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Antifaschismus

Nazis wollen in Prenzlau demonstrieren — “gegen Kinderschänder und Frauengewalt”

INFORIOT Für den kom­menden Sam­stag, den 8. Novem­ber, pla­nen Neon­azis eine Demon­stra­tion in Pren­zlau. Es sollen “härtere Strafen für Kinder­schän­der” gefordert wer­den. Auf Face­book wird für den Auf­marsch mit dem bemerkenswert grotesken Mot­to “Gegen Kinder­schän­der und Frauen Gewalt” gewor­ben. Gegen “Kinder­schän­der” zu sein ist eine bekan­nte wie durch­schaubare Ansprache, mit der Neon­azis jen­seits aller Fak­ten aus dem The­ma der sex­uellen Gewalt gegen Kinder Prof­it schla­gen wollen. Was aber wohl mit “Frauen Gewalt” gemeint ist?
Demon­stra­tionsan­melder ist der 39-jährige Enri­co Pridöhl, der laut ein­er Mel­dung des Uck­er­märk­er Por­tals “Gegenrede” aus Neukirchen bei Old­en­burg (Hol­stein) stammt. Bei Face­book postete er ein Bild, das dem ver­stor­be­nen Neon­azi-Anwalt Jür­gen Rieger gedenkt. Eine Mitor­gan­isatorin, die bei Face­book unter dem Namen Yvonne Leine auftritt, gehört (wie auch Pridöhl selb­st) zur Gruppe “Fre­un­deskreis NPD Schleswig-Holstein”.
Laut Gegenrede bestre­it­et die Polizei­in­spek­tion Uck­er­mark, dass der Anmelder “recht­slastig sei”. Gegenüber der Pren­zlauer Zeitung hat Pridöhl dies mit­tler­weile selb­st eingeräumt, meint aber, dass seine Demon­stra­tion damit nicht in Zusam­men­hang ste­he. Auss­chlaggebend sei gewe­sen, dass er mit ein­er Pren­zlauerin befre­un­det war. Laut Gegenrede hat sich der ursprüngliche Organ­isierungskreis inzwis­chen teil­weise zer­strit­ten — am Demo­plan wird den­noch fest­ge­hal­ten. Als Startzeit ist 13 Uhr vorge­se­hen. Ver­mut­lich ist mit ein­er eher gerin­gen Zahl von Teil­nehmenden zu rechnen.

"Gegen Kinderschänder und Frauen Gewalt": Facebookgruppe, die zur rechten Demonstration in Prenzlau aufruft
“Gegen Kinder­schän­der und Frauen Gewalt”: Face­book­gruppe, die zur recht­en Demon­stra­tion in Pren­zlau aufruft

Mit­tler­weile wird auch für eine Gegen­demon­stra­tion gewor­ben, zu der das Bünd­nis “Buntes Bünd­nis Couragiertes Pren­zlau” auf Face­book aufruft. Auch hier­für wurde ein groteskes Mot­to gewählt: “Pren­zlau liebt Kinder — keine Nazis”. Warum nur wird “Liebe” zu Kindern als Argu­ment ins Feld geführt, wenn man sich gegen pop­ulis­tis­che Anti-“Kinderschänder”-Demos wen­det? Der kurze Aufruf­text betont weit­er­hin, dass man bei der Gegen­de­mo “keinen Black Block” wolle — die Leute soll­ten lieber “Stelzen, Luft­bal­lons, Kon­fet­ti, Perück­en und anderes Clowns­gedöns” mit­brin­gen. Los geht es am Sam­stag um 11.30 Uhr an der alten Kreiss­parkasse (Stet­tin­er Straße 21).
"Prenzlau liebt Kinder" - Aufruf zum Gegenprotest
“Pren­zlau liebt Kinder” — Aufruf zum Gegenprotest

Die Agi­ta­tion “gegen Kinder­schän­der” ist ein seit Jahren etabliertes Kam­pag­nen­the­ma in Neon­azi-Kreisen. Von 2008 bis 2010 gab es beispiel­sweise in Joachim­sthal (Barn­im) eine ganze Auf­marschserie. Zum The­ma hat die “Amadeu Anto­nio Stiftung” eine Broschüre veröf­fentlicht, die hier als PDF zur Ver­fü­gung steht.
Eben­falls für Sam­stag sind zwei Mah­nwachen von Neon­azis angekündigt. In Witt­stock (Mark­t­platz, 10 bis 11.30 Uhr) und in Neu­rup­pin (Grote­wohl-Straße, 12 bis 13.30 Uhr) soll Wer­bung für den “Tag der deutschen Zukun­ft” im näch­sten Jahr gemacht werden.

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