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Vom Pick-Up-Seminar zu den Identitären

Der 20-jährige Robert Timm als Teilnehmer eines "Pick-Up"-Seminars (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm als Teil­nehmer eines “Pick-Up”-Seminars (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Robert Timm erzählt 2016 von seiner "linken" Vergangenheit (Screenshot Youtube)
Robert Timm erzählt 2016 von sein­er “linken” Ver­gan­gen­heit (Screen­shot Youtube)

INFORIOT Der in Cot­tbus lebende Robert Timm ist Anführer der extrem recht­en “Iden­titären Bewe­gung Berlin-Bran­den­burg”. Sehr gern berichtet der Architek­turstu­dent darüber, wie er den Weg in die Rei­hen der “Iden­titären Bewe­gung” gefun­den habe. In einem Inter­view mit dem öster­re­ichis­chen “Iden­titären” Mar­tin Sell­ner erk­lärt er 2016 beispiel­sweise, dass er in Berlin in einem linkslib­eralen Eltern­haus aufgewach­sen sei. Er habe an “Mul­ti-Kul­ti” geglaubt, sei in linken Kreisen unter­wegs gewe­sen. Auch an Anti-Nazi-Protesten habe er teilgenom­men und sog­ar zwei Mal an Demon­stra­tio­nen zum “rev­o­lu­tionären ersten Mai in Kreuzberg”. Doch dann, so erzählt es Timm, sei er mit der “Real­ität” kon­fron­tiert wor­den. Als “link­er Aktivist” habe er ein­se­hen müssen, dass “Mul­ti­kul­ti und Links-Sein” Fehler seien.
Linke Illu­sio­nen — dann Aufwachen — dann “iden­titär­er Aktivis­mus”: Robert Timms Biogra­phie ist nicht so ger­adlin­ig, wie er sie darstellt. Tat­säch­lich war Robert Timm zwis­chen­zeitlich in der “Pick-Up-Szene” aktiv — also in Kreisen, die alles andere als “links” sind. Als “Pick-Up”-Szene wer­den Zusam­men­schlüsse von Män­nern beze­ich­net, deren Ziel es ist, über die Anwen­dung psy­chol­o­gis­ch­er Tricks Frauen “ver­führen” zu ler­nen. Dazu gehört unver­mei­d­bar der sex­is­tis­che Anspruch, dass “der” Mann über “die” Frau bes­tim­men solle — in Extrem­fällen wer­den in der “Pick-Up”-Szene sog­ar Verge­wal­ti­gun­gen legitimiert.
2013 erschien ein Doku­men­tarfilm mit dem Titel “Die Ver­führungskün­stler” (Trail­er hier, Face­bookpräsenz), der unter anderem Robert Timm in der Zeit der Drehar­beit­en im Jahr 2011 porträtiert. Schon der damals 20-jährige Timm ist offenkundig kein “link­er Aktivist”, son­dern damit beschäftigt zu ler­nen, wie man “Frauen flachlegt”.
Inszenierung des "Identitären"-Funktionärs Robert Timm 2017
Insze­nierung des “Identitären”-Funktionärs Robert Timm 2017

Der 20-jährige Robert Timm im Gespräch mit seiner Mutter (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm im Gespräch mit sein­er Mut­ter (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Der 20-jährige Robert Timm (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Der 20-jährige Robert Timm (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Der 20-jährige Robert Timm (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Wie man sich Frauen zur Beute macht, lässt sich Timm bei Sem­i­naren und auf Ver­anstal­tun­gen wie der “Pick Up Con” beib­rin­gen. Im Film stellt er die Ent­deck­ung von “Pick Up” als biografis­chen Ein­schnitt dar — zuvor habe er kein soziales Renomee gehabt und keine sex­uellen Erfahrun­gen gemacht: “Ich habe mich vorher nichts getraut. Vorher hat­te ich null Erfahrun­gen mit Mäd­chen. Nichts nen­nenswertes, kein Kuss, kein gar nichts. Fre­unde auch eher wenig. Und dann kam Pick Up und alles hat sich zum Guten gewendet.”
Selb­stver­ständlich haben viele Men­schen Prob­leme im Umgang mit anderen Men­schen, vor allem Her­anwach­sende, ger­ade auch Bere­ich der Sex­u­al­ität. Bemerkenswert ist nur, dass Timm sich entsch­ied, zu ver­suchen, diese Prob­leme über den Besuch von “Pick-Up”-Seminaren zu lösen. Der Blick auf Frauen in der “Pick Up Szene” ist eben ein­schlägig — sie gel­ten als Objekt, sollen durch eine möglichst masku­line Selb­st­präsen­ta­tion des Mannes über­wältigt wer­den. Der Mann soll Jäger sein und möglichst viel Beute machen. “Pick Up” ist ein Euphemis­mus für psy­chis­che und physis­che Manip­u­la­tion­stech­niken, die männliche Durch­set­zungs­fähigkeit und Dom­i­nanz stärken sollen.
Im Film wird die Radikalisierung von Robert Timm abge­bildet. Anfangs sieht man einen ein­samen jun­gen Mann, der bei seinen Eltern wohnt. Die Mut­ter begrüßt beim Heimkom­men die Hauskatzen deut­lich her­zlich­er als ihren eige­nen Sohn, der im Kinderz­im­mer hockt und nur gefragt wird, ob er die Woh­nung gesaugt habe. Es entste­ht der Ein­druck, dass der schüchterne Timm nach Wegen sucht, selb­st­be­wusster zu werden.
Wenig später hat Timm die Hal­tung und das Vok­ab­u­lar von “Pick Up” über­nom­men. Stolz und fast arro­gant referiert er, dass ein dom­i­nan­ter Mann ein “Alpha” sei und der durch “Pick Up” erre­ichte Sex als “FC” (“Fuck Close”) beze­ich­net wird. Andere Film­pro­tag­o­nis­ten äußern im Ver­lauf der Doku­men­ta­tion in Anbe­tra­cht des frauen­feindlichen Men­schen­bilds im “Pick Up” dur­chaus Skru­pel. Robert Timm hat hinge­gen vor allem Bedenken, wenn die “Pick-Up”-Sprüche zu flach oder die über­teuerten “Pick-Up”-Seminare zu kom­merziell sind.
Der Blick auf die alten Fil­mauf­nah­men zeigt: Die Selb­st­präsen­ta­tion von Robert Timm als geläutertem Linken ist so nicht richtig. Sollte er sich “links” gefühlt haben, dann vor sein­er Zeit in der “Pick-Up”-Szene. Sein biografis­ch­er Bruch läge dann in der Hin­wen­dung zum “Pick Up” (so, wie er es im Film selb­st schildert). In den jün­geren Inter­views hinge­gen erzählt er von ein­er Abwen­dung von der “Multi-Kulti”-Linken hin zur Erken­nt­nis ein­er über­wälti­gend neg­a­tiv­en “Multi-Kulti”-Realität, die ihn schließlich zu den “Iden­titären” brachte. Das Zwis­chen­stück “Pick Up” lässt er aus. Dabei fol­gt der Weg von den sex­is­tis­chen Sem­i­naren zu den “Iden­titären” ein­er inneren Logik: die män­ner­bündis­che, kämpferische Selb­stin­sze­nierung der “Iden­tiären Bewe­gung” und ihre antifem­i­nis­tis­chen Inhalte sind in hohem Maß übere­in­stim­mend mit den in der “Pick-Up”-Szene ver­bre­it­eten Ansichten.
Kontinuität des Sexismus in aktuellen Twitter-Nachrichten von Robert Timm: "Kritik" über Äußeres und Porno-Anspielungen
Kon­ti­nu­ität des Sex­is­mus in aktuellen Twit­ter-Nachricht­en von Robert Timm: “Kri­tik” über Äußeres und Porno-Anspielungen
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Antifaschismus

AfD-Seminar mit Neonazi-Referent

INFORIOT Dank ihrer Wahler­folge wird die Bun­des-AfD bald eine parteina­he Stiftung ein­richt­en und dafür Staats­gelder in Anspruch nehmen kön­nen. Etliche AfD-Leute  wollen dabei sein, wenn eine solche, auch finanziell lukra­tive Stiftung etabliert wird. Dementsprechend gibt es Stre­it: Gle­ich drei AfD-Vere­ine liegen miteinan­der im Clinch und beanspruchen jew­eils den Stiftungssta­tus für sich.
AfD-Stiftungsvere­in mit Räu­men in Falkensee
Neben der “Desiderius-Eras­mus-Stiftung” gilt ins­beson­dere die “Akademis­che Eras­muss­tiftung” mit Adresse in Falkensee als aus­sicht­sre­iche Kan­di­datin. Über die Grün­dung, die im Juni 2017 in Berlin erfol­gte, informierte die Stiftung, die als Sitz Pots­dam angibt, erst im Sep­tem­ber. Vor­standsvor­sitzende ist Vic­to­ria Tuschik, Jus­tiziarin der AfD-Land­tags­frak­tion in Sach­sen-Anhalt. Als Schatzmeis­ter fungiert der bran­den­bur­gis­che AfD-Land­stagsab­ge­ord­nete Rain­er van Raem­don­ck. Als bran­den­bur­gis­che Vor­stands­beisitzer wer­den der AfD-Land­tagsab­ge­ord­nete Thomas Jung sowie Lena Duggen genannt.

Rainer van Raemdonck (links im Bild) bei einer AfD-Kundgebung mit Björn Höcke im September in Potsdam - AfD-Landtagsabgeordneter, Schatzmeister der "Akademischen Erasmusstiftung" sowie Vorstansvorsitzender der "Erasmus-Stiftung Brandenburg"
Rain­er van Raem­don­ck (links im Bild) bei ein­er AfD-Kundge­bung mit Björn Höcke im Sep­tem­ber in Pots­dam — AfD-Land­tagsab­ge­ord­neter, Schatzmeis­ter der “Akademis­chen Eras­muss­tiftung” sowie Vorstans­vor­sitzen­der der “Eras­mus-Stiftung Brandenburg”

Eine “Eras­mus-Stiftung Bran­den­burg”, offenkundig als Unter­gliederung konzip­iert, grün­dete sich bere­its im Juli 2017. Hier ist van Raem­don­ck Vor­standsvor­sitzen­der. Als Anschrift dient dieselbe Adresse in Falkensee wie die der bun­desweit­en “Akademis­chen Eras­muss­tiftung” — bei Google wird diese Adresse als Ferien­woh­nung von van Raem­don­ck aus­gewiesen. Ehren­vor­sitzen­der ist Kon­rad Adam. Ver­schiedene bran­den­bur­gis­che AfD-Poli­tik­erIn­nen haben weit­ere Funk­tio­nen inne: Lena Duggen ist “Gen­er­alsekretärin”, stel­lvertre­tende Vor­sitzende sind Franz Wiese und Detlev Frye.
Steffen Kotré (brandenburgisches AfD-Bundestagsmitglied und "Extremismusexperte") und Lena Duggen, (3.v.l., Generalsekretärin der "Erasmus-Stiftung Brandenburg") bei einer AfD-Kundgebung mit Björn Höcke im September in Potsdam
Stef­fen Kotré (4. v.l., bran­den­bur­gis­ches AfD-Bun­destagsmit­glied und “Extrem­is­mu­s­ex­perte”) und Lena Duggen, (Gen­er­alsekretärin der “Eras­mus-Stiftung Bran­den­burg”) bei ein­er AfD-Kundge­bung mit Björn Höcke im Sep­tem­ber in Potsdam

Extrem­is­mu­s­ex­perten und lib­erale Geister

Die Stiftung will entsprechend der eige­nen Überzeu­gun­gen auf die poli­tis­che Bil­dung in Bran­den­burg Ein­fluss nehmen — man sei “lib­er­al und kon­ser­v­a­tive”. Über den Stiftungs-Namensge­ber wird geschrieben: “Eras­mus war ein Geg­n­er von Dog­men und ein Anwalt der Frei­heit. Er war ein Mann, der in wirren Zeit­en einen klaren Kopf behielt; den brauchen wir auch.”
An der Stiftungsadresse in Falkensee soll offen­bar Infra­struk­tur aufge­baut wer­den. Derzeit wird dort ein “Geschäftsstel­len­man­ag­er” in Vol­lzeit gesucht. Auch “Ref­er­enten auf Hon­o­rar­ba­sis” sollen sich melden. Als mögliche The­men­felder wer­den beispiel­sweise vorgeschla­gen: “Islam (Gefahr für die Nicht-Islamis­chen-Län­der), Koransuren, Scharia in Deutsch­land u.a.)” sowie “Extrem­is­mus in Brandenburg”.
Screenshot: Bericht der "Akademischen Erasmusstiftung" über Veranstaltung in Potsdam
Screen­shot: Bericht der “Akademis­chen Eras­muss­tiftung” über Ver­anstal­tung in Potsdam

Screenshot: Seminarprogramm der Brandenburger AfD-Stiftung
Screen­shot: Sem­i­narpro­gramm der Bran­den­burg­er AfD-Stiftung

Einige Ver­anstal­tun­gen hat die bran­den­bur­gis­che AfD-Stiftung bere­its real­isiert. Der “Link­sex­trem­is­mus- und Islam­ex­perte Stef­fen Kotre” — mit­tler­weile über die Bran­den­burg­er Lan­desliste gewählter Bun­destagsab­ge­ord­neter — referierte am 20. April über das The­ma “Gehört der Islam zu Deutsch­land”. Bei ein­er Fach­ta­gung beleuchtete ein James Edward Gay unter dem Mot­to “Great Again” den “Ein­fluss von Don­ald Trump auf die Poli­tik in Bran­den­burg”. Bei einem “Human Rights Con­gress” Anfang Okto­ber sprach dann der emer­i­tierte Staat­srechtler und neurechte Aktivist Karl Albrecht Schachtschnei­der — ein Intimus der recht­sradikalen Pub­lizis­ten Götz Kubitschek und Jür­gen Elsäss­er und gewohn­heitsmäßiger Ein­re­ich­er von Ver­fas­sungs­beschw­er­den. Über die Ver­anstal­tung wurde auf der Inter­net­seite der Bun­dess­tiftung berichtet und als Aus­tra­gung­sort das “Haus der Bran­den­bur­gisch-Preußis­chen Geschichte” in Pots­dam benannt.
Sem­i­nar mit recht­sex­tremem Referenten
Beson­ders eine Ver­anstal­tung vom 21. Sep­tem­ber illus­tri­ert, mit welchen “lib­eralen und kon­ser­v­a­tiv­en” Inhal­ten bei ein­er AfD-Stiftung zu rech­nen ist. In den Räu­men der Stiftung in Falkensee hielt der Diplom­poli­tologe Michael Schäfer ein Sem­i­nar über “Wahlrecht in Deutsch­land (Wahlbeobach­tung)” ab. Der gle­iche Ref­er­ent redete zum The­ma Wahlbeobach­tung genau in diesem Zeitraum bei mehreren Ver­anstal­tun­gen für eine entsprechende Kam­pagne der recht­sradikalen Organ­i­sa­tion “Ein­Prozent”. Grundgedanke war das Hirnge­spinst, das bei den Bun­destagswahlen mit einem mas­siv­en, von oben gestreuerten Wahlbe­trug zuun­gun­sten der AfD zu rech­nen sei.
Michael Schäfer bei einer "EinProzent"-Veranstaltung zur Wahlbeobachtungs-Kampagne im September in Lauchhammer (Screenshot von fuxenrot.noblogs.org)
Michael Schäfer bei ein­er “EinProzent”-Veranstaltung zur Wahlbeobach­tungs-Kam­pagne im Sep­tem­ber in Lauch­ham­mer (Screen­shot von fuxenrot.noblogs.org)

Neonazi-Aktivist Michael Schäfer 2012 (rechts im Bild, Screenshot von lsa-rechtsaussen.net)
Neon­azi-Aktivist Michael Schäfer 2012 (rechts im Bild, Screen­shot von lsa-rechtsaussen.net)

Zur AfD und ihrer Parteis­tiftung mag deren Ref­er­ent Michael Schäfer passen, es darf aber get­rost infrage gestellt wer­den, dass er ein lib­eraler Geist und ein “Anwalt der Frei­heit” ist: Der Mann war bis vor kurzem knall­har­ter Neon­azi und ist weit­er­hin in recht­sex­tremen Kreisen unter­wegs. 2015 teilte er mit, kein Mit­glied ein­er poli­tis­chen Partei mehr zu sein. Vorher war er langjähriger Funk­tionär der NPD und unter anderem von 2007 bis 2012 Bun­desvor­sitzen­der der beson­ders mil­i­tan­ten NPD-Jugen­dor­gan­i­sa­tion “Junge Nation­aldemokrat­en”. Noch im April 2017 besuchte er einen Faschis­tenkongress in Italien.
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Antifaschismus

Black Legion – „The Iron Youth Division“

Kurz und Knapp
Anfang 2016 im Raum Cot­tbus von Neon­azis gegrün­det, vertreibt die Marke Streetwear-Klam­ot­ten mit zum Teil unver­fänglichen Designs. Andere Shirt-Motive zeigen dage­gen ein­deutige Bezüge zur Neon­azi-Szene und zum his­torischen Nation­al­sozial­is­mus. So nutzen sie u.a. ein Orig­i­nal-Zitat von Adolf Hitler oder eine Textzeile der Recht­sRock-Band „Störkraft“ als T‑Shirt-Motiv.
Die Marke richtet sich an die rechte Kampf- und Kraft­sport­szene, trat mehrmals als Spon­sor für das rechte Kampf­s­port-Event „Kampf der Nibelun­gen“ auf und stellte dort ein eigenes Team.
Der Ver­trieb erfol­gt haupt­säch­lich über ihren Web­shop, sowie über das Neon­azi-Ladengeschäft „The Dev­ils Right Hand/Rebel Records“ in Cottbus.
blacklegion_logo
Motive und Designs
Das Logo der Marke stellt einen brül­len­den Bären dar, darunter der Schriftzug „BLK LGN“. Ein zusät­zlich ver­wen­detes Logo zeigt in geschwun­gener Schrift die Zeichen „2L“. Die „2“ ste­ht für den zweit­en Buch­staben im Alpha­bet, das „B“ („Black“), während das „L“ für „Legion“ steht.
Mit dem Marken­na­men „Black Legion“ wer­den klare ras­sis­tis­che und faschis­tis­che Bezüge hergestellt. Zum einen wird auf die in den 30er Jahren agierende Grup­pierung „Black Legion“ ange­spielt, die sich vom „Ku-Klux-Klan“ abspal­tete und mit über 20.000 Mit­gliedern in Ameri­ka bewaffnet für die „Weiße Vorherrschaft“ kämpfte. Zum anderen war die „Schwarze Legion“ eine kroat­is­che Elite-Ein­heit, die in den 40er Jahren unter dem Mot­to „Für den Führer und die Heimat bere­it!“ zahlre­iche Ver­brechen an Sin­ti, Roma, Juden und Ser­ben beg­ing. Die Ein­heit war dabei Teil der faschis­tis­chen Ustascha-Miliz, die in der Zeit des Krieges in Bosnien bis 1945 vielfache Kriegsver­brechen gegen die ser­bis­chen Milizen begingen.
Die Zweit­beze­ich­nung „Iron Youth Divi­sion“ lässt weit­eren Inter­pre­ta­tion­sspiel­raum offen. So kön­nte sich das „Iron“ sicher­lich auf das gestemmte Eisen im Gym beziehen, kann aber auch als Ver­weis zum Ide­al­bild der „deutschen Jugend“ im Drit­ten Reich dienen. Hitler beschrieb diese 1936 als „Hart wie Krup­p­stahl“ – eine Zuschrei­bung auf die sich Neon­azis auch heute beziehen, wenn es um das Selb­st­bild des „wehrhaften Deutschen“ geht.
In ihrer Selb­st­beschrei­bung ver­weisen die Label-Ver­ant­wortlichen ganz deut­lich auf ihre extrem rechte Gesin­nung und Moti­va­tion, warum sie die Marke ins Leben gerufen haben: “Das Volk wird bel­o­gen, bet­ro­gen, krim­inelle Ban­den regieren ganze Stadtvier­tel und die über­wiegende Volks­masse ist ertränkt in erbar­mungslos­er impe­ri­al­is­tis­ch­er Lethargie. Diese Zustände sind in unseren Augen nicht mehr hin­nehm­bar. Daher reifte in uns der Gedanke etwas entste­hen zu lassen – das war die Geburt von Black Legion!“
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Auf den T‑Shirts knüpft die Marke mit Slo­gans wie „Defend Europe – Folk, Fam­i­ly, Father­land“ (dt. „Vertei­di­ge Europa – Volk, Fam­i­lie, Vater­land“) an diese Moti­va­tion an.
Mit mod­er­nen Stilmit­teln, wie dem Weglassen von Vokalen („BLK LGN“), und mit an den Straight-Edge-Lifestyle angelehn­ten Inhal­ten, dargestellt mit Messern und dem Slo­gan „Drug Free“ („frei von Dro­gen“), wird sich betont mod­ern und jugend­kul­turell gegeben.
Ein anderes Motiv zeigt einen MMA-Kämpfer, den der Schriftzug „fight for your right“ („kämpfe für dein Recht“) umgibt. Im Hin­ter­grund die Zahl „88“, ein in der Neon­azi-Szene ver­wen­de­ter Zahlen­code für „Heil Hitler“. Damit soll offen­sichtlich die extrem rechte Kampf­s­port­szene ange­sprochen wer­den, während das Motiv „Row­dy­tum“ eine rechte Hooli­gan- und Ultra-Szene als poten­tielle Käufer­schaft umwirbt. Das Motiv zeigt dabei nicht nur Bilder von Fußbal­lkrawallen, son­dern auch den Schriftzug „Row­dy­tum und Sadis­mus, Massenkrawall und Van­dal­is­mus“. Diese Zeile entstammt dem Refrain des Songs „Hooli­gans“ der Recht­sRock-Band „Störkraft“ – eine der wichtig­sten Neon­azi-Bands der 80er und 90er Jahre.

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Hitler-Zitat auf Black-Legion-Shirt

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Hitler-Zitat auf Black-Legion-Shirt

Auf anderen T‑Shirts bezieht sich „Black Legion“ auf den his­torischen Nation­al­sozial­is­mus. „Lieber das Leben als die Treue opfern“ ist, sowohl inhaltlich wie auch grafisch, eins zu eins aus den von der NSDAP pro­duzierten Wochen­sprüchen von 1940 ent­nom­men wur­den. Ein anderes T‑Shirt mit dem Rück­endruck „Ein Mann ist nur der, der als Mann sich auch wehrt und vertei­digt“ ist ein Orig­i­nal-Zitat Adolf Hitlers. Auch dieses Zitat ent­nahm „Black Legion“ den NSDAP-Wochen­sprüchen von 1940.
Die Klei­dung richtet sich klar an Neon­azis aus dem Kraft- und Kampf­s­port­bere­ich, die sie zu „volkssozial­is­tis­chen Preisen“ verkaufen, wie selb­st schreiben. Wen sie mit ihren Klam­ot­ten erre­ichen wollen, ist für die Mach­er der Marke klar:
„… alle Men­schen die sich ihrer Iden­tität bewusst sind und ihrem Vater­land die Treue hal­ten. Die, die auch das Große ganze sehen, ein­er Vision eines Europas der Vaterländer.“
Spon­sor­ing
„Black Legion“ spon­serte bere­its 2016 das Neon­azi-Kampf­s­portevent „Kampf der Nibelun­gen“ in Hes­sen, schick­te dort sog­ar einen eige­nen Kämpfer in den Ring. In 2017 wurde das Event eben­falls von der Marke unter­stützt. Darüber hin­aus trat im August 2016 ein „Team Black Legion“ beim „6. Ger­man­is­chen Achtkampf“ in Bran­den­burg an. Ein­er der Haup­tak­teure dieses Teams ist der Neon­azi Lucien Schön­bach aus Lübben/Spreewald. Der aktive MMA-Kämpfer nimmt nicht nur an kom­merziellen Ver­anstal­tun­gen teil, son­dern kämpfte bere­its bei einem der extrem recht­en Kampf­s­port-Events namens „Day of Glo­ry“ in Frankreich.
Beim Recht­sRock-Fes­ti­val „Rock für Deutsch­land“ 2017 in Gera war „Black Legion“ zudem mit einem eige­nen Verkauf­s­stand vertreten.
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Der Neon­azi Lucien Schön­bach (rechts) im „Team Black Legion“ für das neon­azis­tis­che Kampf­s­port-Event „6. Ger­man­is­ch­er Achtkampf“ im August 2016

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„Black Legion“ präsen­tiert einen Kämpfer für das Neon­azi-Kampf­s­portevent „Kampf der Nibelun­gen“ 2016

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„Black Legion“ mit eigen­em Team beim „6. Ger­man­is­chen Achtkampf“ in Bran­den­burg im August 2016
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Antifaschismus

Zukunft-Heimat-Demos: Fixpunkt der Cottbusser Naziszene

Der extrem rechte Vere­in „Zukun­ft Heimat“ kommt aus dem ländlichen Dahme-Spree­wald-Kreis und ver­anstal­tet seit Wochen eine Demon­stra­tionskam­pagne in Cot­tbus, 80 Autok­ilo­me­ter vom heimis­chen Golßen ent­fer­nt. Das wiederkehrende Mot­to: „Gren­zen ziehen“. Den Aufrufen fol­gten jew­eils 350 bis 450 Teil­nehmende;  darunter AfD-Funk­tionäre, NPD-Leute, Iden­titäre, das Umfeld der Recht­srock-Band Frontalkraft und die Fußballschläger von Infer­no Cot­tbus. Die näch­ste Demon­stra­tion ist für den 18. Juli angekündigt.

NPDler Ronny Zasowk bei Zukunft Heimat
NPDler Ron­ny Zasowk bei Zukun­ft Heimat

Seit Mitte 2015 hat der Vere­in in Orten wie Lübben und Lübbe­nau Demon­stra­tio­nen ver­anstal­tet, die sich vehe­ment und ras­sis­tisch zuge­spitzt gegen Flüchtlinge richteten. Schon damals wurde eng mit der AfD kooperiert. Gegen Berichte über eine mögliche Beteili­gung von Neon­azis des ver­bote­nen „Spreelichter“-Netzwerkes an den „Zukun­ft Heimat“-Aktionen set­zte sich der Vere­in juris­tisch zu Wehr.
Die Allianz, die „Zukun­ft Heimat“ nun für die Cot­tbusser Demon­stra­tio­nen einge­gan­gen ist, ist bre­it. Die AfD ist promi­nent vertreten. Der Bun­destags­di­rek­tkan­di­dat in Elbe-Elster, Peter Drenske, nahm teil, ein AfD-Trans­par­ent wird mit­ge­führt, die Land­tagsab­ge­ord­neten Andreas Kalb­itz und Bir­git Bessin hiel­ten Reden. Auch mit der recht­sradikalen und neu-recht­en Organ­i­sa­tion „Ein Prozent“ wird kooperiert. Als „Ein Prozent“-Abgesandter trat in Cot­tbus Jean-Pas­cal Hohm auf, der für seine Nähe zur „Iden­titären Bewe­gung“ bekan­nt ist. „Offizieller“ Part­ner der Cot­tbusser Demon­stra­tionskam­pagne ist zudem die Dres­den­er „Pegida“-Gruppe. Bei ein­er der Demon­stra­tio­nen in Dres­den sprach kür­zlich Christoph Berndt und warb für „Zukun­ft Heimat“. Pegi­da-Vor­stand Siegfried Däbritz wiederum nahm an den Cot­tbusser Demon­stra­tio­nen teil und hielt dort eine Rede.
„Zukun­ft Heimat“ verkün­dete bei den Demon­stra­tio­nen mehrfach, dass die Teil­nehmerin­nen sich „nicht provozieren“ lassen soll­ten, dass es wichtig sei, „friedlich“ zu bleiben. Natür­lich aber ver­fol­gen die Demon­stra­tio­nen unfriedliche Ziele. Die dort artikulierte Het­ze, die Wah­n­vorstel­lung eines „Völk­er­mords“, der an den Deutschen stat­tfinde, die recht­sradikalen Bünd­nis­part­ner und der hohe Anteil an Neon­azis lassen daran keine Zweifel. Bei den Auf­forderun­gen, man solle friedlich bleiben, applaudierten brav auch die Teil­nehmerIn­nen, die Mot­to-T-Shirts mit „Anti-Antifa“-Schlagringen oder mit dem unmissver­ständlichen Spruch „Pro Vio­lence“ („Für Gewalt“) tru­gen. Das Selb­stver­ständ­nis scheint zu sein: Bei der Demo kön­nen wir ja gern friedlich bleiben, zur Sache geht es später. Unmit­tel­bar nach der Demon­stra­tion am 13. Juni kam es dementsprechend und kaum über­raschend zu Angrif­f­en im Stadt­ge­bi­et mit mehreren Verletzten.
Zum Klien­tel, dass sich bei den bish­eri­gen Demon­stra­tio­nen in Cot­tbus ver­sam­melte, zählte ein gewiss­er Anteil an auswär­ti­gen Per­so­n­en, die sich ver­mut­lich in den ver­gan­genen Jahren poli­tisch häu­figer auf AfD- oder Pegi­da-arti­gen Demon­stra­tio­nen äußerten.
Vor allem aber sind die Aufmärsche ein Fix­punkt für die organ­isierte und sub­kul­turelle Neon­aziszene in Cot­tbus und Umge­bung. Von NPD-Kadern bis zu ras­sis­tis­chen Fußballschlägern tum­melte sich bei den Demon­stra­tio­nen ein Quer­schnitt durch die extrem recht­en Szenen der Region. Unter ihnen waren beispiel­sweise der Sänger der Band „Frontalkraft“ Sten Söh­n­del und deren Gitar­rist Daniel Katins. Die Band unter­stützte unter anderem das ver­botene „Blood&Honour“-Netzwerk. Söh­n­del war bere­its Anfang der 90er im Umfeld der  Neon­azi-Partei „Deutsche Alter­na­tive“ in Cot­tbus aktiv. Am 1. Juli feierte Frontalkraft vor einem Pub­likum aus über 800  Neon­azis ihr 25-jähriges Band­ju­biläum beim „Rock für Deutsch­land“ in Gera. Dort sind zahlre­iche Anhänger mit­gereist, die vier Tage zuvor noch beim Zukun­ft-Heimat-Marsch in Cot­tbus mit­ge­laufen waren.
Unter­stützt wurde das „Rock für Deutsch­land“ auch von den Cot­tbuser Neon­azis Mar­tin Sei­del und „Tom Rausch“ (so zumin­d­est der entsprechende Face­book­name), die bei­de am Ver­trieb des neu gegrün­de­ten Neon­azik­lam­ot­ten-Labels  „Black Legion“ beteiligt sind. Der Marken­name nimmt Bezug auf eine Abspal­tung des ras­sis­tis­chen Ku Klux Klans beziehungsweise auf die „Schwarze Legion“ der faschis­tis­chen Ustascha in Kroa­t­ien. „Tom Rausch“ nahm auch an zwei Demon­stra­tion von „Zukun­ft Heimat“ in Cot­tbus teil.
Die Strate­gie zur Erlan­gung ein­er Hege­monie durch Gewalt  und das Ver­bre­it­en eigen­er Codes war für die Hooli­gan-Gruppe Infer­no beim FC Energie über Jahre erfol­gre­ich. Erst der öffentliche Druck durch die über­re­gionale Berichter­stat­tung erzeugt aktuell im Vere­in ein Umdenken. Dass die Mit­glieder von Infer­no deswe­gen nicht untätig sind, wird bei „Zukun­ft Heimat“ deut­lich. Max­i­m­il­ian Braun, ein­er der Köpfe von Infer­no, war bei den Demon­stra­tio­nen vertreten und trug dabei zulet­zt auch einen Beu­tel mit dem Slo­gan „Defend Cot­tbus“ – der unter anderem auf den geheim organ­isierten Nazi-Auf­marsch am 18. Jan­u­ar unter dem Mot­to „Cot­tbus vertei­di­gen“ verweist.
Die NPD ist in Cot­tbus mit ihren jährlichen Gedenkaufmärschen im Feb­ru­ar gescheit­ert und hat es auch danach mit ihren Ver­anstal­tun­gen nicht geschafft, nen­nenswerte Teile der regionalen Neon­azi-Szene auf ihre Seite zu ziehen. Nach anfänglichen Dis­tanzierungsver­suchen haben sie sich entschlossen, „Zukun­ft Heimat“ zu unter­stützen. Neben dem Cot­tbusser Mit­glied des Bun­desvor­standes Ron­ny Zasowk war auch der langjährige NPD-Funk­tionär Alexan­der Bode bei dem Auf­marsch vertreten. Er ist der Haupt­täter der Het­z­jagd von Guben im Jahr 1999, in deren Folge der Algerier Farid Guen­doul verblutete. Der ehe­ma­lige NPD-Land­tagskan­di­dat Falk Haffn­er trug bei ein­er „Zukun­ft Heimat“-Demonstration eine Fahne mit dem Auf­druck „Good Night Left Side“ und der Lausitzer NPD-Kreisvor­sitzende Ben­jamin Mertsch lief am 27. Juni sog­ar an der Spitze des Aufzugs.
Die organ­isierte Neon­azis-Szene aus Cot­tbus um Umge­bung war bish­er bei den Ver­anstal­tun­gen von „Zukun­ft Heimat“ so umfassend vertreten, dass sie diese zum großen Teil auch dominierten.  Beson­ders auf­fäl­lig ist der­weil, dass die Bun­destagskan­di­datin der AfD Cot­tbus Mar­i­anne Spring-Räum­schüs­sel und andere AfD-Lokalpoli­tik­er sich bei den Demon­stra­tio­nen bish­er nicht dort blick­en ließen, obwohl die Aufmärsche doch maßge­blich vom AfD-Lan­desvor­stand unter­stützt werden.
Alexander Bode
Alexan­der Bode

Benjamin Mertsch
Ben­jamin Mertsch

Daniel Katins
Daniel Katins

Falk Haffner
Falk Haffn­er

Maximilian Braun
Max­i­m­il­ian Braun

Sten Söhndel
Sten Söh­n­del

Tom Rausch
Tom Rausch

Frontalkraft beim Rock für Deutschland
Frontalkraft beim Rock für Deutschland

Black Legion beim Rock für Deutschland
Black Legion beim Rock für Deutschland
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Körperverletzungen nach flüchtlingsfeindlicher Demonstration in Cottbus

Mul­ti­kul­ti bedeute “Gewalt und Faus­trecht”, sagte Christoph Berndt, Vor­sitzen­der des Vere­ins “Zukun­ft Heimat”, am Dien­stagabend, den 13. Juni, auf ein­er flüchtlings­feindlichen Demon­stra­tion in Cot­tbus. Mit der Faust ins Gesicht geschla­gen und ver­let­zt wurde nach der Demon­stra­tion laut Polizei in unmit­tel­bar­er Nähe eine Frau von einem “dunkel gek­lei­de­ten Mann”. Einem weit­eren Mann wurde gegen den Kopf geschla­gen, dieser musste eben­so im Kranken­haus ambu­lant behan­delt wer­den. Bei­de hat­ten sich zuvor am Rande der Demon­stra­tion aufge­hal­ten und ver­bal ihren Unmut artikuliert, so die Ini­tia­tive “Cot­tbus Nazifrei”.

Unter dem Mot­to “Gren­zen ziehen” waren zum zweit­en Mal ca. 400 Per­so­n­en dem Aufruf des Vere­ins “Zukun­ft Heimat” gefol­gt. Unter den Teil­nehmenden waren Funk­tionäre der AfD, der Jun­gen Alter­na­tive, der Pegi­da, der NPD sowie Per­so­n­en aus dem Umfeld der recht­sex­tremen “Iden­titären Bewegung”.
Nach Ein­schätzung der Lausitzer Rund­schau ist ein “großer Teil” der Teil­nehmenden “dem Recht­sex­trem­is­ten- und Kampf­s­port-Milieu” zuzuord­nen. Die größ­ten­teils männlichen Teil­nehmer tru­gen u. a. T‑Shirts mit der Auf­schrift “Anti-Antifa” sowie Klei­dung der szene­typ­is­chen Marken “Pro Vio­lence” und “Label 23”.
Der Vere­in “Zukun­ft Heimat” führt seit Okto­ber 2015 Demon­stra­tio­nen in Süd­bran­den­burg gegen die Flüchtlingspoli­tik der Bun­desregierung durch, an der ehe­ma­lige Mit­glieder der ver­bote­nen extrem recht­en Grup­pierung „Spreelichter” teil­nah­men. Der Ver­fas­sungss­chutz ver­mutet eine „Beteili­gung von ehe­ma­li­gen Mit­gliedern“ eben dieser Gruppe an der „Pro­duk­tion oder Ver­bre­itung von Mobil­isierungsvideos” des Vereins.
In sein­er Rede forderte der Vor­sitzende “keine weit­ere Migra­tion nach Deutsch­land” und machte “die Eliten” für “ras­sis­che Kon­flik­te” und Gewalt ver­ant­wortlich. Er beze­ich­nete Gren­zen als “Grund­lage des Lebens” und warf in diesem Zusam­men­hang Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel die Steuerung eines Prozess­es der “Ver­we­sung” vor.
Die Rede des PEGI­DA-Vor­sitzende Siegfried Däbritz wurde “aus famil­iären Grün­den” kurzfristig abge­sagt. Berndt kündigte an, die Demon­stra­tio­nen in den kom­menden Wochen fortzuführen und Cot­tbus zu einem “Fix­punkt” des Protestes gegen die Flüchtlingspoli­tik der Bun­desregierung zu machen.
Anti-Antifa zukunft-heimat-cottbus-jfda-0054 NPDler Ronny Zasowk bei Zukunft Heimat zukunft-heimat-cottbus-jfda-0152

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Antifaschismus

Guck mal, wer da rumsteht

Cottbusser Neonazihools bei Spiel in Babelsberg am 28. April 2017. Eingekreist: Jean-Pascal Hohm und Robert Timm
Cot­tbusser Neon­az­i­hools bei Spiel in Babels­berg am 28. April 2017. Eingekreist: Jean-Pas­cal Hohm und Robert Timm. Foto: Jüdis­ches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus.

INFORIOT Über die jüng­sten anti­semi­tis­chen und neon­azis­tis­chen Krawalle beim Fußball­spiel von Energie Cot­tbus bei Babels­berg 03 in Pots­dam ist schon einiges berichtet wor­den, aber sicher­lich noch nicht genug. Hier soll ein Detail nachge­tra­gen werden.
Cottbusser Neonazihools bei Spiel in Babelsberg am 28. April 2017. Eingekreist: Jean-Pascal Hohm und Robert Timm
Cot­tbusser Neon­az­i­hools bei Spiel in Babels­berg am 28. April 2017. Eingekreist: Jean-Pas­cal Hohm und Robert Timm. Foto: Jüdis­ches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus.

Im Cot­tbusser Gäste­block beim Spiel am ver­gan­genen Fre­itag (28. April) standen zwei namentlich bekan­nte recht­sradikale Aktivis­ten, die sich son­st darum bemühen, öffentlich nicht in der Nähe von Neon­azis posi­tion­iert zu sein. Einige am Sam­stag aufgenommene und hier doku­men­tierte Fotos zeigen Jean-Pas­cal Hohm und Robert Timm in unmit­tel­bar­er Nähe der ver­mummten Cot­tbusser Neon­azi-Hooli­gans. Aus just diesem Block erfol­gten die anti­semi­tis­chen und neon­azis­tis­chen Het­z­parolen sowie der Ver­such des Spielfeld zu stürmen.
Robert Timm bei “Identitären”-Demonstration im Juni 2016 in Berlin

Robert Timm fungiert seit einiger Zeit als Sprech­er der “Iden­titären Bewe­gung” in Berlin und Bran­den­burg. Timm stammt aus Berlin und ist für ein Architek­turstudi­um nach Cot­tbus gezo­gen. Offen­bar hat er dort auch eine Lei­den­schaft für Fußball neu- oder wieder­ent­deckt. Aus der neon­azis­tis­chen Fußball­fan­szene in Cot­tbus wer­den seit eini­gen Monat­en auch “Identitären”-Parolen wie “Defend Europe” aufge­grif­f­en und zu “Defend Cot­tbus” abge­wan­delt. Die “Iden­titären” behaupten von sich, keine Berührungspunk­te zum Neon­azis­mus zu haben.
So präsen­tiert sich Robert Timm bei Insta­gram (Screen­shot)

 Jean-Pascal Hohm bei "Identitären"-Demonstration im Juni 2016 in Berlin
Jean-Pas­cal Hohm bei “Identitären”-Demonstration im Juni 2016 in Berlin

Jean-Pas­cal Hohm hinge­gen ist Aktivist der AfD-Jugen­dor­gan­i­sa­tion “Junge Alter­na­tive” (JA) im Land Bran­den­burg. Zeitweilig war er der Lan­desvor­sitzende der JA. Zurzeit wird er auf der Ver­band­shome­page als Beisitzer im Lan­desvor­stand aufge­führt, gle­ichzeit­ig ist er Beisitzer im Kreisvor­stand der AfD in Tel­tow-Fläming. Auf der Web­seite der Land­tags­frak­tion der AfD Bran­den­burg wird er als Mitar­beit­er des Ver­anstal­tungsref­er­enten gelis­tet. Nicht zulet­zt war Hohm Mitor­gan­isator zahlre­ich­er flüchtlings­feindlich­er Demon­stra­tio­nen im Land Brandenburg.
So präsentiert sich Jean-Pascal Hohm bei Facebook (Screenshot)
So präsen­tiert sich Jean-Pas­cal Hohm bei Face­book (Screen­shot)

So nah, wie Timm und Hohm räum­lich im Gäste­block beieinan­der ste­hen, darf man ver­muten, das die bei­den das Spiel gemein­sam besucht haben oder sich zumin­d­est dort getrof­fen haben. Öffentlich behauptet die “Junge Alter­na­tive” genau wie ihre Mut­ter­partei, keine Zusam­me­nar­beit mit der vom Ver­fas­sungss­chutz beobachteten “Iden­titären Bewe­gung” zu betreiben. Tat­säch­lich find­et auf vie­len Ebe­nen ein Aus­tausch und ein Zusam­men­wirken statt. Hohm selb­st war schon Teil­nehmer bei “Identitären”-Aktionen und präsen­tierte sich auf Face­book in T‑Shirts dieser Organisation.
Cottbusser Neonazihools bei Spiel in Babelsberg am 28. April 2017. Eingekreist: Jean-Pascal Hohm und Robert Timm
Cot­tbusser Neon­az­i­hools bei Spiel in Babels­berg am 28. April 2017. Eingekreist: Jean-Pas­cal Hohm und Robert Timm. Foto: Jüdis­ches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus.

Beim “Jüdis­chen Forum für Demokratie und gegen Anti­semitismus” sind weit­ere Bilder und ein Video zum The­ma zu find­en. Weit­ere Fotos gibt es unter anderem hier.
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Antifaschismus

AfD-Heuchelei gegen Gewalt und “Extremismus”

Protest am 16. Februar 2017 gegen die AfD in Finsterwalde
“Fin­ster­walde bleibt rot!” — bre­it­er und lauter Protest gegen die AfD-Kundgebung

INFORIOT Am Don­ner­stagabend (17. Feb­ru­ar) nah­men etwa 130 Per­so­n­en an ein­er Kundge­bung der „Alter­na­tive für Deutsch­land“ unter dem Titel „Gegen Gewalt und Extrem­is­mus“ auf dem Mark­t­platz in Fin­ster­walde (Elbe-Elster) teil. Anlass waren Sachbeschädi­gun­gen am Büro des AfD-Land­tagsab­ge­ord­neten Sven Schröder. Von Antifas bis zum „Fin­ster­walder Aktions­bünd­nis für Men­schlichkeit und Tol­er­anz“ und dem Bürg­er­meis­ter wurde zu Gegen­protesten aufgerufen. An diesen beteiligten sich rund 250 Men­schen, die AfD-Ver­anstal­tung wurde über ihre gesamte Dauer von heftigem und lautem Protest begleit­et. Linke Jugendliche wur­den im Anschluss an die Kundge­bung von Recht­en attackiert.
Viele AfD-Funk­tionäre, die teil­weise aus Pots­dam angereist waren, mis­cht­en sich unter Fin­ster­walder AfD-Sym­pa­thisan­tInnen. Es sprachen der Kreisvor­sitzende der AfD Elbe-Elster, Volk­er Noth­ing, der Direk­tkan­di­dat für die Bun­destagswahl, Peter Drenske, der Bran­den­burg­er Vize-Lan­deschef und Land­tagsab­ge­ord­nete Andreas Kalb­itz sowie Sven Schröder. Als Gas­tred­ner fungierte André Poggen­burg, Chef der AfD in Sach­sen-Anhalt. Alle Red­ner arbeit­eten sich an Antifa, demokratis­chen Parteien und der Zivilge­sellschaft ab. Ins­beson­dere Drenske und Kalb­itz (der selb­st in nation­alkon­ser­v­a­tiv­en und extrem recht­en Organ­i­sa­tio­nen aktiv war) fie­len durch Sprachan­lei­hen bei der extremen Recht­en auf. Eine Schnittmenge mit asylfeindlichen Ini­tia­tiv­en in der Region wurde deut­lich. So nahm Christoph Berndt, Vor­sitzen­der der der asylfeindlichen Ini­tia­tive „Zukun­ft Heimat“, an der Ver­samm­lung teilt. Außer­dem rief Schröder dazu auf, die Ver­samm­lun­gen des „Bürg­er­fo­rums Süd­bran­den­burg“ in Bad Lieben­wer­da zu besuchen.
Das ‚Nor­male’ ist gefährdet
In üblich­er Manier präsen­tierte sich die AfD an diesem Abend als “einzig wahre” demokratis­che Partei, die gegen jeden „Extrem­is­mus“ sei. Dem Vor­wurf, die Partei sei sel­ber teil­weise recht­sex­trem geprägt, begeg­nete der Kreisvor­sitzende Noth­ing in sein­er Rede mit der Aus­sage, dass die AfD-Anhän­gerIn­nen nicht nur nicht recht­sex­trem, son­dern „ganz nor­male Men­schen“ seien. Was er unter „nor­mal“ ver­ste­ht, führte er jedoch kaum aus, lediglich in Hin­blick auf Fam­i­lien und Geschlechter­bilder wurde er deut­lich: „Gen­der Main­stream­ing“ ist für ihn eine „gesellschaft­sz­er­störende Ide­olo­gie“. Gegen sex­uelle Vielfalt solle das Mod­ell der „klas­sis­chen“ Fam­i­lie gestellt wer­den. Er meint das het­ero­nor­ma­tive Ver­ständ­nis, in dem eine Fam­i­lie auss­chließlich aus Vater, Mut­ter und Kind(ern) beste­hen solle.
Opfer — wie einst bei der Christenverfolgung
Was die AfD als demokratis­che Partei ausze­ich­nete, führten die Red­ner wider­sprüch­lich aus. Drenske zum Beispiel sah sich und seine Mit­stre­it­er als wahre DemokratIn­nen, weil die AfD die einzige Partei sei, die die Sprache des Volkes spreche — im Gegen­satz zur „Polit­lob­by“, der das eigene Volk egal ist. Das Volk sei durch die eigene Regierung bedro­ht. Drenske, der mehr schrie als redete, fan­tasierte von ein­er Gewaltwelle, Totalüberwachung der Bevölkerung und von ein­er in Deutsch­land herrschen­den Staat­sre­li­gion des Islams. Er mok­ierte sich über die fehlende “Tol­er­anz” und über den “Ras­sis­mus”, den die AfD und das deutsche Volk zu spüren hät­ten: „Deutsch­land ist wie eine Gum­mi­mat­te – alle tram­peln auf uns rum“. Andere Mei­n­un­gen wür­den mit der „Extrem­is­muskeule tot­geschla­gen“. Für ihn ergin­ge es den Deutschen und der AfD so, wie einst den Opfern der “Chris­ten­ver­fol­gung”.
AfD will an der Macht “Par­tikel ent­fer­nen, die unsere Gesellschaft vergiften”
Von Demokratie und Tol­er­anz war nicht mehr viel zu spüren, sobald es um Antifa und die „Polit­lob­by“ ging. So wurde der Kreisvor­sitzende Noth­ing deut­lich: Wenn die AfD an die Macht komme, werde sie „die Par­tikel ent­fer­nen, die unsere Gesellschaft vergiften und unsere Geset­ze brechen und mis­sacht­en“. Kalb­itz forderte gar, Linken das Studieren zu unter­sagen und sie stattdessen „prak­tis­ch­er Arbeit zuzuführen“.
Die Link­sex­tremen bei der Arbeiterwohlfahrt
Die Botschaft war deut­lich an diesem Abend: Geschlossen­heit gegen die intol­er­ante „Mei­n­ung­sein­heits­front“. So wären deut­lich mehr Anhän­gerIn­nen an diesem Abend zur Ver­samm­lung gekom­men und hät­ten sich zur AfD bekan­nt, glaubte Noth­ing — doch sie hät­ten sich nicht getraut, aus Angst vor Angrif­f­en durch Gegendemonstrant_innen, Job­ver­lust oder schlechtem Gerede. Vor allem die Antifaschist_innen seien ver­ant­wortlich, die als „SA“ (Schröder) bzw. „Rote Sturmabteilung­shorden“ oder „Ter­ror­is­ten“ (bei­des Kalb­itz) beze­ich­net wur­den. Schröder und Kalb­itz ver­sucht­en, die Antifa in ihren Reden als dumm und faul abzustem­peln, kon­nten den­noch über kaum etwas Anderes reden. Hin­ter der Antifa stän­den, so die AfD-Analyse, die „rot-rote Machter­hal­tungsclique“, „Kuscheltier­w­er­fer“ und „Willkom­men­sex­trem­is­ten“, “68er”, Lehrer_innen und eine linke „Mei­n­ung­sein­heits­front“ von Parteien, Medi­en, Kirche, Gew­erkschaften und Arbeit­er­wohlfahrt. Link­sex­treme Gewalt­täter säßen auch im lokalen Aktions­bünd­nis, bemerk­te Noth­ing in Bezug auf das reak­tivierte Fin­ster­walder Tol­er­anzbünd­nis.
Poggen­burg: Im Schick­sal­s­jahr 2017 soll Deutsch­land zurücker­obert werden
AfD-Recht­saußen André Poggen­burg sah sich eben­falls von linken Fein­den an allen Eck­en bedro­ht. Am 12. Jan­u­ar hat­te Poggen­burg „anti­demokratis­che Gewalt“ selb­st erlebt, berichtete er: Studierende störten seine Ver­anstal­tung an der Uni­ver­sität in Magde­burg. Die deutschen Uni­ver­sitäten seien in der Hand der „link­sex­tremen Antifa“ und auch die Medi­en seien vom „Linksabrutsch“ betrof­fen. Dabei würde die Antifa, unter­stützt von „linksradikalen Parteien“ die Straßen ter­ror­isieren. „Linke und Link­sex­treme von AWO bis Antifa“ wür­den der „nationalen Alter­na­tive in Deutsch­land ein Ende zu bere­it­en“ wollen. In seinen Augen herrschen Ver­hält­nisse wie in der Weimar­er Repub­lik. Hier gäbe es eine geschichtliche Ver­ant­wor­tung, und die hieße Deutsch­land müsse im „Schick­sal­s­jahr“ 2017 „zurücker­obert“ werden.
Kein „Gewalt­freier und offen­er Diskurs“
Bemerkenswert ist Poggen­burgs Bemerkung, dass die AfD für einen „gewalt­freien und offe­nen poli­tis­chen Diskurs“ ste­he. Diese Aus­sage wurde nur wenige Minuten später wieder­legt. Im direk­ten Anschluss an die AfD-Kundge­bung grif­f­en Rechte mehrere linke Jugendliche an. Es gab drei Fes­t­nah­men, die Angreifer wur­den zeitweise mit Kabel­bindern gefes­selt. Dies berichteten Augenzeug_innen. Die Polizei sprach hinge­gen gegenüber der “Lausitzer Rund­schau” von einem friedlichen Ver­lauf des Abends.
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Antifaschismus

Pure NS-Ideologie

INFORIOT Der Cot­tbusser Recht­san­walt Olaf Klemke vertei­digt im Münch­en­er NSU-Prozess bekan­ntlich den Angeklagten Ralf Wohlleben. Zum Wohlleben-Vertei­di­gung­steam gehören dazu das ehe­ma­lige NPD-Mit­glied Nicole Schnei­ders, der ehe­ma­lige “Wiking-Jugend”-Anführer Wol­fram Nahrath und aushil­f­sweise auch der (eben­falls in Cot­tbus ansäßige) Neon­azi Maik Bunzel.
Klemke, Schnei­ders und Nahrath haben am Mittwoch (25. Jan­u­ar) im Prozess einen Beweisantrag gestellt, der vor neon­azis­tis­ch­er Ide­olo­gie trieft. Ein Sachver­ständi­ger möge bestellt wer­den, so der Antrag, um festzustellen, dass das deutsche Volk dabei sei, auszuster­ben. Schuld seien Zuwan­derung und Geburten­rate. Bei Wohlleben wurde einst ein Feuerzeug gefun­den, auf dem die Parole “Volk­stod stop­pen” gedruckt war. Laut Beweisantrag sei diese Parole nicht als “aus­län­der­feindlich” zu werten, son­dern nichts als die Wahrheit:
Sich für den Erhalt seines Volkes […] einzuset­zen ist nicht nur ver­fas­sungsrechtlich garantiert son­dern erlaubt es auch, sich gegen das allmäh­liche Ver­schwinden seines Volkes und sich dabei auch gegen einen massen­haften Zuzug von Nicht­deutschen zu wen­den. Dies ist wed­er „ras­sis­tisch”, auch nicht „insti­tu­tionell ras­sis­tisch”, was immer diese poli­tis­chen Totschlag­be­griffe auch bein­hal­ten mögen, son­dern fol­gt zwan­g­los jen­er ver­fas­sungs­gemäßen Pflicht zur Iden­titätswahrung. […] Aus der Parole „Volk­stod stop­pen” kann nach alle­dem nicht auf eine aus­län­der­feindliche Ein­stel­lung des Her­rn Wohlleben geschlossen wer­den, schon gar nicht auf einen auf Tötung von Aus­län­dern gerichteten Hass.
Die Rede vom “Volk­stod” ist eines der zen­tralen Schlag­wörter im derzeit­i­gen mil­i­tan­ten Neon­azis­mus. Die entsprechende “Volkstod”-Kampagne wurde von den bran­den­bur­gis­chen “Spreelichtern” ges­tartet. Der 2012 ver­bote­nen Grup­pierung stand aus­gerech­net der Cot­tbusser Anwalt und Wohlleben-Aushil­fsvertei­di­ger Maik Bun­zel nahe — unter anderem als Musik­er für das Neon­azipro­jekt “Has­s­ge­sang”.
So deut­lich wie mit dem aktuellen Beweisantrag hat die Vertei­d­i­ung im NSU-Prozess bish­er sel­ten erken­nen lassen, dass sie selb­st neon­azis­tis­chem Gedankengut nach­hängt. Der Beweisantrag wurde im Gerichtssaal von Olaf Klemke vor­ge­tra­gen. Aus Protest gegen diese Pro­pa­gan­da ver­ließen etliche Nebenklage-Vertreter*innen den Ver­hand­lungssaal.
Neben­klägervertreterin Seda Basay-Yildiz kom­men­tierte: „Logis­che Kon­se­quenz dessen, was in diesem Antrag vertreten wird, ist die mil­lio­nen­fache Vertrei­bung von Men­schen aus Deutsch­land – oder ihre Ermor­dung, wie es der NSU getan hat.“

So präsenitert sich Olaf Klemke auf seiner Homepage. Screenshot: olaf-klemke.de
So präsen­tiert sich Olaf Klemke auf sein­er Home­page. Screen­shot: olaf-klemke.de

Dass aus­gerech­net der Cot­tbusser Klemke den Antrag im Gericht vorstellte und mit­trug, ist insofern inter­es­sant, als das dieser sich im Gegen­satz zu den anderen Wohlleben-Verteidiger*innen bish­er nicht als Neon­azi ver­standen wis­sen wollte. Im Inter­view mit der “Lausitzer Rund­schau” betonte Klemke 2013, dass er jedes Man­dat annehme, und darum eben auch Rechte vertei­di­ge. Ein Sze­nean­walt sei er deshalb nicht: “Ich lehne diese Zuschrei­bung ab.” Auch mit dem Begriff “Neon­azi” habe er Prob­leme: “Weil alles, was sich rechts von CDU/CSU bewegt, gle­ich als Neon­azi beze­ich­net wird. Ich habe in meinem Leben aber sel­ten echte Neon­azis getrof­fen.” Sich selb­st ver­ste­he Klemke als “Patri­oten”.
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Antifaschismus

Das Doppelspiel des Spreelichter-Netzwerks in Südbrandenburg

Im Ver­gle­ich zu anderen ost­deutschen Städten ist es der recht­en Szene in Cot­tbus in den let­zten zwei Jahren nicht gelun­gen, einen Pegi­da-Ableger zu etablieren. Umso mehr sind jet­zt viele von dem mar­tialis­chen recht­en Auf­marsch am Fre­itag den 13. Jan­u­ar 2017 über­rascht und fordern Aufk­lärung. Dazu soll im Fol­gen­den beige­tra­gen werden.
Aufmarsch am 13. Januar in CottbusWas ist passiert?
Am Fre­itag ver­sam­meln sich kurz vor 22 Uhr etwa 120 Per­so­n­en vor dem Landgericht Cot­tbus. Sie sind ein­heitlich schwarz gek­lei­det, tra­gen Stur­m­masken und führen ein Ban­ner mit der Auf­schrift „Cot­tbus vertei­di­gen!“ mit sich. Die Ver­mummten ziehen von der Gerichtsstraße über die Sandow­er Straße und den Alt­markt in die Einkauf­s­meile Sprem­berg­er Straße. Der Marsch führt direkt an der Syn­a­goge am Schloßkirch­platz vor­bei. An der Spitze des Zugs sind während des Auf­marsches rote Ben­gal­fack­eln entzündet.
Gerufen wer­den die Parolen „Hier marschiert die deutsche Jugend“, „Wider­stand“ und „Nafris raus“, Fly­er mit der Über­schrift „Cot­tbus Nafrifrei“ auf den Boden gewor­fen. Es gibt eine Ord­ner­struk­tur und mehrere Per­so­n­en, die fil­men. Am Sprem­berg­er Turm teilt sich der Zug auf und die Neon­azis ver­schwinden in Autos. Die Polizei wird von Anwohner­In­nen alarmiert und kann im Umfeld nur drei Per­so­n­en im Alter von 39 bis 41 Jahren fest­stellen, die sie der recht­sex­tremen Szene zuordnet.
Wer steckt hin­ter dem Aufmarsch?
Durch die Ver­mum­mung, die fehlende Anmel­dung und den Verzicht auf Fah­nen ist nicht offen­sichtlich, wer hin­ter dem Auf­marsch steckt. Das inter­na­tionale Recht­saußen­por­tal „Bre­it­bart News“ schreibt schlicht von „masked Ger­mans“, aber etwas genauer darf es schon sein. Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Schröter (SPD), die Polizei und diverse Lokalme­di­en haben sich hier bere­its ver­sucht. Die Inter­pre­ta­tio­nen gehen — richtiger­weise — in Rich­tung Iden­titäre, Spreelichter und die rechte Fußball­fan­szene von Energie Cot­tbus. In der Lausitzer Rund­schau leg­en sich „Szeneken­ner“ allerd­ings ander­weit­ig fest:
„Mit­glieder der vor Jahren ver­bote­nen Neon­azi­gruppe ‚Spreelichter‘ als Urhe­ber der jüng­sten Aktion in Cot­tbus hal­ten Szeneken­ner für unwahrschein­lich, eben­so eine Verbindung zur neurecht­en ‚Iden­titären Bewe­gung‘, die oft mit dem Begriff ‚vertei­di­gen‘ operiert. Diese zahlen­mäßig sehr kleine, eher intellek­tuelle Gruppe hat­te bish­er ihre Aktio­nen immer mit einem klaren öffentlichen Beken­nt­nis ver­bun­den. Ende August 2016 hissten sie Ban­ner am Bran­den­burg­er Tor. Ver­mummte, anonyme Ver­samm­lun­gen passen, so die Ein­schätzung aus Sicher­heit­skreisen, nicht zum Selb­stver­ständ­nis der Gruppe.“
Der Marsch in der SpremEin Ein­druck ergibt sich bei der Betra­ch­tung der Veröf­fentlichun­gen zu dem Auf­marsch. Die ersten Bilder wer­den von dem Nutzer „cb_nafrifrei“ um 23:30 bei reddit.de online gestellt. Um 23:49 wird auf der Face­book­seite von „Ost­thürin­gen unzen­siert“ exk­lu­siv ein Video veröf­fentlicht, das auf Höhe der ADAC-Geschäftsstelle in der Sprem­berg­er Straße aufgenom­men wurde. Um 00:24 veröf­fentlicht der User „down_my_couch“ ein Video auf Twit­ter, mit einem Blick­winkel aus Rich­tung der Syn­a­goge am Schloßkirch­platz. Der Kom­men­tar „Weiß wer, wie viele das waren?“ soll den Ein­druck erweck­en, dass der User ein Unbeteiligter ist. Dieses Mate­r­i­al wird am näch­sten Mor­gen über rechte Twit­ter- und Face­book-Accounts weit­er­ver­bre­it­et, etwa „Asyl­hütte in Pots­dam — Kannste knick­en!“, „Hei­de­nau zeigt wie’s geht“ und „Asyl­hütte in Ket­zin — Kannste knicken!“.

Chronologie der Berichte über den Marsch
Chronolo­gie der Berichte über den Marsch

Die zeitliche Nähe und die exk­lu­sive Veröf­fentlichung der Bilder und Videos von Grup­pen aus anderen Städten und Regio­nen leg­en den Schluss nahe, dass dahin­ter eine über­re­gion­al ver­net­zte Struk­tur steckt. Im extrem recht­en Spek­trum von Cot­tbus kom­men dafür die NPD und das ver­botene Spreelichter-Net­zw­erk in Frage. Weil die NPD Cot­tbus sich erst rel­a­tiv spät auf ihrer Face­book­seite äußerte, und sich außer­dem von der Aktion wenig begeis­tert zeigte, kann sie wohl aus­geschlossen werden.
Bericht von Black Legion
Bericht von Black Legion

Inter­es­sant ist, dass auf der Face­book­seite des neon­azis­tis­chen Mod­e­la­bels „Black Legion“ am Sam­stag eben­falls Bilder vom Auf­marsch an der Oberkirche und am Sprem­berg­er Turm veröf­fentlicht wur­den, die bis dahin nicht im Umlauf waren. Die Mode­marke wird von einem Neon­azi ver­trieben, der sich bei Face­book „Tom Rausch“ nen­nt. In Cot­tbus läuft der Verkauf über den neon­azis­tis­chen „Dev­ils Right Hand Store“ von Mar­tin Sei­del. Auf sein­er Face­book­seite beken­nt sich Rausch zum Spreelichter-Net­zw­erk und zeigt seine Ablehnung gegenüber dem „Staatskon­strukt“ NPD. Der Post zum Auf­marsch auf der Face­book­seite von „Black Legion“ wird gelöscht, kurz nach­dem er bei „Laut gegen Nazis“ the­ma­tisiert wird. Auf der pri­vat­en Face­book­seite von Rausch ist er weit­er­hin sichtbar.
Tom Rausch posiert mit Defend Cottbus
Tom Rausch posiert mit Defend Cottbus

„Defend Cot­tbus“ – Das Mot­to für den Ausnahmezustand
Der Spruch auf dem Front­trans­par­ent „Vertei­digt Cot­tbus!“ ist die deutsche Über­set­zung von „Defend Cot­tbus“. Aufk­le­ber mit diesem Slo­gan wer­den mas­siv seit Juli 2016 in Cot­tbus und Umge­bung verklebt. Auch im Zusam­men­hang mit dem Über­fall auf den Club Chekov am 23. Sep­tem­ber 2016 taucht­en die Aufk­le­ber auf. Ent­wor­fen und ver­bre­it­et wer­den diese maßge­blich über eine Struk­tur, die sich auf Insta­gram mit dem Pro­fil „Unser_Ursprung“ präsen­tiert. Die dort oft erst­mals veröf­fentlicht­en Grafiken wer­den sowohl von Anhän­gerIn­nen der Iden­titären als auch von zahlre­ichen Neon­azis für ihre Social-Media-Pro­file ver­wen­det. Auch „Tom Rausch“ posiert auf sein­er Face­book­seite mit einem „Defend Cot­tbus“ Aufkleber.
 Marcel Forstmeier vor dem Kanzleramt
Mar­cel Forstmeier vor dem Kanzleramt

Fotos auf Unser_Ursprung
Fotos auf Unser_Ursprung

Posting von Unser_Ursprung
Post­ing von Unser_Ursprung

Die Art der Ver­net­zung, der grafis­che Stil und die ver­wen­dete Sprache des Pro­fils „Unser_Ursprung“ lassen auf den Grafikde­sign­er Mar­cel Forstmeier schließen. Der Lübbe­nauer war bis zum Ver­bot 2012 ein Organ­isator und Kopf des Spreelichter-Net­zw­erks. Forstmeier hat am 21. Dezem­ber 2016 vor dem Kan­zler­amt in Berlin die neurechte Kundge­bung von „Ein Prozent“ (unter den Teil­nehmern Alexan­der Gauland, Björn Höcke und Götz Kubitschek) abfo­tografiert. Ein Bild aus sein­er Posi­tion wurde später auch auf der Insta­gram-Seite von „Unser_Ursprung“ veröf­fentlicht. Auf einem Bild sind beim genauen Blick seine Hände wiederzuerkennen.
Der Cot­tbusser Masken-Auf­marsch ist Teil ein­er Kam­pagne, um Cot­tbuser Neon­azis in eine Art Kampf­modus zu ver­set­zen – die Marke „Defend Cot­tbus“ beziehungsweise „Vertei­di­ge Cot­tbus“ soll als Kürzel dieser Kam­pagne etabliert wer­den. Ein Resul­tat: in den let­zten Monat­en wur­den immer wieder Per­so­n­en, die nicht ins rechte Welt­bild passen, ange­grif­f­en. Gle­ichzeit­ig wer­den Straftat­en durch ver­meintliche Aus­län­der oder Flüchtlinge beson­ders stark aus­geschlachtet, um der ras­sis­tis­chen Para­noia Nahrung zu geben. Para­dox­er­weise freut sich der Twit­ter-User „down_my_couch“ über die erhöhte Polizeipräsenz, obwohl sich diese vor allem gegen ihn und seine Kam­er­aden richtet.
Bürg­er­lichkeit und Straßenterror
Die Neon­azis fahren nicht nur eine Strate­gie des Straßen­ter­rors zur Ein­schüchterung poli­tis­ch­er Geg­ner­In­nen in Cot­tbus, son­dern zudem eine Art Kuschelkurs mit „Zukun­ft Heimat e.V.“ im Spree­wald. Dieser Vere­in hat seit Ende 2015 gegen die Unter­bringung von Flüchtlin­gen mobil gemacht. Mit 500 Teil­nehmern am 31. Okto­ber 2015 in Lübbe­nau richtete der Vere­in eine der größten recht­en Demon­stra­tio­nen  in Bran­den­burg der let­zten Jahre aus.
Anne Haberstroh bei der Identitären-Blockade-Aktion in Berlin
Anne Haber­stroh bei der Iden­titären-Block­ade-Aktion in Berlin

Mar­cel Forstmeier und das Spreelichter-Net­zw­erk ver­suchte sich bei diesen asylfeindlichen Demon­stra­tio­nen zwar im Hin­ter­grund zu hal­ten. Eine Nähe gibt es den­noch. Seit­dem dieser Zusam­men­hang öffentlich gemacht wurde, führt der Vere­in Aktions­for­men wie Fahrrad­ko­r­sos für Rad­wege und ähn­liche The­men durch. Auf diese Weise wollen die Vere­insvor­sitzen­den Christoph Berndt, Anne Haber­stroh und der AfD-Bürg­er­meis­terkan­di­dat Mar­i­an von Stürmer ver­mut­lich das Brandze­ichen ein­er für das neon­azis­tis­che Spek­trum offe­nen Organ­i­sa­tion loswer­den. Dass die Verbindung zu Mar­cel Forstmeier und dem Spreelichter-Net­zw­erk anhält, zeigt das gemein­same Auftreten von Neon­azi Forstmeier und Zukun­ft-Heimat-Vor­sitzen­der Haber­stroh im Umfeld der Block­ade der CDU-Zen­trale in Berlin durch Mit­glieder der Iden­titären am 21. Dezem­ber 2016.
Robert Timm auf Twitter zum Marsch in Cottbus
Robert Timm auf Twit­ter zum Marsch in Cottbus

Während Mar­cel Forstmeier den Polizeiein­satz abfilmte, stand Anne Haber­stroh am Rand und beobachtete die Szener­ie. Bere­its im Sep­tem­ber 2016 besucht­en die bei­den eine Ver­anstal­tung des recht­en Com­pact-Mag­a­zins in Berlin. Auf dem Podi­um saß neben Jür­gen Elsäss­er, Götz Kubitschek und Mar­tin Sell­ner auch der Iden­titären-Aktivist Robert Timm. Dieser studiert und wohnt in Cot­tbus und hat sich über seinen Twit­ter­ac­count „Schinkel_IB“ pos­i­tiv zum Cot­tbusser Masken-Auf­marsch geäußert. Dass er und andere iden­titäre Struk­turen an der Organ­i­sa­tion und Durch­führung direkt beteiligt waren, lässt sich bish­er nicht feststellen.
Faz­it
Die Frage, ob der Nazi­auf­marsch am 13. Jan­u­ar 2017 auf das Kon­to rechter Fußball­fans, der Spreelichter oder der Iden­titären geht, führt in die Irre. Zwis­chen diesen Struk­turen der recht­en Szene gibt es zu große ide­ol­o­gis­che und per­son­elle Über­schnei­dun­gen. Sie arbeit­en zusam­men, weil das aktuelle poli­tis­che Kli­ma ihnen Erfolge ver­spricht. Vor allem die „Spreelichter“ und die Anführer der Gruppe „Infer­no Cot­tbus“ sind schon seit Beginn ihres Beste­hens sehr stark ver­bun­den. Trotz Sta­dion­ver­botes bes­timmt „Infer­no“ immer noch maßge­blich die Stim­mung in der Fan­szene des FC Energie. Der Rück­griff von Forstmeier und dem Spreelichter-Net­zw­erk auf Sym­bole und The­men der Iden­titären bietet ihnen die Möglichkeit, in anderem Gewand die bis zu ihrem Ver­bot ver­fol­gte Strate­gie eines pop­kul­turell ver­mark­teten Faschis­mus fortzuset­zen. Um ein möglichst bre­ites Spek­trum zu erre­ichen und eine möglichst große Wirkung zu erzie­len, chang­ieren sie dabei zwis­chen sehr unter­schiedlichen Aktionsformen.
Kategorien
Antifaschismus

Keine Bühne für Rassismus #2

Ende des let­zten Jahres mobil­isierten unter­schiedliche rechte Grup­pierun­gen zu Protesten in Cot­tbus. Nach­dem diese abgeebbt sind, geben sich aktuell wieder neurechte Politiker*innen in Cot­tbus die Klinke in die Hand. Sie ver­suchen mit geschlosse­nen Ver­anstal­tun­gen ihre Posi­tion in der Stadt zu fes­ti­gen. Den Auf­takt machte Thi­lo Sar­razin am 12.05. im Welt­spiegel. Am 01. Juni 2016 bekom­men wir es in Cot­tbus wieder mit der AfD zu tun. Ab 19 Uhr find­et im Stadthaus ein Podi­ums­ge­spräch mit Vertreter*innen der Partei und dem Extrem­is­mus­the­o­retik­er Wern­er Patzelt statt. Partei-Promi­nenz der Runde im Stadthaus ist der Lan­desvor­sitzende der AfD Bran­den­burg, Alexan­der Gauland.
So wie zu Sar­razins Auftritt wird Cot­tbus Naz­ifrei auch am 1. Juni ab 18 Uhr eine Protestkundge­bung auf dem Erich-Käst­ner-Platz (Pic­co­lo) abhal­ten. Aber nicht nur das…

Keine Bühne für Rassismus - Aktion am 1. Juni 2016 in Cottbus gegen die AfD
Platzbesetzung?-Ja, bitte!
Das Podi­ums­ge­spräch im Stadthaus wird nicht öffentlich bewor­ben und ist nur unter vorheriger Anmel­dung zugänglich. Dieses Ver­fahren scheint dazu zu dienen, bere­its im Voraus unlieb­same Per­so­n­en und ihre kri­tis­chen Mei­n­un­gen von der Ver­samm­lung fern zu halten.
Die Ein­ladung zu dem Podi­ums­ge­spräch ist trotz­dem zufäl­liger­weise zu find­en.
Meldet euch an, nehmt der AfD und ihren Sympathisant*innen die Plätze, durch­brecht die Geschlossen­heit der Ver­anstal­tung und sagt, was ihr zu sagen habt. Auf zur Platzbe­set­zung — im und vor dem Stadthaus!
Keine Bühne für diese ras­sis­tis­che Partei, weil…
… sie ein ver­meintlich „deutsches Volk“ über andere stellt. Dieses soll vor einem ange­blichen „Volk­saus­tausch“ durch Geflüchtete „geschützt“ werden.
… sie geschlossene Gren­zen und sog­ar Schuss­waf­fenge­brauch fordert, um Geflüchtete an der Ein­reise in die BRD zu hindern.
… weil sie gegen Geflüchtete und Ander­s­denk­ende het­zt, damit das gesellschaftliche Kli­ma zus­pitzt und Gewalt­bere­itschaft befeuert.
… sie islam­feindlich ist und Sonder“rechte” für Men­schen mit mus­lim­is­chem Glauben ein­führen möchte (Ver­gle­ich: Antisemitismus).
Doch die Partei ist nicht nur ras­sis­tisch, son­dern gle­icher­maßen sozialchau­vin­is­tisch*, nation­al­is­tisch und damit rückwärtsgewandt.
Mit der AfD gehen, heißt über Leichen gehen! — Um das zu verdeut­lichen haben wir von Cot­tbus Naz­ifrei! uns eine kreative Aktion über­legt. Bringt deswe­gen zu der Kundge­bung ein helles T‑Shirt mit, das „dreck­ig“ gemacht wer­den kann.
Kommt vor­bei und seid Teil der vielfälti­gen Proteste von Cot­tbus Naz­ifrei!, wenn es am 1. Juni heißt: „Keine Bühne für Ras­sis­mus und die AfD!”
Kurz­in­for­ma­tion zu den Per­so­n­en auf dem Podium
Alexan­der Gauland ist ein­er der Köpfe der AfD. Er war über Jahrzehnte Teil des CDU-Estab­lish­ments in ver­schiede­nen Posi­tio­nen und 14 Jahre lang Her­aus­ge­ber der Tageszeitung „Märkische All­ge­meine“. Er gilt als intellek­tueller Kon­ser­v­a­tiv­er. Mit seinen 75 Jahren übern­immt er in der AfD jedoch die Rolle des ras­sis­tis­chen Scharf­mach­ers und Schutz­pa­trons für den völkisch-nation­al­is­tis­chen Flügel.
Prof. Wern­er J. Patzelt ist Pro­fes­sor an der TU Dres­den und Mit­glied der CDU. Er ver­fasste mehrere Stu­di­en zu Pegi­da und machte in diesem Zusam­men­hang immer wieder durch mas­siv ver­harm­losende Äußerun­gen auf sich aufmerk­sam. Er ist ein­er der promi­nen­ten­testen Vertreter der Extrem­is­mus­the­o­rie, die dazu einge­set­zt wird die gesellschaftliche Mitte vom ver­meintlich “extremen” Ras­sis­mus und Nation­al­is­mus freizusprechen.
Mar­i­anne Spring ist seit der Grün­dung Kreisvor­sitzende der AfD in Cot­tbus. Zuvor saß sie für die FDP und die Frauen­liste in der Cot­tbuser Stadtverord­neten­ver­samm­lung. Im Gegen­satz zu anderen Vertreter*innen der AfD in Bran­den­burg ist sie bish­er sehr mod­er­at aufge­treten und konzen­tri­ert sich in ihrer Arbeit auf lokalpoli­tis­che The­men wie Abwasserge­bühren und Lärm­schutzwände. Trotz­dem ist sie sich nicht zu schade, Het­zern wie Gauland und Höcke in Cot­tbus immer wieder eine Bühne zu bieten.

Ver­anstal­tung bei Facebook

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