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Antifaschismus

Aktive Neonazi-Jugendgruppe „Division MOL

Dieser Artikel doku­men­tiert den Stand der Recherche im Som­mer 2021. Seit­dem gibt es einige neue Erken­nt­nisse, die hier in einem Fol­geartikel erschienen sind. 

Seit Anfang 2020 kommt es im S‑Bahnbereich der S5 zwis­chen Neuen­hagen und Straus­berg ver­stärkt zu dem Auf­tauchen rechter Stick­er und Sprühereien bis hin zu einem Angriff auf andere Jugendliche. Die ver­ant­wortliche Gruppe ist gefährlich und erfol­gre­ich dabei, Net­zw­erke ins neon­azis­tis­che Milieu in Berlin-Bran­den­burg zu knüpfen – genau­so wie in die AfD. Trotz des jun­gen Alters der Akteure (von 14 Jahren bis Anfang 20) sind diese nicht als harm­lose Jugend­clique zu unterschätzen.


Divi­sion MOL – Von recht­en Stick­ern über organ­isierte Aktio­nen hin zum III. Weg 
Der „harte Kern“ der Divi­sion MOL bestand bis zum Herb­st 2020 aus Mal­wig Stel­ter (Jahrgang 2004), Franz
Richard Schrandt, Lion Zan­der, Erik Storch und Thore Ondr­usch. Es ist davon auszuge­hen, dass noch mehr Per­so­n­en unter der Beze­ich­nung agieren und es ein dynamis­ches Unter­stützerum­feld gibt. Erste Aktio­nen im Raum Peter­sha­gen trat­en bere­its im Jan­u­ar 2020 auf. Kurz nach­dem sich die Ober­schule, die am Peter­sha­gen­er Bahn­hof gele­gen ist, der Ini­tia­tive „Schule ohne Ras­sis­mus – Schule mit Courage“ anschloss, wur­den im Umfeld der Schule rechte Sprayereien ent­deckt (siehe Chronik rechter Vor­fälle in Märkisch Oder­land). Die Schmier­ereien über Runen, Hak­enkreuze und Schriftzüge wie „FCK ANTIFA“ häuften sich. Bis min­destens Novem­ber hat­te die Gruppe einen eige­nen Insta­gram-Account, dieser ist mit­tler­weile inak­tiv. Der Account hat­te mehr als 170 Abonnent*innen, darunter viele AfD- und NPD- Accounts oder neon­azis­tis­che Kad­er. Dort postete die Divi­sion nicht nur eigene Stick­er-Aktio­nen, son­dern auch Fotos mit ein­er Fahne der Jun­gen Nation­al­is­ten bei der großen Quer­denken-Demo am 7.11.2020 in Leipzig. Bei der Demon­stra­tion mit mehreren zehn­tausend Teil­nehmenden kam es zu gewalt­täti­gen Auss­chre­itun­gen durch Schwurbler*innen und Neon­azis. Am 31.01.21, im Nach­gang ein­er Gedenkkundge­bung für den von Ras­sis­ten tot­geprügel­ten Phan Văn Toản in Fred­er­s­dorf, zer­störte die Divi­sion MOL Blu­men, Schilder und ein Trans­par­ent. Mit dem umge­dreht­en Trans­par­ent posierten sie in Hooli­gan-Manier für ein Foto, welch­es später auf dem Twit­ter-Account der JN Berlin-Bran­den­burg veröf­fentlicht wurde. Die Divi­sion MOL beteiligte sich mit den Jun­gen Nation­al­is­ten Berlin-Bran­den­burg an der bun­desweit­en geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Aktion “Gedenk Dres­den” im Feb­ru­ar 2021. Auch hier erfol­gten immer wieder Veröf­fentlichun­gen auf den Social-Media Accounts der JN-Berlin-Bran­den­burg. Nicht nur in Bran­den­burg, auch in Berlin fällt die jugendliche Naz­i­clique auf. So waren sie in Begleitung des Marzah­n­er Nazi-Hools André Schlouns am 20.03.2021 beim Auf­marsch von Neon­azis und Hooli­gans auf dem Platz des 18. März vertreten (https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51058296388/in/album-72157718731325468). Gemein­sam mit Schlouns waren sie am 03.04.2021 auch bei der ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Kundge­bung „Frei­heit ist nicht ver­han­del­bar“. (https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51093858217/in/album-72157718845985513/, https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51093842119/in/album-72157718845985513/, https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51093764156/in/album-72157718845985513/, https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51094571950/in/album-72157718845985513/)

 

Thore Ondr­usch (Mitte) und Franz Schrandt beim Auf­marsch am 20.03.21
v.l.n.r.: Mal­wig Stel­ter, Erik Storch und Franz Schrandt beim Auf­marsch am 03.04.2021
Franz Schrandt (links) und Thore Ondr­usch (rechts) am 03.04.2021
Die Divi­sion MOL, v.l. Thore Ondr­usch, Franz Schrandt, Erik Storch, Mal­wig Stel­ter, André Schlouns, am 03.04.2021
André Schlouns am 03.04.2021

Gle­ichzeit­ig ist Schlouns mit­tler­weile aktiv­er Teil der Free­dom Parade Berlin um Michael Brün­del und nimmt an deren Aufzü­gen teil, sowie er auch aktiv im Telegram-Kanal der Gruppe kom­mu­niziert. Es ver­wun­dert daher nicht, dass sich die jun­gen Nazis dann auch am 24.04.2021 auf ein­er Parade aus diesem Umfeld wieder­fan­den, zu deren Insze­nierung es gehört, den antifaschis­tis­chen Gegen­protest als Nazis zu beschimpfen, während man selb­st mit Nazis demon­stri­ert (siehe https://www.flickr.com/photos/paulhanewacker/51157153550/in/album-72157719086473843/ und https://twitter.com/FriedensWatch/status/1386024690553077760).

Mal­wig Stel­ter (links) und Erik Storch beim Auf­marsch am 24.04.2021

André Schlouns kommt aus dem hoch gewalt­täti­gen Umfeld von Enri­co Schottstädt, dem Grün­der der Berlin­er Gruppe „Bünd­nis Deutsch­er Hools“ (BDH) und war von 2015 bis 2018 regelmäßig Teil der Aufmärsche von Bärgi­da und “Wir für Deutsch­land (WfD)”.

Während Franz Schrandt, der mit­tler­weile von Münchehofe nach Trep­tow-Köpenick gezo­gen ist, weit­er­hin die Nähe zur JN hält (er war beispiel­sweise Teil von deren Spon­tandemon­stra­tion am 1. Mai 2021 auf dem Alexan­der­platz), suchen die anderen die Nähe zur neon­azis­tis­chen Kle­in­st­partei III. Weg. Neben Plakati­er- und Fly­er­ak­tio­nen in und um Straus­berg, engagieren sich unter anderem Thore Ondr­usch und Mal­wig Stel­ter auch bei Infos­tän­den, zum Beispiel im April in Berlin-Marzahn vor der East­gate-Cen­ter sowie am 12. 06.2021 vor dem Lin­den Cen­ter am Pre­row­er Platz (https://twitter.com/antifanordost/status/1403644952937209858). Damit befind­en sie sich in direk­tem Kon­takt mit der Span­dauer Neon­azistin Lilith Efler sowie mit Sebas­t­ian Thom, Ver­ant­wortlich­er für die Bran­dan­schläge im Neukölln-Kom­plex. Bei den Eltern­häusern nichts Ungewöhn­lich­es, haben wir es doch sowohl bei Thore Ondr­usch als auch bei Mal­wig Stel­ter mit jun­gen Nazis der zweit­en Gen­er­a­tion zu tun. Stel­ter geht auf die Ober­schule in Neuen­hagen in Träger­schaft des Inter­na­tionalen Bun­des (IB). Sein Vater Andrew Ron Stel­ter war bere­its in den Neun­ziger Jahren in der „Nation­al­is­tis­chen Front“ und der NPD aktiv und ist bre­it inner­halb der bun­desweit­en Naziszene ver­net­zt. Er ist seit Jahren regelmäßig Teil von neon­azis­tis­chen Aufmärschen und wurde 2020 immer wieder auch bei den Coro­n­aprotesten gese­hen. Am 03.10.2020 war der Vater Stel­ter auch beim Auf­marsch des III. Weg in Berlin-Hohen­schön­hausen dabei. Auch bei Thore Ondr­usch ist davon auszuge­hen, dass seine Fam­i­lie neon­azis­tisch geprägt ist. Sowohl die JN als auch der III. Weg üben sich in aktiv­er Jugen­dar­beit. Mit gemein­samen Wan­derun­gen, Sport­pro­gramm und poli­tis­chen Aktio­nen bieten sie eine rechte Lebenswelt, die Jugendliche enger an sie binden soll. Bei der Divi­sion MOL offen­sichtlich mit Erfolg. 

Im Umfeld der Divi­sion MOL bewegte sich San­jay Sklarek. 2020 tauchte er dann bei mehreren AfD-Ver­anstal­tun­gen auf, seit Anfang 2021 wurde er allerd­ings nicht mehr bei recht­en Ver­anstal­tun­gen gesehen.

Nazis ernst nehmen – Betrof­fene schützen 
Die Divi­sion MOL ist kein los­er Zusam­men­schluss rechter Jugendlich­er. Vielmehr entstam­men sie auch dank früher Erziehung in entsprechen­den Fam­i­lien­zusam­men­hänge, ein­er gefes­tigten neon­azis­tis­chen Szene und haben mit den Kon­tak­ten zu JN, III. Weg und Nazi-Hooli­gans die besten Voraus­set­zun­gen, die näch­ste Gen­er­a­tion gewalt­tätiger Neon­azis zu stellen. Dies bedeutet eine direk­te Bedro­hung für alle, die nicht in ihr neon­azis­tis­ches Welt­bild passen, ob in Bran­den­burg, Berlin oder anderswo.

Lasst sie uns stop­pen, bevor es zu spät ist. 

Mis­cht euch ein und meldet Infos zur Neon­azi-Grup­pierung Divi­sion MOL und ihren Akteuren an eure lokale Antifa: recherche-division-mol@riseup.net

Kein Platz für Faschis­mus, kein Raum der Divi­sion MOL!

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