Seit Anfang 2020 kommt es im S‑Bahnbereich der S5 zwischen Neuenhagen und Strausberg verstärkt zu dem Auftauchen rechter Sticker und Sprühereien bis hin zu einem Angriff auf andere Jugendliche. Die verantwortliche Gruppe ist gefährlich und erfolgreich dabei, Netzwerke ins neonazistische Milieu in Berlin-Brandenburg zu knüpfen – genauso wie in die AfD. Trotz des jungen Alters der Akteure (von 14 Jahren bis Anfang 20) sind diese nicht als harmlose Jugendclique zu unterschätzen.
Division MOL – Von rechten Stickern über organisierte Aktionen hin zum III. Weg
Der „harte Kern“ der Division MOL bestand bis zum Herbst 2020 aus Malwig Stelter (Jahrgang 2004), Franz Richard Schrandt, Lion Zander, Erik Storch und Thore Ondrusch. Es ist davon auszugehen, dass noch mehr Personen unter der Bezeichnung agieren und es ein dynamisches Unterstützerumfeld gibt. Erste Aktionen im Raum Petershagen traten bereits im Januar 2020 auf. Kurz nachdem sich die Oberschule, die am Petershagener Bahnhof gelegen ist, der Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ anschloss, wurden im Umfeld der Schule rechte Sprayereien entdeckt (siehe Chronik rechter Vorfälle in Märkisch Oderland). Die Schmierereien über Runen, Hakenkreuze und Schriftzüge wie „FCKANTIFA“ häuften sich. Bis mindestens November hatte die Gruppe einen eigenen Instagram-Account, dieser ist mittlerweile inaktiv. Der Account hatte mehr als 170 Abonnent*innen, darunter viele AfD- und NPD- Accounts oder neonazistische Kader. Dort postete die Division nicht nur eigene Sticker-Aktionen, sondern auch Fotos mit einer Fahne der Jungen Nationalisten bei der großen Querdenken-Demo am 7.11.2020 in Leipzig. Bei der Demonstration mit mehreren zehntausend Teilnehmenden kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen durch Schwurbler*innen und Neonazis. Am 31.01.21, im Nachgang einer Gedenkkundgebung für den von Rassisten totgeprügelten Phan Văn Toản in Fredersdorf, zerstörte die Division MOL Blumen, Schilder und ein Transparent. Mit dem umgedrehten Transparent posierten sie in Hooligan-Manier für ein Foto, welches später auf dem Twitter-Account der JN Berlin-Brandenburg veröffentlicht wurde. Die Division MOL beteiligte sich mit den Jungen Nationalisten Berlin-Brandenburg an der bundesweiten geschichtsrevisionistischen Aktion “Gedenk Dresden” im Februar 2021. Auch hier erfolgten immer wieder Veröffentlichungen auf den Social-Media Accounts der JN-Berlin-Brandenburg. Nicht nur in Brandenburg, auch in Berlin fällt die jugendliche Naziclique auf. So waren sie in Begleitung des Marzahner Nazi-Hools André Schlouns am 20.03.2021 beim Aufmarsch von Neonazis und Hooligans auf dem Platz des 18. März vertreten (https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51058296388/in/album-72157718731325468). Gemeinsam mit Schlouns waren sie am 03.04.2021 auch bei der verschwörungsideologischen Kundgebung „Freiheit ist nicht verhandelbar“. (https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51093858217/in/album-72157718845985513/, https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51093842119/in/album-72157718845985513/, https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51093764156/in/album-72157718845985513/, https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51094571950/in/album-72157718845985513/)
Gleichzeitig ist Schlouns mittlerweile aktiver Teil der Freedom Parade Berlin um Michael Bründel und nimmt an deren Aufzügen teil, sowie er auch aktiv im Telegram-Kanal der Gruppe kommuniziert. Es verwundert daher nicht, dass sich die jungen Nazis dann auch am 24.04.2021 auf einer Parade aus diesem Umfeld wiederfanden, zu deren Inszenierung es gehört, den antifaschistischen Gegenprotest als Nazis zu beschimpfen, während man selbst mit Nazis demonstriert (siehe https://www.flickr.com/photos/paulhanewacker/51157153550/in/album-72157719086473843/ und https://twitter.com/FriedensWatch/status/1386024690553077760).
André Schlouns kommt aus dem hoch gewalttätigen Umfeld von Enrico Schottstädt, dem Gründer der Berliner Gruppe „Bündnis Deutscher Hools“ (BDH) und war von 2015 bis 2018 regelmäßig Teil der Aufmärsche von Bärgida und “Wir für Deutschland (WfD)”.
Während Franz Schrandt, der mittlerweile von Münchehofe nach Treptow-Köpenick gezogen ist, weiterhin die Nähe zur JN hält (er war beispielsweise Teil von deren Spontandemonstration am 1. Mai 2021 auf dem Alexanderplatz), suchen die anderen die Nähe zur neonazistischen Kleinstpartei III. Weg. Neben Plakatier- und Flyeraktionen in und um Strausberg, engagieren sich unter anderem Thore Ondrusch und Malwig Stelter auch bei Infoständen, zum Beispiel im April in Berlin-Marzahn vor der Eastgate-Center sowie am 12. 06.2021 vor dem Linden Center am Prerower Platz (https://twitter.com/antifanordost/status/1403644952937209858). Damit befinden sie sich in direktem Kontakt mit der Spandauer Neonazistin Lilith Efler sowie mit Sebastian Thom, Verantwortlicher für die Brandanschläge im Neukölln-Komplex. Bei den Elternhäusern nichts Ungewöhnliches, haben wir es doch sowohl bei Thore Ondrusch als auch bei Malwig Stelter mit jungen Nazis der zweiten Generation zu tun. Stelter geht auf die Oberschule in Neuenhagen in Trägerschaft des Internationalen Bundes (IB). Sein Vater Andrew Ron Stelter war bereits in den Neunziger Jahren in der „Nationalistischen Front“ und der NPD aktiv und ist breit innerhalb der bundesweiten Naziszene vernetzt. Er ist seit Jahren regelmäßig Teil von neonazistischen Aufmärschen und wurde 2020 immer wieder auch bei den Coronaprotesten gesehen. Am 03.10.2020 war der Vater Stelter auch beim Aufmarsch des III. Weg in Berlin-Hohenschönhausen dabei. Auch bei Thore Ondrusch ist davon auszugehen, dass seine Familie neonazistisch geprägt ist. Sowohl die JN als auch der III. Weg üben sich in aktiver Jugendarbeit. Mit gemeinsamen Wanderungen, Sportprogramm und politischen Aktionen bieten sie eine rechte Lebenswelt, die Jugendliche enger an sie binden soll. Bei der Division MOL offensichtlich mit Erfolg.
Im Umfeld der Division MOL bewegte sich Sanjay Sklarek. 2020 tauchte er dann bei mehreren AfD-Veranstaltungen auf, seit Anfang 2021 wurde er allerdings nicht mehr bei rechten Veranstaltungen gesehen.
Nazis ernst nehmen – Betroffene schützen
Die Division MOL ist kein loser Zusammenschluss rechter Jugendlicher. Vielmehr entstammen sie auch dank früher Erziehung in entsprechenden Familienzusammenhänge, einer gefestigten neonazistischen Szene und haben mit den Kontakten zu JN, III. Weg und Nazi-Hooligans die besten Voraussetzungen, die nächste Generation gewalttätiger Neonazis zu stellen. Dies bedeutet eine direkte Bedrohung für alle, die nicht in ihr neonazistisches Weltbild passen, ob in Brandenburg, Berlin oder anderswo.
Lasst sie uns stoppen, bevor es zu spät ist.
Mischt euch ein und meldet Infos zur Neonazi-Gruppierung Division MOL und ihren Akteuren an eure lokale Antifa: recherche-division-mol@riseup.net
Kein Platz für Faschismus, kein Raum der Division MOL!
Die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch-Oderland (BOrG) dokumentiert kontinuierlich rechte Vorfälle im Landkreis und erstellt daraus Chroniken. Im Jahr 2020 haben wir 107 Vorfälle im Landkreis aufgenommen, von Propaganda über Veranstaltungen hin zu Angriffen. Damit stieg die Zahl der registrierten Vorfälle von 67 im Jahr 2019 um 60%. Dies lässt sich zum einen durch mehr Propagandafälle, aber auch durch eine aktivere Melder*innenstruktur erklären.
Überblick: Rechte Vorfälle im Jahr 2020
Die häufigsten Vorfälle im Jahr 2020 machten Propagandafälle aus (37 Vorfälle). Dies sind zum Beispiel Schmierereien oder das Kleben von Stickern mit rechten Inhalten. Rechte Selbstdarstellung, also die Bewerbung oder das Auftreten als rechte Struktur oder Parteien, sowie die Verharmlosung und/oder Verherrlichung des Nationalsozialismus sind dabei die häufigsten Motive. Rassismus, Antisemitismus oder die Bedrohung von politischen Gegner*innen spielen bei den Propagandafälle eher eine untergeordnete Rolle. Zu betonen ist jedoch, dass sich zum einen immer eine rassistische und bedrohliche Dimension in der rechten Selbstdarstellung zeigt und zum anderen explizit bei Stickern rassistische Motive in Kombination mit Stickern von Parteien oder Organisationen geklebt wurden. Auf die Betrachter*innen wirken sie im Stadtbild so gemeinsam und beziehen sich aufeinander.
Mit 36 Veranstaltungen im Jahr 2020 ist dies die zweithäufigste Vorfallsart. Nicht trotz, sondern gerade wegen der Pandemie hat sich die Zahl hier deutlich gegenüber dem Vorjahr (15 Veranstaltungen im Jahr 2019) erhöht. Neben einigen Parteiveranstaltungen der „Alternative für Deutschland“ (AfD), die thematisch nicht die Pandemie und die Maßnahmen dagegen aufgriffen, waren die sogenannten „CoronaMaßnahmen“ der Auslöser für ein Gros der Veranstaltungen. Bereits im Zeitraum von März bis Juni gab es einige Veranstaltungen dazu im Landkreis. Ab Oktober fanden dann aber regelmäßig Kundgebungen in Strausberg (Querdenken Strausberg 334) und in Wriezen (Schweigemarsch der AfD) statt. Besonders im Kontext der QuerdenkenKundgebungen gab es hier immer wieder NS-verharmlosende Bezüge.
Außerdem haben wir 18 Pöbeleien, Beleidigungen und/oder Bedrohungen aufgenommen, wovon ein Großteil antisemitisch motiviert war (7 Vorfälle von 18). Weitere Motive waren Rassismus (6 von 18), LGBTIQ*Feindlichkeit (2 von 18) und gegen politische Gegner*innen gerichtet, NSverherrlichend oder als rechte Selbstdarstellung vermittelt (je 1 von 18). Die Zahl der von uns registrierten sechs Angriffe im Jahr 2020 ist im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen (8 Angriffe 2019). Dabei waren vier Angriffe rassistisch motiviert und erfolgten gegen vermeintlich als Geflüchtete wahrgenommene Personen oder Geflüchtetenunterkünfte. Zwei Angriffe richteten sich gegen politische Gegner*innen. Ebenso gab es im Jahr 2020 sechs Sachbeschädigungen, wovon 4 antisemitisch motiviert waren.
Strausberg sticht wie auch schon die Jahre zuvor mit der Anzahl der Vorfälle hervor (insgesamt 32). Dies liegt vor allem an der guten Melder*innenstruktur vor Ort. Engagierte Menschen melden uns hier Vorfälle. Dies schafft eine gute Datenlage und einen realistschen Überblick. Aber auch Wriezen mit 16 Vorfällen und Müncheberg mit 14 Vorfällen, sowie Petershagen mit 11 Vorfällen stechen heraus. An den vielen anderen Orten in Märkisch-Oderland ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Es ist anzunehmen, dass sich die Zahlen in allen größeren Ortschaften auf einem ähnlichen Niveau bewegen, hier fehlen uns jedoch Melder*innenstrukturen und es können nur Vorfälle aufgenommen werden, die in der Presse, Sozialen Medien oder durch Polizeimeldungen öffentlich bekannt werden. Insbesondere aus Bad Freienwalde hören wir immer wieder von rassistischen Vorfällen, die auch regelmäßig Angriffe beinhalten. Unsensible Reaktionen von Politik und Polizei, sowie die Alltäglichkeit dieser Angriffe lassen die Betroffenen oft resignieren und Anzeigen oder Hilfegesuche werden unterlassen. Damit lässt sich kein abschließendes Bild der Lage in Märkisch-Oderland zeichnen. Wir sind hier auf Hilfe durch alle Mitmenschen im Landkreis angewiesen. Melden Sie uns rechte Vorfälle jeder Art. Nur so können wir gemeinsam etwas tun.
Bewaffneter Rechtsextremismus: Ein bundesweiter Trend auch in Märkisch-Oderland
Hervorgehoben sei an dieser Stelle folgender Vorfall: Im März stellte die Polizei bei Hausdurchsuchungen mehrere Waffen und Nazidevotionalien sicher, zwei Männer wurden wegen Waffenhandels festgenommen. Gerade in den vergangenen Jahren waren verschwundene Waffen aus Beständen von Polizei und Bundeswehr auch medial immer wieder Thema. Zu selten wird darauf hingewiesen, was mit diesen Waffen passiert: Oftmals gelangen sie in die Hände von Neonazis und bekennenden Rassisten. Meistens sammeln diese die Waffen, trainieren damit oder legen geheime Lager an, um am “Tag X” darauf zugreifen und politische Gegner*innen angreifen zu können. Doch immer wieder schreiten Neonazis zur Tat und verletzen und töten Menschen. Leider besitzen viele rechte Aktivisten zudem Waffenscheine, da hierfür viel zu selten der politische Hintergrund geprüft wird. Prominentes Beispiel dafür ist Tobias R., dem Attentäter von Hanau, der 2020 neun Menschen aus rassistischen Motiven tötete. Meldungen über Waffenfunde bei Neonazis sind deshalb äußerst brisant und Lokal und Kommunalpolitiker*innen sowie Sicherheitsbehörden sollten alles dafür tun, die Herkunft dieser Waffen aufzuklären und nicht zulassen, dass die rechte Szene sich weiter bewaffnet.
Als in Folge des langen Sommers der Migration 2015 die rassistischen Mobilisierungen und Gewalttaten schlagartig zunahmen, zeigte sich dies auch in Märkisch-Oderland. Nicht nur gab es viele Angriffe und rassistische Veranstaltungen, auch waren die meisten Propagandavorfälle mit rassistischen Inhalten. Dies hat sich mittlerweile gewandelt. Die rassistische Mobilisierung hat zu einer Stärkung von rechten Strukturen beigetragen, wie nicht nur an Wahlergebnissen zu sehen ist. Das hohe Maß an Vorfällen, die in die rechte Szene hineinwirken und die Organisationen in der öffentlichen Wahrnehmung stärken, ist ein weiteres Resultat davon. Auch jenseits des Wahlkampfes wie im Jahr 2019 waren im letzten Jahr viele Vorfälle zu verzeichnen, die mit Parteien und Organisationen zusammenhängen. Ein besonderes Augenmerk gilt hier auf neu entstandene Strukturen im Jahr 2020. Neben der „Division MOL“, die in der S5Region aktiv ist, ist auch die zunehmende Aktivität des „III. Weg“ zum Ende des Jahres zu beachten. Die neonazistische Kleinstpartei zeichnet sich durch ihre Militanz und einen elitären Habitus aus. Mittlerweile hat sich ein „Stützpunkt“ in Bad Freienwalde gegründet.
Antisemitismus weiter präsent
Das Tatmotiv Antisemitismus trat im Jahr 2020 sehr häufig auf. Dies zeigt, wie tief verwurzelt Antisemitismus in der Gesellschaft ist. Sechs Fälle von antisemitischen Pöbeleien, vier Fälle von Sachbeschädigungen und eine Propagandameldung zeugen von einem großen und auch gewalttätigen Potenzial. Die Sachbeschädigungen richten sich in der Regel gegen Gedenkorte, wie am 27. Januar in Seelow, wo im Nachgang zum Gedenken an die Befreiung von Auschwitz Blumengebinde zerstört wurden oder am 31. Dezember in Wriezen, wo zum wiederholten Male die Gedenktafel für die in der Reichspogromnacht abgebrannte Synagoge beschädigt wurde. Die Pöbeleien zeigen, dass sich Jüd*innen nicht sicher in Märkisch-Oderland bewegen können.
Die AfD weit rechts
Der Kreisverband der AfD Märkisch-Oderland ist wie der gesamte Landesverband nicht nur Flügelnah, sondern maßgeblicher Teil des Flügels. Die ungebrochene Solidarität gegenüber des wegen seiner Neonazi-Vergangenheit aus der Partei ausgeschlossenen Andreas Kalbitz, eine Veranstaltung mit Björn Höcke in Hönow im September, sowie eine kurz darauf folgende Veranstaltung mit Götz Kubitschek, dem zentralen Intellektuellen der Neuen Rechten machen dies deutlich. Auch die aktive Zusammenarbeit mit der Jungen Alternative Brandenburg, die schon länger als rechtsextremer Verdachtsfall von den Behörden geführt wird, macht deutlich, wie weit rechts die AfD in Märkisch-Oderland steht. Betroffene aus Regionen und Gemeinden, in denen die AfD besonders stark ist, berichten immer wieder von Anfeindungen seitens der AfD und ihrer Anhänger*innen. Menschen, die sich eindeutig und konsequent von der AfD abgrenzen, sind Ziel von anonymen Pöbeleien im Internet, aber auch auf der Straße. Ihnen gehört unser Dank und unsere Unterstützung.
Die vollständige Chronik und ergänzte Informationen sind in Form einer Broschüre hier zu downloaden. Gedruckte Exemplare können gerne auch kostenfrei bestellt werden. Dazu einfach eine Mail an: ag-borg@horte-srb.de
Der Dritte Weg wurde im September 2013 gegründet, um die von einem Verbotsverfahren betroffenen rechten Strukturen in Süddeutschland zu festigen und zu schützen. Seitdem expandiert der Dritte Weg und hat etliche Orts- und Regionalgruppen, sogenannte Stützpunkte gegründet. Der Dritte Weg stellt inhaltlich eine Nähe zum Nationalsozialismus dar. Die Partei bezieht sich auf ein Volk im Sinne einer Gemeinschaft, die durch ihre Abstammung verbunden sein soll. Das Kernelement dieses Volkes nimmt die traditionelle Familie ein. Außerdem vertreten sie eine gefestigte Blut und Boden Ideologie, wonach das Volk mit der Natur verbunden sei und durch diese die Kultur, Lebensart und Entwicklung des Volkes beeinflusst sei. In Berlin und Brandenburg gab es bisher drei Stützpunkte: Potsdam/Mittelmark, Uckermark und Berlin. Der Dritte Weg rekrutiert maßgeblich aus überzeugten und schon lange aktiven Neonazis.
Aktivitäten in Märkisch-Oderland
Seitdem der Dritte Weg am 15. November 2020 in Strausberg auf einem Friedhof auftauchte und dort sein „Heldengedenken“ zum Volkstrauertag beging, um den Wehrmachtssoldaten zu gedenken, häufen sich die Aktivitäten in der Region. Im November kamen 20 AktivistInnen des Dritten Weges zusammen, legten ein Blumengesteck nieder, hinterließen Grabkerzen mit dem Logo des Dritten Weges und eine selbstgebastelte Rune aus Holz. Die Aktion auf dem „Soldatenfriedhof“ in Strausberg war in eine bundesweite Aktionsreihe eingebettet. Da der Dritte Weg am Vorabend zum Volkstrauertag bereits auf dem Friedhof war, ist davon auszugehen, dass die Aktion von Mitgliedern des Dritten Weges durchgeführt wurde, die am nächsten Tag noch andere Termine und Stationen abfuhren.
Anfang diesen Jahres, am 17. Januar versammelten sich dann elf Aktivisten am Bismarckturm in Bad Freienwalde. Diese Aktion war Otto von Bismarck und der Gründung des Deutschen Reiches 1871 gewidmet. Auch diese Aktion war in eine überregionale Aktionsreihe eingebettet. Der Stützpunkt Uckermark organisierte hierbei scheinbar die Aktion in Bad Freienwalde, da der Stützpunkt unter den Durchführenden erwähnt ist, jedoch in der Uckermark keine eigene Aktion aufgeführt ist. In Bad Freienwalde folgten dann im Februar und März zwei Flyer-Aktionen. Hier war eine kleine Anzahl von Personen unterwegs und verteilte Mitte Februar Flyer mit dem Titel „Freiheit statt Corona-Impfzwang“ vom Dritten Weg. Einen Monat später folgte eine Flyer-Aktion, um für den Aufmarsch des Dritten Weges am 1. Mai in Zwickau zu werben. Bereits vorher ist Bad Freienwalde auf einer Karte mit weiteren Stützpunkten aufgetaucht, die zum 1. Mai nach Zwickau mobilisieren. Anfang März wurden auch Flyer vom Stützpunkt Berlin in Strausberg verteilt. Die Verteilenden wurden dabei von der Polizei erwischt und waren zum Teil noch deutlich minderjährig (14 Jahre). Da es in der Region um Strausberg in der Vergangenheit zu verschiedenen rechten Delikten aus einer rechten Jugendclique, die sich „Division MOL“ nennt und dem Alter entspricht, gekommen ist, wird diese Aktion auch der Division MOL zugerechnet. Mitte März organisierte der Dritte Weg zusammen mit den Jungen Nationalisten (JN – Jugendorganisation der NPD) eine Wanderung durch die Seelower Höhen. Dieser folgten nach eigenen Angaben 70 Personen. Beachtlich ist die Zusammenarbeit der JN und des Dritten Weges.
Nicht neu aber in neuen Maßen
Der Dritte Weg tritt nicht zum ersten Mal in der Region in Erscheinung. Immer wieder tauchen vereinzelt Flyer oder Sticker auf, oder die Region wird für Spaziergänge ausgewählt. Seit 2015 gab es immer wieder Aktionen vorrangig in Bad Freienwalde. Hierbei wurde besonders an die bestehende rassistische Mobilmachungen in Bad Freienwalde angeknüpft. Da es seit Jahren mindestens ein Fördermitglied in Bad Freienwalde gibt, war es für die Aktiven naheliegend dort präsent zu sein. Mittlerweile scheint aus der jungen Frau ein vollwertiges Mitglied geworden zu sein. Eine Mitgliedschaft im Dritten Weg erlangt eine Person nur, wenn diese sich als Fördermitglied als würdig erwiesen hat.
Warum Bad Freienwalde?
Bad Freienwalde ist seit Jahrzehnten eine Hochburg für rechte Aktivitäten und hat seit langer Zeit eine organisierte und gewaltbereite Neonaziszene. Im Jahr 2015 und 2016 kommt es über Wochen immer wieder zu Übergriffen auf Geflüchtete. Hier sind auch immer wieder Neonazis aus dem Umfeld der KMOB (Kameradschaft Märkisch-Oder Barnim) als Täter dabei. Ebenso mobilisierten diese Neonazis bei rassistischen Kundgebungen kräftig mit. Die KMOB hatte sich 2010 offiziell selbst aufgelöst, um einem drohenden Verbotsverfahren zuvor zu kommen. Ab spätestens 2012 tauchte die Gruppe aber wieder auf. Im Jahr 2014 schlossen sich die Nazis das der Kleinstpartei Die Rechte an und gründeten den Kreisverband Märkisch-Oder Barnim (KMOB). Der Kader der KMOB und Vorsitzender des Kreisverbandes war Robert Gebhardt. Gebhardt saß von 2014 bis 2019 für die NPD im Kreistag. 2018 verließen die Neonazis die Partei Die Rechte und organisierten sich wieder als Kameradschaft. Dabei ist Bad Freienwalde zwar der Schwerpunkt der KMOB, aber es gibt auch Mitglieder und Kontakte nach Eberswalde und Templin, also in die Uckermark. Dort wo der Dritte Weg besonders stark und präsent ist.
Auch gab es 2018 eine NPD-Infotour durch den Landkreis. In Bad Freienwalde waren neben Robert Gebhardt auch Robert Wolinski und Andrew Stelter vor Ort. Stelter tauchte am 3. Oktober bei einem Aufmarsch des Dritten Weges in Berlin auf. Auch wenn er keine Kleidung des Dritten Weges trug, ist die Teilnahme für Menschen ohne Verbindungen zum Dritten Weg eher ungewöhnlich. Kontaktmöglichkeiten gibt es also viele. Ein neonazistisches Potenzial ebenso. Daher ist eine Etablierung des Dritten Weges in Bad Freienwalde und der Region Märkisch-Oderland durchaus denkbar.
Wie bereits erwähnt will der Dritte Weg am 1. Mai diesen Jahres in Zwickau aufmarschieren. Da dies nicht einfach so hingenommen werden kann, wird vor Ort Gegenprotest organisiert.
Sich dem Dritten Weg entgegenzustellen ist und bleibt notwendig. Kommt daher alle am 1. Mai nach Zwickau! Mehr Infos findet ihr hier: https://erstermai2021.noblogs.org/
Dem Dritten Weg keinen Meter! Nicht in Bad Freienwalde, nicht in Zwickau, nirgendwo!
Die Kameradschaft „Alternative Nationale Strausberg Dart‑, Piercing- und Tattoo-Offensive“ wurde 1998 von Rene Berger gegründet, um die vorher eher als lose Cliquen ansäßigen Nazis in Strausberg zu organisieren. Unterstützung bekam er dabei von Daniel Hermann. Beide konnten dabei auf eine große Zahl Jugendlicher aufbauen, die bereits rechtes Gedanken gut hatten und Linke, Migrant*innen und vermeintlich Andersdenkende regelmäßig angriffen. Auch das linke Zentrum Horte, Vereinsräume des Alternatives Jugendprojektes 1260 e.V. war zu diesem Zeitpunkt öfter Ziel von Angriffen aus dem Spektrum dieser rechten Jugendlichen.
1998 kam Berger gerade aus dem Gefängnis frei, in dem er seit 1994 wegen des Mordes an Hans Georg Jakobson saß. Als Haupttäter wurde er zu 8 Jahren Haft verurteilt, die beiden damaligen Neonazis und Mittäter Henry Günther und Thomas Domke zu jeweils 6 Jahren. Während seiner Haft wurde Berger durch die Hilfsgemeinschaft für Nationale Gefangene (HNG) betreut. Bereits 1998 kam Berger – offiziell wegen guter Führung – jedoch wieder frei und begann prompt mit dem Aufbau rechter Strukturen in der Region. Seine damalige Partnerin Ilona Hermann, Mutter der Neonazis Daniel und Kay Hermann stellte die gemeinsame Wohnung für Nazi-Treffen zur Verfügung. Die Wohnung lag in Strausberg Vorstadt. Das Eckhaus in der Bahnhofstraße/Ernst-Thälmann-Straße wurde auch Jahre darüber hinaus von Nazis bewohnt. Die Aktivitäten der frischen Kameradschaft waren vielfältig. So beteiligten sich u.a. Rene Berger an einem Infostand der NPD in Strausberg, in dem er als Ordner auftrat. Auch Konzerte wurden organisiert, wie im November 1998. Hier waren Nazis der Berliner Blood&Honour Strukturen vor Ort, zu denen Berger und Hermann Kontakte aufgebaut hatten. Der Erlös des Abends ging an die HNG.
Die Nazis sammelten und trafen sich an verschiedenen Orten in Strausberg Vorstadt und nutzen auch die Jugendclubs „PIO“ und „Domizil“ als Anlauf- und Treffpunkte. In den folgenden Jahren beteiligten sich regelmäßig Nazis aus dem ganzen Landkreis und Städten wie Eberswalde, Fürstenwalde oder Eisenhüttenstadt an Angriffen in Strausberg – meist mit verschiedenen Schlagwaffen ausgerüstet. Dies zeigt zum einen, welche Strahlkraft die ANSDAPO im Landkreis Märkisch-Oderland hatte, aber auch, wie vernetzt die Neonazis waren. Ein besonderer Fokus muss hierbei auf die Kontakte zur Berliner Band Landser gelegt werden, die zu diesem Zeitpunkt schon als kriminelle Vereinigung eingestuft wurden.
Die ANSDAPO trat sehr elitär auf und Anwerber mussten stets ein Aufnahmeritual über sich ergehen lassen. Dies führte zwar dazu, dass die Mitgliederzahl relativ gering war, dafür die Mitglieder aber oft steile Gewalt- oder neonazistische Karrieren vorweisen konnten. Wie Falco Hesselbarth, dessen Mutter Liane Hesselbarth für die DVU kandidierte, oder Björn Zander, der seit 1995 mehrere gewalttätige Übergriffe und Raube zu verantworten hat und schon mehrmals in Haft saß. Als Symbolik nutzte die Kameradschaft eine gelb eingefärbte schwarze Sonne. Der Schriftzug ANSDAPO wurde in Frakturschrift geschrieben. Im Laufe der Zeit haben sich die ANSDAPO-Mitglieder und ihr Umfeld vielfältigen Merchandise mit der Symbolik bedruckt und angeeignet. Ansonsten traten die sie im Stiefelnazi- und Skinheadstyle der 90er Jahre auf.
2004 nahmen mehrere Mitglieder der ANSDAPO an Aktionen des Märkischen Heimatschutzes (MHS) teil, dessen damaliger Ansprechpartner der Strausberger Sebastian Schmidtke war.
2005 kam das Verbot der ANSDAPO wegen der geistigen Nähe zum Nationalsozialismus [1]. Es folgten 19 Hausdurchsuchungen, sowie eine Zellendurchsuchung des bereits inhaftierten Zanders. Gefunden wurden Waffen (auch eine Schusswaffe), Propagandamaterial und Datenträger [2]. Kurz vor dem Verbot versuchte die ANSDAPO die Kameradschaft noch in eine Vereinsstruktur zu überführen, was dann nicht mehr gelang. 2008 wurde das Verbot rechtskräftig.
Weiterbetätigung nach dem Verbot der ANSDAPO
Das Verbotsverfahren und die damit verbundene Repression hielt die Nazis nicht davon ab, ihr altes Schema fortzuführen. 2008 überfielen die Nazis den Jugendclub Strausberg Vorstadt, der zu diesem Zeitpunkt in Trägerschaft der Alternativen Jugendprojektes 1260 war. Unter den Angreifern waren Sven Wartmann, Daniel Hermann, Kay Hermann und Falco Hesselbarth – alles ehemals Aktive der ANSDAPO. Auch tauchte im Zeitraum 2008/2009 eine CD der Gruppe „Projekt 8.8“ unter dem Titel „Unter blutrotem Banner“ auf, auf der neben diversen Hakenkreuzfahnen auch das Logo der ANSDAPO zu finden ist.
Dennoch konnte im Folgenden eine Abnahme der Aktivitäten und gewalttätigen Angriffe beobachtet werden. Die Mischung aus Repression, aber auch das älter werden und Familiengründungen wirkte. Neben einem langen Vorstrafenregister hatten viele mittlerweile auch Familien und Kinder, welche auch Teil der neonazistischen Subkultur wurden. Einige Akteure verschwanden aber auch von der Bildfläche.
Auch wenn bei den Razzien beim Verbotsverfahren viel Merchandise beschlagnahmt wurde, hatten die Nazis keine Probleme sich ihr Kleidungsrepertoire einfach wieder anzuschaffen. Über den MHS hatten sie Kontakte Christian Banaskewicz, der immer wieder verschiedene neonazistische Versände betrieb. Shirts und Co druckte Banaskewicz selbst im Textildruck Eberswalde in der Freienwalder Straße 80a. Über den Textildruck Eberswalde, der verschieden Merchandise für Rechtsrock-Bands druckte, konnten die Nazis hier alles mit ihren Logos bedrucken. Falco Hesselbarth posiert verschiedene Male als Model für die Kleidung, die Banaskewicz online verkauft. Heute dient die Adresse des ehemaligen Textildrucks in Eberswalde als Impressum für den Online-Versand von der Neonazi-Band „Exzess“.
Rene Berger gehörte zu denen, die das Verbot schlichtweg ignorierten und weiterhin mit Pullovern und T‑Shirt in der Öffentlichkeit auftrat, auf denen das verbotene Logo der ANSDAPO mit Schriftzug zu sehen war. In der Zwischenzeit waren ehemalige Mitglieder der ANSDAPO auch immer wieder als Security in der Stadt Strausberg oder bei Dorffesten der umliegenden Dörfer eingesetzt. So trat Daniel Hermann nicht nur bei Dorffesten in Zinndorf auf, wo er mittlerweile hingezogen ist, sondern auch bei Feiern der Stadt Strausberg im Auftrag der Firma „One Security“.
Da die ANSDAPO sich auch regelmäßig im öffentlichen Raum traf oder Privatwohnungen nutzte, konnte das Verbot den Treffpunkten nichts anhaben. Einer dieser Orte bildete der Hof von Daniel Hermann in Zinndorf. Dieser wurde nicht nur zum „Herrentag“ regelmäßiges Ziel von gemeinsamen Ausflügen, auch zu anderen Anlässen fanden sich dort immer wieder Neonazis ein, teilweise reisten diese auch überregional an. Auch an den gemeinsamen Fahrten nach Berlin, um gemeinsam mit Michael „Lunikoff“ Regener einen trinken zu gehen, hat sich bis heute wenig geändert. Außerdem waren und sind die Nazis regelmäßig in ihrer Stammkneipe in Strausberg Vorstadt anzutreffen — heute unter dem Namen “Gaststätte zur Endstation” und immer noch Anlaufpunkt für die Nazis. Hier konnten sie auch aktiv junge Neonazis an werben. Um Dominik Schiöberg und Kevin Jenning gab es eine Gruppe von ca. 5 Personen, die dem Jungsturm angehörten. Der sogenannte Jungsturm sollte die Jugendorganisation der ANSDAPO sein und trat mit einem ähnlichen Logo auf. Aufmerksam machte die Jugendorganisation von sich, als sie unter Beteiligung von Rocco Meihs eine antifaschistische Gedenkkundgebung stören wollten. Dominik Schiöberg versuchte sich nach seinem Schulabschluss als Security und begann eine Ausbildung. Wie andere Neonazis auch, arbeitete er bei „One Security“. Nachdem seine neonazistischen Aktivitäten öffentlich gemacht wurden, musste er die Ausbildung abbrechen und wurde Fleischer. Mittlerweile arbeitet er gemeinsam mit Kevin Jenning im REWE Supermarkt in Rehfelde. Rocco Meihs arbeitet als Krankenpfleger in Strausberg.
Wiederbelebung der ANSDAPO als AO Strausberg
Seit 2015 agieren ehemalige Mitglieder der ANSDAPO und des „Jungsturm“ unter dem Namen „AO Strausberg“. Wie schon die ANSDAPO sie als vermeintliche Rocker auf, tragen Kutten und Motorradbekleidung. Auf diesen findet sich auch das ehemalige Logo der ANSDAPO, nun mit AO Strausberg in Frakturschrift. Am Skinhead-Outfit hat sich bei den Mitgliedern seit den 90er Jahren meist wenig verändert. Es zeigen sich enge Vernetzungen zu weiteren rechten und neonazistischen Gruppierungen. Bei den rechten BraMM-Demonstrationen 2015 kamen die Mitglieder geschlossen und traten martialisch auf. Auf der von Lars Günther (heute Brandenburger MdL für die AfD) organisierten rassistische Demonstration im Dezember 2015 in Strausberg Vorstadt stellte die AO Strausberg die erste Reihe [3]. Mit dabei waren Kevin Jenning, Tino Burkart, Markus Hickstein, Rene Berger, Rocco Meihs, Dominik Schiöberg und weitere. Björn Zander fuhr den Lautsprecherwagen. Dass die AO bei der Demo eine tragende Rolle einnahm, hängt mit ihren Kontakten nach Bad Freienwalde zusammen. Schon bei den Kundgebungen, die Lars Günther in Bad Freienwalde organisierte, vermittelte Robert Gebhardt Kontakte in die organisierte Naziszene, die dort Ordner*innen stellt. So dann auch in Strausberg. Gebhardt war selbst mit einigen anderen Nazis aus Bad Freienwalde bei der Demo anwesend. Gebhardt als Kader der Kameradschaft Märkisch-Oder Barnim (KMOB) pflegte schon lange vorher Kontakte mit Strausberger Neonazis. 2010 organisierte die KMOB nicht umsonst eine ihrer Demos auch hier in Strausberg.
Auch nahmen Zander und zwei weitere an einer rassistischen Demonstration in Frankfurt (Oder) im Februar 2016 teil [4]. Die rassistischen Mobilisierungen dieser Zeit scheinen der Startpunkt für eine erneute straffe Organisation der Nazis gewesen zu sein, die seit dem Verbot der ANSDAPO nicht mehr als nach außen offen erkennbare Struktur auftraten. 2016 kam es durch Björn Zander zu einem Angriff auf einen alternativen Jugendlichen in der Strausberger Altstadt. [5]
Auffällig ähnlich der ANSDAPO ist auch die Nähe zur rechten Musikszene, wie sie in Strausberg durch die Neonazi-Band „Exzess“ rund um Tobias Vogt gegeben ist. Es ist davon auszugehen, dass die Bandmitglieder Daniel Köhring und Patrick Alf, die beide ihre Jugend in Strausberg und Umgebung verbracht haben, im Fahrwasser der ANSDAPO politisiert wurden. Übrigens schmückte das Demo-Album von Exzess aus dem Jahre 2009 eine Schwarze Sonne auf dem Cover. Das Alf 2008 für die DVU antrat, zu der die ANSDAPO enge Verbindungen hatte, muss da kein Zufall sein. Auch zu Enrico Hoffmann alias Onkel Spider haben die Mitglieder der AO gute Kontakte. Exzess warb 2016 damit, sich bei Hoffmann das Bandlogo tätowieren zu lassen. Sein Studio „Final Solution“ liegt in Grünheide bei Erkner. Hoffmann tauchte auch bei den rassistischen Mobilisierungen 2015/16 in Strausberg auf.
2017 sind mehrere Mitglieder derAO Strausberg, darunter erneut Björn Zander, auf dem „Rock gegen Überfremdung“ in Themar dabei [6] . Außerdem machte die AO Strausberg 2017 Saalschutz und Getränkeverkauf bei einem Konzert der rechten Band „Feuer Frei“. In dieser ist Kai Hasselmann aus dem Barnim aktiv. Andere Mitglieder kommen auch aus dem Barnim und treten mit Kutten der Bruderschaft Barnimer Freundschaft auf. Auch dies ist eine Verbindungslinie der ANSDAPO zur heutigen AO. Hervorzuheben ist hier insbesondere die Nähe zu Patrick Krüger. Dieser ist nicht nur Teil von Barnimer Strukturen wie der „Sturmgruppe 44“ in der auch Hasselmann aktiv ist, sondern er besitzt direkte Kontakte nach Strausberg und Umgebung. Eine enge Freundschaft hegt er mit dem in Eggersdorf wohnenden Marcel Thorn. Dieser wiederum steht mit der AO Strausberg in Kontakt. Dass Krüger aber direkt nach Strausberg Kontakte hat, zeigen seine Anwesenheit bei Konzerten und freundschaftlicher Umgang mit Exzess. Auch er war bei einer BraMM Demonstration anwesend.
Die AO besitzt in Strausberg Vorstadt Räumlichkeiten, wo sie kleinere Feiern und Konzertabende durchführen. Es ist davon auszugehen, dass dieser Ort auch als Lager für den eigenen Merch in Form von T‑Shirts und Kutten genutzt wird.
Das einheitliche Auftreten als Gruppe der gleichen Personen mit dem gleichen Logo weisen neben den ähnlichen Aktivitäten stark darauf hin, dass es sich bei der AO Strausberg um eine Nachfolgeorganisation der ANSDAPO handelt. 2018 tauchten Mitglieder der AO Strausberg mit T‑Shirts mit der Aufschrift „20 Jahre AO Strausberg“ auf, wobei sich hier wohl eher auf das Gründungsdatum der ANSDAPO bezogen wird. Auch an anderer Stelle verwiesen die Mitglieder der AO auf das Jahr 1998, so wird zu der Buchstabenkombination AOSRB auch gerne die 98 dazu gefügt. Entgegen der früheren ANSDAPO sind die Kameraden der AO weniger auf öffentlich wirksame Aktionen aus und fröhnen stärker dem NS-Lifestyle. Dennoch ist diese Gruppe nicht zu unterschätzen, wie der Angriff 2016 durch Björn Zander zeigte. Immerhin gehören ihr mehrfach verurteile Gewalttäter und Mörder an.
Zuletzt waren Mitglieder der AO Strausberg vermutlich beim dezentralen „Heldengedenken“ in Form eines Fackelmarsches des III.Weg im November 2020 in Strausberg dabei. Hier ist zu vermuten, dass sich aufgrund der gemeinsamen politischen Ziele auch personelle Überschneidungen ergeben.
Unklar ist, warum der Verfassungsschutz und das Land Brandenburg, denen diese Parallelen und Aktivitäten auch bekannt sind, bisher nicht aktiv werden und die AO Strausberg als Nachfolgeorganisation der ANSDAPO verbieten. Vielleicht ist hier der Schutz von V‑Männern wichtiger als das Durchgreifen gegen gewaltbereite Neonazis?
Kein Acker den Faschisten! AfD raus aus dem Alten Steuerhaus!
Einmal monatlich findet in der Strausberger Gaststätte “Zum alten Steuerhaus” der Stammtisch der lokalen AfD statt. Hier trifft sich rund um den Strausberger Stadtverordneten Rainer Thiel das Kernklientel der rassistischen Partei. Immer wieder wird er dabei unterstützt von Parteiprominenz aus Berlin und Brandenburg. Und das nicht von irgendwem: Die Strausberger Fraktion ist, wie der gesamte Brandenburger Landesverband, klar dem „Flügel“ um Höcke und Kalbitz zuzuordnen, der innerhalb der ohnehin schon rechten Partei den ekligen rechts-äußeren Rand bildet.
Diese illustren Menschen treffen sich also monatlich zum gemeinsamen Biertrinken im “Alten Steuerhaus”. Dabei dienen Stammtische der AfD weit mehr als nur dem netten Beisammensein. Sie sind bundesweit ein zentrales Mittel, um sich zugänglich und bürgernah zu präsentieren. Hierher können Interessierte eingeladen werden, vor allem aber können Sympathisant*innen und Mitglieder sich vernetzen und austauschen. So unterstützen die Lokale, in denen solche Stammtische stattfinden, ganz aktiv die Arbeit der Partei.
Die Gaststätte “Zum alten Steuerhaus” macht keinen Hehl aus ihrer Unterstützung für die AfD. Ungeniert wird für die Stammtische geworben, Angestellte begrüßen die AfDler per Handschlag. Die Verantwortlichen des Lokals wissen, was sie tun – und sie scheinen sich nichtmal dafür zu schämen.
Aber die AfD ist keine „normale“ Partei wie jede andere. Sie trägt ganz massiv zu dem Rechtsruck bei, der bei rassistischen Beleidigungen beginnt und mit Attentaten wie dem in Hanau endet. Rassismus tötet – und die AfD ist mit dafür verantwortlich. Ganz egal, wie lange die Partei in Landtagen und Stadträten sitzt: Wir werden uns niemals an ihre Präsenz gewöhnen und da, wo sie auftaucht, müssen wir dagegen protestieren.
Darum kommt am 5. September um 15h zur Kundgebung & Konzert am Alten Steuerhaus.
Es gibt kein ruhiges Hinterland! Kein Acker der AfD!
Was? Kundgebung und Konzert mit den PC Toys // Wann? 5. September, 15 Uhr // Wo? Hohensteiner Chaussee 19, 15344 Strausberg // Vortreffpunkt? 14:30h am S‑Bahnhof Strausberg mit Fahrrädern // Und danach? Essen für alle und Hiphop-Konzert mit McJosh, Spacebunny Ninja und FaulenzA
Im Restaurant „Zum Alten Steuerhaus“ in der Hohensteiner Chaussee 19, gelegen zwischen Strausberg und Hohenstein, findet seit 2017 regelmäßig der Stammtisch der AfD Strausberg statt. Monatlich bis zweimonatlich treffen sich hier aktive Mitglieder und Sympathisanten*innen zum Biertrinken und Vernetzen. Das Publikum des Stammtisches besteht wenig überraschend meist aus 10–15 älteren Männern (und ganz wenigen Frauen), die eher zum Trinken und Pöbeln als zum Zuhören und Diskutieren aufgelegt zu sein scheinen. Entgegen der eigenen Behauptungen sind Gäste vor allem Partei-Mitglieder und aktive des Kreisverbandes und viel weniger Menschen mit verschiedenen Anliegen. Ob nun im Alten Steuerhaus oder anderswo: In Strausberg ist kein Platz für rechte Hetze! Wir fordern das Alte Steuerhaus auf, die Zusammenarbeit mit der AfD sofort einzustellen. Keine Stadt, kein Raum, kein Acker der AfD!
Im Restaurant „Zum Alten Steuerhaus“ in der Hohensteiner Chaussee 19, gelegen zwischen Strausberg und Hohenstein, findet seit 2017 regelmäßig der Stammtisch der AfD Strausberg statt. Monatlich bis zweimonatlich treffen sich hier aktive Mitglieder und Sympathisanten*innen zum Biertrinken und Vernetzen. Das Publikum des Stammtisches besteht wenig überraschend meist aus 10–15 älteren Männern (und ganz wenigen Frauen), die eher zum Trinken und Pöbeln als zum Zuhören und Diskutieren aufgelegt zu sein scheinen. Entgegen der eigenen Behauptungen sind Gäste vor allem Partei-Mitglieder und aktive des Kreisverbandes und viel weniger Menschen mit verschiedenen Anliegen. Spannender ist dagegen der Blick auf die regelmäßig eingeladenen ReferentInnen.
Im Jahr 2017, im ersten Jahr der regelmäßig in Strausberg stattfindenden Stammtische, waren die ReferentInnen vor allem AfDlerInnen aus dem Landkreis. So z.B. Lars Günther (der 2015 zusammen mit Neonazis aus dem Kameradschaftsspektrum Kundgebungen und Demonstrationen anmeldete), die damaligen Landtagsabgeordneten der AfD Christina Schade und Franz Wiese (der seit Novemeber 2016 die “Merkel muss weg”-Mittwochs-Mahnwachen organisiert), Andreas Schuffenhauer (Bundestagkandidat der AfD MOL zur Bundestagswahl 2017) und Maria Theresia Patzer (zusammen mit ihrem Mann Reinhold Patzer in der AfD in Rehfelde aktiv). Ab 2018, nach dem Einzug der AfD in den Bundestag und nach den ersten Übungen mit der Organisation der Stammtische, traten dann vor allem Mitglieder des Bundestages als Referenten bei den Stammtischen auf. Am häufigsten referierten Rene Springer (MdB) und Steffen Kotré (MdB). Beide gehören zu den Rechtsaußen der Partei. Rene Springer nahm Jean-Pascal Hohm als Mitarbeiter bei sich auf, nachdem Hohm selbst für die Brandenburger Landtagsfraktion zu rechts war und zu viele Kontakte in die rechtsextreme Szene hatte. Außerdem arbeitet Springer als Referent für den AfD-Altnazi Gauland. Steffen Kotré gehört zu den Unterzeichnern der Erfurter Resolution, dem Gründungsmanifest des völkischen “Flügels”. Aber auch die Junge Alternative Brandenburg (JA) und deren Vorsitzender Dennis Hohlbach aus Potsdam waren mehrfach zu Gast. Ähnlich wie der AfD-Landesverband unterstützt die JA den extrem rechten Teil der Partei und hat Kontakte zur Identitäten Bewegung, insbesondere auch der Vorsitzende Dennis Hohloch.
Der Stammtisch wird organisiert vom einsamen Aktivposten der Strausberger AfD, Rainer Thiel. Dabei wirkt der 59-Jährige alles andere als fit und stabil. Im Gegenteil ist Thiel kränklich, hoch verschuldet und eher wirr als versiert. Er ist seit mindestens 2017 für die AfD aktiv und versucht seitdem (bisher wenig erfolgreich), einen AfD-Ortsverband Straubsberg zu gründen. Neben seinen Tätigkeiten für die Facebook-Präsenz des “Ortsverbandes Strausberg in Gründung” und den Stammtischen ist er vor allem in den verschiedenen Wahlkämpfen in Erscheinung getreten. Zum Bundestagswahlkampf 2017 sammelte er bei der Unterstützung von Andreas Schuffenhauer dabei erste Erfahrungen, hing Plakate auf und schrubbte sie fleißig, nachdem sie unkenntlich gemacht wurden. Auf Facebook postete er, den „Schmierfinken“ wolle er mal „zu zweit oder zu dritt in der Nacht auflauern“ (S. Screenshot).
Vor seinen Anfängen bei der AfD war er politisch zwar nicht aktiv, trat jedoch online als Anhänger von Verschwörungstheorien in Erscheinung. An Chemtrails, welche von der Bundeswehr verteilt und von der Regierung in Auftrag gegeben werden, glaubt Thiel noch heute (S. Screenshot). Ansonsten war er eher dem Reichsbürger-Milieu zuzuordnen und forderte in einschlägigen Foren, das alle ihre Personalausweise abgeben sollten (s. Screenshot). Nun sitzt er für die AfD in der Stadtverordnetenversammlung, im Aufsichtsrat der Stadtwerke Strausberg und außerdem im Kreistag. Über Fotos vom Umfeld seiner Wohnung Am Annatal 43 in Strausberg versucht er, (kommunal)politische Themen zu verpacken, allerdings fallen ihm wenig überraschend keine konkreten Lösungsvorschläge ein. Online fällt er nicht nur durch Posieren vor der schwarz-weiß-roten Reichsflagge auf. Mehrfach belästigte er auch bei Facebook junge Frauen* mit sexualisierten Postings (s. Screenshot).
Intensiven Kontakt hat Thiel zu dem extrem rechten Teilen des Kreisverbandes. So steht er sowohl Lars Günther als auch Falk Janke nahe. In Strausberg steht er außerdem mit Mario Krautz in Kontakt, der nicht nur bis vor kurzem sachkundiger Einwohner der AfD in der SVV war, sondern auch mit weiteren „Hooligans“ eine Bruderschaft gründete und den „Widerstand“ in Strausberg organisiert. Extrem rechte Äußerungen und öffentliche Aktionen der Bruderschaft und von Krautz unterstützt Thiel.
Der Stammtisch der AfD Strausberg scheint Thiel eine Herzensangelegenheit zu sein, die er trotz offenbarer Überlastung recht konsequent aufrecht erhält und dafür auch Anerkennung von den anderen AfD-Mitgliedern im Kreis bekommt. Dies ist vermutlich der Grund für seine Position als Fraktionsvorsitzender der AfD in der Stadtverordnetenversammlung Strausberg und seinen Platz im Kreistag; seine Eloquenz und politische Erfahrung kann jedenfalls nicht der Grund sein.
Das Alte Steuerhaus bietet für den Stammtisch genau die richtige Kulisse. Das biedere Lokal, das mehr oder weniger einsam mitten im Wald an einer Schnellstraße liegt, wirbt mit „gut bürgerlicher Hausmannskost seit 1903“ und verweist stolz auf seine lange Familientradition. Der derzeitige Inhaber Peter Scholz, der vermutlich in der Einliegerwohung über dem Lokal wohnt, sowie einige der Mitarbeiterinnen stehen den AfDlern offenbar recht nahe. Man begrüßt sich mit Handschlag, die Lieblings-Biersorte ist schon bekannt und die Belegschaft hört interessiert die rassistischen Vorträge der eingeladenen ReferentInnen. Man kann also davon ausgehen, dass Peter Scholz der AfD sein Lokal nicht (nur) aus finanziellen Gründen oder gar aus Unwissenheit zur Verfügung stellt. Er weiß genau, wer da seine Räume nutzt und er scheint das bewusst zu unterstützen. Nachfragen und Hinweise bekam Peter Scholz zur Genüge, er hat sich jedoch entschieden, sie zu ignorieren und die AfD weiterhin zu unterstützen.
Ob nun im Alten Steuerhaus oder anderswo: In Strausberg ist kein Platz für rechte Hetze! Wir fordern das Alte Steuerhaus auf, die Zusammenarbeit mit der AfD sofort einzustellen. Keine Stadt, kein Raum, kein Acker der AfD!
Die AG Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt (AG BOrG) des Alternativen Jugendprojekts 1260 e.V sammelt stetig Delikte mit rechtem Tathintergrund und erstellt für jedes Jahr Chroniken. Im Folgenden wollen wir eine Kurze Analyse der Chronik aus 2018 vorstellen:
Offene Präsenz von Neonazis in Form von Demonstrationen oder Kundgebungen kommen im Landkreis relativ selten vor. Aber wie 2018 zeigt, sind sie nicht gänzlich verschwunden – letztes Jahr fanden rechte Versammlungen wieder vermehrt in Märkisch-Oderland statt. Der Schein, dass es damit eine kleine oder inaktive rechte Szene gibt, trügt aber, wie die Chronik der AG BorG Strausberg zeigt. Die Zahl der Taten mit rechten Tatmotiv in den letzten Jahren schwankt, aber die Zahl der Delikte wie Körperverletzung, Volksverhetzung und Beleidigung bleibt in etwa über die Jahre gleich. In 2018 gab es insgesamt 33 Delikte mit einem klaren rechten Tathintergrund (2017: 20). Davon waren insgesamt 6 Körperverletzungen (2017: 0), wobei wiederum die Hälfte davon gefährliche Körperverletzungen waren. Beleidigung und Volksverhetzung wurden jeweils 3 mal erfasst (2017: 6 & 4). Ein besonders hoher Anteil der Straftaten in 2018 waren Sachbeschädigungen in Form von Graffitis und Schmierereien, Sticker, aber auch tatsächliche Zerstörung. 33 dieser Taten wurden in 2018 erfasst, wobei ein klarer Schwerpunkt in Strausberg liegt. Im letzten Jahr fanden sich sehr häufig gesprühte oder gemalte nazistische Symbole wie Hakenkreuze oder Runen, aber auch jede Menge Sticker. Nicht unerheblich waren auch die Sticker der neonazistischen Kleinstpartei „der III. Weg“. Bei diesen Delikten haben sich vor allem Strausberg Vorstadt, aber auch die Altstadt von Strausberg als Hotspots herauskristallisiert. Zusätzlich tauchte auch Seelow vermehrt als Ort von rechten Delikten auf. Hier spielt sicherlich auch die Entstehung der „Kameradschaft Märkisch-Oderland“, die dem Raum Seelow zugeordnet wird, eine Rolle. Bad Freienwalde wurde — im Gegensatz zu den letzten Jahren, in denen es dort viele rechte Übergriffe auf Geflüchtete gab — nur eine Straftat mit klaren rechten Hintergrund registriert.
NPD und Rechtsrock
Die NPD – eigentlich in einem desolaten Zustand im Kreis – hat sich im April 2018 mit einer Infostandtour durch Märkisch-Oderland wieder bemerkbar gemacht. Insgesamt 5 Infostände, je einer in Seelow, Bad Freienwalde, Münchberg, Fredersdorf und Rüdersdorf, haben sie am 28. April abgehalten. Dabei wurde die Aktion vor allem durch Aktive aus anderen Kreisverbänden maßgeblich organisiert und durchgeführt. (Siehe auch: https://inforiot.de/npd-infotour-durch-maerkisch-oderland/).
Ein weiteres Event, was wiederum die Organisiertheit und die Vernetzung der Rechtsrock-Szene, explizit der Strausberger Neonazi Band „Exzess“ in Märkisch-Oderland zeigt, ist ein Konzert, das im Mai 2018 in Garzin stattfand. Um 500 Neonazis haben sich auf einem Privatgrundstück zusammengefunden. Zusätzlich zu „Exzess“ spielte auch die Berliner Band „Die Lunikoff-Verschwörung“.
AfD im Kreis
Die AfD war in 2018 im Kreis weiterhin sehr präsent, vor allem über die sogenannten Stammtische oder andere Austausch- und Gesprächskreise. Dennoch sind wesentlich weniger dieser Events in 2018 durchgeführt worden, – insgesamt: 23 — als noch 2017 (32). Dies könnte am Wahljahr 2017 gelegen haben. Dafür versuchte die AfD aber ein Großevent zu organisieren. Am 1. September lud der Kreisverband zu einer Konferenz, wo die AfD die „soziale Frage“ diskutieren wollte, mit teils prominenten und klar rechts bis neonazistisch zu verortenden Gästen (siehe auch: https://inforiot.de/afd-in-mol/). Die Konferenz war durch die wenigen Teilnehmenden und den breiten Protest dagegen jedoch ein Flop. Tätigkeitsschwerpunkte für die AfD waren 2018 die Orte Strausberg, Müncheberg und Hönow, wo sie viele Veranstaltungen organisierten. Zusätzlich gründete sich in Wriezen eine eigene Ortsgruppe mit „Bürgerbüro“. Auch in Strausberg wird seit einem Jahr relativ folgenlos versucht, eine Ortsgruppe ins Leben zu rufen. Kurz wurde die AfD auch im September in Seelow aktiv, als es um die Unterbringung von Geflüchteten in einem Ortsteil ging. Schnell mobilisierten sie unter dem üblichen stumpfen Rassismus zu einer Kundgebung unter dem Titel „Nein zum Ghetto“. Die Teilnehmenden waren neben Anwohner_innen auch Neonazis aus Seelow, wo die AfD keinerlei Berührungsängste zeigte.
Jüngste Geschehnisse – Imbissbrand
Durch die zeitliche Nähe zum Jahr 2018 und der noch nicht weiteren Publikmachung, möchten wir hier noch kurz auf einen Imbissbrand Mitte Februar in Strausberg Vorstadt eingehen. Der Döner-Imbiss von einem aus Syrien geflohenen Mann ging gegen 4 Uhr morgens in Flammen auf. Eine Augenzeugin berichtete von einem Knall und fliehenden Menschen. Alles deutet also auf Brandstiftung hin. In Kombination mit den Analysen von oben wird deutlich, das Strausberg Vorstadt ein Hotspot für rechte Aktivitäten ist. Was Graffitis und Sticker schon andeuteten, zeigt der Brandanschlag nochmals: es gibt eine aktive rechte Szene in Strausberg, die wie eh und je in Strausberg Vorstadt verankert ist. Der Imbiss wurde nur einen Monat vor dem Brand eröffnet.