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Neuruppin: Proteste gegen AfD-Kundgebung mit Björn Höcke

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Am Don­ner­stagabend protestierten unge­fähr 100 Men­schen in Hör- und Sichtweite gegen eine Kundge­bung der ver­meintlichen „Alter­na­tive für Deutsch­land“ (AfD) in Neu­rup­pin (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin). Die Proteste wur­den vor allem von der regionalen Zivilge­sellschaft getra­gen. Ver­anstal­ter war die Ini­tia­tive „Neu­rup­pin bleibt bunt“, unter­stützt vom „Aktions­bünd­nis Bran­den­burg“. Auch Mit­glieder von „Bünd­nis 90 – Die Grü­nen“ und der Partei „DIE.LINKE“, darunter die Bun­destag­sor­d­nete und Bran­den­burg­er stel­lvertre­tende Lan­desvor­sitze Dr. Kirsten Tack­mann. Die recht­spop­ulis­tis­che „Alter­na­tive für Deutsch­land“ hat­te ihrer­seits unge­fähr 110 Sym­pa­thisierende nach Neu­rup­pin mobil­isiert, davon allein ca. 40 Per­so­n­en aus dem benach­barten Land­kreis Havel­land. Grund für die, für Neu­rup­pin­er Ver­hält­nisse, starke Fre­quen­tierung ein­er Ver­samm­lung der blauen Partei, war ver­mut­lich der angekündigte Auftritt des umstrit­te­nen Thüringis­chen AfD-Frak­tionsvor­sitzen­den Björn Höcke. Darüber hin­aus nutzte aber auch der lokale Partei­funk­tionär Michael Nehls die Ver­samm­lung, um für seine Bun­destagskan­di­datur zu werben. 
Wahlkampf mit dumpfen Parolen

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Michael Nehls wirbt auf seinen Wahlplakat­en auch mit Slo­gans, die an NPD Forderun­gen erinnern

Auch wenn sich die AfD im All­ge­meinen als „bürg­er­lich“ sieht oder gegebe­nen­falls als „bürg­er­lich patri­o­tisch“, wie Björn Höcke am Don­ner­stagabend in Neu­rup­pin, nutzen einzelne Funk­tionäre immer wieder Slo­gans, die neon­azis­tis­chen Organ­i­sa­tio­nen, wie der NPD, ähneln. 
Michael Nehls forderte beispiel­sweise während seines Rede­beitrages u.a. „Deutsch­land den Deutschen“ und lehnte sich dabei möglicher­weise an die „nation­aldemokratis­che“ Parole „Deutsch­land uns Deutschen“ an. Eine Vari­ante dieses Slo­gans hat übri­gens auch die Partei „Die Rechte“ im Pro­gramm. Dort heißt es: „Deutsch­land den Deutschen – Aus­län­der raus“. Die Wort­gruppe in let­zt genan­nter Form wurde übri­gens auch von einem ras­sis­tis­chen Mob ver­wen­det, der vor fast auf den Tag genau vor 25 Jahren in Ros­tock-Licht­en­hagen pogro­mar­tige Auss­chre­itun­gen gegen eine Unterkun­ft für Asyl­suchende entzün­dete. Auch Nehls macht aus sein­er Abnei­gung gegen „Geflüchtete“ keinen Hehl, nen­nt sie in sein­er Rede „Asylschmarotzer“ oder beze­ich­net sie auf seinen Wahlplakat­en als „Asyl­be­trüger“.
Allein als Ein-The­men-Partei, sah sich die AfD jedoch nicht, und posi­tion­ierte sich am Don­ner­stagabend auch zur so genan­nten „Früh­sex­u­al­isierung“, zum Islam, für mehr Volk­sentschei­de und natür­lich gegen ihr Liebling­shas­sob­jekt: Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel (CDU).
Für Björn Höcke gab es anscheinend auch erhe­bliche Zweifel am derzeit­i­gen funk­tion­ieren des demokratis­chen Grun­dauf­baus der Bun­desre­pub­lik. „Diese Demokratie ist im let­zten Degen­er­a­tionssta­di­um“, so der Thüringer AfD Frak­tionsvor­sitzende. Sein­er Ansicht nach, han­dele es sich bei der jet­zi­gen Herrschafts­form um eine „Ochlokratie“ und bezog sich dabei, ganz der Lehrer, auf den griechis­chen His­torik­er Poly­bios. Offen­sichtliche Anknüp­fungsmuster an extrem rechte Ide­olo­giefrag­mente, wie etwa bei sein­er Dres­den­er Rede im Jan­u­ar 2017, als er das Mah­n­mal für die ermorde­ten Juden Europas als „Denkmal der Schande“ beze­ich­nete, ver­mied Höcke, aber. Den­noch wurde sein Rede­beitrag von seinen „Fans“ begeis­tert aufgenommen. 
Gas­tred­ner Höcke zog vor allem extrem rechte Sym­pa­thisierende der AfD
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Björn Höcke (AfD, auf dem Podi­um) polarisiert.

Zugereist waren vor allem Mit­glieder und Sym­pa­thisierende der extrem recht­en und im Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzbericht 2016 namentlich erwäh­n­ten Vere­ini­gun­gen oder vere­in­sähn­lichen Struk­turen „Bürg­er­bünd­nis Havel­land eV“ und „PEGIDA Havel­land – Bürg­erini­tia­tive iG“. Dabei han­delte es sich um unge­fähr 20–30 Per­so­n­en. Bei­de Organ­i­sa­tio­nen pfle­gen enge Kon­tak­te zu lokalen Struk­turen der „Alter­na­tive für Deutsch­land“ im Land­kreis Havel­land. Der derzeit­ige havel­ländis­che AfD-Kreistagsab­ge­ord­nete Ger­ald Hüb­n­er aus Schön­walde-Glien, der am Don­ner­stagabend eben­falls in Neu­rup­pin anwe­send war, trat beispiel­sweise mehrfach bei Ver­samm­lun­gen der „PEGIDA Havel­land“ als Red­ner auf. Auf­grund sein­er dor­ti­gen Aus­führun­gen wurde der Krim­inal­tech­niker u.a. durch seinen Arbeit­ge­ber, dem LKA Berlin, abgemah­nt. Allerd­ings hat­te die Abmah­nung nur bis Mai 2017 bestand, da seine Äußerun­gen, laut ein­er Gütev­er­hand­lung am Arbeits­gericht Berlin, keine straf­baren Inhalte hat­ten. Unbe­strit­ten bleibt jedoch, dass „PEGIDA Havel­land“ während ihrer drei bish­eri­gen öffentlichen Ver­anstal­tun­gen in Schön­walde-Glien zu einem nicht gerin­gen Teil extrem rechte und neon­azis­tis­che Klien­tel aus „Iden­titär­er Bewe­gung“, „Freien Kräften“ und NPD anzog. 
Neben extrem recht­en Havel­län­der Sym­pa­thisieren­den der AfD reiste zur Kundge­bung am Don­ner­stagabend in Neu­rup­pin auch eine 15-köp­fige Berlin­er Del­e­ga­tion an, die regelmäßig an Ver­samm­lun­gen der islam- und asylfeindlichen Vere­ini­gung „Bärgi­da eV“ sowie der extrem recht­en „Bürg­er­be­we­gung Pro Deutsch­land“ nahe ste­hen­den Ini­tia­tive „Wir für Deutsch­land“ teilnimmt. 
Vere­inzelt gaben sich auch jugendliche Neon­azis durch entsprechen­des Out­fit, so genan­nte „Beken­ner­shirts“ oder szene­typ­is­che Mode­marken, sowie durch ein­schlägige Sym­bo­l­ik, wie beispiel­sweise „Schwarze Sonne“-Tattoos zu erken­nen. Zwei Per­so­n­en präsen­tierten auch die Schwarz-Weiß-Rote Reichs­fahne. Ver­botene Kennze­ichen wur­den allerd­ings nicht gezeigt. 
Kraftvoller Protest
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Der Protest war nicht zu über­hören: Pfiffe gegen Höcke und die AfD

Die Ankündi­gung ein­er Kundge­bung mit Björn Höcke als Red­ner hat­te jedoch nicht nur Fre­unde der AfD auf den Neu­rup­pin­er Schulplatz mobil­isiert. Auch die lokale Zivilge­sellschaft, die sich unter dem Label „Neu­rup­pin bleibt bunt“ engagiert, hat­te sich angekündigt. Ihr waren die Annäherungsver­suche des AfD Poli­tik­ers an extrem rechte Posi­tio­nen nicht ent­gan­gen. „Neu­rup­pin bleibt bunt“ bzw. dessen Sprech­er Mar­tin Osin­s­ki hat­te deshalb bere­its im Vor­feld angekündigt, es „nicht unkom­men­tiert (zu zu)lassen, wenn Bernd Höcke wieder (bis) an die Gren­ze zur Volksver­het­zung geht“. Wobei der Aus­tausch des Vor­na­mens, offen­bar beab­sichtigt war. Über „Bernd“ statt „Björn“ Höcke zu schreiben oder zu sprechen, hat sich mit­tler­weile zu einem medi­alen Run­ning Gag entwick­elt. Den­noch sollte mit dem Protest auch ein ern­sthaftes Anliegen zum Aus­druck gebracht wer­den. „Wer Mei­n­ungs­mache auf Kosten von Men­schen treibt, dem zeigen wir die Rote Karte“, stellte Karo­line Waack, Flüchtlingsko­or­di­na­torin des Ev. Kirchenkreis­es Witt­stock-Rup­pin, bere­its eben­falls im Vor­feld klar. Abge­tren­nt durch eine Polizeiab­sper­rung, aber den­noch in Hör- und Sichtweite, gaben die Sym­pa­thisieren­den von „Neu­rup­pin bleibt bunt“ sehr laut und deut­lich, mit­tels Trillerpfeifen oder Plakate mit Auf­schriften, wie „Bunt statt Grauland“ oder „Die Linke – Entsch­ieden gegen rechte Het­ze“, ihre Mei­n­ung zur AfD und ihre Funk­tionäre kund. Weit­er­hin wur­den mehrere Trans­par­ente mit den Auf­schriften: „Refugees Wel­come“ und „Ekel­hAfD“ gezeigt. Ein weit­eres Trans­par­ent mit dem Slo­gan: „Neu­rup­pin bleibt bunt – Schluss mit dem recht­en Spuk“ war zudem in Blick­rich­tung der AfD Sym­pa­thisieren­den an einem Gebäude angebracht.
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Themar (TH): Konsolodierung durch Musik — das Neonazi-Konzert aus Brandenburger Perspektive

Einchecken in Themar: Auch Brandenburger, wie NPD Landesorganisationsleiter Michel Müller (Mitte, mit Sonnenbrille), nahmen Rechtsrock-Großevent teil (Foto: Lukas Beyer)
Eincheck­en in The­mar: Auch Bran­den­burg­er, wie NPD Lan­des­or­gan­i­sa­tion­sleit­er Michel Müller (Mitte, mit Son­nen­brille), nah­men Recht­srock-Großevent teil (Foto: Lukas Beyer)

 
Am ver­gan­genen Sam­stag fand im thüringis­chen The­mar ein Tre­f­fen von unge­fähr 6.000 Neon­azis statt. Die Ver­anstal­tung war von einem lokalen NPD Funk­tionär als öffentliche Ver­samm­lung angemeldet wor­den, hat­te aber, wie das Mot­to: „Rock gegen Über­frem­dung II“ schon offen­bart, eher den Charak­ter eines Szenekonz­ertes.  Zwar sollen auch mehrere „Poli­tik­er“ ver­schieden­er Neon­azi-Parteien auch Rede­beiträge gehal­ten haben, jedoch dürfte der größte Teil des Pub­likums wegen den angekündigten Auftrit­ten szenebekan­nter Recht­srock Bands, darunter „Stahlge­wit­ter“, „Lunikoff Ver­schwörung“, „Sleip­nir“ und „Uwocaust“, angereist sein.
Neon­azis­tis­ches Milieu aus Bran­den­burg vertreten
Die Teil­nehmenden kamen aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et und aus dem nahen europäis­chen Aus­land. Unter den Ver­samm­lungs­gästen waren auch viele Neon­azis aus Bran­den­burg. Auf Fotos von Beobach­t­en­den sind vor allem bekan­nte Szene-Akteure aus den kre­is­freien Städten Pots­dam und Bran­den­burg an der Hav­el sowie den Land­kreisen Prig­nitz, Ost­prig­nitz-Rup­pin, Havel­land, Pots­dam-Mit­tel­mark, Elbe-Elster und Spree-Neiße erkennbar. Der Großteil dieser Per­so­n­en gilt als Sym­pa­thisierende der NPD und ihr naher Label, wie den „Freien Kräften Prig­nitz“ oder den „Freien Kräften Neu­rup­pin-Osthavel­land“. Auf­fäl­lig war auch eine größere Gruppe Neon­azis, die  T‑Shirts mit dem Bran­den­burg­er Ort­sna­men „Fin­ster­walde“ tru­gen, wobei die Buch­staben „NS“ beson­ders her­vorge­hoben waren.
Bemerkenswertester Teil­nehmer aus Bran­den­burg war aber der erst­mals seit März 2016 wieder öffentlich aktive Rathenow­er Michel Müller, der im Lan­desvor­stand der NPD für den Bere­ich Organ­i­sa­tion zuständig ist. Er war mit drei weit­eren Per­so­n­en aus Rathenow, Nennhausen und dem Prem­nitzer OT Döberitz angereist, die, laut einem Schreiben des Bran­den­burg­er Innen­min­is­teri­ums, der offiziell „aufgelösten“ Kam­er­ad­schaft „Hauptvolk“ (Vere­insver­bot April 2005) ange­hörten. Müller gehörte, laut Min­is­teri­um, eben­falls dieser Organ­i­sa­tion an. Aktuell nimmt er, neben sein­er NPD inter­nen Funk­tion, auch zwei Man­date in Kom­mu­nal­par­la­menten in der Stadt Rathenow und im Land­kreis Havel­land war.
Eine ähn­liche kom­mu­nalpoli­tis­che Funk­tion hat der  Belziger André Schär, der am Sam­sta­gnach­mit­tag eben­falls in The­mar zu sehen war. Der NPD Funk­tionär ist Stad­trat in Bad Belzig und Kreis­rat im Land­kreis Potsdam-Mittelmark.
Weit­ere bekan­nte Poli­tak­teure, die am Konz­ert in The­mar teil­nah­men waren Markus N. aus Guben (ehe­ma­liger NPD Kom­mu­nalpoli­tik­er), der Witt­stock­er Ron­ny S. (Ver­anstal­ter mehrerer Aufmärsche im Raum Witt­stock-Pritzwalk) und Pad­dy B. aus Pots­dam (Sym­pa­thisant freier Kräfte sowie des „III. Weges“). Zudem soll Matthias Fis­ch­er aus Tem­plin („Gebi­et­sleit­er Mitte“ vom „III. Weg“) als Red­ner aufge­treten sein.
Außer­dem in The­mar anwe­send: Sascha L. aus Bran­den­burg an der Hav­el. Der Neon­azi saß sieben Jahre wegen Totschlag im Gefäng­nis. Er hat­te im Feb­ru­ar 1996 einen Punk in Bran­den­burg an der Hav­el zu Tode geprügelt.
Aus der neon­azis­tis­chen Musik­machen­den­szene war darüber hin­aus der Rathenow­er Lie­der­ma­ch­er Thomas Lange alias „Toiton­i­cus“ anwe­send. Außer­dem trat die Pots­damer Band „Uwocaust“ mit Sänger Uwe Men­zel, einem Haup­tak­teur der Bran­den­burg­er Recht­srock Szene, in The­mar auf.
Recht­srock als gemein­same Schnittstelle und Finanzspritze
Die deut­liche Präsenz Bran­den­burg­er Neon­azis auf der Konz­ertver­anstal­tung am 15. Juli 2017 in Thürin­gen scheint Annah­men zu bestäti­gen, dass sich die Szene in Bran­den­burg durch Recht­srock­events wieder kon­so­li­diert. Dafür spricht ein hoher Anteil von Konz­ert­teil­nehmenden, die zum Teil seit Jahren an der Organ­i­sa­tion von poli­tis­chen Ver­samm­lun­gen, ins­beson­dere im West­en Bran­den­burgs beteiligt waren. Diese Per­so­n­en bzw deren Struk­turen waren in den Vor­monat­en weit­ge­hend inaktiv.
Hin­ter­grund der zeitweisen Inak­tiv­ität kön­nten die Verurteilun­gen einiger bedeu­ten­der Aktive, beispiel­sweise der „Nauen­er Zelle“, und das Ver­bot der „Weisse Wölfe Ter­ror­crew“, aber auch die zeitweise starke Zugkraft von rechtsmo­tivierten Ver­samm­lun­gen der Bran­den­burg­er AfD oder PEGI­DA-ähn­liche Organ­i­sa­tio­nen im Land sein. Darüber hin­aus spiegel­ten sich im neon­azis­tis­chen Milieu aber auch die bun­desweit spür­baren Spal­ter­schei­n­un­gen, im Zuge des NPD Ver­botsver­fahrens sowie in der Mil­i­tanzde­bat­te wider. Neue Neon­azi-Parteien, wie „Die Rechte“ und „Der III. Weg“ trat­en in Konkur­renz zu den bish­er dominieren­den Nation­aldemokrat­en auf. Des Weit­eren reor­gan­isierte sich mit dem „Antikap­i­tal­is­tis­chen Kollek­tiv“ eine Struk­tur „Autonomer Nation­al­is­ten“, die durch kämpferische Aktio­nen auf Ver­samm­lun­gen eben­falls für Spal­tungs­de­bat­ten sorgten.
In The­mar trat das bun­desweit aktive neon­azis­tis­che Milieu am ver­gan­genen Woch­enende allerd­ings wieder erstaunlich geschlossen und kon­so­li­diert auf. Hochrangige Funk­tionäre oder Akteure aus NPD, „Die Rechte“, „Der III. Weg“, aus dem „antikap­i­tal­is­tis­chen Kollek­tiv“ sowie dem Thüringer PEGI­DA-Ableger THÜGIDA sollen, gemäß Pro­gramm, Rede­beiträ­gen auf ein­er gemein­samen Bühne gehal­ten haben. Sie alle einte offen­bar die Iden­ti­fizierung mit dem vielfach als „sub­kul­turell“ ver­harm­losten Recht­srock. Ein­er Par­al­lel­welt, dessen frühere Akteure, maßge­blich den „Nation­al­sozial­is­tis­chen Unter­grund“ (NSU) durch Logis­tik und Finanzen, die sie mut­maßlich aus ihren Ressourcen: Konz­erte, Ton­trägerver­trieb, Mer­chan­dise oder der Verteil­er­struk­tur schöpften, unter­stützt hatten.
Auch heute dürfte es im Recht­srock vor allem um die Akquirierung von Finanzmit­teln zu gehen, auch über das pri­vate Geschäftsin­ter­esse hin­aus. Soll­ten die Geset­ze näm­lich tat­säch­lich dahinge­hend geän­dert wer­den, dass Parteien mit erwiesen ver­fas­sungs­feindlich­er Pro­gram­matik keine staatlichen Finanzmit­tel mehr zu Gute kom­men, wer­den Konz­erte, wie in The­mar, wahrschein­lich die einzige Ein­nah­me­quelle für neon­azis­tis­che Parteien sein. Insofern ist bun­desweit mit ein­er Etablierung oder Steigerung solch­er Ver­anstal­tun­gen zu rechnen.
Beispiele für Bran­den­burg­er Neon­azis in The­mar (Fotos von Beobachtenden):
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Neuruppin: Gedenken zum 25. Todestag von Emil Wendland

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Schweigeminute an der Gedenk­tafel im Neu­rup­pin­er Rosengarten

Mit ein­er Ver­anstal­tungsserie erin­nerte das Jugend­wohn­pro­jekt (JWP) Mit­ten­drin in den ver­gan­genen Wochen an den gewalt­samen Tod des ehe­ma­li­gen Lehrers Emil Wend­land vor 25 Jahren. Der zum Tatzeit­punkt Woh­nungslose war in der Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli 1992 im Neu­rup­pin­er Rosen­garten von Nazi-Skins zunächst über­fall­en und dann bru­tal zu Tode mal­trätiert wor­den. Obwohl die Tat­beteiligten später gefasst und verurteilt wur­den, blieb ein Gedenken an Wend­land lange aus. Die Tat sel­ber wurde seit­ens der Bun­desregierung sog­ar zeitweise nicht als extrem recht­es Tötungs­de­likt eingestuft.
Erst die Erin­nerungsar­beit des JWP Mit­ten­drin führte auch zu einem offiziellen Gedenken an Emil Wend­land. Seit 2012 erin­nert beispiel­sweise eine Gedenk­tafel am Tatort an den Getöteten und seit 2015 taucht die Tat auch wieder in den staatlichen Sta­tis­tiken extrem rechter Tötungs­de­lik­te auf.
Im Jahr 2017 rief das JWP Mit­ten­drin eben­falls zum Gedenken an Emil Wend­land auf und organ­isierte bere­its im Mai und Juni mehrere Ver­anstal­tun­gen die sich mit dem gesellschaft­spoli­tis­chen Hin­ter­grund der Tat auseinan­der­set­zten und einen Ein­blick in die Gesellschaft der 1990er Jahre boten.
Den Abschluss dieser Kam­pagne bildete die Gedenkdemon­stra­tion am Sam­sta­gnach­mit­tag in Neu­rup­pin, zu der neben dem JWP Mit­ten­drin auch die „Ini­tia­tive Neu­rup­pin­er Antifaschist_innen“ aufrief. An diesem Demon­stra­tionszug, der von ein­er Pri­vat­per­son angemeldet wurde und von der Bahn­hal­testelle „West­bahn­hof“ bis zum Schulplatz führte, beteiligten sich unge­fähr 30 Men­schen. In der Nähe der Gedenk­tafel für Emil Wend­land wur­den zwei Rede­beiträge, darunter ein Gast­beitrag des Vere­ins „Opfer­per­spek­tive“ aus Pots­dam, gehal­ten und eine Gedenkminute für den vor 25 Jahren Getöteten eingelegt.
Kri­tik an den gesellschaftlichen Ver­hält­nis­sen und Gegenentwurf
Zusät­zlich zur Erin­nerung an Emil Wend­land, dessen Tod offen­sichtlich die Folge grausamer Men­schen­ver­ach­tung war, übten die Ver­anstal­tenden auch Kri­tik an den gesellschaftlichen Ver­hält­nis­sen, die solche Tat­en mut­maßlich erst ermöglichen.
Im Aufruf zur Gedenkdemon­stra­tion, der auch auf der Inter­net­seite des JWP Mit­ten­drin nachzule­sen ist, wird dabei vor allem ein „zutief­st verin­ner­licht­es, kap­i­tal­is­tis­ches Konkur­ren­z­denken“ oder „eine generelle Ver­ach­tung, die Men­schen erfahren, die nicht zur ´Mehrheits­ge­sellschaft´ gehören“ kri­tisiert. „Men­schen, welche diesem täglichen Wahnsinn nicht stand­hal­ten oder deren Leben durch pri­vate Erleb­nisse aus den Fugen gerät, laufen Gefahr, bis ans Ende der ´sozialen Leit­er´ durchgere­icht zu wer­den“, wo es nahezu unmöglich sei „aus eigen­er Kraft wieder ´auf die Beine´ zu kom­men“,  so die Aufrufend­en weiter.
Als Antwort darauf bietet das JWP Mit­ten­drin den Ver­such eines soziokul­turellen Gege­nen­twurfs, dessen Schw­er­punkt in einem sozialen Miteinan­der, beispiel­sweise im gemein­samen Wohnen, liegt. Als Jugend­wohn­pro­jekt wen­det sich das Mit­ten­drin, gemäß eigen­er Konzep­tion, aber auch an Jugendliche aus Neu­rup­pin und Umge­bung, die in ihrer Entwick­lung ins­beson­dere hin­sichtlich der Diskussions‑, Kri­tik- und Entschei­dungs­fähigkeit gefördert sowie in Kom­pro­miss­bere­itschaft und Eigen­ver­ant­wortlichkeit geschult wer­den sollen, um let­z­tendlich ihr Selb­st­be­wusst­sein zu stärken.
Eine Möglichkeit dafür bietet Pro­jek­tar­beit, die sich unter anderem in der Aufar­beitung der jün­geren Geschichte Neu­rup­pins, beispiel­sweise in der Erin­nerung an die Tötung Emil Wend­lands unter Berück­sich­ti­gung des gesellschaftlichen Kon­textes, aus­drückt und somit sowohl Selb­stfind­ung als auch gesellschaft­spoli­tis­che Mei­n­ungskundgabe in Einem bietet.
Neon­azis ver­sucht­en Gedenken für sich zu reklamieren
Neben dem jährlichen Gedenken an Emil Wend­land durch das JWP Mit­ten­drin, hat sich seit 2014 durch das lokale neon­azis­tis­che Milieu bzw. dessen derzeit­i­gen medi­alen Sprachrohr, den eng mit der NPD ver­wobe­nen „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“, auch ein recht eigen­williges Erin­nern an den bru­tal Getöteten etabliert. Dabei wird immer wieder behauptet (zulet­zt 2016), dass der Tod des Woh­nungslosen lediglich in „sub­kul­tureller Per­spek­tivlosigkeit“ begrün­det liege. Gle­ichzeit­ig wird der von Nazi-Skins grausam zu Tode gebrachte im typ­is­chen NS-Jar­gon selb­st zum „deutschen Volksgenossen“ erhoben und somit das Andenken an den Ver­stor­be­nen möglicher­weise verunglimpft. Anlass zu Ermit­tlun­gen seit­ens der Strafver­fol­gungs­be­hör­den hat­te dieses bizarre „Gedenken“ jedoch bish­er nicht gegeben. Auch die Ver­samm­lungs­be­hör­den sahen in den dies­bezüglich 2014 bis 2016 durchge­führten Kundge­bun­gen der „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“ offen­bar nur eine Mei­n­ungskundgabe und sprachen bish­er keine Ver­samm­lungsver­bote aus.
Geschützt vom Ver­samm­lungsrecht und unlängst durch eine Flug­blat­tak­tion unter­stell­ten die Neon­azis ihrer­seits der „anti­deutschen Seite“, also in verächtlich­er Form indi­rekt dem JWP Mit­ten­drin als Ideengeben­den und bish­eri­gen Haupt­tra­gen­den des Erin­nerns an Emil Wend­land , den ange­blichen Miss­brauch des Getöteten für den „Kampf gegen Rechts“ und Heuchelei. Dem ent­ge­genge­set­zt präsen­tieren sich die „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“ im Inter­net durch eine medi­al auf­bere­it­ete, ver­meintliche Spenden­samm­lung im Rah­men der „Obdachlosen­hil­fe“ als eigentliche Wohltuende. Allerd­ings blieben die Neon­azis dabei, soweit bekan­nt, weit­ge­hend unter sich.
Auf ein­er Ver­samm­lung in der Nähe der Gedenk­tafel wurde im Jahr 2017, nach bish­eri­gen Erken­nt­nis­sen, aber verzichtet.
Stattdessen störten zwei betrunk­ene, bish­er nicht in Erschei­n­ung getretene, aber offen­sichtlich extrem rechts gesin­nte Jugendliche die antifaschis­tisch ori­en­tierte Gedenkdemon­stra­tion des JWP Mit­ten­drin mit Neonaziparolen.
Update 02.07.2017, 11:27 Uhr:
In einem State­ment bekan­nten sich die „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“ jet­zt zu ein­er Aktion an der Gedenk­tafel von Emil Wend­land.  Dem Social­me­di­a­beitrag zu Folge sollen sich die Neon­azis bere­its am Fre­itagabend ver­sam­melt und min­destens ein Ban­ner mit The­men­bezug aus­ge­bre­it­et haben. Eine Anmel­dung dieser Ver­samm­lung lag, so weit bekan­nt, nicht vor. Gemäß der von den „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“ in dem Social­me­di­a­beitrag veröf­fentlicht­en Beken­ner­fo­tos waren min­destens drei Per­son an der Aktion beteiligt.
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