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Antifaschismus

Nazis stören Gedenken in Fredersdorf

Am 30.04.2022 organ­isierte die Gedenk­ini­tia­tive Phan Văn Toàn eine Kundge­bung mit anschließen­der Podi­ums­diskus­sion in Fred­er­s­dorf. Phan Văn Toàn geri­et 1997 in einen Stre­it mit mehreren Män­nern; Er ver­starb am 30.04.1997 im Kranken­haus an seinen schw­eren Verletzungen. 
Zu der Ver­anstal­tung waren 50 Men­schen aus Bran­den­burg und Berlin zusam­mengekom­men. Doch lei­der ver­lief das Gedenken nicht ungestört: Bere­its bei der Kundge­bung am S‑Bahnhof filmte Larsen Aslan vom Berlin­er III. Weg die Teil­nehmenden mit seinem Handy ab. Kurz darauf stießen Mal­wig Stel­ter (eben­falls III. Weg/ Divi­sion MOL) und ein weit­er­er Neon­azi dazu. Die drei blieben während der gesamten Zeit in der Nähe der Kundge­bung und taucht­en auch später wieder auf, als die Teil­nehmenden zur Podi­ums­diskus­sion gin­gen. Hier trat vor allem Larsen Aslan extrem agres­siv auf, belei­digte mehrere Teil­nehmende und griff sie an. 
Nach der Ver­anstal­tung wur­den Mal­wig Stel­ter und Thore Ondr­usch (eben­falls III. Weg/ Divi­sion MOL) dabei beobachtet, wie sie den ein­gerichteten Gedenko­rt für Phan Văn Toàn am Bahn­hof Fred­er­s­dorf zerstörten. 
Für die Neon­azi-Clique Divi­sion MOL ist das Gedenken an Phan Văn Toàn ein Reizthe­ma: 2021 war das Zer­stören des Gedenko­rtes eine ihrer ersten öffentlichen Aktio­nen. In der Zwis­chen­zeit haben sie eine besorgnis­er­re­gende Entwick­lung gemacht. 
Während Franz Schrandt mit­tler­weile nach Berlin-Köpenick gezo­gen ist und sich dort in Rich­tung NPD ori­en­tiert, sind ins­beson­dere Thore Ondr­usch und Mal­wig Stel­ter organ­isatorisch beim III. Weg Berlin angekom­men. Dass mit Larsen Aslan ein Berlin­er III. Weg-Aktivist sie beim Stören ein­er Gedenkkundge­bung unter­stützt, ist nur ein weit­er­er Beleg dafür. Der vierte bekan­nte Neon­azi der Divi­sion MOL aus der Region, Lion Zan­der, tritt eher als Schul­hof-Nazi in Erschei­n­ung, der mit ein­er Clique an der Lenné-Ober­schule in Hoppe­garten Mitschüler*innen schikaniert und auch ziem­lich gewalt­tätig ist.
Mal­wig Stel­ter dage­gen nimmt offen­bar jede extrem rechte Aktion mit. Er war nicht nur am 30.04. in Fred­er­s­dorf unter­wegs, son­dern fuhr am näch­sten Tag auch zum Auf­marsch des III. Weges nach Zwick­au. Er fuhr zusam­men mit dem Berlin­er Stützpunkt des III. Weges. Neben Mal­wig Stel­ter fuhren auch Franz Richard Schrandt und Erik Storch, welche auch zur Divi­sion MOL gezählt wer­den, mit nach Zwick­au. Auf ihrer Anreise waren die Berlin­er und Bran­den­burg­er Neon­azis maßge­blich an dem Angriff auf Antifaschist*innen auf dem Haupt­bahn­hof in Chem­nitz beteiligt. Bilder zeigen, dass Franz Schrandt und Erik Storch mit in dem Mob waren. Da sie in Zwick­au zusam­men mit Mal­wig Stel­ter anka­men, ist davon auszuge­hen, dass auch er bei dem angreifend­en Neon­azi-Mob dabei war. 
Mal­wig Stel­ter und Erik Storch beim Auf­marsch des III. Wegs in Zwickau
Mal­wig Stel­ter, Erik Storch und Franz Schrandt kom­men zusam­men mit den Berlin­ern in Zwick­au an, Quelle: Press­eser­vice Rathenow
Die Divi­sion MOL ist keine organ­isierte Gruppe, son­dern ein Neon­azi-Fre­un­deskreis, dessen Mit­glieder sich in Rich­tung unter­schiedlich­er Struk­turen ori­en­tiert haben. Der Ost­ber­lin­er Speck­gür­tel ist damit zu einem Nach­wuchs­beck­en für die Berlin­er Neon­azi-Szene gewor­den. Ins­beson­dere der III. Weg kann davon prof­i­tieren, seine AkteurIn­nen treten sehr selb­st­be­wusst auf und scheinen sich im Aufwind zu sehen. Es bleibt zu beobacht­en, ob noch mehr Jugendliche aus dem Berlin­er Umland ihren Weg dahin finden. 
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Antifaschismus

Aktive Neonazi-Jugendgruppe „Division MOL

Dieser Artikel doku­men­tiert den Stand der Recherche im Som­mer 2021. Seit­dem gibt es einige neue Erken­nt­nisse, die hier in einem Fol­geartikel erschienen sind. 

Seit Anfang 2020 kommt es im S‑Bahnbereich der S5 zwis­chen Neuen­hagen und Straus­berg ver­stärkt zu dem Auf­tauchen rechter Stick­er und Sprühereien bis hin zu einem Angriff auf andere Jugendliche. Die ver­ant­wortliche Gruppe ist gefährlich und erfol­gre­ich dabei, Net­zw­erke ins neon­azis­tis­che Milieu in Berlin-Bran­den­burg zu knüpfen – genau­so wie in die AfD. Trotz des jun­gen Alters der Akteure (von 14 Jahren bis Anfang 20) sind diese nicht als harm­lose Jugend­clique zu unterschätzen.


Divi­sion MOL – Von recht­en Stick­ern über organ­isierte Aktio­nen hin zum III. Weg 
Der „harte Kern“ der Divi­sion MOL bestand bis zum Herb­st 2020 aus Mal­wig Stel­ter (Jahrgang 2004), Franz
Richard Schrandt, Lion Zan­der, Erik Storch und Thore Ondr­usch. Es ist davon auszuge­hen, dass noch mehr Per­so­n­en unter der Beze­ich­nung agieren und es ein dynamis­ches Unter­stützerum­feld gibt. Erste Aktio­nen im Raum Peter­sha­gen trat­en bere­its im Jan­u­ar 2020 auf. Kurz nach­dem sich die Ober­schule, die am Peter­sha­gen­er Bahn­hof gele­gen ist, der Ini­tia­tive „Schule ohne Ras­sis­mus – Schule mit Courage“ anschloss, wur­den im Umfeld der Schule rechte Sprayereien ent­deckt (siehe Chronik rechter Vor­fälle in Märkisch Oder­land). Die Schmier­ereien über Runen, Hak­enkreuze und Schriftzüge wie „FCK ANTIFA“ häuften sich. Bis min­destens Novem­ber hat­te die Gruppe einen eige­nen Insta­gram-Account, dieser ist mit­tler­weile inak­tiv. Der Account hat­te mehr als 170 Abonnent*innen, darunter viele AfD- und NPD- Accounts oder neon­azis­tis­che Kad­er. Dort postete die Divi­sion nicht nur eigene Stick­er-Aktio­nen, son­dern auch Fotos mit ein­er Fahne der Jun­gen Nation­al­is­ten bei der großen Quer­denken-Demo am 7.11.2020 in Leipzig. Bei der Demon­stra­tion mit mehreren zehn­tausend Teil­nehmenden kam es zu gewalt­täti­gen Auss­chre­itun­gen durch Schwurbler*innen und Neon­azis. Am 31.01.21, im Nach­gang ein­er Gedenkkundge­bung für den von Ras­sis­ten tot­geprügel­ten Phan Văn Toản in Fred­er­s­dorf, zer­störte die Divi­sion MOL Blu­men, Schilder und ein Trans­par­ent. Mit dem umge­dreht­en Trans­par­ent posierten sie in Hooli­gan-Manier für ein Foto, welch­es später auf dem Twit­ter-Account der JN Berlin-Bran­den­burg veröf­fentlicht wurde. Die Divi­sion MOL beteiligte sich mit den Jun­gen Nation­al­is­ten Berlin-Bran­den­burg an der bun­desweit­en geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Aktion “Gedenk Dres­den” im Feb­ru­ar 2021. Auch hier erfol­gten immer wieder Veröf­fentlichun­gen auf den Social-Media Accounts der JN-Berlin-Bran­den­burg. Nicht nur in Bran­den­burg, auch in Berlin fällt die jugendliche Naz­i­clique auf. So waren sie in Begleitung des Marzah­n­er Nazi-Hools André Schlouns am 20.03.2021 beim Auf­marsch von Neon­azis und Hooli­gans auf dem Platz des 18. März vertreten (https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51058296388/in/album-72157718731325468). Gemein­sam mit Schlouns waren sie am 03.04.2021 auch bei der ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Kundge­bung „Frei­heit ist nicht ver­han­del­bar“. (https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51093858217/in/album-72157718845985513/, https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51093842119/in/album-72157718845985513/, https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51093764156/in/album-72157718845985513/, https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51094571950/in/album-72157718845985513/)

 

Thore Ondr­usch (Mitte) und Franz Schrandt beim Auf­marsch am 20.03.21
v.l.n.r.: Mal­wig Stel­ter, Erik Storch und Franz Schrandt beim Auf­marsch am 03.04.2021
Franz Schrandt (links) und Thore Ondr­usch (rechts) am 03.04.2021
Die Divi­sion MOL, v.l. Thore Ondr­usch, Franz Schrandt, Erik Storch, Mal­wig Stel­ter, André Schlouns, am 03.04.2021
André Schlouns am 03.04.2021

Gle­ichzeit­ig ist Schlouns mit­tler­weile aktiv­er Teil der Free­dom Parade Berlin um Michael Brün­del und nimmt an deren Aufzü­gen teil, sowie er auch aktiv im Telegram-Kanal der Gruppe kom­mu­niziert. Es ver­wun­dert daher nicht, dass sich die jun­gen Nazis dann auch am 24.04.2021 auf ein­er Parade aus diesem Umfeld wieder­fan­den, zu deren Insze­nierung es gehört, den antifaschis­tis­chen Gegen­protest als Nazis zu beschimpfen, während man selb­st mit Nazis demon­stri­ert (siehe https://www.flickr.com/photos/paulhanewacker/51157153550/in/album-72157719086473843/ und https://twitter.com/FriedensWatch/status/1386024690553077760).

Mal­wig Stel­ter (links) und Erik Storch beim Auf­marsch am 24.04.2021

André Schlouns kommt aus dem hoch gewalt­täti­gen Umfeld von Enri­co Schottstädt, dem Grün­der der Berlin­er Gruppe „Bünd­nis Deutsch­er Hools“ (BDH) und war von 2015 bis 2018 regelmäßig Teil der Aufmärsche von Bärgi­da und “Wir für Deutsch­land (WfD)”.

Während Franz Schrandt, der mit­tler­weile von Münchehofe nach Trep­tow-Köpenick gezo­gen ist, weit­er­hin die Nähe zur JN hält (er war beispiel­sweise Teil von deren Spon­tandemon­stra­tion am 1. Mai 2021 auf dem Alexan­der­platz), suchen die anderen die Nähe zur neon­azis­tis­chen Kle­in­st­partei III. Weg. Neben Plakati­er- und Fly­er­ak­tio­nen in und um Straus­berg, engagieren sich unter anderem Thore Ondr­usch und Mal­wig Stel­ter auch bei Infos­tän­den, zum Beispiel im April in Berlin-Marzahn vor der East­gate-Cen­ter sowie am 12. 06.2021 vor dem Lin­den Cen­ter am Pre­row­er Platz (https://twitter.com/antifanordost/status/1403644952937209858). Damit befind­en sie sich in direk­tem Kon­takt mit der Span­dauer Neon­azistin Lilith Efler sowie mit Sebas­t­ian Thom, Ver­ant­wortlich­er für die Bran­dan­schläge im Neukölln-Kom­plex. Bei den Eltern­häusern nichts Ungewöhn­lich­es, haben wir es doch sowohl bei Thore Ondr­usch als auch bei Mal­wig Stel­ter mit jun­gen Nazis der zweit­en Gen­er­a­tion zu tun. Stel­ter geht auf die Ober­schule in Neuen­hagen in Träger­schaft des Inter­na­tionalen Bun­des (IB). Sein Vater Andrew Ron Stel­ter war bere­its in den Neun­ziger Jahren in der „Nation­al­is­tis­chen Front“ und der NPD aktiv und ist bre­it inner­halb der bun­desweit­en Naziszene ver­net­zt. Er ist seit Jahren regelmäßig Teil von neon­azis­tis­chen Aufmärschen und wurde 2020 immer wieder auch bei den Coro­n­aprotesten gese­hen. Am 03.10.2020 war der Vater Stel­ter auch beim Auf­marsch des III. Weg in Berlin-Hohen­schön­hausen dabei. Auch bei Thore Ondr­usch ist davon auszuge­hen, dass seine Fam­i­lie neon­azis­tisch geprägt ist. Sowohl die JN als auch der III. Weg üben sich in aktiv­er Jugen­dar­beit. Mit gemein­samen Wan­derun­gen, Sport­pro­gramm und poli­tis­chen Aktio­nen bieten sie eine rechte Lebenswelt, die Jugendliche enger an sie binden soll. Bei der Divi­sion MOL offen­sichtlich mit Erfolg. 

Im Umfeld der Divi­sion MOL bewegte sich San­jay Sklarek. 2020 tauchte er dann bei mehreren AfD-Ver­anstal­tun­gen auf, seit Anfang 2021 wurde er allerd­ings nicht mehr bei recht­en Ver­anstal­tun­gen gesehen.

Nazis ernst nehmen – Betrof­fene schützen 
Die Divi­sion MOL ist kein los­er Zusam­men­schluss rechter Jugendlich­er. Vielmehr entstam­men sie auch dank früher Erziehung in entsprechen­den Fam­i­lien­zusam­men­hänge, ein­er gefes­tigten neon­azis­tis­chen Szene und haben mit den Kon­tak­ten zu JN, III. Weg und Nazi-Hooli­gans die besten Voraus­set­zun­gen, die näch­ste Gen­er­a­tion gewalt­tätiger Neon­azis zu stellen. Dies bedeutet eine direk­te Bedro­hung für alle, die nicht in ihr neon­azis­tis­ches Welt­bild passen, ob in Bran­den­burg, Berlin oder anderswo.

Lasst sie uns stop­pen, bevor es zu spät ist. 

Mis­cht euch ein und meldet Infos zur Neon­azi-Grup­pierung Divi­sion MOL und ihren Akteuren an eure lokale Antifa: recherche-division-mol@riseup.net

Kein Platz für Faschis­mus, kein Raum der Divi­sion MOL!

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Sonstiges

Rathenow: Extrem rechtes “Bürgerbündnis” marschierte wieder

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Am Sam­sta­gnach­mit­tag ver­anstalte die extrem rechte Vere­ini­gung „Bürg­er­bünd­nis Havel­land e.V.“ erst­mals seit drei Monat­en wieder eine größere Ver­samm­lung auf dem Märkischen Platz in Rathenow. Die Ver­anstal­tung wurde als Kundge­bung mit anschließen­dem Marsch durch die Stadt durchgeführt.
Der öffentlich im Inter­net ver­bre­it­eten Ein­ladung zur der Ver­samm­lung waren unge­fähr 50 Per­so­n­en, die über­wiegend aus Bran­den­burg, Berlin und Sach­sen-Anhalt anreis­ten, gefol­gt. Einzelper­so­n­en sollen aber auch aus Thürin­gen gekom­men sein. Aus Rathenow und Umge­bung sel­ber nah­men nur unge­fähr 15 Per­so­n­en teil.
Die Ver­samm­lung wurde unter dem Mot­to: „Wehr Dich Deutsch­er“ bzw. „Deutsch­er wehr Dich“ bewor­ben und in der Zeit von 14.00 bis 17.00 Uhr durchgeführt.
Es wur­den mehrere „Rede­beiträge“ gehal­ten und sich zu den üblichen The­men geäußert. Allerd­ings han­delte es sich bei den Äußerun­gen der Reden­den nicht um klar struk­turi­erte Vorträge, son­dern in erster Lin­ie um Kom­mentare zu gesellschaft­spoli­tis­chen The­men. Deut­lich erkennbar waren jedoch recht­spop­ulis­tis­che bis extrem rechte Aus­drucks­for­men. Zudem wur­den auch wieder Einzelper­so­n­en und bes­timmte Per­so­n­en­grup­pen her­aus­gestellt und dif­famiert. Anwe­sende und nicht anwe­sende Presse wurde beschimpft oder verunglimpft. Während des Aufzuges wur­den zudem Geflüchtete ver­bal angepö­belt, die aus ihrem Wohn­raum hin­aus, neugierig auf die Straße sahen. Das gle­iche passierte beim Vor­beizug der Demon­stra­tion an einem ara­bis­chen Geschäft. Eine Zwis­chenkundge­bung vor dem Laden hat­te die Ver­samm­lungs­be­hörde jedoch offen­bar untersagt.
Extrem rechte Versammlung
Der Rechts­drall ist beim „Bürg­er­bünd­nis Havel­land e.V.“ aktuell so offen­sichtlich, dass die Vere­ini­gung mit­tler­weile im aktuellen Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzbericht zum Jahr 2016 (veröf­fentlicht am 21. Juli 2017) im Phänomen­bere­ich „Recht­sex­trem­is­mus“ Erwäh­nung find­et. Ver­anstal­tun­gen des „Bürg­er­bünd­niss­es“ wer­den darin als „asylfeindlich“ benan­nt. Im Vor­jahr (2015) galt der Vere­in lediglich als „asylkri­tisch“ und wurde nicht im Ver­fas­sungss­chutzbericht erwäh­nt. Die Nen­nung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land e.V.“ im aktuellen Bericht des Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzes erfol­gte jedoch offen­bar vor allem wegen der Unter­stützung durch die regionale NPD. Die in Rathenow über Organ­i­sa­tion­sstruk­turen ver­fü­gende neon­azis­tis­che Partei hat­te 2016 beispiel­sweise zur Teil­nahme an den Ver­samm­lun­gen der extrem recht­en Vere­ini­gung aufgerufen. Außer­dem hät­ten, laut dem Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzbericht 2016, auch „zahlre­iche Recht­sex­trem­is­ten“ die Ver­anstal­tun­gen des „Bürg­er­bünd­niss­es“ unter­stützt. Diese Unter­stützung durch die NPD war auch in den ver­gan­genen Monat­en des Jahres 2017 noch erkennbar, auch wenn kaum noch lokale Funk­tionäre dieser Partei den Ver­samm­lun­gen bei­wohn­ten. Stattdessen reis­ten vor allem Parteim­it­glieder und Parteisym­pa­thisierende aus Berlin und Sach­sen-Anhalt zu den Ver­anstal­tun­gen des „Bürg­er­bünd­niss­es“ an.
Auch am Sam­sta­gnach­mit­tag war dies wieder erkennbar. Eine Gruppe Teil­nehmende aus Magde­burg (Sach­sen-Anhalt), die auch dem dor­ti­gen PEGI­DA-Ableger „MAGIDA“ nah­este­ht oder in Teilen als „Brigade Magde­burg“ auftritt, nahm beispiel­sweise erst am ver­gan­genen Woch­enende an ein­er über­re­gionalen Saalver­anstal­tung der NPD im säch­sis­chen Riesa teil. Darunter auch der Magde­burg­er Ulrich Neu­mann, der am Sam­sta­gnach­mit­tag beim „Bürg­er­bünd­nis“ auf dem Podi­um sprach und dort im Zusam­men­hang mit den Bun­destagswahlen im Sep­tem­ber 2017 offen zur Wahl der NPD aufrief.
Weit­ere Teil­nehmende aus Sach­sen-Anhalt, die in der Regel unter der Beze­ich­nung „Bürg­er­be­we­gung Alt­mark“ und „Freiko­rps Heimatschutz­di­vi­sion Sek­tion Sach­sen-Anhalt“ auftreten, gel­ten als Sym­pa­thisierende der Vere­ini­gung „THÜGIDA“. Dieser Vere­in wird im thüringis­chen Ver­fas­sungss­chutzbericht 2014/15 als „recht­sex­trem­istisch geprägte Ini­tia­tive gegen Flüchtlinge“ namentlich benan­nt. Erst im März 2017 organ­isierten Bekan­nte Akteure der „Bürg­er­be­we­gung Alt­mark“ einen Aufzug für THÜGIDA in Sten­dal (Sach­sen-Anhalt). Die „Freiko­rps Heimatschutz­di­vi­sion Sek­tion Sach­sen-Anhalt“ waren dabei u.a. als Ord­ner eingesetzt.
Weit­ere Einzelper­so­n­en, die am Sam­sta­gnach­mit­tag aus Berlin zu der Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es“  anreis­ten, sym­pa­thisieren mit den im aktuellen Ver­fas­sungss­chutzbericht des dor­ti­gen Lan­desamtes zum Jahr 2016 genan­nten Organ­i­sa­tio­nen „Bärgi­da“, „Bürg­er­be­we­gung Pro Deutsch­land“ und „Iden­titäre Bewe­gung Berlin-Bran­den­burg“. Die Berliner­in Elke Met­zn­er bezog sich in ihrem Rede­beitrag pos­i­tiv auf den so genan­nten „völkischen Geist“.
Ein ander­er, aus Ost­bran­den­burg zugereis­ter Red­ner, der sich als „Ste­fan Schu­mann“ von der „Kam­er­ad­schaft Märkisch-Oder­land“ vorstellte, sprach in seinem Beitrag, in dem er die derzeit­ige Bun­de­spoli­tik neg­a­tiv kom­men­tierte, von „jüdis­chen Poli­tik­ern“. Während des anschließen­den Marsches durch Rathenow skandierte der Ost­bran­den­burg­er zu dem neon­azis­tis­che Parolen wie „Nationaler Sozial­is­mus jet­zt“ und „Frei, Sozial, National“.
Ein Vertreter der Rathenow­er Neon­azi-Truppe „N.S Havel­land“ erschien zu dem ver­mummt auf der Ver­samm­lung und wurde anschließend offen­bar der Ver­anstal­tung verwiesen.
Spon­tan­er Neon­azi­auf­marsch am Abend
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Gegen 20.30 Uhr wurde bekan­nt, dass sich unge­fähr 15 ehe­ma­li­gen Ver­samm­lung­steil­nehmende der Ver­anstal­tung „Wehr Dich Deutsch­er“ bzw. „Deutsch­er wehr Dich“ spon­tan sam­melten und mit einem Ban­ner, auf dem die Auf­schrift: „N.S Havel­land“ deut­lich erkennbar war, an ein­er Geflüchtete­nun­terkun­ft in Rathenow vorbeizogen.
Später soll der mut­maßlich unangemeldete Aufzug auch durch Teile der Rathenow­er Innen­stadt gezo­gen sein und Parolen wie „krim­inelle Aus­län­der raus“ , „Frei, Sozial, Nation­al“ oder „Nationaler Sozial­is­mus Jet­zt“ skandiert haben.
Die Teil­nehmenden des Spon­tan­marsches kön­nen den Grup­pierun­gen „N.S Havel­land“, „Kam­er­ad­schaft MOL“, „Brigade Magde­burg“, „Freiko­rps Heimatschutz Divi­sion Sach­sen-Anhalt“, „Berserk­er Deutsch­land – Divi­sion Thürin­gen“ und „Bürg­er­be­we­gung Alt­mark“ zuge­ord­net werden.
Die Polizei war zunächst nur mit einzel­nen Streifen­wa­gen präsent und soll den mut­maßlich unangemelde­ten Aufzug erst nach dem Ein­tr­e­f­fen von Ver­stärkung in der Großen Milow­er Straße Ecke Hei­de­feld­straße gestoppt haben.
Fotos zur Ver­samm­lung „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“: hier

Fotos zur Ver­samm­lung „N.S Havel­land“: hier

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Neuruppin: Gedenken zum 25. Todestag von Emil Wendland

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Schweigeminute an der Gedenk­tafel im Neu­rup­pin­er Rosengarten

Mit ein­er Ver­anstal­tungsserie erin­nerte das Jugend­wohn­pro­jekt (JWP) Mit­ten­drin in den ver­gan­genen Wochen an den gewalt­samen Tod des ehe­ma­li­gen Lehrers Emil Wend­land vor 25 Jahren. Der zum Tatzeit­punkt Woh­nungslose war in der Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli 1992 im Neu­rup­pin­er Rosen­garten von Nazi-Skins zunächst über­fall­en und dann bru­tal zu Tode mal­trätiert wor­den. Obwohl die Tat­beteiligten später gefasst und verurteilt wur­den, blieb ein Gedenken an Wend­land lange aus. Die Tat sel­ber wurde seit­ens der Bun­desregierung sog­ar zeitweise nicht als extrem recht­es Tötungs­de­likt eingestuft.
Erst die Erin­nerungsar­beit des JWP Mit­ten­drin führte auch zu einem offiziellen Gedenken an Emil Wend­land. Seit 2012 erin­nert beispiel­sweise eine Gedenk­tafel am Tatort an den Getöteten und seit 2015 taucht die Tat auch wieder in den staatlichen Sta­tis­tiken extrem rechter Tötungs­de­lik­te auf.
Im Jahr 2017 rief das JWP Mit­ten­drin eben­falls zum Gedenken an Emil Wend­land auf und organ­isierte bere­its im Mai und Juni mehrere Ver­anstal­tun­gen die sich mit dem gesellschaft­spoli­tis­chen Hin­ter­grund der Tat auseinan­der­set­zten und einen Ein­blick in die Gesellschaft der 1990er Jahre boten.
Den Abschluss dieser Kam­pagne bildete die Gedenkdemon­stra­tion am Sam­sta­gnach­mit­tag in Neu­rup­pin, zu der neben dem JWP Mit­ten­drin auch die „Ini­tia­tive Neu­rup­pin­er Antifaschist_innen“ aufrief. An diesem Demon­stra­tionszug, der von ein­er Pri­vat­per­son angemeldet wurde und von der Bahn­hal­testelle „West­bahn­hof“ bis zum Schulplatz führte, beteiligten sich unge­fähr 30 Men­schen. In der Nähe der Gedenk­tafel für Emil Wend­land wur­den zwei Rede­beiträge, darunter ein Gast­beitrag des Vere­ins „Opfer­per­spek­tive“ aus Pots­dam, gehal­ten und eine Gedenkminute für den vor 25 Jahren Getöteten eingelegt.
Kri­tik an den gesellschaftlichen Ver­hält­nis­sen und Gegenentwurf
Zusät­zlich zur Erin­nerung an Emil Wend­land, dessen Tod offen­sichtlich die Folge grausamer Men­schen­ver­ach­tung war, übten die Ver­anstal­tenden auch Kri­tik an den gesellschaftlichen Ver­hält­nis­sen, die solche Tat­en mut­maßlich erst ermöglichen.
Im Aufruf zur Gedenkdemon­stra­tion, der auch auf der Inter­net­seite des JWP Mit­ten­drin nachzule­sen ist, wird dabei vor allem ein „zutief­st verin­ner­licht­es, kap­i­tal­is­tis­ches Konkur­ren­z­denken“ oder „eine generelle Ver­ach­tung, die Men­schen erfahren, die nicht zur ´Mehrheits­ge­sellschaft´ gehören“ kri­tisiert. „Men­schen, welche diesem täglichen Wahnsinn nicht stand­hal­ten oder deren Leben durch pri­vate Erleb­nisse aus den Fugen gerät, laufen Gefahr, bis ans Ende der ´sozialen Leit­er´ durchgere­icht zu wer­den“, wo es nahezu unmöglich sei „aus eigen­er Kraft wieder ´auf die Beine´ zu kom­men“,  so die Aufrufend­en weiter.
Als Antwort darauf bietet das JWP Mit­ten­drin den Ver­such eines soziokul­turellen Gege­nen­twurfs, dessen Schw­er­punkt in einem sozialen Miteinan­der, beispiel­sweise im gemein­samen Wohnen, liegt. Als Jugend­wohn­pro­jekt wen­det sich das Mit­ten­drin, gemäß eigen­er Konzep­tion, aber auch an Jugendliche aus Neu­rup­pin und Umge­bung, die in ihrer Entwick­lung ins­beson­dere hin­sichtlich der Diskussions‑, Kri­tik- und Entschei­dungs­fähigkeit gefördert sowie in Kom­pro­miss­bere­itschaft und Eigen­ver­ant­wortlichkeit geschult wer­den sollen, um let­z­tendlich ihr Selb­st­be­wusst­sein zu stärken.
Eine Möglichkeit dafür bietet Pro­jek­tar­beit, die sich unter anderem in der Aufar­beitung der jün­geren Geschichte Neu­rup­pins, beispiel­sweise in der Erin­nerung an die Tötung Emil Wend­lands unter Berück­sich­ti­gung des gesellschaftlichen Kon­textes, aus­drückt und somit sowohl Selb­stfind­ung als auch gesellschaft­spoli­tis­che Mei­n­ungskundgabe in Einem bietet.
Neon­azis ver­sucht­en Gedenken für sich zu reklamieren
Neben dem jährlichen Gedenken an Emil Wend­land durch das JWP Mit­ten­drin, hat sich seit 2014 durch das lokale neon­azis­tis­che Milieu bzw. dessen derzeit­i­gen medi­alen Sprachrohr, den eng mit der NPD ver­wobe­nen „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“, auch ein recht eigen­williges Erin­nern an den bru­tal Getöteten etabliert. Dabei wird immer wieder behauptet (zulet­zt 2016), dass der Tod des Woh­nungslosen lediglich in „sub­kul­tureller Per­spek­tivlosigkeit“ begrün­det liege. Gle­ichzeit­ig wird der von Nazi-Skins grausam zu Tode gebrachte im typ­is­chen NS-Jar­gon selb­st zum „deutschen Volksgenossen“ erhoben und somit das Andenken an den Ver­stor­be­nen möglicher­weise verunglimpft. Anlass zu Ermit­tlun­gen seit­ens der Strafver­fol­gungs­be­hör­den hat­te dieses bizarre „Gedenken“ jedoch bish­er nicht gegeben. Auch die Ver­samm­lungs­be­hör­den sahen in den dies­bezüglich 2014 bis 2016 durchge­führten Kundge­bun­gen der „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“ offen­bar nur eine Mei­n­ungskundgabe und sprachen bish­er keine Ver­samm­lungsver­bote aus.
Geschützt vom Ver­samm­lungsrecht und unlängst durch eine Flug­blat­tak­tion unter­stell­ten die Neon­azis ihrer­seits der „anti­deutschen Seite“, also in verächtlich­er Form indi­rekt dem JWP Mit­ten­drin als Ideengeben­den und bish­eri­gen Haupt­tra­gen­den des Erin­nerns an Emil Wend­land , den ange­blichen Miss­brauch des Getöteten für den „Kampf gegen Rechts“ und Heuchelei. Dem ent­ge­genge­set­zt präsen­tieren sich die „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“ im Inter­net durch eine medi­al auf­bere­it­ete, ver­meintliche Spenden­samm­lung im Rah­men der „Obdachlosen­hil­fe“ als eigentliche Wohltuende. Allerd­ings blieben die Neon­azis dabei, soweit bekan­nt, weit­ge­hend unter sich.
Auf ein­er Ver­samm­lung in der Nähe der Gedenk­tafel wurde im Jahr 2017, nach bish­eri­gen Erken­nt­nis­sen, aber verzichtet.
Stattdessen störten zwei betrunk­ene, bish­er nicht in Erschei­n­ung getretene, aber offen­sichtlich extrem rechts gesin­nte Jugendliche die antifaschis­tisch ori­en­tierte Gedenkdemon­stra­tion des JWP Mit­ten­drin mit Neonaziparolen.
Update 02.07.2017, 11:27 Uhr:
In einem State­ment bekan­nten sich die „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“ jet­zt zu ein­er Aktion an der Gedenk­tafel von Emil Wend­land.  Dem Social­me­di­a­beitrag zu Folge sollen sich die Neon­azis bere­its am Fre­itagabend ver­sam­melt und min­destens ein Ban­ner mit The­men­bezug aus­ge­bre­it­et haben. Eine Anmel­dung dieser Ver­samm­lung lag, so weit bekan­nt, nicht vor. Gemäß der von den „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“ in dem Social­me­di­a­beitrag veröf­fentlicht­en Beken­ner­fo­tos waren min­destens drei Per­son an der Aktion beteiligt.
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Land Brandenburg: NPD sucht Auswege aus politischer Bedeutungslosigkeit

Nach ein­er Zeit der rel­a­tiv­en Ruhep­hase sind in der Region Berlin-Bran­den­burg wieder ver­mehrte Aktiv­itäten der neon­azis­tis­chen NPD wahrnehm­bar. Hin­ter­grund kön­nte die am 24. Sep­tem­ber 2017 anste­hende Bun­destagswahl sein. Hier­für zeigte die NPD, gemein­sam mit 62 anderen Parteien und poli­tis­chen Vere­ini­gun­gen, unlängst ihre Teil­nahme beim Bun­deswahlleit­er an.
Da die neon­azis­tis­che Partei aber wed­er im Bun­destag vertreten ist, noch eine Frak­tion in einem Par­la­ment der Län­der bildet, hat sie die Auflage Unter­schriften für die Bestä­ti­gung ihrer Lan­desliste zu sam­meln. Allein in Bran­den­burg müsste die NPD, nach Auskun­ft des Bun­deswahlleit­ers, unge­fähr 2.000 Unter­stützung­sun­ter­schriften sam­meln. In Berlin übri­gens eben­so. Möchte die Partei flächen­deck­end bun­desweit antreten, würde sie ins­ge­samt 27.678 gültige Unter­schriften benötigen.
Die Lage der NPD ist allerd­ings derzeit des­o­lat. Das Ver­botsver­fahren, Miss­man­age­ment und die Diskus­sion um die kün­ftige strate­gis­che Aus­rich­tung führten zu Parteiaus­trit­ten und einem Aus­dün­nen der unter­stützen­den Struk­turen. Zudem hat die Partei zurzeit starke Konkur­renz vor allem am gemäßigten recht­en Rand der Gesellschaft. Gle­ich­falls hat die NPD auch im Bere­ich der extremen Recht­en wichtige Unter­stützende verloren.
Ander­er­seits ver­fügt die Partei allerd­ings ins­beson­dere in eini­gen Regio­nen in Bran­den­burg noch über ein gewiss­es Aktiven­reser­voir, das dur­chaus fähig sein kön­nte, die notwendi­gen Unter­stützung­sun­ter­schriften zu akquirieren.
Für die näch­sten Wochen sind deshalb im Land ver­mehrt Info­tis­che oder Ver­samm­lun­gen der NPD erwartbar.
Aktion­is­mus gegen die poli­tis­che Bedeutungslosigkeit

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Info­tisch in Bad Belzig: Warten auf Unterstützende

Bere­its am ver­gan­genen Woch­enende sollen die „Nation­aldemokrat­en“, gemäß eigen­er Auskun­ft, in mehreren Orten in Bran­den­burg Präsenz gezeigt haben. Der Orts­bere­ich Cot­tbus habe in Schmell­witz und Sandow Info­tis­che abge­hal­ten, der Kreisver­band Ober­hav­el in Vel­ten und Hen­nigs­dorf. Weit­er­hin zeigte die NPD Barn­im bere­its in der ver­gan­genen Woche bei ein­er Demon­stra­tion gegen eine Moschee in Bernau Präsenz.
Am Dien­sta­gnach­mit­tag set­zte die NPD nun im Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark ihre Aktiv­itäten fort. In der Kreis­stadt Bad Belzig führten der örtliche Stadtverord­nete der Partei sowie eine langjährige Aktivistin u.a. einen Info­tisch im Wohnge­bi­et Klinken­grund fort. Zuvor hat­te die Parteisek­tion „NPD Pots­dam-Mit­tel­mark“ im Inter­net alle Inter­essierten um Unter­stützung­sun­ter­schriften für den Antritt der Mut­ter­partei zur Bun­destagswahl gebeten.
Aus­lo­tung neuer Ressourcen
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NPD Lan­des­or­gan­i­sa­tions­beauf­tragter Robert Wolin­s­ki (rechts, mit Bart) und Ex-NPD BuVo Andy Knape (links, mit Base­cap und blauen Pullover) während eines Auf­marsches der „Iden­titären Bewe­gung“ am 17. Juni 2017 in Berlin

Neben den Bemühun­gen sich aus eigen­er Kraft der poli­tis­chen Bedeu­tungslosigkeit zu entziehen, scheinen Partei­funk­tionäre auch ver­mehrt in Mis­chszenen präsent zu sein. Mehrfach wurde Kad­er der Partei beispiel­sweise bei PEGI­DA-ähn­lichen Ver­samm­lun­gen in Berlin und Bran­den­burg beobachtet. Doch auch hier ist die Konkur­renz gegenüber anderen extrem recht­en Vere­ini­gun­gen groß und die Klien­tel entspricht nicht immer den völkischen Ide­alvorstel­lun­gen der „Nation­aldemokrat­en“.
Ein deut­lich­es Inter­esse scheint aber mit­tler­weile an der so genan­nten „Iden­titären Bewe­gung“ zu beste­hen. Ins­beson­dere die inhaltliche Aus­rich­tung, die sich sehr an die Pro­gram­matik der „Neuen Recht­en“ sowie völkischen Weltan­schau­un­gen ori­en­tiert, dürften der NPD Schnittstellen bieten. Gle­ich­es kön­nte für den Aktion­is­mus der IB, der doch stark an frühere Kam­pag­nen aus dem Spek­trum der nation­aldemokratis­chen Jugen­dor­gan­i­sa­tion JN erin­nert, gel­ten.  Zudem ist es kein Geheim­nis, dass Akteure der „Iden­titären Bewe­gung“ ein­st­mals in der NPD Jugend aktiv waren.
Insofern erscheint es nachvol­lziehbar, dass einzelne Ver­bände der „Nation­aldemokrat­en“ zur Beteili­gung am zen­tralen Auf­marsch der IB am 17. Juni 2017 in Berlin aufriefen. „Da die Erhal­tung der europäis­chen Völk­er“ ein „gemein­sames Ziel“ sei  „und für Abgren­zun­gen und Spal­tereien keine Zeit mehr“ wäre, würde die Ver­anstal­tung „trotz einiger merk­würdi­ger For­mulierun­gen“ unter­stützt wer­den, so beispiel­sweise der NPD Kreisver­band Marzahn-Hellers­dorf im Vor­feld des „Identitären“-Aufzuges.
Tat­säch­lich nah­men am ver­gan­genen Sam­stag mehrere bekan­nte Akteure aus NPD, JN und Parteina­hen Struk­turen an der IB-Ver­samm­lung in Berlin Teil. Eine Abor­d­nung des Kreisver­ban­des Ober­hav­el um den Bran­den­burg­er Lan­des­or­gan­i­sa­tions­beauf­tragten Robert Wolinksi aus Vel­ten erschien beispiel­sweise mit dem Magde­burg­er Andy Knape, der zeitweise im Bun­desvor­stand der „Nation­aldemokrat­en“ saß.
Im Nach­hinein bew­ertete der NPD Lan­desver­band Berlin den Marsch der „Iden­titären Bewe­gung“  trotz „nicht geräumter link­er Block­aden“ sowie vere­inzel­ten inhaltlichen Dif­feren­zen als Erfolg. Die Parteisek­tion sah sich u.a. in eini­gen Forderun­gen der Sprechchöre bestätigt und begrüßte das Flagge-zeigen in einem ver­meintlich „über­fremde­ten Berlin­er Stadtbezirk“.
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Potsdam: Rechtsrock-Konzert in Bornstedt

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Am Sam­stagabend protestierten unge­fähr 50 Men­schen gegen eine Recht­srock-Ver­anstal­tung im Pots­damer Stadt­teil Born­st­edt. Die Protestver­samm­lung richtete sich gegen ein Konz­ert rechter Musik­er in der Gast­stätte „Vik­to­ria Eck“. An der höch­s­tum­strit­te­nen Konz­ertver­anstal­tung nah­men schätzungsweise eben­falls 50 Per­so­n­en teil. Bere­its im Vor­feld sei es laut PNN, die sich auf Polizeiquellen beruft, zu einem Far­ban­schlag auf den Ver­anstal­tung­sort gekom­men sein.
Far­ban­schlag auf Veranstaltungsort 
Gemäß ein­er mut­maßlichen Selb­st­bezich­ti­gung „Pots­damer Antifas“ auf einem freizugänglichen Inter­net­por­tal soll bere­its in der Nacht vom 27. zum 28. April 2017 die Fas­sade des Ver­anstal­tung­sortes „Vik­to­ria Eck“ mit der „braunen Scheiße markiert“ wor­den sein, die „sich hier am Wochenende“treffe. Außer­dem wurde im Beken­ner­schreiben zu weit­eren Aktio­nen „gegen das Recht­srock­konz­ert“ aufgerufen.
Der Far­ban­schlag scheint sich inzwis­chen bestätigt zu haben. Laut Infor­ma­tio­nen der PNN, die sich auf einen Polizeis­prech­er beruft, soll sich der Angriff auf die Gast­stätte am frühen Fre­itag­mor­gen, zwis­chen 00.30 und 01.15 Uhr zuge­tra­gen haben. Dabei sollen eine „hand­voll“ Farbbeu­tel einge­set­zt wor­den sein. Tatverdächtige kon­nte die Polizei jedoch nicht ermit­teln. Die Spuren des mut­maßlichen Anschlags waren am Sam­stagabend noch erkennbar.
Gegenkundge­bung am Samstagabend
In unmit­tel­bar­er Nähe zum Beginn des Recht­srock-Konz­ertes gab es indes eine weit­ere Protes­tak­tion. In der Zeit von 18.45 bis ca. 20.30 Uhr führte die Land­tagsab­ge­ord­nete Isabell Van­dré (LINKE) eine ver­samm­lungsrechtlich angemeldete Kundge­bung in Hör- und Sichtweite zum „Vik­to­ria Eck“ durch. Diese Ver­anstal­tung trug das Mot­to „Recht­srock­ern die Show stehlen“. Bei­de Ver­samm­lun­gen hat­te die Bere­itschaft­spolizei durch Absper­r­git­ter voneinan­der abge­tren­nt. Zu polizeilichen Maß­nah­men kam es jedoch, soweit bekan­nt, nur gegen eine Per­son.  Laut Angaben eines Twit­ter-Tweet des „Tick­er Pots­dam“ soll es sich dabei um einen mut­maßlichen „Neon­azi“ gehan­delt haben. Die Polizei war mit unge­fähr 100 Ein­satzkräften aus Bran­den­burg und Berlin vor Ort.
Konz­ert rechter Mischszene
Die Konz­ertver­anstal­tung fand übri­gens wie geplant in der Gast­stätte „Vik­to­ria Eck“ statt. Haup­tact soll der Tel­tow­er Recht­srock­er Sacha Korn gewe­sen sein. Dieser gibt sich jedoch wesentlich unver­fänglich­er und beze­ich­net seinen Stil sel­ber als „Neue Deutsche Härte“. Seine Lieder waren allerd­ings auch auf ein­er so genan­nten „Schul­hof CD“ der NPD vertreten und unter­mal­ten darüber hin­aus einen Wahlwerbespott dieser Partei. Offiziell dis­tanziert sich der Musik­er jedoch in einem Inter­view auf sein­er Social­me­dia-Seite von „Extrem­is­mus und Gewalt“ sowie „sämtlich­er Ide­olo­gien“. Für die Veröf­fentlichun­gen bei der NPD machte Korn auss­chließlich sein aus­ländis­ches Man­age­ment ver­ant­wortlich. Den­noch sollen weit­er­hin Kon­tak­te zu Fig­uren des extrem recht­en Milieus beste­hen. Am Sam­stagabend reiste zumin­d­est ein ehe­ma­liger Bezirksverord­neter der Berlin­er NPD an. Weit­ere Konz­ert­gäste zeigten sich in recht­en Mode­marken oder milieu­typ­is­ch­er Klei­dung gewan­det. Eine Per­son trug ein Shirt mit einem Slo­gan und dem Sym­bol der extrem recht­en „Iden­titären Bewe­gung“. Andere waren als Rock­er oder Fans eines Berlin­er Fußball­cubs zu erkennen.
Die Ein­nah­men des Konz­ertes von Sacha Korn sollen in Teilen übri­gens an die „Ban­di­dos“ geflossen sein. Ein Sprech­er dieser Rock­ervere­ini­gung teilte allerd­ings den PNN mit, dass das Geld für die Eltern eines im März 2017 ermorde­ten Neun­jähri­gen in Nor­drhein-West­falen bes­timmt sei. Ein Eltern­teil des Ermorde­ten soll Mit­glied der „Ban­di­dos“ sein.
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Potsdam-Babelsberg: Hochrisikofußball mit Hitler-Grüßen und Spielunterbrechungen

Eine Dauerbegleitung während Spiels: „Hitler-Grüße“ von Cottbus Fans
Eine Dauer­be­gleitung während Spiels: „Hitler-Grüße“ von Cot­tbus Fans

Am Fre­itagabend kam es in Pots­dam-Babels­berg anlässlich der Fußball­re­gion­al­li­ga­begeg­nung zwis­chen dem SV Babels­berg 03 und dem FC Energie Cot­tbus zu Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen  den auch poli­tisch kon­trären Fan­grup­pen. Es kam zu Hitler-Grüßen, Böller­wür­fen und einem Platzs­turm. Zweimal musste das Hochrisikospiel auf­grund von Fanauss­chre­itun­gen vom Schied­srichter unter­brochen wer­den. Bei­de mal stand das so genan­nte Bran­den­burg-Der­by kurz vor dem endgülti­gen Spielabbruch.
Aggres­sive Vor­boten im Hinspiel
Bere­its im Hin­spiel im Novem­ber 2016 in Cot­tbus kam es im Rah­men der Begeg­nung zu erhe­blichen Pro­voka­tio­nen sowie sowohl zu Schlagabtäuschen zwis­chen den recht­sori­en­tierten Heim- und den linksori­en­tierten Gäste­fans als auch zwis­chen recht­en, heimis­chen Fans und der Polizei. Damals wurde der Babels­berg­er Fan­block bere­its am Bahn­hof mit anti­semi­tis­chen Schmier­ereien Emp­fan­gen. An ein­er Brücke, kurz vor dem Sta­dion, grif­f­en offen­sichtlich Cot­tbus-Anhänger die Gäste­fans mit Feuer­w­erk­skör­pern an, let­ztere revanchierten sich dafür mit Flaschen­wür­fen. Im Sta­dion blieb es dafür, bis auf die üblen Gesänge und vul­gären Pro­voka­tio­nen seit­ens der Heim­fans, weit­ge­hend friedlich. Erst nach dem Spiel soll wiederum aus den Rei­hen der heimis­chen Fans aus Cot­tbus die kör­per­liche Auseinan­der­set­zung mit den Gästen aus Babels­berg gesucht wor­den sein. Ein mas­sives Polizeiaufge­bot ver­hin­derte dies jedoch offen­bar. Daraufhin soll es zu Schar­mützeln zwis­chen Fan­grup­pen aus Cot­tbus und den Sicher­heit­skräften gekom­men sein.
Hass-Der­by eskaliert
Vermummte Fans des FC Energie Cottbus lieferten sich vor der Babelsberger Nordkurve handgreifliche Auseinandersetzungen mit den Ordnungskräften
Ver­mummte Fans des FC Energie Cot­tbus liefer­ten sich vor der Babels­berg­er Nord­kurve hand­grei­fliche Auseinan­der­set­zun­gen mit den Ordnungskräften

Auch auf­grund der Ereignisse im Hin­spiel wurde die brisante Begeg­nung am Fre­itagabend als Hochrisikospiel eingestuft. Doch trotz der erhöht­en Sicher­heitsvorkehrun­gen kon­nte die Eskala­tion im Bran­den­burg­er Hass-Der­by, ins­beson­dere im Sta­dion, nicht ver­hin­dert werden.
Bere­its lange vor Anpfiff kam es aus den Rei­hen der Gäste­fans, die sich auch durch Sym­pa­thisierende der recht­sori­en­tierten Fan­szene des säch­sis­chen Chem­nitzer FC ver­stärkt hat­ten,  immer wieder zum Zeigen des „Deutschen Grußes“ (umgang­sprach­lich: „Hitler-Gruß“), welch­es sich auch während des Spieles kon­se­quent und ohne Kon­se­quen­zen fort­set­zte. Außer­dem fol­gten Parolen wie „Asy­lanten“ und „Arbeit macht frei – Babels­berg 03“. „Nazis­chweine“ und „Aler­ta Antifascista“ schallte es daraufhin aus Rich­tung der Heimfans.
Kurz vor Spielanpfiff zün­de­ten die Babels­berg­er Ultras dann im Heim­block Nebeltöpfe und Ben­gal­fack­eln. Allerd­ings nicht in Rich­tung Gäste­fans, son­dern offen­sichtlich als Mannschaftssup­port. Den­noch ein Ver­stoß gegen die Sta­dion­verord­nung, die nach dem entsprechen­den Hin­weis des Sta­dion­sprech­ers auch endete.
Wenige Minuten später sucht­en dann die Gäste­fans, die sich inzwis­chen mas­siv ver­mummt hat­ten, wieder die Auseinan­der­set­zung. Nach ein­er Ban­ner­ak­tion gegen Babels­berg, bei dem zwei Tüch­er mit der Auf­schrift „H8 03“ (Kurz­form für „Hate 03“) gezeigt wur­den, zün­de­ten auch die Cot­tbusser Pyrotech­nik, beschränk­ten dies allerd­ings nicht auf ihren Block, son­dern schossen auch gezielt Feuer­w­erk­skör­p­er in Rich­tung Spielfeld und den heimis­chen Null­dreiern. Außer­dem erk­lom­men mehrere Gäste­fans die Spielfeld­be­gren­zungszäune, stürmten in Rich­tung Babels­berg­er Nord­kurve und liefer­ten sich eine hand­grei­fliche Auseinan­der­set­zung mit Ord­nern und Polizei. Nach dem daraufhin auch einige Fans des SV Babels­berg den Rasen erstürmt hat­ten, kam es zu einem größeren Polizeiein­satz sowie zu ein­er ersten Spielunterbrechung.
Nach unge­fähr zehn Minuten wurde die Par­tie jedoch wieder angep­fif­f­en und blieb bis zur Hal­bzeit­pause weit­ge­hend störungs­frei. Zur reg­ulären Spielun­ter­brechung nach 45 Minuten führte die Mannschaft des FC Energie Cot­tbus übri­gens mit einem Tor.
Um weitere Platzstürme zu verhindern, setzte die Polizei auch massiv Pfefferspray gegen die Fans des FC Energie Cottbus ein
Um weit­ere Platzstürme zu ver­hin­dern, set­zte die Polizei auch mas­siv Pfef­fer­spray gegen die Fans des FC Energie Cot­tbus ein

Kurz nach Anpfiff der zweit­en Hal­bzeit begann die Kon­fronta­tion dann erneut. Nach­dem eine Spruch­ban­dak­tion der Gäste­fans sowie der wieder­holte Ein­satz von Rauchtöpfen und Ben­gal­fack­eln bei­der Fan­lager noch weit­ge­hend harm­los blieben, schossen die Sym­pa­thisieren­den des FC Energie aber­mals mit Feuer­w­erk­skör­pern auf den Heim­block und das Spielfeld. Wieder ver­sucht­en die Fans aus der Lausitz das Spielfeld zu stür­men, wur­den aber schon beim Ver­such den Begren­zungsza­un zu über­winden seit­ens der Polizei mit Pfef­fer­spray gestoppt. Aber­mals musste das Spiel für einige Zeit vom Schied­srichter unter­brochen wer­den. Erst jet­zt beruhigte sich die Lage in den Rän­gen, ins­beson­dere im Gäste­block, merklich.
Nach dem Wieder­anpfiff rück­te dann das Fußball­spiel ansich wieder in den Mit­telpunkt des Spielt­ages. Und da legte jet­zt ein­deutig Babels­berg vor. In der 75. Minute glichen die Null­dreier zunächst aus, bevor sie in der 90. Minute mit einem weit­eren Tor den Der­by-Sieg holten. Die schmachvolle Nieder­lage im Hin­spiel in Cot­tbus war damit zumin­d­est spielerisch vergessen.
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Rathenow: Rechtes „Bürgerbündnis“ nutzt „Lebensrune“ als neues Erkennungszeichen

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Die zunehmende Annäherung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land e.V.“ an extrem recht­en Aus­druck und extrem rechter Sym­bo­l­ik schre­it­et offen­bar von Ver­samm­lung zu Ver­samm­lung fort. Nach der „Reichs­grün­dungs­feier“ am 21. Jan­u­ar 2017 und dem Gedenken an den ver­meintlichen „deutschen Völk­er­mord“ am 14. Feb­ru­ar 2017 stellt die im Rah­men der heuti­gen Abend­ver­anstal­tung der Vere­ini­gung erst­mals öffentlich als neues Erken­nungsze­ichen gezeigte so genan­nte „Leben­srune“ einen weit­eren Meilen­stein auf dem Weg nach ganz Recht­saußen dar.
„Leben­srune“ als neues Identifikationssymbol
Bere­its seit dem 23. Feb­ru­ar 2017 nutzt die rechte Vere­ini­gung Bürg­er­bünd­nis Havel­land e.V. auf seinem Social­me­dia-Pro­fil im Inter­net statt des bish­er ver­wen­de­ten sech­sza­ck­i­gen schwarzen Sternes die Rune in ihrem Logo. Im Zuge ein­er darauf im Netz ent­bran­nten Diskus­sion, ver­fasste der Vere­insvor­sitzende Chris­t­ian Kaiser ein kurzes State­ment, dem­nach es sich bei dem neueinge­fügten Sym­bol um die so genan­nte „Leben­srune“ („Man“-Rune) han­dele. Diese sei offen­bar bewusst gewählt wor­den, weil sie ange­blich „ein Zeichen des Deutschen Volkes seit über 2.000 Jahre(n)“ darstelle. Eine Begrün­dung die allerd­ings höchst zweifel­haft erscheint, da sich tat­säch­lich wed­er im „Heili­gen Römis­chen Reich (Deutsch­er Nation)“, welch­es als erstes deutsches Staatenge­bilde vom 10. Jahrhun­dert bis 1806 existierte, noch im „Deutschen Kaiser­re­ich“ (1871 bis 1918) Belege für die Nutzung dieser Rune find­en. Erst im nation­al­sozial­is­tis­chen „Drit­ten Reich“ (1933 bis 1945) ist eine bre­ite Ver­wen­dung der „Leben­srune“ beleg­bar. Dort wurde sie beispiel­weise in der „NS Frauen­schaft“ und in der Hitler­ju­gend (HJ) sowie (gemein­sam mit der „Todesrune“) als geneal­o­gis­ches Sym­bol in Tode­sanzeigen oder auf Gra­ban­la­gen ver­wen­det. Der auf­fäl­lig bre­it­en Ver­wen­dung der Rune im Nation­al­sozial­is­mus dürften dabei vor allem ide­ol­o­gis­che Motive zu Grunde liegen. Es sollte eine his­torische Kon­ti­nu­ität zwis­chen der (nation­al­sozial­is­tis­chen) deutschen „Volks­ge­mein­schaft“ und sein­er ver­meintlichen ger­man­is­chen Wurzeln kon­stru­iert werden.
Das vielfach kaum his­torische Quellen zum Runen-Alpha­bet sowie zu den Ger­ma­nen im All­ge­meinen vor­la­gen, störte dabei offen­bar wenig. Es wurde ein­fach auf das Wis­sen ide­ol­o­gisch beque­mer Schar­la­tane zurück­ge­grif­f­en. Ein Beispiel hier­für ist der Öster­re­ich­er Gui­do von List (1848–1919). Er gilt als „Erfind­er“ der „Leben­srune“. List, der auch als Vorkämpfer der völkischen Bewe­gung und Begrün­der der ras­sis­tisch-okkul­tistis­chen Arioso­phie ange­se­hen wird, ori­en­tierte sich dabei weniger am wis­senschaftlichen Stand der Sprach­forschung zu den his­torisch ver­bürgten Rune­nal­pha­beten, son­dern erfand mit seinem „Arma­nen-Futhark“ ein­fach sein eigenes Runen-ABC. Diesem lieferte List auch gle­ich seine aus­gedacht­en esotherischen Deu­tun­gen mit. In der „Leben­srune“ bzw. „Man-Rune“, sah er beispiel­weise das „geheiligte Zeichen der Fortpflanzung des Men­schengeschlecht­es“. Sein Arma­nen-Futhark sowie seine Runen­deu­tung wur­den später von der so genan­nten „Thulege­sellschaft“, von denen einzelne Mit­glieder wiederum einen großen Ein­fluss auf die Gestal­tung der Parteisym­bo­l­ik der NSDAP hat­ten, übernommen.
Die heutige Ver­wen­dung des Begriffs „Leben­srune“ hat somit nicht nur eine ein­deutige Ten­denz, son­dern kann auch als ein Indiz für die Öff­nung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land e.V.“ gegenüber völkischen Ide­olo­gien, min­destens aber Ide­olo­giefrag­menten ange­se­hen werden.
Stag­na­tion am extrem recht­en Rand
Ein neues Pub­likum hat sich die Vere­ini­gung damit jedoch bish­er noch nicht erschlossen. Zu den Ver­samm­lun­gen des recht­en „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land e.V.“ kom­men kon­stant – so auch heute wieder – ca. 25 Per­so­n­en. Neben Mit­gliedern und Sym­pa­thisan­ten der ver­anstal­tenden Vere­ini­gung sind dies auch Einzelper­so­n­en der Unter­gruppe „NS Havel­land“ sowie aus Berlin angereiste Akteure der extremen Recht­en. Let­zt genan­nte kön­nen dem Spek­trum des „BÄRGIDA e.V.“ sowie der „Bürg­er­be­we­gung Pro Deutsch­land“ zuge­ord­net wer­den. Bei­de Vere­ini­gun­gen wer­den vom Ver­fas­sungss­chutz des Lan­des Berlin beobachtet. Im aktuellen Berlin­er Ver­fas­sungss­chutzbericht aus dem  Jahr 2015 wer­den sowohl „BÄRGIDA e.V.“ als auch die „Bürg­er­be­we­gung Pro Deutsch­land“ als islam­feindliche Mis­chszenen im Bere­ich des Recht­sex­trem­is­mus erwähnt.
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