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Der Judenhasser beim „Widerstand Cottbus“

Die Coro­na-Proteste in Cot­tbus sind die größten im Land Bran­den­burg und gehören zu den bestor­gan­isierten. Sie gel­ten in anderen Orten als Vor­bild. Deut­lich­er noch als ander­swo sind die Cot­tbuser Demon­stra­tio­nen von Recht­sex­tremen dominiert: das Bünd­nis aus AfD, dem Vere­in Zukun­ft Heimat, Neon­azis und Adepten der „Iden­titären“ haben die Protest-Regie bish­er fest unter ihrer Kon­trolle. Noch immer gibt es wöchentlich Demon­stra­tio­nen mit ein­er hohen dreis­tel­li­gen Anzahl an Teilnehmer*innen.

Kolodzik und Gauland vor der Synagoge
Heiko Kolodzik 2013 gemein­sam mit Alexan­der Gauland vor der Syn­a­goge in Cottbus

Dem Gesamt­bild der Cot­tbuser Proteste soll hier ein wichtiges Puz­zlestück hinzuge­fügt wer­den: Die größte Telegram­gruppe für die Coro­n­aproteste wird von einem Hard­core-Anti­semiten admin­istri­ert. Erst im Dezem­ber hat­te es einen grausamen, anti­semi­tisch motivierten Vier­fach­mord in Königs Wuster­hausen gegeben – der Täter war ein „Quer­denker“ und in ein­schlägi­gen Telegramkanälen unter­wegs [1]. Vor diesem Hin­ter­grund sollte die Reich­weite anti­semi­tis­ch­er Het­ze in den Kom­mu­nika­tion­skanälen Bran­den­burg­er Coro­n­aproteste beson­dere Aufmerk­samkeit erfahren. Darum: Blick­en wir auf den Cot­tbuser Telegram-Admin­is­tra­tor Heiko Kolodzik.

Nach­dem im Dezem­ber der lokale AfD-Vor­sitzende Jean-Pas­cal Hohm dazu aufrief unangemeldet zu demon­stri­eren [2] ver­bre­it­ete sich im Jan­u­ar der Link zur Telegram-Gruppe „Wider­stand Cot­tbus“ in der Szene. Die Gruppe wuchs inner­halb von nur zwei Wochen auf über 1.000 Mit­glieder. Vor­rangiges Ziel ist sich intern auf der Straße zu koordinieren. 

Heiko hat den Kanal voll
Exk­lu­sives Schreibrecht

Der Adminin­stra­tor „reißzahn“ brachte mit dem Kanal nicht nur die Spaziergänger miteinan­der ins Gespräch, son­dern nutzte ihn auch als eigenes Sprachrohr. Schon nach weni­gen Tagen begann er Schreibrechte für die Grup­pen­mit­glieder einzuschränken, weil er befürchtete, dass seine „Wahrheit“ zwis­chen den hun­derten anderen Nachricht­en unterge­ht. Zwis­chen­zeitlich ist er fast der einzige, der dort noch regelmäßig schreiben darf, dafür in ein­er hohen Fre­quenz. Inhaltlich geht es bei den Posts von „reißzahn“ um die „Coro­na-Gift­spritze“ und die „BRD-Besatzung“, ihre „Söld­ner“ usw.. Er sieht sich und seine Mitstreiter*innen in ein­er Art End­kampf auf Leben und Tod. Es ist ein ver­schwörungside­ol­o­gis­ches Pot­pour­ri, wie es für Bran­den­burg­er Coro­na-Protestkanäle auf Telegram nicht untyp­isch ist.

Heiko Kolodzik bei YouTube
Videos von Heiko Kolodzik bei YouTube

Der Admin „reißzahn“ ver­weist immer wieder auf die Telegram-Kanäle “Coro­n­aWah­nAr­chiv“, „ImpfWahn“ und „BRD-Besatzer-Poli­tik“ deren Inhalte darauf hin­deuten, dass diese eben­falls von ihm selb­st ver­wal­tet wer­den. Auf allen diesen Kanälen find­en sich PDF-Doku­mente aus der Fed­er des Cot­tbuser Finanzber­aters Heiko Kolodzik. Am 18. Jan­u­ar postete „reißzahn“ ein Foto aus der Per­spek­tive des Fir­men­büros von „Kolodzik & Kol­le­gen“ am Alt­markt. Am 31. Jan­u­ar ver­bre­it­ete „reißzahn“ dann ein PDF mit einem Wider­spruchss­chreiben gegen eine polizeiliche Ver­botsver­fü­gung – dessen Urhe­ber eben­falls „Heiko“ heißt. So wird nachvol­lziehbar: Admin „reißzahn“ ist Heiko Kolodzik.

Heike Kolodzik ist ein Anti­semit mit nation­al­sozial­is­tis­ch­er Schlag­seite. Schon ober­fläch­liche Suchen im Inter­net zeigen dies. Heiko Kolodzik ver­bre­it­et unter seinem vollen Namen und auch im Namen seines Unternehmens ultra-anti­semi­tis­che Inhalte bis hin zu Holo­caust-Leug­nung. Er bezieht sich in seinen kru­den Tex­ten pos­i­tiv auf die Nazi-Ide­olo­gie, beispiel­sweise auf die Schrift „Kampf gegen die Hoch­fi­nanz“ des Nazi-Wirtschaft­s­the­o­retik­ers Got­tfried Fed­er. Auf YouTube und dem Por­tal Odysee ver­bre­it­et er krude selb­st­pro­duzierte Videos.

Homepage von Heiko Kolodzik
Fir­men­sitze von Heiko Kolodzik in Cot­tbus und Hamburg

Dass jemand mit Fir­men­sitz in bester Cot­tbuser Altstadt­lage auf sein­er Home­page offen­bar seit Jahren Inhalte ver­bre­it­et, die sog­ar strafrechtlich rel­e­vant sein kön­nten, zeigt, wie fest rechte Struk­turen in Cot­tbus ver­ankert sind und wie sich­er sie sich fühlen kön­nen. Kolodzik ist aktuell Geschäfts­führer der HIH Wertholz GmbH, die mit Holz han­delt. Bis 2020 hat­te er die gle­iche Funk­tion bei der HWA Hanseatis­che Werte GmbH in Ham­burg inne. Die zuge­höri­gen Adressen in Ham­burg und am Alt­markt in Cot­tbus sind auch als Büros auf den Web­seit­en kolodzik.de und risk-management.org angegeben.

Kolodziks Büro am Altmarkt
Eröff­nung des ersten AfD-Büros 2013 in Cottbus

Kolodziks poli­tis­che Biografie ist mit der AfD ver­bun­den. Nach der Grün­dung der Partei in Cot­tbus war Kolodziks Büro 2013 die Adresse des ersten lokalen Parteisitzes. Kolodziks selb­st war Leit­er der Grün­dungsver­samm­lung und zählt somit zur Grün­dungs­gen­er­a­tion der AfD [3]. 2014 trat er aus der Partei allerd­ings aus, weil er sich nach eigen­er Aus­sage zu den „Zustän­den in Gaza“ nicht frei genug äußern könne [4]. Auch in der aktuellen Telegram-Gruppe zeigt „reißzahn“ ein ambiva­lentes Ver­hält­nis zur AfD. Ein­er­seits wer­den die Aktion­saufrufe der Partei und der mit ihr assozi­ierten Grup­pen ver­lässlich ver­bre­it­et. Auf der anderen Seite wird von „reißzahn“ und anderen auch AfD-Kri­tik geäußert. Die Partei sei zu sys­temkon­form und angepasst. Wahrhaft rev­o­lu­tionär seien nur unangemeldete Ver­samm­lun­gen im Gegen­satz zur tak­tis­chen Flex­i­bil­ität der AfD in dieser Frage.

Matthias Stein mit Schwarzer Sonne bei Telegram
Matthias Stein mit Schwarz­er Sonne bei Telegram

In der „Wider­stand Cot­tbus“ ‑Gruppe gibt es zahlre­iche per­son­elle und organ­isatorische Schnittmen­gen zur örtlichen AfD. Mit-Admin­is­tra­tor ist der Sen­ften­berg­er AfD-Abge­ord­nete Matthias Stein. Bei der Land­tagswahl 2019 scheit­erte dieser nur knapp dabei, ein Direk­t­man­dat zu errin­gen [5]. Bei Telegram posiert Stein mit dem SS-Sym­bol der Schwarzen Sonne. Auch AfD-Kreis­chef Jean-Pas­cal Hohm erteilte am 18. Jan­u­ar tak­tis­che Ratschläge: „Ein­fach nicht so viel Zeug schreiben, was einem auf die Füße fall­en kann“. Zumin­d­est Heiko Kolodzik beherzigt diesen Tipp nicht.

Diese Telegram-Gruppe dient der AfD und ihren Aktio­nen in Cot­tbus als Ver­größerung ihres Res­o­nanzraums. Für einen Anti­semiten wie Heiko Kolodzik sind die aktuellen Coro­na-Proteste ein Glücks­fall: im sozialen Nahraum sein­er Heimat­stadt schenkt ihm im Zuge der aktuellen Mobil­isierun­gen ein Pub­likum Aufmerk­samkeit, dass eine vier­stel­lige Größe hat. Sein Fall zeigt , dass auch härtester Recht­sex­trem­is­mus in der Spaziergänger-Szene auf keinen Wider­spruch mehr trifft. Die Fanatisierung bis hin zu bru­tal­sten Gewalt­tat­en, wie in Sen­zig, ver­läuft in Cot­tbus weit­er ungebremst.

[1] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/02/bmi-antisemitismus-koenigs-wusterhausen-mord-senzig-brandenburg.html
[2] https://www.lr-online.de/lausitz/cottbus/anti-corona-demos-in-cottbus-warum-die-afd-nach-einer-neuen-protest-strategie-sucht-61575063.html
[3] https://www.lr-online.de/nachrichten/die-lausitzer-und-die-alternative-fuer-deutschland-35282308.html
[4] https://www.lr-online.de/nachrichten/cottbuser-afd-mitbegruender-verlaesst-enttaeuscht-landespartei-36016048.html
[5] https://www.lr-online.de/lausitz/senftenberg/wahlanalyse-fuer-oberspreewald-lausitz-und-senftenberg-einzig-roick-kann-afd-die-stirn-bieten-39643717.html

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WannWennNichtJetzt am 3.8. in Cottbus

Cot­tbus ist eine Stadt, die vor allem in den let­zten Monat­en immer wieder Neg­a­tivschlagzeilen machte: So zog u.a. die AfD als stärk­ste Kraft in die Stadtverord­neten­ver­samm­lung ein. Es kam zu Razz­ien bei Fußball­hooli­gans und der völkische Vere­in Zukun­ft Heimat betreibt gemein­sam mit der AfD ein Büro mit­ten in der Cot­tbuser Alt­stadt. Aber es gibt auch ein anderes Cot­tbus, das bunte, laute und unangepasste Cot­tbus. Wir sind nicht mehr, aber wir sind hier: Auch in Cot­tbus sind Men­schen aktiv, die sich zur Wehr set­zen gegen Diskri­m­inierung, Krim­i­nal­isierung und Aus­gren­zung. Wir – das ist ein Zusam­men­schluss von Men­schen unter­schiedlich­er Geburt­sorte und Prä­gun­gen, mit und ohne Fluchter­fahrun­gen, ver­schieden­er geschlechtlich­er Iden­titäten, unter­schiedlich­er Arbeit, unter­schiedlich­er Haut­farbe, mit und ohne Kinder. Was uns eint, ist die Idee, dass wir mit unseren Prob­le­men nicht allein sind und sie nicht allein lösen kön­nen und wollen.

Das Wahlergeb­nis der Kom­mu­nal­wahl macht nochmal deut­lich, wie wichtig #Wan­nWennNicht­Jet­zt auch in Cot­tbus ist und wie sehr der Name Pro­gramm ist: Um den Men­schen­fein­den in blau und braun etwas ent­ge­genset­zen zu kön­nen, gilt es, sich zu ver­net­zen, schon beste­hende Bünd­nisse zu stärken und neue zu knüpfen, ger­ade für die Zeit nach der Land­tagswahl. Umso schön­er, das bei einem so bun­ten Fest wie dem am 03.08. auf dem Erich-Käst­ner-Platz zu tun. Denn wir dür­fen uns nicht die Freude an dem nehmen lassen, was wir tun, beson­ders nicht das. Jet­zt erst recht und trotz alle­dem: Es gibt viel zu tun, gemein­sam. So macht‘s bekan­ntlich am meis­ten Freude.

+++Pro­gramm+++

- open Stage Büh­nenthe­ater “Von ganz tief unten”
— Work­shop „Argu­men­ta­tion­strain­ing gegen rechte Parolen“
— Vor­trag „Kom­mu­nika­tion­s­gueril­la“
— Work­shop „ORGANIZE! — Selb­st­bes­timmt und kollek­tiv Aktio­nen am Arbeit­splatz, in Schule, Uni oder Kiez organisieren“
— Vor­trag „Kämpfe im Gesundheitswesen“
— Vor­trag “Angreifen statt Mitre­den — Warum wir keinen Bock auf
eine Bühne für Faschis­mus haben“
— Podi­ums­diskus­sion: 30 Jahre nach dem Auf­bruch des Herb­st ́89
— Stadt­führung „Trau­riges Herz – Von blühen­der Land­schaft zum Schandfleck“
— Filmzelt „DEFA Film­schätze neu entdeckt“

+++Konz­erte ab 18 Uhr+++

u.a. mit Pöbel MC, Tice, Unbekan­nt ver­zo­gen und Berlin Boom Orchestra

..sowie anschließen­der After­show-Par­ty im Chekov

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Vom Pick-Up-Seminar zu den Identitären

Der 20-jährige Robert Timm als Teilnehmer eines "Pick-Up"-Seminars (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm als Teil­nehmer eines “Pick-Up”-Seminars (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Robert Timm erzählt 2016 von seiner "linken" Vergangenheit (Screenshot Youtube)
Robert Timm erzählt 2016 von sein­er “linken” Ver­gan­gen­heit (Screen­shot Youtube)

INFORIOT Der in Cot­tbus lebende Robert Timm ist Anführer der extrem recht­en “Iden­titären Bewe­gung Berlin-Bran­den­burg”. Sehr gern berichtet der Architek­turstu­dent darüber, wie er den Weg in die Rei­hen der “Iden­titären Bewe­gung” gefun­den habe. In einem Inter­view mit dem öster­re­ichis­chen “Iden­titären” Mar­tin Sell­ner erk­lärt er 2016 beispiel­sweise, dass er in Berlin in einem linkslib­eralen Eltern­haus aufgewach­sen sei. Er habe an “Mul­ti-Kul­ti” geglaubt, sei in linken Kreisen unter­wegs gewe­sen. Auch an Anti-Nazi-Protesten habe er teilgenom­men und sog­ar zwei Mal an Demon­stra­tio­nen zum “rev­o­lu­tionären ersten Mai in Kreuzberg”. Doch dann, so erzählt es Timm, sei er mit der “Real­ität” kon­fron­tiert wor­den. Als “link­er Aktivist” habe er ein­se­hen müssen, dass “Mul­ti­kul­ti und Links-Sein” Fehler seien.
Linke Illu­sio­nen — dann Aufwachen — dann “iden­titär­er Aktivis­mus”: Robert Timms Biogra­phie ist nicht so ger­adlin­ig, wie er sie darstellt. Tat­säch­lich war Robert Timm zwis­chen­zeitlich in der “Pick-Up-Szene” aktiv — also in Kreisen, die alles andere als “links” sind. Als “Pick-Up”-Szene wer­den Zusam­men­schlüsse von Män­nern beze­ich­net, deren Ziel es ist, über die Anwen­dung psy­chol­o­gis­ch­er Tricks Frauen “ver­führen” zu ler­nen. Dazu gehört unver­mei­d­bar der sex­is­tis­che Anspruch, dass “der” Mann über “die” Frau bes­tim­men solle — in Extrem­fällen wer­den in der “Pick-Up”-Szene sog­ar Verge­wal­ti­gun­gen legitimiert.
2013 erschien ein Doku­men­tarfilm mit dem Titel “Die Ver­führungskün­stler” (Trail­er hier, Face­bookpräsenz), der unter anderem Robert Timm in der Zeit der Drehar­beit­en im Jahr 2011 porträtiert. Schon der damals 20-jährige Timm ist offenkundig kein “link­er Aktivist”, son­dern damit beschäftigt zu ler­nen, wie man “Frauen flachlegt”.
Inszenierung des "Identitären"-Funktionärs Robert Timm 2017
Insze­nierung des “Identitären”-Funktionärs Robert Timm 2017

Der 20-jährige Robert Timm im Gespräch mit seiner Mutter (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm im Gespräch mit sein­er Mut­ter (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Der 20-jährige Robert Timm (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Der 20-jährige Robert Timm (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Der 20-jährige Robert Timm (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Wie man sich Frauen zur Beute macht, lässt sich Timm bei Sem­i­naren und auf Ver­anstal­tun­gen wie der “Pick Up Con” beib­rin­gen. Im Film stellt er die Ent­deck­ung von “Pick Up” als biografis­chen Ein­schnitt dar — zuvor habe er kein soziales Renomee gehabt und keine sex­uellen Erfahrun­gen gemacht: “Ich habe mich vorher nichts getraut. Vorher hat­te ich null Erfahrun­gen mit Mäd­chen. Nichts nen­nenswertes, kein Kuss, kein gar nichts. Fre­unde auch eher wenig. Und dann kam Pick Up und alles hat sich zum Guten gewendet.”
Selb­stver­ständlich haben viele Men­schen Prob­leme im Umgang mit anderen Men­schen, vor allem Her­anwach­sende, ger­ade auch Bere­ich der Sex­u­al­ität. Bemerkenswert ist nur, dass Timm sich entsch­ied, zu ver­suchen, diese Prob­leme über den Besuch von “Pick-Up”-Seminaren zu lösen. Der Blick auf Frauen in der “Pick Up Szene” ist eben ein­schlägig — sie gel­ten als Objekt, sollen durch eine möglichst masku­line Selb­st­präsen­ta­tion des Mannes über­wältigt wer­den. Der Mann soll Jäger sein und möglichst viel Beute machen. “Pick Up” ist ein Euphemis­mus für psy­chis­che und physis­che Manip­u­la­tion­stech­niken, die männliche Durch­set­zungs­fähigkeit und Dom­i­nanz stärken sollen.
Im Film wird die Radikalisierung von Robert Timm abge­bildet. Anfangs sieht man einen ein­samen jun­gen Mann, der bei seinen Eltern wohnt. Die Mut­ter begrüßt beim Heimkom­men die Hauskatzen deut­lich her­zlich­er als ihren eige­nen Sohn, der im Kinderz­im­mer hockt und nur gefragt wird, ob er die Woh­nung gesaugt habe. Es entste­ht der Ein­druck, dass der schüchterne Timm nach Wegen sucht, selb­st­be­wusster zu werden.
Wenig später hat Timm die Hal­tung und das Vok­ab­u­lar von “Pick Up” über­nom­men. Stolz und fast arro­gant referiert er, dass ein dom­i­nan­ter Mann ein “Alpha” sei und der durch “Pick Up” erre­ichte Sex als “FC” (“Fuck Close”) beze­ich­net wird. Andere Film­pro­tag­o­nis­ten äußern im Ver­lauf der Doku­men­ta­tion in Anbe­tra­cht des frauen­feindlichen Men­schen­bilds im “Pick Up” dur­chaus Skru­pel. Robert Timm hat hinge­gen vor allem Bedenken, wenn die “Pick-Up”-Sprüche zu flach oder die über­teuerten “Pick-Up”-Seminare zu kom­merziell sind.
Der Blick auf die alten Fil­mauf­nah­men zeigt: Die Selb­st­präsen­ta­tion von Robert Timm als geläutertem Linken ist so nicht richtig. Sollte er sich “links” gefühlt haben, dann vor sein­er Zeit in der “Pick-Up”-Szene. Sein biografis­ch­er Bruch läge dann in der Hin­wen­dung zum “Pick Up” (so, wie er es im Film selb­st schildert). In den jün­geren Inter­views hinge­gen erzählt er von ein­er Abwen­dung von der “Multi-Kulti”-Linken hin zur Erken­nt­nis ein­er über­wälti­gend neg­a­tiv­en “Multi-Kulti”-Realität, die ihn schließlich zu den “Iden­titären” brachte. Das Zwis­chen­stück “Pick Up” lässt er aus. Dabei fol­gt der Weg von den sex­is­tis­chen Sem­i­naren zu den “Iden­titären” ein­er inneren Logik: die män­ner­bündis­che, kämpferische Selb­stin­sze­nierung der “Iden­tiären Bewe­gung” und ihre antifem­i­nis­tis­chen Inhalte sind in hohem Maß übere­in­stim­mend mit den in der “Pick-Up”-Szene ver­bre­it­eten Ansichten.
Kontinuität des Sexismus in aktuellen Twitter-Nachrichten von Robert Timm: "Kritik" über Äußeres und Porno-Anspielungen
Kon­ti­nu­ität des Sex­is­mus in aktuellen Twit­ter-Nachricht­en von Robert Timm: “Kri­tik” über Äußeres und Porno-Anspielungen
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Zukunft-Heimat-Demos: Fixpunkt der Cottbusser Naziszene

Der extrem rechte Vere­in „Zukun­ft Heimat“ kommt aus dem ländlichen Dahme-Spree­wald-Kreis und ver­anstal­tet seit Wochen eine Demon­stra­tionskam­pagne in Cot­tbus, 80 Autok­ilo­me­ter vom heimis­chen Golßen ent­fer­nt. Das wiederkehrende Mot­to: „Gren­zen ziehen“. Den Aufrufen fol­gten jew­eils 350 bis 450 Teil­nehmende;  darunter AfD-Funk­tionäre, NPD-Leute, Iden­titäre, das Umfeld der Recht­srock-Band Frontalkraft und die Fußballschläger von Infer­no Cot­tbus. Die näch­ste Demon­stra­tion ist für den 18. Juli angekündigt.

NPDler Ronny Zasowk bei Zukunft Heimat
NPDler Ron­ny Zasowk bei Zukun­ft Heimat

Seit Mitte 2015 hat der Vere­in in Orten wie Lübben und Lübbe­nau Demon­stra­tio­nen ver­anstal­tet, die sich vehe­ment und ras­sis­tisch zuge­spitzt gegen Flüchtlinge richteten. Schon damals wurde eng mit der AfD kooperiert. Gegen Berichte über eine mögliche Beteili­gung von Neon­azis des ver­bote­nen „Spreelichter“-Netzwerkes an den „Zukun­ft Heimat“-Aktionen set­zte sich der Vere­in juris­tisch zu Wehr.
Die Allianz, die „Zukun­ft Heimat“ nun für die Cot­tbusser Demon­stra­tio­nen einge­gan­gen ist, ist bre­it. Die AfD ist promi­nent vertreten. Der Bun­destags­di­rek­tkan­di­dat in Elbe-Elster, Peter Drenske, nahm teil, ein AfD-Trans­par­ent wird mit­ge­führt, die Land­tagsab­ge­ord­neten Andreas Kalb­itz und Bir­git Bessin hiel­ten Reden. Auch mit der recht­sradikalen und neu-recht­en Organ­i­sa­tion „Ein Prozent“ wird kooperiert. Als „Ein Prozent“-Abgesandter trat in Cot­tbus Jean-Pas­cal Hohm auf, der für seine Nähe zur „Iden­titären Bewe­gung“ bekan­nt ist. „Offizieller“ Part­ner der Cot­tbusser Demon­stra­tionskam­pagne ist zudem die Dres­den­er „Pegida“-Gruppe. Bei ein­er der Demon­stra­tio­nen in Dres­den sprach kür­zlich Christoph Berndt und warb für „Zukun­ft Heimat“. Pegi­da-Vor­stand Siegfried Däbritz wiederum nahm an den Cot­tbusser Demon­stra­tio­nen teil und hielt dort eine Rede.
„Zukun­ft Heimat“ verkün­dete bei den Demon­stra­tio­nen mehrfach, dass die Teil­nehmerin­nen sich „nicht provozieren“ lassen soll­ten, dass es wichtig sei, „friedlich“ zu bleiben. Natür­lich aber ver­fol­gen die Demon­stra­tio­nen unfriedliche Ziele. Die dort artikulierte Het­ze, die Wah­n­vorstel­lung eines „Völk­er­mords“, der an den Deutschen stat­tfinde, die recht­sradikalen Bünd­nis­part­ner und der hohe Anteil an Neon­azis lassen daran keine Zweifel. Bei den Auf­forderun­gen, man solle friedlich bleiben, applaudierten brav auch die Teil­nehmerIn­nen, die Mot­to-T-Shirts mit „Anti-Antifa“-Schlagringen oder mit dem unmissver­ständlichen Spruch „Pro Vio­lence“ („Für Gewalt“) tru­gen. Das Selb­stver­ständ­nis scheint zu sein: Bei der Demo kön­nen wir ja gern friedlich bleiben, zur Sache geht es später. Unmit­tel­bar nach der Demon­stra­tion am 13. Juni kam es dementsprechend und kaum über­raschend zu Angrif­f­en im Stadt­ge­bi­et mit mehreren Verletzten.
Zum Klien­tel, dass sich bei den bish­eri­gen Demon­stra­tio­nen in Cot­tbus ver­sam­melte, zählte ein gewiss­er Anteil an auswär­ti­gen Per­so­n­en, die sich ver­mut­lich in den ver­gan­genen Jahren poli­tisch häu­figer auf AfD- oder Pegi­da-arti­gen Demon­stra­tio­nen äußerten.
Vor allem aber sind die Aufmärsche ein Fix­punkt für die organ­isierte und sub­kul­turelle Neon­aziszene in Cot­tbus und Umge­bung. Von NPD-Kadern bis zu ras­sis­tis­chen Fußballschlägern tum­melte sich bei den Demon­stra­tio­nen ein Quer­schnitt durch die extrem recht­en Szenen der Region. Unter ihnen waren beispiel­sweise der Sänger der Band „Frontalkraft“ Sten Söh­n­del und deren Gitar­rist Daniel Katins. Die Band unter­stützte unter anderem das ver­botene „Blood&Honour“-Netzwerk. Söh­n­del war bere­its Anfang der 90er im Umfeld der  Neon­azi-Partei „Deutsche Alter­na­tive“ in Cot­tbus aktiv. Am 1. Juli feierte Frontalkraft vor einem Pub­likum aus über 800  Neon­azis ihr 25-jähriges Band­ju­biläum beim „Rock für Deutsch­land“ in Gera. Dort sind zahlre­iche Anhänger mit­gereist, die vier Tage zuvor noch beim Zukun­ft-Heimat-Marsch in Cot­tbus mit­ge­laufen waren.
Unter­stützt wurde das „Rock für Deutsch­land“ auch von den Cot­tbuser Neon­azis Mar­tin Sei­del und „Tom Rausch“ (so zumin­d­est der entsprechende Face­book­name), die bei­de am Ver­trieb des neu gegrün­de­ten Neon­azik­lam­ot­ten-Labels  „Black Legion“ beteiligt sind. Der Marken­name nimmt Bezug auf eine Abspal­tung des ras­sis­tis­chen Ku Klux Klans beziehungsweise auf die „Schwarze Legion“ der faschis­tis­chen Ustascha in Kroa­t­ien. „Tom Rausch“ nahm auch an zwei Demon­stra­tion von „Zukun­ft Heimat“ in Cot­tbus teil.
Die Strate­gie zur Erlan­gung ein­er Hege­monie durch Gewalt  und das Ver­bre­it­en eigen­er Codes war für die Hooli­gan-Gruppe Infer­no beim FC Energie über Jahre erfol­gre­ich. Erst der öffentliche Druck durch die über­re­gionale Berichter­stat­tung erzeugt aktuell im Vere­in ein Umdenken. Dass die Mit­glieder von Infer­no deswe­gen nicht untätig sind, wird bei „Zukun­ft Heimat“ deut­lich. Max­i­m­il­ian Braun, ein­er der Köpfe von Infer­no, war bei den Demon­stra­tio­nen vertreten und trug dabei zulet­zt auch einen Beu­tel mit dem Slo­gan „Defend Cot­tbus“ – der unter anderem auf den geheim organ­isierten Nazi-Auf­marsch am 18. Jan­u­ar unter dem Mot­to „Cot­tbus vertei­di­gen“ verweist.
Die NPD ist in Cot­tbus mit ihren jährlichen Gedenkaufmärschen im Feb­ru­ar gescheit­ert und hat es auch danach mit ihren Ver­anstal­tun­gen nicht geschafft, nen­nenswerte Teile der regionalen Neon­azi-Szene auf ihre Seite zu ziehen. Nach anfänglichen Dis­tanzierungsver­suchen haben sie sich entschlossen, „Zukun­ft Heimat“ zu unter­stützen. Neben dem Cot­tbusser Mit­glied des Bun­desvor­standes Ron­ny Zasowk war auch der langjährige NPD-Funk­tionär Alexan­der Bode bei dem Auf­marsch vertreten. Er ist der Haupt­täter der Het­z­jagd von Guben im Jahr 1999, in deren Folge der Algerier Farid Guen­doul verblutete. Der ehe­ma­lige NPD-Land­tagskan­di­dat Falk Haffn­er trug bei ein­er „Zukun­ft Heimat“-Demonstration eine Fahne mit dem Auf­druck „Good Night Left Side“ und der Lausitzer NPD-Kreisvor­sitzende Ben­jamin Mertsch lief am 27. Juni sog­ar an der Spitze des Aufzugs.
Die organ­isierte Neon­azis-Szene aus Cot­tbus um Umge­bung war bish­er bei den Ver­anstal­tun­gen von „Zukun­ft Heimat“ so umfassend vertreten, dass sie diese zum großen Teil auch dominierten.  Beson­ders auf­fäl­lig ist der­weil, dass die Bun­destagskan­di­datin der AfD Cot­tbus Mar­i­anne Spring-Räum­schüs­sel und andere AfD-Lokalpoli­tik­er sich bei den Demon­stra­tio­nen bish­er nicht dort blick­en ließen, obwohl die Aufmärsche doch maßge­blich vom AfD-Lan­desvor­stand unter­stützt werden.
Alexander Bode
Alexan­der Bode

Benjamin Mertsch
Ben­jamin Mertsch

Daniel Katins
Daniel Katins

Falk Haffner
Falk Haffn­er

Maximilian Braun
Max­i­m­il­ian Braun

Sten Söhndel
Sten Söh­n­del

Tom Rausch
Tom Rausch

Frontalkraft beim Rock für Deutschland
Frontalkraft beim Rock für Deutschland

Black Legion beim Rock für Deutschland
Black Legion beim Rock für Deutschland
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Land Brandenburg: NPD sucht Auswege aus politischer Bedeutungslosigkeit

Nach ein­er Zeit der rel­a­tiv­en Ruhep­hase sind in der Region Berlin-Bran­den­burg wieder ver­mehrte Aktiv­itäten der neon­azis­tis­chen NPD wahrnehm­bar. Hin­ter­grund kön­nte die am 24. Sep­tem­ber 2017 anste­hende Bun­destagswahl sein. Hier­für zeigte die NPD, gemein­sam mit 62 anderen Parteien und poli­tis­chen Vere­ini­gun­gen, unlängst ihre Teil­nahme beim Bun­deswahlleit­er an.
Da die neon­azis­tis­che Partei aber wed­er im Bun­destag vertreten ist, noch eine Frak­tion in einem Par­la­ment der Län­der bildet, hat sie die Auflage Unter­schriften für die Bestä­ti­gung ihrer Lan­desliste zu sam­meln. Allein in Bran­den­burg müsste die NPD, nach Auskun­ft des Bun­deswahlleit­ers, unge­fähr 2.000 Unter­stützung­sun­ter­schriften sam­meln. In Berlin übri­gens eben­so. Möchte die Partei flächen­deck­end bun­desweit antreten, würde sie ins­ge­samt 27.678 gültige Unter­schriften benötigen.
Die Lage der NPD ist allerd­ings derzeit des­o­lat. Das Ver­botsver­fahren, Miss­man­age­ment und die Diskus­sion um die kün­ftige strate­gis­che Aus­rich­tung führten zu Parteiaus­trit­ten und einem Aus­dün­nen der unter­stützen­den Struk­turen. Zudem hat die Partei zurzeit starke Konkur­renz vor allem am gemäßigten recht­en Rand der Gesellschaft. Gle­ich­falls hat die NPD auch im Bere­ich der extremen Recht­en wichtige Unter­stützende verloren.
Ander­er­seits ver­fügt die Partei allerd­ings ins­beson­dere in eini­gen Regio­nen in Bran­den­burg noch über ein gewiss­es Aktiven­reser­voir, das dur­chaus fähig sein kön­nte, die notwendi­gen Unter­stützung­sun­ter­schriften zu akquirieren.
Für die näch­sten Wochen sind deshalb im Land ver­mehrt Info­tis­che oder Ver­samm­lun­gen der NPD erwartbar.
Aktion­is­mus gegen die poli­tis­che Bedeutungslosigkeit

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Info­tisch in Bad Belzig: Warten auf Unterstützende

Bere­its am ver­gan­genen Woch­enende sollen die „Nation­aldemokrat­en“, gemäß eigen­er Auskun­ft, in mehreren Orten in Bran­den­burg Präsenz gezeigt haben. Der Orts­bere­ich Cot­tbus habe in Schmell­witz und Sandow Info­tis­che abge­hal­ten, der Kreisver­band Ober­hav­el in Vel­ten und Hen­nigs­dorf. Weit­er­hin zeigte die NPD Barn­im bere­its in der ver­gan­genen Woche bei ein­er Demon­stra­tion gegen eine Moschee in Bernau Präsenz.
Am Dien­sta­gnach­mit­tag set­zte die NPD nun im Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark ihre Aktiv­itäten fort. In der Kreis­stadt Bad Belzig führten der örtliche Stadtverord­nete der Partei sowie eine langjährige Aktivistin u.a. einen Info­tisch im Wohnge­bi­et Klinken­grund fort. Zuvor hat­te die Parteisek­tion „NPD Pots­dam-Mit­tel­mark“ im Inter­net alle Inter­essierten um Unter­stützung­sun­ter­schriften für den Antritt der Mut­ter­partei zur Bun­destagswahl gebeten.
Aus­lo­tung neuer Ressourcen
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NPD Lan­des­or­gan­i­sa­tions­beauf­tragter Robert Wolin­s­ki (rechts, mit Bart) und Ex-NPD BuVo Andy Knape (links, mit Base­cap und blauen Pullover) während eines Auf­marsches der „Iden­titären Bewe­gung“ am 17. Juni 2017 in Berlin

Neben den Bemühun­gen sich aus eigen­er Kraft der poli­tis­chen Bedeu­tungslosigkeit zu entziehen, scheinen Partei­funk­tionäre auch ver­mehrt in Mis­chszenen präsent zu sein. Mehrfach wurde Kad­er der Partei beispiel­sweise bei PEGI­DA-ähn­lichen Ver­samm­lun­gen in Berlin und Bran­den­burg beobachtet. Doch auch hier ist die Konkur­renz gegenüber anderen extrem recht­en Vere­ini­gun­gen groß und die Klien­tel entspricht nicht immer den völkischen Ide­alvorstel­lun­gen der „Nation­aldemokrat­en“.
Ein deut­lich­es Inter­esse scheint aber mit­tler­weile an der so genan­nten „Iden­titären Bewe­gung“ zu beste­hen. Ins­beson­dere die inhaltliche Aus­rich­tung, die sich sehr an die Pro­gram­matik der „Neuen Recht­en“ sowie völkischen Weltan­schau­un­gen ori­en­tiert, dürften der NPD Schnittstellen bieten. Gle­ich­es kön­nte für den Aktion­is­mus der IB, der doch stark an frühere Kam­pag­nen aus dem Spek­trum der nation­aldemokratis­chen Jugen­dor­gan­i­sa­tion JN erin­nert, gel­ten.  Zudem ist es kein Geheim­nis, dass Akteure der „Iden­titären Bewe­gung“ ein­st­mals in der NPD Jugend aktiv waren.
Insofern erscheint es nachvol­lziehbar, dass einzelne Ver­bände der „Nation­aldemokrat­en“ zur Beteili­gung am zen­tralen Auf­marsch der IB am 17. Juni 2017 in Berlin aufriefen. „Da die Erhal­tung der europäis­chen Völk­er“ ein „gemein­sames Ziel“ sei  „und für Abgren­zun­gen und Spal­tereien keine Zeit mehr“ wäre, würde die Ver­anstal­tung „trotz einiger merk­würdi­ger For­mulierun­gen“ unter­stützt wer­den, so beispiel­sweise der NPD Kreisver­band Marzahn-Hellers­dorf im Vor­feld des „Identitären“-Aufzuges.
Tat­säch­lich nah­men am ver­gan­genen Sam­stag mehrere bekan­nte Akteure aus NPD, JN und Parteina­hen Struk­turen an der IB-Ver­samm­lung in Berlin Teil. Eine Abor­d­nung des Kreisver­ban­des Ober­hav­el um den Bran­den­burg­er Lan­des­or­gan­i­sa­tions­beauf­tragten Robert Wolinksi aus Vel­ten erschien beispiel­sweise mit dem Magde­burg­er Andy Knape, der zeitweise im Bun­desvor­stand der „Nation­aldemokrat­en“ saß.
Im Nach­hinein bew­ertete der NPD Lan­desver­band Berlin den Marsch der „Iden­titären Bewe­gung“  trotz „nicht geräumter link­er Block­aden“ sowie vere­inzel­ten inhaltlichen Dif­feren­zen als Erfolg. Die Parteisek­tion sah sich u.a. in eini­gen Forderun­gen der Sprechchöre bestätigt und begrüßte das Flagge-zeigen in einem ver­meintlich „über­fremde­ten Berlin­er Stadtbezirk“.
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Sonstiges

Potsdam-Babelsberg: Hochrisikofußball mit Hitler-Grüßen und Spielunterbrechungen

Eine Dauerbegleitung während Spiels: „Hitler-Grüße“ von Cottbus Fans
Eine Dauer­be­gleitung während Spiels: „Hitler-Grüße“ von Cot­tbus Fans

Am Fre­itagabend kam es in Pots­dam-Babels­berg anlässlich der Fußball­re­gion­al­li­ga­begeg­nung zwis­chen dem SV Babels­berg 03 und dem FC Energie Cot­tbus zu Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen  den auch poli­tisch kon­trären Fan­grup­pen. Es kam zu Hitler-Grüßen, Böller­wür­fen und einem Platzs­turm. Zweimal musste das Hochrisikospiel auf­grund von Fanauss­chre­itun­gen vom Schied­srichter unter­brochen wer­den. Bei­de mal stand das so genan­nte Bran­den­burg-Der­by kurz vor dem endgülti­gen Spielabbruch.
Aggres­sive Vor­boten im Hinspiel
Bere­its im Hin­spiel im Novem­ber 2016 in Cot­tbus kam es im Rah­men der Begeg­nung zu erhe­blichen Pro­voka­tio­nen sowie sowohl zu Schlagabtäuschen zwis­chen den recht­sori­en­tierten Heim- und den linksori­en­tierten Gäste­fans als auch zwis­chen recht­en, heimis­chen Fans und der Polizei. Damals wurde der Babels­berg­er Fan­block bere­its am Bahn­hof mit anti­semi­tis­chen Schmier­ereien Emp­fan­gen. An ein­er Brücke, kurz vor dem Sta­dion, grif­f­en offen­sichtlich Cot­tbus-Anhänger die Gäste­fans mit Feuer­w­erk­skör­pern an, let­ztere revanchierten sich dafür mit Flaschen­wür­fen. Im Sta­dion blieb es dafür, bis auf die üblen Gesänge und vul­gären Pro­voka­tio­nen seit­ens der Heim­fans, weit­ge­hend friedlich. Erst nach dem Spiel soll wiederum aus den Rei­hen der heimis­chen Fans aus Cot­tbus die kör­per­liche Auseinan­der­set­zung mit den Gästen aus Babels­berg gesucht wor­den sein. Ein mas­sives Polizeiaufge­bot ver­hin­derte dies jedoch offen­bar. Daraufhin soll es zu Schar­mützeln zwis­chen Fan­grup­pen aus Cot­tbus und den Sicher­heit­skräften gekom­men sein.
Hass-Der­by eskaliert
Vermummte Fans des FC Energie Cottbus lieferten sich vor der Babelsberger Nordkurve handgreifliche Auseinandersetzungen mit den Ordnungskräften
Ver­mummte Fans des FC Energie Cot­tbus liefer­ten sich vor der Babels­berg­er Nord­kurve hand­grei­fliche Auseinan­der­set­zun­gen mit den Ordnungskräften

Auch auf­grund der Ereignisse im Hin­spiel wurde die brisante Begeg­nung am Fre­itagabend als Hochrisikospiel eingestuft. Doch trotz der erhöht­en Sicher­heitsvorkehrun­gen kon­nte die Eskala­tion im Bran­den­burg­er Hass-Der­by, ins­beson­dere im Sta­dion, nicht ver­hin­dert werden.
Bere­its lange vor Anpfiff kam es aus den Rei­hen der Gäste­fans, die sich auch durch Sym­pa­thisierende der recht­sori­en­tierten Fan­szene des säch­sis­chen Chem­nitzer FC ver­stärkt hat­ten,  immer wieder zum Zeigen des „Deutschen Grußes“ (umgang­sprach­lich: „Hitler-Gruß“), welch­es sich auch während des Spieles kon­se­quent und ohne Kon­se­quen­zen fort­set­zte. Außer­dem fol­gten Parolen wie „Asy­lanten“ und „Arbeit macht frei – Babels­berg 03“. „Nazis­chweine“ und „Aler­ta Antifascista“ schallte es daraufhin aus Rich­tung der Heimfans.
Kurz vor Spielanpfiff zün­de­ten die Babels­berg­er Ultras dann im Heim­block Nebeltöpfe und Ben­gal­fack­eln. Allerd­ings nicht in Rich­tung Gäste­fans, son­dern offen­sichtlich als Mannschaftssup­port. Den­noch ein Ver­stoß gegen die Sta­dion­verord­nung, die nach dem entsprechen­den Hin­weis des Sta­dion­sprech­ers auch endete.
Wenige Minuten später sucht­en dann die Gäste­fans, die sich inzwis­chen mas­siv ver­mummt hat­ten, wieder die Auseinan­der­set­zung. Nach ein­er Ban­ner­ak­tion gegen Babels­berg, bei dem zwei Tüch­er mit der Auf­schrift „H8 03“ (Kurz­form für „Hate 03“) gezeigt wur­den, zün­de­ten auch die Cot­tbusser Pyrotech­nik, beschränk­ten dies allerd­ings nicht auf ihren Block, son­dern schossen auch gezielt Feuer­w­erk­skör­p­er in Rich­tung Spielfeld und den heimis­chen Null­dreiern. Außer­dem erk­lom­men mehrere Gäste­fans die Spielfeld­be­gren­zungszäune, stürmten in Rich­tung Babels­berg­er Nord­kurve und liefer­ten sich eine hand­grei­fliche Auseinan­der­set­zung mit Ord­nern und Polizei. Nach dem daraufhin auch einige Fans des SV Babels­berg den Rasen erstürmt hat­ten, kam es zu einem größeren Polizeiein­satz sowie zu ein­er ersten Spielunterbrechung.
Nach unge­fähr zehn Minuten wurde die Par­tie jedoch wieder angep­fif­f­en und blieb bis zur Hal­bzeit­pause weit­ge­hend störungs­frei. Zur reg­ulären Spielun­ter­brechung nach 45 Minuten führte die Mannschaft des FC Energie Cot­tbus übri­gens mit einem Tor.
Um weitere Platzstürme zu verhindern, setzte die Polizei auch massiv Pfefferspray gegen die Fans des FC Energie Cottbus ein
Um weit­ere Platzstürme zu ver­hin­dern, set­zte die Polizei auch mas­siv Pfef­fer­spray gegen die Fans des FC Energie Cot­tbus ein

Kurz nach Anpfiff der zweit­en Hal­bzeit begann die Kon­fronta­tion dann erneut. Nach­dem eine Spruch­ban­dak­tion der Gäste­fans sowie der wieder­holte Ein­satz von Rauchtöpfen und Ben­gal­fack­eln bei­der Fan­lager noch weit­ge­hend harm­los blieben, schossen die Sym­pa­thisieren­den des FC Energie aber­mals mit Feuer­w­erk­skör­pern auf den Heim­block und das Spielfeld. Wieder ver­sucht­en die Fans aus der Lausitz das Spielfeld zu stür­men, wur­den aber schon beim Ver­such den Begren­zungsza­un zu über­winden seit­ens der Polizei mit Pfef­fer­spray gestoppt. Aber­mals musste das Spiel für einige Zeit vom Schied­srichter unter­brochen wer­den. Erst jet­zt beruhigte sich die Lage in den Rän­gen, ins­beson­dere im Gäste­block, merklich.
Nach dem Wieder­anpfiff rück­te dann das Fußball­spiel ansich wieder in den Mit­telpunkt des Spielt­ages. Und da legte jet­zt ein­deutig Babels­berg vor. In der 75. Minute glichen die Null­dreier zunächst aus, bevor sie in der 90. Minute mit einem weit­eren Tor den Der­by-Sieg holten. Die schmachvolle Nieder­lage im Hin­spiel in Cot­tbus war damit zumin­d­est spielerisch vergessen.
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Antifaschismus

Das Doppelspiel des Spreelichter-Netzwerks in Südbrandenburg

Im Ver­gle­ich zu anderen ost­deutschen Städten ist es der recht­en Szene in Cot­tbus in den let­zten zwei Jahren nicht gelun­gen, einen Pegi­da-Ableger zu etablieren. Umso mehr sind jet­zt viele von dem mar­tialis­chen recht­en Auf­marsch am Fre­itag den 13. Jan­u­ar 2017 über­rascht und fordern Aufk­lärung. Dazu soll im Fol­gen­den beige­tra­gen werden.
Aufmarsch am 13. Januar in CottbusWas ist passiert?
Am Fre­itag ver­sam­meln sich kurz vor 22 Uhr etwa 120 Per­so­n­en vor dem Landgericht Cot­tbus. Sie sind ein­heitlich schwarz gek­lei­det, tra­gen Stur­m­masken und führen ein Ban­ner mit der Auf­schrift „Cot­tbus vertei­di­gen!“ mit sich. Die Ver­mummten ziehen von der Gerichtsstraße über die Sandow­er Straße und den Alt­markt in die Einkauf­s­meile Sprem­berg­er Straße. Der Marsch führt direkt an der Syn­a­goge am Schloßkirch­platz vor­bei. An der Spitze des Zugs sind während des Auf­marsches rote Ben­gal­fack­eln entzündet.
Gerufen wer­den die Parolen „Hier marschiert die deutsche Jugend“, „Wider­stand“ und „Nafris raus“, Fly­er mit der Über­schrift „Cot­tbus Nafrifrei“ auf den Boden gewor­fen. Es gibt eine Ord­ner­struk­tur und mehrere Per­so­n­en, die fil­men. Am Sprem­berg­er Turm teilt sich der Zug auf und die Neon­azis ver­schwinden in Autos. Die Polizei wird von Anwohner­In­nen alarmiert und kann im Umfeld nur drei Per­so­n­en im Alter von 39 bis 41 Jahren fest­stellen, die sie der recht­sex­tremen Szene zuordnet.
Wer steckt hin­ter dem Aufmarsch?
Durch die Ver­mum­mung, die fehlende Anmel­dung und den Verzicht auf Fah­nen ist nicht offen­sichtlich, wer hin­ter dem Auf­marsch steckt. Das inter­na­tionale Recht­saußen­por­tal „Bre­it­bart News“ schreibt schlicht von „masked Ger­mans“, aber etwas genauer darf es schon sein. Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Schröter (SPD), die Polizei und diverse Lokalme­di­en haben sich hier bere­its ver­sucht. Die Inter­pre­ta­tio­nen gehen — richtiger­weise — in Rich­tung Iden­titäre, Spreelichter und die rechte Fußball­fan­szene von Energie Cot­tbus. In der Lausitzer Rund­schau leg­en sich „Szeneken­ner“ allerd­ings ander­weit­ig fest:
„Mit­glieder der vor Jahren ver­bote­nen Neon­azi­gruppe ‚Spreelichter‘ als Urhe­ber der jüng­sten Aktion in Cot­tbus hal­ten Szeneken­ner für unwahrschein­lich, eben­so eine Verbindung zur neurecht­en ‚Iden­titären Bewe­gung‘, die oft mit dem Begriff ‚vertei­di­gen‘ operiert. Diese zahlen­mäßig sehr kleine, eher intellek­tuelle Gruppe hat­te bish­er ihre Aktio­nen immer mit einem klaren öffentlichen Beken­nt­nis ver­bun­den. Ende August 2016 hissten sie Ban­ner am Bran­den­burg­er Tor. Ver­mummte, anonyme Ver­samm­lun­gen passen, so die Ein­schätzung aus Sicher­heit­skreisen, nicht zum Selb­stver­ständ­nis der Gruppe.“
Der Marsch in der SpremEin Ein­druck ergibt sich bei der Betra­ch­tung der Veröf­fentlichun­gen zu dem Auf­marsch. Die ersten Bilder wer­den von dem Nutzer „cb_nafrifrei“ um 23:30 bei reddit.de online gestellt. Um 23:49 wird auf der Face­book­seite von „Ost­thürin­gen unzen­siert“ exk­lu­siv ein Video veröf­fentlicht, das auf Höhe der ADAC-Geschäftsstelle in der Sprem­berg­er Straße aufgenom­men wurde. Um 00:24 veröf­fentlicht der User „down_my_couch“ ein Video auf Twit­ter, mit einem Blick­winkel aus Rich­tung der Syn­a­goge am Schloßkirch­platz. Der Kom­men­tar „Weiß wer, wie viele das waren?“ soll den Ein­druck erweck­en, dass der User ein Unbeteiligter ist. Dieses Mate­r­i­al wird am näch­sten Mor­gen über rechte Twit­ter- und Face­book-Accounts weit­er­ver­bre­it­et, etwa „Asyl­hütte in Pots­dam — Kannste knick­en!“, „Hei­de­nau zeigt wie’s geht“ und „Asyl­hütte in Ket­zin — Kannste knicken!“.

Chronologie der Berichte über den Marsch
Chronolo­gie der Berichte über den Marsch

Die zeitliche Nähe und die exk­lu­sive Veröf­fentlichung der Bilder und Videos von Grup­pen aus anderen Städten und Regio­nen leg­en den Schluss nahe, dass dahin­ter eine über­re­gion­al ver­net­zte Struk­tur steckt. Im extrem recht­en Spek­trum von Cot­tbus kom­men dafür die NPD und das ver­botene Spreelichter-Net­zw­erk in Frage. Weil die NPD Cot­tbus sich erst rel­a­tiv spät auf ihrer Face­book­seite äußerte, und sich außer­dem von der Aktion wenig begeis­tert zeigte, kann sie wohl aus­geschlossen werden.
Bericht von Black Legion
Bericht von Black Legion

Inter­es­sant ist, dass auf der Face­book­seite des neon­azis­tis­chen Mod­e­la­bels „Black Legion“ am Sam­stag eben­falls Bilder vom Auf­marsch an der Oberkirche und am Sprem­berg­er Turm veröf­fentlicht wur­den, die bis dahin nicht im Umlauf waren. Die Mode­marke wird von einem Neon­azi ver­trieben, der sich bei Face­book „Tom Rausch“ nen­nt. In Cot­tbus läuft der Verkauf über den neon­azis­tis­chen „Dev­ils Right Hand Store“ von Mar­tin Sei­del. Auf sein­er Face­book­seite beken­nt sich Rausch zum Spreelichter-Net­zw­erk und zeigt seine Ablehnung gegenüber dem „Staatskon­strukt“ NPD. Der Post zum Auf­marsch auf der Face­book­seite von „Black Legion“ wird gelöscht, kurz nach­dem er bei „Laut gegen Nazis“ the­ma­tisiert wird. Auf der pri­vat­en Face­book­seite von Rausch ist er weit­er­hin sichtbar.
Tom Rausch posiert mit Defend Cottbus
Tom Rausch posiert mit Defend Cottbus

„Defend Cot­tbus“ – Das Mot­to für den Ausnahmezustand
Der Spruch auf dem Front­trans­par­ent „Vertei­digt Cot­tbus!“ ist die deutsche Über­set­zung von „Defend Cot­tbus“. Aufk­le­ber mit diesem Slo­gan wer­den mas­siv seit Juli 2016 in Cot­tbus und Umge­bung verklebt. Auch im Zusam­men­hang mit dem Über­fall auf den Club Chekov am 23. Sep­tem­ber 2016 taucht­en die Aufk­le­ber auf. Ent­wor­fen und ver­bre­it­et wer­den diese maßge­blich über eine Struk­tur, die sich auf Insta­gram mit dem Pro­fil „Unser_Ursprung“ präsen­tiert. Die dort oft erst­mals veröf­fentlicht­en Grafiken wer­den sowohl von Anhän­gerIn­nen der Iden­titären als auch von zahlre­ichen Neon­azis für ihre Social-Media-Pro­file ver­wen­det. Auch „Tom Rausch“ posiert auf sein­er Face­book­seite mit einem „Defend Cot­tbus“ Aufkleber.
 Marcel Forstmeier vor dem Kanzleramt
Mar­cel Forstmeier vor dem Kanzleramt

Fotos auf Unser_Ursprung
Fotos auf Unser_Ursprung

Posting von Unser_Ursprung
Post­ing von Unser_Ursprung

Die Art der Ver­net­zung, der grafis­che Stil und die ver­wen­dete Sprache des Pro­fils „Unser_Ursprung“ lassen auf den Grafikde­sign­er Mar­cel Forstmeier schließen. Der Lübbe­nauer war bis zum Ver­bot 2012 ein Organ­isator und Kopf des Spreelichter-Net­zw­erks. Forstmeier hat am 21. Dezem­ber 2016 vor dem Kan­zler­amt in Berlin die neurechte Kundge­bung von „Ein Prozent“ (unter den Teil­nehmern Alexan­der Gauland, Björn Höcke und Götz Kubitschek) abfo­tografiert. Ein Bild aus sein­er Posi­tion wurde später auch auf der Insta­gram-Seite von „Unser_Ursprung“ veröf­fentlicht. Auf einem Bild sind beim genauen Blick seine Hände wiederzuerkennen.
Der Cot­tbusser Masken-Auf­marsch ist Teil ein­er Kam­pagne, um Cot­tbuser Neon­azis in eine Art Kampf­modus zu ver­set­zen – die Marke „Defend Cot­tbus“ beziehungsweise „Vertei­di­ge Cot­tbus“ soll als Kürzel dieser Kam­pagne etabliert wer­den. Ein Resul­tat: in den let­zten Monat­en wur­den immer wieder Per­so­n­en, die nicht ins rechte Welt­bild passen, ange­grif­f­en. Gle­ichzeit­ig wer­den Straftat­en durch ver­meintliche Aus­län­der oder Flüchtlinge beson­ders stark aus­geschlachtet, um der ras­sis­tis­chen Para­noia Nahrung zu geben. Para­dox­er­weise freut sich der Twit­ter-User „down_my_couch“ über die erhöhte Polizeipräsenz, obwohl sich diese vor allem gegen ihn und seine Kam­er­aden richtet.
Bürg­er­lichkeit und Straßenterror
Die Neon­azis fahren nicht nur eine Strate­gie des Straßen­ter­rors zur Ein­schüchterung poli­tis­ch­er Geg­ner­In­nen in Cot­tbus, son­dern zudem eine Art Kuschelkurs mit „Zukun­ft Heimat e.V.“ im Spree­wald. Dieser Vere­in hat seit Ende 2015 gegen die Unter­bringung von Flüchtlin­gen mobil gemacht. Mit 500 Teil­nehmern am 31. Okto­ber 2015 in Lübbe­nau richtete der Vere­in eine der größten recht­en Demon­stra­tio­nen  in Bran­den­burg der let­zten Jahre aus.
Anne Haberstroh bei der Identitären-Blockade-Aktion in Berlin
Anne Haber­stroh bei der Iden­titären-Block­ade-Aktion in Berlin

Mar­cel Forstmeier und das Spreelichter-Net­zw­erk ver­suchte sich bei diesen asylfeindlichen Demon­stra­tio­nen zwar im Hin­ter­grund zu hal­ten. Eine Nähe gibt es den­noch. Seit­dem dieser Zusam­men­hang öffentlich gemacht wurde, führt der Vere­in Aktions­for­men wie Fahrrad­ko­r­sos für Rad­wege und ähn­liche The­men durch. Auf diese Weise wollen die Vere­insvor­sitzen­den Christoph Berndt, Anne Haber­stroh und der AfD-Bürg­er­meis­terkan­di­dat Mar­i­an von Stürmer ver­mut­lich das Brandze­ichen ein­er für das neon­azis­tis­che Spek­trum offe­nen Organ­i­sa­tion loswer­den. Dass die Verbindung zu Mar­cel Forstmeier und dem Spreelichter-Net­zw­erk anhält, zeigt das gemein­same Auftreten von Neon­azi Forstmeier und Zukun­ft-Heimat-Vor­sitzen­der Haber­stroh im Umfeld der Block­ade der CDU-Zen­trale in Berlin durch Mit­glieder der Iden­titären am 21. Dezem­ber 2016.
Robert Timm auf Twitter zum Marsch in Cottbus
Robert Timm auf Twit­ter zum Marsch in Cottbus

Während Mar­cel Forstmeier den Polizeiein­satz abfilmte, stand Anne Haber­stroh am Rand und beobachtete die Szener­ie. Bere­its im Sep­tem­ber 2016 besucht­en die bei­den eine Ver­anstal­tung des recht­en Com­pact-Mag­a­zins in Berlin. Auf dem Podi­um saß neben Jür­gen Elsäss­er, Götz Kubitschek und Mar­tin Sell­ner auch der Iden­titären-Aktivist Robert Timm. Dieser studiert und wohnt in Cot­tbus und hat sich über seinen Twit­ter­ac­count „Schinkel_IB“ pos­i­tiv zum Cot­tbusser Masken-Auf­marsch geäußert. Dass er und andere iden­titäre Struk­turen an der Organ­i­sa­tion und Durch­führung direkt beteiligt waren, lässt sich bish­er nicht feststellen.
Faz­it
Die Frage, ob der Nazi­auf­marsch am 13. Jan­u­ar 2017 auf das Kon­to rechter Fußball­fans, der Spreelichter oder der Iden­titären geht, führt in die Irre. Zwis­chen diesen Struk­turen der recht­en Szene gibt es zu große ide­ol­o­gis­che und per­son­elle Über­schnei­dun­gen. Sie arbeit­en zusam­men, weil das aktuelle poli­tis­che Kli­ma ihnen Erfolge ver­spricht. Vor allem die „Spreelichter“ und die Anführer der Gruppe „Infer­no Cot­tbus“ sind schon seit Beginn ihres Beste­hens sehr stark ver­bun­den. Trotz Sta­dion­ver­botes bes­timmt „Infer­no“ immer noch maßge­blich die Stim­mung in der Fan­szene des FC Energie. Der Rück­griff von Forstmeier und dem Spreelichter-Net­zw­erk auf Sym­bole und The­men der Iden­titären bietet ihnen die Möglichkeit, in anderem Gewand die bis zu ihrem Ver­bot ver­fol­gte Strate­gie eines pop­kul­turell ver­mark­teten Faschis­mus fortzuset­zen. Um ein möglichst bre­ites Spek­trum zu erre­ichen und eine möglichst große Wirkung zu erzie­len, chang­ieren sie dabei zwis­chen sehr unter­schiedlichen Aktionsformen.
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