bis drei”
gezielten Steinwürfen provoziert. Er selbst habe den 30-jährigen
Libanesen schließlich geschubst, “um Schaden von den anderen
abzuwenden”.
H. blieb bei seiner Aussage, obwohl Richterin und Staatsanwalt
mehrmals Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit äußerten. Der als Zeuge
geladene Vater von Marc H., sagte, sein Sohn sei vor dem Prozess von
Bekannten bedrängt worden. Sein Sohn habe große Angst, so sein
Eindruck. Der von der Anklage schwer beschuldigte Ronny B. räumte
gestern nach widersprüchlichen Aussagen ein, den Asylbewerber
getreten zu haben. Zugleich beschuldigte er den Mitangeklagten Maik G.
schwer. Der 21-jährige Alt-Stahnsdorfer soll einen Zimmermannshammer
gezückt haben, um dem Opfer “den Schädel einzuschlagen”. G.
verwahrte sich gegen diesen Vorwurf. Der arbeitslose Bauhelfer gestand
jedoch ein, dass auch er zugetreten hat. Er sei kein Nazi sagte er,
Ausländerfeindlichkeit sei jedoch sehr wohl eines der Motive gewesen.
Der erste Prozesstag war von vielen Sympathisanten der Angeklagten
begleitet. Viele Besucher trugen Kleidungsstücke aus der
neonazistischen Szene.