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Chronik rechter Vorfälle 2022 in Märkisch-Oderland

Liebe Aktive im Land­kreis und darüber hinaus,

wir freuen uns, Ihnen und Euch die Auswer­tung der Chronik 2022 präsen­tieren zu dürfen!

Die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch-Oder­land (BOrG) doku­men­tiert jedes Jahr rechte Vor­fälle im Land­kreis, informiert zu extrem recht­en Erschei­n­ungs­for­men und bietet eine Erst­ber­atung für (poten­ziell) Betrof­fene rechter Gewalt an. Die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch-Oder­land (BOrG) wurde 2002 von Mit­gliedern des Alter­na­tiv­en Jugend­pro­jek­tes 1260 e. V. in Straus­berg gegründet.

Das Kern­stück unser Chronik ist die Auswer­tung der doku­men­tierten Vor­fälle des Jahres 2022. Die Anzahl der Vor­fälle ist zwar im Ver­gle­ich zum Vor­jahr zurück­ge­gan­gen, die Zahl der Angriffe ist jedoch mit acht Tat­en gle­ich hoch geblieben. Die Auswer­tung, die gesam­melten Vor­fälle, sowie weit­ere Hin­ter­grund­berichte haben wir in ein­er Broschüre veröf­fentlicht, die hier herun­terge­laden oder unter ag-borg@horte-srb.de bestellt wer­den kann.

Neben der Chronik-Auswer­tung haben wir einen Artikel der auf die Funk­tion und Wirkung rechter Pro­pa­gan­da im öffentlichen Raum einge­ht. Gedenkar­beit an die Todes­opfer rechter Gewalt ist ein zen­trales The­ma der BOrG und erhält so auch Platz in dieser Broschüre. Ein weit­er­er Artikel wid­met sich recht­en Ver­anstal­tun­gen, die einen hohen Anteil an Vor­fällen in der Region aus­machen. Zu guter Let­zt gehen wir auf rechte Kon­ti­nu­itäten ein.

Weiterhin hohes Niveau an rechten Vorfällen im Landkreis

Im Jahr 2022 hat die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt ins­ge­samt 193 rechte Vor­fälle reg­istri­ert, davon acht Angriffe. Sechs der acht reg­istri­erten Angriffe waren ras­sis­tisch motiviert. Damit bleibt die Zahl der Angriffe im Ver­gle­ich zum Vor­jahr gle­ich hoch. Viele der Angriffe passieren in ver­meintlichen All­t­agssi­t­u­a­tio­nen, am Bus oder beim Einkaufen. Die meis­ten von uns reg­istri­erten Vor­fälle machen Pro­pa­gan­da­vor­fälle aus, mit ins­ge­samt 81 Stück über das Jahr hin­weg. Im Ver­gle­ich zum Vor­jahr 2021 ist die Anzahl von uns reg­istri­ert­er Vor­fälle im Jahr 2022 leicht gesunken. Zum Ver­gle­ich: Im Jahr 2021 haben wir 230 rechte Vor­fälle aufgenom­men, im Jahr 2022 hinge­gen 193. Auch wenn die Zahl der Vor­fälle gesunken ist, bleibt die Anzahl immer noch hoch. Im direk­ten Ver­gle­ich der bei­den Jahre wird auch deut­lich, woher die Ver­ringerung der reg­istri­erten Vor­fälle kommt. Im Jahr 2021 führte die AfD auf dem Mark­t­platz in Wriezen wöchentlich eine Kundge­bung durch, die sich anfangs gegen die Coro­na-Maß­nah­men richtete, aber bald das ganze inhaltliche Reper­toire der AfD abbildete – von Ras­sis­mus bis plumper Het­ze gegen “die da oben”. Diese Kundge­bun­gen liefen im Früh­jahr aus. Die Dif­ferenz in der Anzahl der Vor­fälle zwis­chen 2021 und 2022 hängt mit dem Aus­bleiben der AfD-Kundge­bun­gen in Wriezen zusam­men. Zwar ist es erfreulich, dass die AfD diesen öffentlichen Raum nicht mehr beset­zt, es bedeutet aber auch, dass die Vor­fall­szahlen, zieht man die die AfD-Kundge­bun­gen in Wriezen ab, in bei­den Jahren ähn­lich hoch ist. Wie auch jedes Jahr gilt auch bei dieser Chronik, dass die Dunkelz­if­fer weit höher liegen dürfte, da ins­beson­dere mit Blick auf die räum­liche Verteilung klar wird, wo wir eine gute Daten­lage haben und wo es Leer­stellen gibt.

Dokumentation und Auswertung

Die Chronik doku­men­tiert Aktiv­itäten mit einem recht­en, poli­tisch-motivierten Hin­ter­grund in Märkisch-Oder­land, von Stick­ern bis zu Angrif­f­en. Dabei konzen­tri­eren wir uns auf den realen Raum. Soge­nan­nte Hate Speech oder Bedro­hun­gen im Inter­net wer­den von uns nicht reg­istri­ert. Wir nutzen ver­schiedene Quellen. Die meis­ten doku­men­tierten Vor­fälle sind Mel­dun­gen an uns durch engagierte Einzelper­so­n­en. Darüber hin­aus stellen wir die Chronik aber auch aus Dat­en von Polizeimel­dun­gen, Land­tags- und Bun­destagsan­fra­gen, antifaschis­tis­chen Recherchen und Zeitungsar­tikeln zusam­men. In der vor­liegen­den Auswer­tung haben wir die Vor­fälle ver­schiede­nen Vor­fall­sarten zuge­ord­net: Angriffe (Kör­per­ver­let­zun­gen, mas­sive Bedro­hun­gen oder ziel­gerichtete Sachbeschädi­gun­gen), Pöbeleien/Beleidigungen/Bedrohungen, Pro­pa­gan­da (Stick­er, Plakate, Fly­erverteilun­gen, zum Teil auch Parolen), Sachbeschädi­gun­gen (neben Zer­störun­gen nehmen wir hier auch Schmier­ereien auf), Ver­anstal­tun­gen (Kundge­bun­gen, Konz­erte, Stammtis­che und Gespräch­srun­den) und Son­stiges (hier Lis­ten wir Vor­fälle, die nicht genau ein­er Vor­fall­sart zuzuord­nen sind). Neben dieser Zuord­nung kat­e­gorisieren wir die Vor­fälle nach Inhalt, sprich welch­es rechte Ide­olo­gieele­ment sich ihnen ihnen aus­drückt, oder gegen wen sich die Vor­fälle richt­en. Ras­sis­mus, Anti­semitismus, LGBTIQ*-Feindlichkeit oder Homo­pho­bie, sowie gegen poli­tis­che Gegner*innen gerichtete Vor­fälle und Sozialchau­vin­is­mus, also die Abw­er­tung von und Feind­seligkeit gegenüber sozial Schwächeren, sind jew­eils eigene inhaltliche Kat­e­gorien, die die klas­sis­chen Dimen­sio­nen extrem rechter Ide­olo­gie darstellen.

Darüber hin­aus haben wir drei weit­ere Kat­e­gorien: Ver­harm­lo­sung oder Ver­her­rlichung des Nation­al­sozial­is­mus, worunter wir auch Vor­fälle einord­nen, die sich Sym­bol­en des NS bedi­enen oder deren Legal­isierung fordern, sowie Vor­fälle, in denen NS-Ver­brechen geleugnet oder ver­harm­lost wer­den, bspw. indem heutige Poli­tik mit dem NS gle­ichge­set­zt oder ver­glichen wird. Auch nehmen wir Ver­schwörungside­olo­gien als inhaltliche Kat­e­gorie auf. Ver­schwörungside­olo­gien bedi­enen sich oft anti­semi­tis­ch­er Stereo­type, um nicht ratio­nale und ein­fache Lösun­gen für kom­plexe Prob­leme zu find­en, bspw. die Annahme eines Aus­tauschs der Bevölkerung durch eine geheime Elite ist. Ver­schwörungside­olo­gien sind im Kern immer demokratiefeindlich. Schlussendlich haben wir die inhaltliche Kat­e­gorie Rechte Selb­st­darstel­lung, also die Wer­bung rechter Grup­pen für sich und ihre Anliegen. Dabei lässt sich nicht immer eine klare inhaltliche Abgren­zung tre­f­fen. Ins­beson­dere die let­zte Kat­e­gorie bein­hal­tet stets auch ras­sis­tis­che, anti­semi­tis­che und sex­is­tis­che Dimen­sio­nen, weil dies der Kern rechter Ide­olo­gie ist. Außer­dem sind rechte Vor­fälle für Men­schen, die auf­grund ihrer ver­meintlichen Herkun­ft Sex­u­al­ität oder alter­na­tiv­en Ausse­hens (poten­ziell) von rechter Gewalt betrof­fen sind, immer auch bedro­hend. Das Wis­sen über die Anwe­sen­heit von recht­en Per­so­n­en, bspw. weil sich an einem Ort viele rechte Stick­er find­en, kann eine bedrohliche Wirkung haben und diejeni­gen, die die recht­en Codes lesen kön­nen oder von Recht­en adressiert wer­den, verunsichern.

Rechte Raummarkierung

Pro­pa­gan­da­vor­fälle sind wie in den Vor­jahren eine der meis­ten Vor­fall­sarten – im Jahr 2022 waren sie sog­ar die häu­fig­ste Vor­fall­sart im Land­kreis. Mit 81 Stück machen sie fast die Hälfte aller Vor­fälle aus. Wie oben beschrieben reicht das Spek­trum von dem Kleben von recht­en Stick­ern bis zum Verteilen von Fly­ern. Im Gegen­satz zum Vor­jahr waren Fly­erverteilak­tio­nen jedoch weniger häu­fig und wur­den von uns lediglich dreimal reg­istri­ert. Zweimal durch die AfD und ein­mal durch die Kle­in­st­partei „Die Rechte“. Dies hängt auch damit zusam­men, dass im Jahr 2021 Wahlkampf war und rechte Parteien dadurch mehr mit solchen Aktio­nen in Erschei­n­ung getreten sind. Der III. Weg, welch­er im Vor­jahr mas­siv in der Region aufge­treten ist, war weit­er­hin durch vielfältige Stick­er im Land­kreis sicht­bar. Vor allem in Straus­berg und der übri­gen S5-Region wur­den ab der zweit­en Jahreshälfte mas­siv Stick­er vom recht­en Onlin­ev­er­sand und Aktions­blog „Aktivk­le­berDE“ verklebt. Auf­fal­l­end ist hier die dargestellte Hooli­gan-Manier auf den Stick­ern (siehe entsprechen­der Artikel), aber auch die Feind­bild­markierung queer­er Men­schen. Nicht immer, aber sehr oft wer­den rechte Stick­er gek­lebt, um ein Gebi­et bzw. Revi­er abzusteck­en und die eigene Präsenz deut­lich zu machen. So fan­den sich immer wieder viele Stick­er am Sport- und Erhol­ungspark in Straus­berg Vorstadt, der als Tre­ff­punkt für Jugendliche und so auch rechte Jugend­cliquen dient. Gezielte Aktio­nen, wo mehrere Per­so­n­en Streck­en oder Gebi­ete ablaufen und Stick­er verkleben, kom­men genau­so vor wie vere­inzelte Sticker.

Mehr Beleidigungen und Bedrohungen

Erschreck­end ist die Zunahme von Pöbeleien, Belei­di­gun­gen und Bedro­hun­gen, die auf 38 Vor­fälle im Jahr 2022 gestiegen sind (Ver­gle­ich: 19 im Jahr 2021). Damit sind Pöbeleien und Bedro­hun­gen die zwei­thäu­fig­ste Vor­fall­sart im Land­kreis. Die meis­ten richt­en sich dabei gegen poli­tis­che Gegner*innen. Viele dieser Vor­fälle wer­den uns gemeldet, weil die Beratungsstelle an das alter­na­tive Jugendzen­trum Horte und den dazuge­höri­gen Vere­in ange­dockt ist. Damit haben wir Kon­takt mit vie­len der Betrof­fe­nen und ein gutes Bild davon, wie hoch die Zahlen in der S5-Region sind. Allerd­ings sind wir sich­er, dass viele solch­er Vor­fälle auch in anderen Regio­nen Märkisch-Oder­lands erfol­gen, die wir nicht reg­istri­eren. Beson­ders ras­sis­tis­che Belei­di­gun­gen wer­den in der Real­ität deut­lich öfter vorkom­men, als hier abge­bildet. Fehlende Unter­stützun­gen, Hil­flosigkeit, aber auch die Alltäglichkeit führen dazu, dass viele Betrof­fene diese Vor­fälle nicht melden, wed­er bei uns oder anderen Beratungsstellen noch bei der Polizei. Eine beson­ders schw­er­wiegende Bedro­hung ereignete sich Ende Mai in Podelzig. Hier wurde eine Kirchen­ruine beschädigt, NS-Sym­bole gesprüht und ein anti­semi­tis­ches Bedro­hungss­chreiben hinterlassen.

Abgenom­men haben hinge­gen rechte Ver­anstal­tun­gen im Ver­gle­ich zum Vor­jahr. Im Jahr 2022 fan­den ins­ge­samt 25 Ver­anstal­tun­gen im Land­kreis statt. Wie oben schon beschrieben, fan­den ab dem Früh­jahr 2022 keine wöchentlichen AfD-Kundge­bun­gen mehr in Wriezen statt. Dies und der fehlende Wahlkampf haben zu ein­er deut­lichen Abnahme rechter Ver­anstal­tun­gen in der Region geführt. Die AfD ist weit­er­hin der rechte Akteur, der die meis­ten recht­en Ver­anstal­tun­gen im Land­kreis durch­führt. Lediglich sieben der ins­ge­samt 25 Ver­anstal­tun­gen sind nicht der AfD zuzurech­nen. Wie auch in den let­zten Jahren hat die AfD einige Ver­anstal­tun­gen im Restau­rant „Mit­telpunkt der Erde“ im Hoppe­garten­er Ort­steil Hönow unweit der Berlin­er Lan­des­gren­ze durchge­führt. Hier trat­en mehrfach hohe Führungs­fig­uren AfD und der soge­nan­nten neuen Recht­en wie Jür­gen Elsäss­er, der Chefredak­teur des recht­en „Com­pact-Mag­a­zins“, auf. Her­vorzuheben ist eine Ver­anstal­tung vom 10. Okto­ber 2023, die vom Flügel-Nach­fol­ger „Idear­i­um“ organ­isiert wurde. Neben Björn Höcke waren führende Flügelmit­glieder aus Berlin und Bran­den­burg anwe­send. Dies zeigt, welche wichtige rechte Infra­struk­tur der „Mit­telpunkt der Erde“ bildet und wie stark der Flügel und seine Akteur*innen in der Region ver­ankert sind. An dieser Stelle sind noch zwei weit­ere Ver­anstal­tun­gen her­vorzuheben, die einige Brisanz haben. Am 2. August ver­anstal­tete die rock­erähn­liche Brud­er­schaft „Odins Raben“ ein Konz­ert auf ihrem Are­al in Müncheberg. Dieses Konz­ert wurde als Recht­srock­konz­ert eingestuft. Auch haben die „Van­dalen – ari­oger­man­is­che Kampfge­mein­schaft“, eine der ältesten Neon­azi­grup­pierun­gen Berlins, am 24. Sep­tem­ber ihr 40. Jubiläum in Alt­lands­berg gefeiert.

Auch in diesem Jahr gab es wieder ein vielfältiges Protest­geschehen im Land­kreis. Zu Beginn des Jahres maßge­blich getrieben um die Debat­te zur Impf­pflicht, wan­delte sich dieses im Ver­lauf des Jahres durch den rus­sis­chen Angriff­skrieg und die Fol­gen der ver­hängten Sank­tio­nen. Diese Ver­anstal­tun­gen haben wir nicht pauschal aufgenom­men, da diese nicht expliz­it von Recht­en organ­isiert wur­den und auch die Außen­wirkung sehr het­ero­gen war. Besorgnis­er­re­gend bleibt aber zum einen, wie unbe­hel­ligt auch organ­isierte Neon­azis an solchen Ver­anstal­tun­gen teil­nehmen kön­nen und zum anderen, wie nahe die Organisator*innen recht­en Kadern ste­hen. Bei einzel­nen Ver­anstal­tun­gen kam es auch zu recht­en Vor­fällen, die wir aufgenom­men haben, bspw. im Jan­u­ar in Straus­berg, als bei einem sog. Spazier­gang Neon­azis Per­so­n­en am Rand bedro­ht­en. Oder im Sep­tem­ber in Seelow, als eine Flagge der recht­en Land­volk­be­we­gung auf ein­er Demo gezeigt wurde.

Zunahme an geschmierten Hakenkreuzen

Im Jahr 2022 haben wir 19 geschmierte Hak­enkreuze aufgenom­men, dies sind acht mehr als im Vor­jahreszeitraum. Die Hak­enkreuzschmier­ereien machen damit einen Großteil der 25 Sachbeschädi­gun­gen aus. Das Hak­enkreuz ist das ein­deutig­ste Sym­bol nation­al­sozial­is­tis­ch­er Ide­olo­gie und ste­ht für alle Ver­brechen der NS-Zeit. Das Schmieren der Sym­bo­l­ik drückt ein­deutige Sym­pa­thie mit dem NS-Regime und sein­er Ver­nich­tungspoli­tik aus. Jen­seits der Schmier­ereien haben wir unter Sachbeschädi­gun­gen die Zer­störung ein­er Gedenkstätte durch Neon­azis aus der Divi­sion MOL bzw. mit­tler­weile III. Weg am 30. April aufgenom­men, sowie die Schän­dung ein­er Ausstel­lung über das Juden­tum am Theodor-Fontane-Gym­na­si­um. Neben dem Vor­fall am Theodor-Fontane-Gym­na­si­um ereigneten sich 17 weit­ere anti­semi­tis­che Vor­fälle im Land­kreis, von denen wir wis­sen. Damit ist die Zahl der anti­semi­tis­chen Vor­fälle gestiegen (2021: zehn Vor­fälle). Auch dies hängt mit ein­er stärk­eren Präsenz des III. Wegs zusammen.

Zusät­zlich zu dem bish­er genan­nten sind 16 Vor­fälle kein­er Vor­fall­sart zuzuord­nen und deswe­gen als Son­stiges gelis­tet. Über diese Vor­fälle liegen zu wenig Dat­en vor, um sie direkt einzuord­nen, bspw. wenn aus ein­er Land­tagsan­frage lediglich her­vorge­ht, dass die Polizei auf­grund ein­er anti­semi­tis­chen Volksver­het­zung ermit­telt. Dies kön­nte eine Bedro­hung oder auch Pro­pa­gan­da sein.

 

Hier geht es zur voll­ständi­gen Broschüre.

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Chronik rechter Vorfälle in Märkisch-Oderland 2021

Die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch-Oder­land (BOrG) hat im Jahr 2021 ins­ge­samt 230 rechte Vor­fälle im Land­kreis aufgenom­men. Diese Vor­fälle sind unter­schiedlich hin­sichtlich ihrer Schwere und reichen von Pro­pa­gan­da über Bedro­hun­gen und Belei­di­gun­gen bis hin zu Angrif­f­en. Auch hin­sichtlich der inhaltlichen Kat­e­gorien, also der Moti­va­tion oder der betrof­fe­nen Gruppe, sind die Vor­fälle unter­schiedlich. Sie eint jedoch, dass sie extrem rechte Ide­olo­gieele­mente bedi­enen. Das bedeutet, dass sie entwed­er Aktiv­itäten der extremen Recht­en darstellen oder Ras­sis­mus, Anti­semitismus, LGBTIQ*-Feindlichkeit, Sozialchau­vin­is­mus (die Abw­er­tung von armen und woh­nungslosen Men­schen oder Men­schen mit Behin­derun­gen und psy­chis­chen Erkrankun­gen) oder Ver­schwörungserzäh­lun­gen ausdrücken.

Die Fal­lzahl hat sich im Ver­gle­ich zu unser­er Auswer­tung von 2021 (107 Fälle) ver­dop­pelt. Wie auch in den ver­gan­genen Jahren hat dies zum einen mit ein­er aktiv­eren Melde­struk­tur und Öffentlichkeit­sar­beit der BOrG zu tun, aber auch damit, dass sich Trends des let­zten Jahres fort­set­zen: Neben ein­er Vielzahl von Ver­anstal­tun­gen der AfD im Land­kreis beobacht­en wir neue extrem rechte Struk­turen, die durch ver­schiedene Aktio­nen aufge­fall­en sind.

Mit neun Angrif­f­en ist die Anzahl gegenüber dem let­zten Jahr um drei Angriffe gestiegen. Hier­für ist maßge­blich eine Angriff­s­rei­he im Küstriner Vor­land ver­ant­wortlich, bei der eine der recht­en Szene zuge­hörige Frau mehrfach Polizist*innen angriff. Dies geht aus mehreren Land­tagsan­fra­gen der Abge­ord­neten Andrea Johlige her­vor. Anson­sten sind es vor allem ras­sis­tisch motivierte Angriffe, die wir in 2021 beobachtet haben. Wie auch in den Jahren zuvor sind Geflüchtete oder ver­meintlich geflüchtete Men­schen und ihre Unterkün­fte ver­gle­ich­sweise häu­fig Ziele von Angriffen.

Art der Vorfälle

 

Rechte Veranstaltungen als häufigste Vorfallsart

Im let­zten Jahr fan­den in Märkisch-Oder­land ins­ge­samt 92 Ver­anstal­tun­gen statt, die von recht­en Akteur*innen organ­isiert wur­den oder einen recht­en Bezug hat­ten. Diese hohe Zahl muss im Kon­text des Bun­destagswahlkampfes und der steti­gen Mobil­isierung gegen die Coro­na-Maß­nah­men gese­hen wer­den. Hier kam es teil­weise zu Über­schnei­dun­gen, wie bei den regelmäßi­gen Kundge­bun­gen der AfD in Wriezen. Seit Dezem­ber 2020 führt die AfD hier jeden Mittwoch eine Kundge­bung auf dem Mark­t­platz durch, die sich gegen die Maß­nah­men zur Eindäm­mung der Pan­demie richtet, aber auch immer wieder aller­lei The­men aus dem Wahl­pro­gramm der AfD behan­delt. Zusät­zlich zu diesen Kundge­bun­gen kamen weit­ere AfD-Ver­anstal­tun­gen im gesamten Land­kreis dazu. Ab Juli stieg die Zahl der AfD-Ver­anstal­tun­gen durch den begin­nen­den Wahlkampf an: Infos­tände, Bus­touren, Kundge­bun­gen und Som­mer­feste; die AfD war an vie­len Orten mit ihren Anhänger*innen präsent und machte diese Orte damit auch immer wieder zu No-Go-Areas für Men­schen mit Ras­sis­muser­fahrun­gen, Jüd*innen, Men­schen aus der LGBTIQ*-Community oder Per­so­n­en, die als links oder “alter­na­tiv” wahrgenom­men werden.

Vor­fälle im Jahresverlauf

Neben der AfD waren es vor allem die Quer­denken­proteste im ersten Hal­b­jahr, die die Zahl der recht­en Ver­anstal­tun­gen anwach­sen ließ. Die Quer­denken-Kundge­bun­gen fan­den in Straus­berg zu ein­er Zeit statt, zu der schon längst Reichs­fah­nen auf den großen Demos in Berlin gezeigt wur­den und die Debat­ten um eine fehlende Abgren­zung nach Rechts geführt wur­den. Wer sich zu diesem Zeit­punkt bewusst für ein recht­sof­fenes Label wie Quer­denken entschei­det, scheint gut damit leben zu kön­nen, wenn auch rechte Inhalte auf den Kundge­bun­gen präsen­tiert wer­den. Und so kam es auch, dass neben dem extrem recht­en „Com­pact-Mag­a­zin“, welch­es auf den Kundge­bun­gen verteilt wurde, auch immer wieder NS-ver­harm­losende Inhalte präsent waren. Neben der AfD und dem Quer­denken-Spek­trum gab es auch Ver­anstal­tun­gen neon­azis­tis­ch­er Grup­pierun­gen. So fan­den drei Wan­derun­gen von neon­azis­tis­chen und völkischen Grup­pen im Osten von Märkisch-Oder­land statt. Zudem gab es geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che Ver­anstal­tun­gen zum “Heldenge­denken” oder der 150-jähri­gen Grün­dung des Deutschen Reiches.

Die zwei­thäu­fig­ste Vor­fall­sart im Jahr 2021 macht­en mit 89 Vor­fällen Pro­pa­gandafälle aus. Darunter fall­en zum Beispiel verklebte Stick­er oder Fly­er, die verteilt wur­den. Hier sind es vor allem Stick­er, die rechte Struk­turen als solche bewer­ben. Dabei spie­len jedoch immer auch andere Dimen­sio­nen des Recht­sex­trem­is­mus eine Rolle, wie Ras­sis­mus, Anti­semitismus oder die Bedro­hung von poli­tis­chen Gegner*innen. Im Jahr 2021 ist vor allem die Präsenz von Stick­ern der neon­azis­tis­chen Kle­in­st­partei „Der III. Weg“ in der gesamten S5-Region enorm angestiegen, was auf einen per­son­ellen Zuwachs der Struk­tur in der Region schließen lässt. Daran anknüpfend gab es auch mehrere Aktio­nen, bei denen Neon­azis vom III. Weg-Fly­er und andere Pro­pa­gan­da verteilt haben.

Hakenkreuzschmierereien und Bedrohungen

Ins­ge­samt kam es im let­zten Jahr zu 18 Sachbeschädi­gun­gen. Darunter find­en sich 11 gesprühte Hak­enkreuze im öffentlichen Raum. Zusät­zlich zu den Hak­enkreuz-Schmier­ereien, sind auch Sachbeschädi­gun­gen durch die neon­azis­tis­che Jugend­clique “Divi­sion MOL” in Fred­er­s­dorf und Peter­sha­gen-Eggers­dorf verübt wor­den. Neben Sprühereien durch die jugendlichen Nazis haben 5 Mit­glieder der Gruppe am 31. Jan­u­ar eine Gedenkstätte für Phan Văn Toản am Bahn­hof Fred­er­s­dorf zer­stört. Zuvor hat­ten Antifaschist*innen dort an Phan Văn Toản gedacht, der 1997 am Bahn­hof aus ras­sis­tis­chen Motiv­en ange­grif­f­en wurde und an den schw­eren Ver­let­zun­gen ver­starb. Die dort gelasse­nen Blu­men, Kerzen und Trans­par­ente wur­den zerstört.

Auch 18 Bedro­hun­gen, Belei­di­gun­gen und Pöbeleien haben wir im let­zten Jahr aufgenom­men. Diese richteten sich vor­rangig gegen poli­tis­che Gegner*innen. Hier dürfte die Dunkelz­if­fer mit ras­sis­tis­chen Motiv­en enorm hoch liegen. All­t­agsras­sis­mus, Belei­di­gun­gen an der Kasse im Super­markt, im Bus oder im Vere­in ste­hen für viele Schwarze Per­so­n­en und Men­schen mit Ras­sis­muser­fahrun­gen lei­der an der Tage­sor­d­nung, wer­den jedoch auf­grund der schieren Häu­figkeit in den sel­tensten Fällen an Polizei oder Beratungsstruk­turen gemeldet. Jede betrof­fene Per­son kön­nte wahrschein­lich von hun­derten Sit­u­a­tio­nen der Aus­gren­zung, Diskri­m­inierung und Stig­ma­tisierung erzählen.

Keine sicheren Rück­zugsräume Märkisch-Oderland

Die räum­liche Verteilung der Vor­fälle zeigt, dass es vor allem die größeren Städte wie Bad Freien­walde, Wriezen, Müncheberg und Straus­berg sind, die mit hohen Fal­lzahlen her­vorstechen. Aber auch der Berlin­er Speck­gür­tel und damit die S5-Region ist ein Hotspot für rechte Aktiv­itäten. Wie auch in der Ver­gan­gen­heit ist mit 68 Vor­fällen Straus­berg der Ort mit den meis­ten Vor­fällen. Dies ist zum einen auf eine hier aktive rechte Szene zurück­zuführen, aber auch auf die lokale Ver­ankerung der Beratungsstelle in Straus­berg. Aktive der BOrG und eine hier aktive Zivilge­sellschaft kriegen mehr von dem Geschehen in der Stadt mit, als es in Seelow oder Lebus der Fall ist. Wir kön­nen davon aus­ge­hen, dass die Fal­lzahlen in Straus­berg der Durch­schnitt sind und wir in anderen Teilen des Land­kreis­es eine enorme Dunkelz­if­fer haben. Viele Betrof­fene wis­sen nicht, an wen sie sich bei Diskri­m­inierung oder rechter Gewalt wen­den kön­nen. Ins­beson­dere geflüchtete Per­so­n­en wollen nicht neg­a­tiv auf­fall­en, um ihr Asylver­fahren nicht zu gefährden und ver­mei­den dadurch den Kon­takt zu Beratungsstellen oder der Polizei. Aber auch unsen­si­ble Reak­tio­nen von Poli­tik und Polizei, sowie die Alltäglichkeit von recht­en Vor­fällen im Leben viel­er Men­schen führen zu Ohnmachtsgefühlen.

Räum­liche Verteilung der Vorfälle

Die hohe Anzahl rechter Vor­fälle in der S5-Region ist eine Weit­er­en­twick­lung von Trends und Phänome­nen, die bere­its 2020 aufge­taucht sind. Die rechte Jugend­gruppe „Divi­sion MOL“ ist maßge­blich für diverse Vor­fälle in der Region ver­ant­wortlich. Die weit­er­hin hohe Anzahl an Vor­fällen lässt eine ide­ol­o­gis­che Fes­ti­gung der Jugendlichen ver­muten. Die weite Ver­bre­itung Pro­pa­gan­da des III.Weg ist besorgnis­er­re­gend und lässt auf struk­turelle und per­son­elle Verbindun­gen zur neon­azis­tis­chen Kle­in­st­partei schließen. Neben Straus­berg und der S5-Region war es vor allem auch Bad Freien­walde, wo der III. Weg beson­ders in der ersten Jahreshälfte auffiel.

Antisemitismus und Rassismus als fester Kern rechter gewalttätiger Ideologie

Wie auch in den ver­gan­genen Jahren ist rechte Selb­st­darstel­lung, also das Bewer­ben oder das Auftreten als rechte Struk­tur oder Partei, das dom­i­nante Motiv. Nicht zu vergessen ist aber, dass rechte Struk­turen immer auch eine ras­sis­tis­che, anti­semi­tis­che und men­schen­feindliche Ide­olo­gien vertreten und damit diese Ide­olo­gieele­mente auch immer Teil rechter Selb­st­darstel­lung sind.

Es zeigt sich deut­lich, dass die Vor­fälle mit direk­ten Betrof­fe­nen und jene, auf die direk­te kör­per­liche Unversehrtheit zie­len, durch den ver­nich­t­en­den Kern rechter Ide­olo­gie motiviert sind: Ras­sis­mus, Anti­semitismus und Angriffe auf poli­tis­che Gegner*innen. Das sind bei den Bedro­hun­gen, Angrif­f­en und Sachbeschädi­gun­gen die dominieren­den Motive.

Inhaltliche Zuord­nung nach Art des Vorfalls

 

Die vollständige Chronik gibt es hier zum download.

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(Anti)militarismus

Kundgebung: Nein zum Krieg!

Am 7. April 2022 laden wir, die Vere­ini­gung der Ver­fol­gten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen, von 17 bis 18:30 Uhr am Lands­berg­er Tor (Große Str. 75) zur Frieden­skundge­bung ein. Wir sind für Frieden und sagen darum Nein zur Ein­rich­tung eines 100 Mil­liar­den Son­derver­mö­gen für die Bundeswehr.

Mit diesem Son­derver­mö­gen soll die Bun­deswehr aufgerüstet wer­den, um sie zur „schlagkräftig­sten Armee Europas“ zu machen, wie FDP-Finanzmin­is­ter Chris­t­ian Lind­ner bekräftigte. Konkret geht es um die Anschaf­fung von Tor­na­do-Nach­fol­ger Kampf­jets F‑35, den der Her­steller Lock­heed Mar­tin als den tödlich­sten Kampf­jet der Welt beze­ich­net. Dieser ist nicht nur teuer – in den USA ist der F‑35 das teuer­ste Rüs­tung­spro­gramm der Geschichte des Lan­des – er lässt sich auch mit Atom­sprengköpfen ausstat­ten. Zusät­zlich ist die Anschaf­fung von Hyper­schall­waf­fen, anderen Kampf­jets und Kampf­drohnen geplant.

Die Hochrüs­tung Deutsch­lands geschieht im Wind­schat­ten des Krieges und wird diesen wed­er been­den noch zukün­ftige ver­hin­dern. Ganz im Gegen­teil: diese Aufrüs­tung gefährdet die gesamte Zivil­bevölkerung Europas, denn sie set­zt auf eine Gewalt­spi­rale, die angesichts der mod­er­nen Waf­fen­sys­teme längst nicht mehr poli­tisch kon­trol­lier­bar ist.

Wir sind voller Sorge, denn die Welt ste­ht am Vor­abend eines neuen Weltkrieges.

Wir haben Angst, denn wiedere­in­mal entschei­det sich eine deutsche Regierung für Aufrüs­tung, um im Kampf um die neue mil­itärische Vorherrschaft auf der Welt dabei zu sein. Dass die Aktien des Rüs­tungs­gi­gan­ten Rhein­metall wortwörtlich durch die Decke schießen, zeigt deut­lich, dass mit Kriegen auch Prof­it gemacht wer­den kann.

Wir sind wütend, denn eine sozialdemokratisch geführte Regierung nutzt alle par­la­men­tarischen Tricks, um im Schat­ten des Ukrainekrieges und unter dem Ein­druck des vie­len Lei­ds, die Grund­sätze der bun­des­deutschen Außen­poli­tik abzuschaffen.

Im April wird im Bun­destag über die Bere­it­stel­lung von 100 Mil­liar­den für die Aufrüs­tung der Bun­deswehr abges­timmt. 100 Mil­liar­den, die beim Woh­nungs­bau oder der Bekämp­fung der Kli­makatas­tro­phe fehlen werden!

Darum müssen wir jet­zt zusam­menkom­men und einem Wet­trüsten ungeah­n­ten Aus­maßes ein deut­lich­es Nein ent­ge­genset­zen. Wir rufen alle Bürg­erin­nen und Bürg­er auf, sich der neuen Friedens­be­we­gung anzuschließen und mit uns gemein­sam zu demonstrieren:

Für ein sofor­tiges Ende des rus­sis­chen Angriffskriegs!

Gegen Aufrüs­tung und Gegen das 100 Mil­liar­den Son­derver­mö­gen der Bundeswehr!

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Sonstiges

Gegen rechtsoffene Querdenken-Spaziergänge in Strausberg

Seit Wochen tre­f­fen sich deutsch­landweit Men­schen zu soge­nan­nten „Spaziergän­gen“, um mit dieser Aktions­form gegen die Coro­na-Maß­nah­men, das Impfen und teil­weise auch gegen die Pan­demie an sich zu protestieren. Einige Teil­nehmende haben dabei tat­säch­lich berechtigte Kri­tik an einzel­nen Coro­na­maß­nah­men. Sie sind, wie die meis­ten von uns auch, nach 2 Jahren Pan­demie am Ende angekom­men und hal­ten die gesellschaftlichen Zustände nicht mehr aus. Doch anstatt sich um sol­i­darische Lösun­gen zu küm­mern (Nach­barschaft­shil­fen, Unter­stützung der Arbeit­skämpfe in den Kliniken, Forderung der Patent­freiga­be für Impf­stoffe), ver­weigern sie sich wis­senschaftlichen Erken­nt­nis­sen und gehen als ver­meintliche Freiheitskämpfer*innen auf die Straße. Dass bei ihren Aufmärschen auch aktive und gewalt­bere­ite Neon­azis mit- oder vorneweg laufen, scheint den meis­ten egal zu sein.

So beteiligten sich in Straus­berg von Anfang an bekan­nte Neon­azi-Kad­er rund um die Kam­er­ad­schaft AO Straus­berg sowie Mit­glieder der Nazi-Jugend­gruppe Divi­sion MOL. Dabei bepö­beln sie umste­hende Per­so­n­en, treten teil­weise ver­mummt auf und zeich­nen sich vor allem durch Gewalt­bere­itschaft aus – was ver­mut­lich auch das Haupt­mo­tiv zur Teil­nahme sein dürfte.

Erst kür­zlich, am 17. Jan­u­ar, wurde ein Pas­sant aus der Demo her­aus von zehn ver­mummten Neon­azis bedro­ht. Dieses Phänomen find­en wir nicht nur in Straus­berg. Die wenig­sten Spaziergänge dis­tanzieren sich klar von Neon­azis, in den meis­ten Fällen wer­den sie geduldet oder sog­ar mit offe­nen Armen willkom­men geheißen. Vielerorts sind Neon­azis sog­ar die Organisator*innen, so wer­den die Proteste in Witt­stock und Wit­ten­berge beispiel­sweise von der nation­al­sozial­is­tis­chen Partei „Der III. Weg“ ver­anstal­tet. Meist find­et die Organ­i­sa­tion in lokalen Telegram­grup­pen statt, so auch in Straus­berg. Hier wer­den immer wieder Dro­hun­gen gegen Ärzte aus­ge­sprochen, Aufrufe zum gemein­samen Einkaufen ohne Maske geteilt oder dazu aufge­fordert, Antifaschist*innen rauszuw­er­fen. Schein­bar fällt eine Abgren­zung nach links deut­lich leichter als gegenüber Neonazis.

So ist es für die Neon­azis ein leicht­es, sich an dem Spaziergän­gen zu beteili­gen und gewalt­bere­it aufzutreten. Kri­tik daran wird schnell unter dem Schlag­wort „Lügen­presse“ abgetan.

Wir fordern daher alle Teilnehmer*innen der Spaziergänge auf: Werft die Nazis von euren Ver­anstal­tun­gen! Wer Neon­azis Raum in seinen Ver­anstal­tun­gen ein­räumt, darf sich nicht wun­dern, mit ihnen in einen Topf gewor­fen zu werden.

Wir ste­hen gemein­sam für einen sol­i­darischen Umgang mit der Pan­demie, für Impfen als Selb­st- und Fremd­schutz und für gegen­seit­ige Unter­stützung in der Krise.

Darum kommt am 31. Jan­u­ar um 17:30 zum Mark­t­platz Straus­berg und protestiert mit uns gegen die Quer­denken-Spaziergänge und für einen sol­i­darischen Weg raus aus der Pandemie!

Gemein­samer Aufruf der VVN – BdA Kreisver­band Märkisch-Oder­land, der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch-Oder­land und Die Linke – Strausberg

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Antifaschismus Verschwörungsideologie

Corona-Proteste in Märkisch-Oderland — rechtsoffen und gefährlich

Seit Anfang Dezem­ber kommt es auch in Märkisch-Oder­land wieder ver­stärkt zu Protesten gegen die anhal­tenden Coro­na-Maß­nah­men. Dabei trifft sich an Mon­ta­gen, anmaßend angelehnt an die friedliche Rev­o­lu­tion 1989 in der DDR, bun­desweit eine het­ero­gene Mis­chung aus Imp­fun­willi­gen, Corona-Leugner*innen, AfD-Politiker*innen bis hin zu organ­isierten Neon­azis. Ange­facht wur­den diese erneuten Proteste rund um die Debat­ten zur Ein­führung ein­er Impflicht. Allein am ersten Jan­u­ar­woch­enende gin­gen mehrere zehntausend Men­schen bun­desweit auf die Straße. Dabei kam es auch zu gewaltvollen Auseinan­der­set­zun­gen mit der Polizei.

Die selb­ster­nan­nten “Mon­tagss­paziergänge” in unser­er Region find­en in größeren Dimen­sio­nen in Straus­berg, Wriezen, Alt­lands­berg, Bad Freien­walde, Neuen­hagen, Fred­er­s­dorf, Müncheberg, Buck­ow und Seelow statt. Dazu kom­men weit­ere kleinere Spaziergänge in anderen Gemein­den und Dör­fern. Zum Teil kom­men bis zu 300 Per­so­n­en zusam­men, ohne offizielle Anmel­dung bei der Ver­samm­lungs­be­hörde, ohne Beach­tung des Min­destab­stands und ohne Masken. Und das mit­ten in ein­er weltweit­en Pan­demie, die mit der neuen Omikron-Vari­ante nicht als Welle, son­dern beina­he als Mauer zu ras­an­ten Anstiegen der Infek­tion­szahlen führt. Anders als an anderen Orten und auch abwe­ichend von den “Hygien­e­protesten” aus dem Früh­jahr 2021 gibt kein­er­lei poli­tis­chen Aus­druck wie Transparente oder Schilder, selb­st Sprechchöre wer­den nicht angestimmt.

Das es sich aber um poli­tis­che und dur­chaus auch rechte Ver­anstal­tun­gen han­delt, zeigt ein Blick auf die Teil­nehmer*innen der Spaziergänge und den Ton in den entsprechen­den Telegram-Grup­pen. In Straus­berg laufen Mit­glieder der 2005 ver­bote­nen neon­azis­tis­chen Kam­er­ad­schaft ANSDAPO mit, darunter z.B. Falko Hes­sel­barth. Auch der bun­desweit ver­net­zte rechte Kampf­s­portler und Musik­er der Band “Exzess”, Tobias Vogt, war dabei, eben­so Mal­wig Stel­ter und weit­ere Mit­glieder der gewalt­bere­it­en rechte Jugend­gruppe Divi­sion MOL.

Auch jen­seits dieser Beteili­gung durch Neon­azis wird der extrem rechte Charak­ter der Spaziergänge schon deut­lich, wenn man Wort­fet­zen der Teil­nehmenden vor Beginn der “Spaziergänge” auf­schnappt. Beispiel­sweise eine Gruppe bei den Straus­berg Spaziergän­gen, die noch auf “Men­gele” warten soll (ver­mut­lich ein Spitz­name, der sich auf den berüchtigten SS-Arzt in Auschwitz-Birke­nau bezieht).

Anfang Dezem­ber grün­de­ten sich zeit­gle­ich bran­den­burg­weit “Brandenburg_steht_auf”-Telegramgruppen mit jew­eils regionalen Bezü­gen. In Märkisch-Oder­land koor­diniert eine Per­son zen­tral diese Gruppe und führt Buch über die Anwe­sen­heit­en auf den jew­eili­gen Spaziergän­gen. Es wird dazu aufgerufen, antifaschis­tisch Aktive in den Grup­pen an die Mod­er­a­tion zu melden und aus den Grup­pen zu ent­fer­nen. In der Straus­berg-Gruppe kam es zudem im Rah­men des Ange­bots eines Kinder­impf­tages  in der Tage­spflege “Im alten Lokschup­pen” am 15. Jan­u­ar 2022 zu Aufrufen, dort zu protestieren. Es wurde gedro­ht, den*die Impfärzt*in her­auszufind­en und diese per­sön­lich zu besuchen. Solche Dro­hun­gen gegen medi­zinis­ches Fach­per­son­al rei­hen sich ein in eine sich zus­pitzende gesellschaftliche Stim­mung, in der aus Dro­hun­gen auch Gewal­tan­wen­dung wird.

Die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch-Oder­land beobachtet diese Spaziergänge mit Sorge. “Die Weigerung, sich an  Hygien­eregeln zu hal­ten eben­so wie die Selb­stver­ständlichkeit, mit gewalt­bere­it­en Nazis auf die Straße zu gehen, besorgt uns”, so Tom Kurz von der Beratungsstelle. Er befürchtet eine mögliche gewaltätige Zus­pitzung der Proteste, wie es in Süd­bran­den­burg oder Sach­sen der Fall ist. “Zusät­zlich ist ein Tre­f­fen so viel­er Men­schen ohne Maske und Abstand igno­rant und ignori­ert die schnelle Aus­bre­itungsrate der Omikron-Variante.”

Angesichts dieser Entwick­lun­gen kommt uns die Ver­ant­wor­tung zu, den extrem recht­en Charak­ter der Aufzüge zu ent­lar­ven UND gle­ichzeit­ig eine sol­i­darische Kri­tik an den Maß­nah­men zu for­mulieren. Eine linke Stimme ist von Anbe­ginn der Pan­demie viel zu leise, ger­ade vor dem Hin­ter­grund der aktuellen massen­haften “Spaziergänge” wird sie dringlich­er denn je. Die weltweite Pan­demie ist real und hat viele Men­schen das Leben und die Gesund­heit gekostet. Viele weit­ere sind bei ein­er möglichen Infek­tion auf­grund von Vor­ererkrankun­gen von schw­eren Ver­läufen bedro­ht, viele Pfleger*innen und Ärzt*innen in den Kranken­häusern und auf den Inten­sivs­ta­tio­nen an ihren Gren­zen. Lasst uns mit diesen gemein­sam für eine gute medzinis­che Absicherung und bessere Arbeits­be­din­gun­gen kämpfen statt Eigen­in­ter­essen in den Vorder­grund zu stellen. Lasst uns zusam­men ste­hen mit dem Blick auf den Schutz der gesellschaftlich Schwäch­sten. Lasst uns gemein­sam linke, antikap­i­tal­is­tis­che Antworten auf die Coro­na-Krise find­en und uns nicht mit ver­meintlich ein­fachen Antworten aus dem Quer­denken-Spek­trum zufrieden geben. 
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Sonstiges

Vortrag der Plattform in Potsdam (17.09.)

Unser Vor­trag in Pots­dam ste­ht mit­tler­weile schon einige Mon­tae fest. Wir freuen uns sehr in der Bran­den­bur­gis­chen Haupt­stadt unsere Organ­i­sa­tion vorstellen zu dür­fen. Pots­dam ver­fügt seit den 1990er Jahren über eine anar­chis­tis­che Sub­kul­tur. Die anar­chis­tisch geprägte Hausbesetzer:innenbewegung machte Pots­dam zeitweise zur Stadt mit den meis­ten Beset­zun­gen pro Einwohner:in in der Bun­desre­pub­lik. In der Stadt existierten mehrfach anar­chis­tis­che Grup­pen. Seit 2018 beste­ht in Pots­dam wieder eine FAU Struk­tur. Ein­ge­laden wur­den wir zu den Anar­chis­tis­chen Tagen Pots­dam, die wir euch natür­lich auch abseits unseres Vor­trags wärm­stens empfehlen können.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Kundgebung: Bad Freienwalde ist bunt — 14. August

Bad Freien­walde ist eine Stadt, in der sich alle wohlfühlen sollen. Alle, das bedeutet Junge und Ältere, Men­schen aus Deutsch­land oder aus anderen Län­dern, Men­schen mit und ohne Behin­derung, Men­schen, egal wen sie lieben, Men­schen mit viel oder wenig Geld, kurz: eben alle. Wir wün­schen uns eine Stadt, in der Men­schen miteinan­der sol­i­darisch sind und füreinan­der ein­treten. In der sie andere willkom­men heißen und in der wir an Unter­schieden gemein­sam wach­sen. In vie­len Bere­ichen ist das auch schon Wirk­lichkeit. Viele in Bad Freien­walde set­zen sich für benachteiligte Men­schen, zum Beispiel Geflüchtete, ein, knüpfen Kon­tak­te, schließen Fre­und­schaften. Es gibt starke Net­zw­erke, in denen Men­schen sich gegen­seit­ig helfen und unter­stützen. Viele Men­schen engagieren sich hier vor Ort für Vielfalt und gegen Diskri­m­inierung. Doch Bad Freien­walde hat lei­der auch eine andere Seite. Der Recht­sruck, der sich seit eini­gen Jahren in der gesamten Gesellschaft zeigt, macht auch hier nicht halt. Erstark­ende Neon­azi-Struk­turen, rechte und teils men­schen­ver­ach­t­ende Äußerun­gen auf der Straße, im Inter­net, aber auch in öffentlichen Ver­anstal­tun­gen machen uns Sor­gen. Auch bei uns wer­den Men­schen auf der Straße tätlich ange­grif­f­en, bespuckt, und bepö­belt auf­grund ihrer Herkun­ft oder ihres Ausse­hens. Wir sagen klar und deut­lich: Das lassen wir nicht zu. Gemein­sam treten wir für eine lebenswerte und vielfältige Stadt für alle ein. Das möcht­en wir bunt und laut auf die Straße tra­gen. Kommt zu unser­er Kundge­bung „Gemein­sam gegen rechts – Bad Freien­walde ist bunt!“ und feiert mit uns, zeigt Gesicht, tretet ein gegen rechte Ten­den­zen, gegen Diskri­m­inierung und Aus­gren­zung. Es wird ein vielfältiges Kinder- und Büh­nen­pro­gramm geben und span­nende Infos­tände. Außer­dem natür­lich viel Raum für nette Gespräche und Aus­tausch. Gemein­sam für ein sol­i­darisches Bad Freien­walde – jetzt!

Kundge­bung „Bad Freien­walde ist bunt“ am 14. August 2021 von 11 bis 18 Uhr Mark­t­platz Bad Freienwalde
Pro­gramm: Live-Musik – Torsten Rie­mann (Lie­der­ma­ch­er) + Maton­do (Rap) + Ska­mar­ley (Ska-Punk)
Bad Freien­waldes bunte Vere­in­swelt stellt sich vor
Redebeiträge
Spielzeug­tauschbörse & Basteltische
Podi­ums­diskus­sion Base­ballschläger­jahre in FRW
und mehr

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Vorträge der Plattform in Brandenburg

Unsere let­zte Vor­tragsreise ist mit­tler­weile über ein Jahr her. Grund genug bei gerin­gen Coro­n­afal­lzahlen und gutem Wet­ter den Som­mer für eine neue Tour zu nutzen. Dies­mal ver­schlägt es uns in ein Bun­des­land, welch­es ausgenom­men von Fin­ster­walde bis­lang nicht besucht wurde. Da Bran­den­burg also bish­er sträflich ver­nach­läs­sigt wurde, wer­den wir bei drei Ver­anstal­tun­gen unsere Föder­a­tion vorstellen. Zuerst ver­schlägt es uns nach Strausberg.

Straus­berg ver­fügt seit vie­len Jahren über eine lebendi­ge linksradikale Szene. Eigene Aktiv­itäten wie auch ein ver­stärk­ter Zuzug aus dem nahe gele­ge­nen Berlin sor­gen für eine span­nende Mis­chung. Die Region Cot­tbus hinge­gen bewahrheit­et einige Klis­chees über Bran­den­burg. Die bun­desweit bestens organ­isierte Naziszene macht es anar­chis­tis­chen Kräften schw­er, sich in der Region zu ent­fal­ten. Gle­ichzeit­ig ist die Gegend in den let­zten Jahren auf­grund der in der Lausitz stat­tfind­en­den Braunkohlegewin­nung in den Fokus der Klimabe­we­gung ger­at­en und auch in anderen Bere­ichen wird ver­sucht die Sit­u­a­tion zu verbessern. Die stärk­sten anar­chis­tis­chen Bestre­bun­gen lassen sich in der Lan­deshaupt­stadt Pots­dam find­en. Ins­beson­dere in den let­zten Jahren haben engagierte Anarchist:innen mit den anar­chis­tis­chen Tagen, der neu gegrün­de­ten FAU Sek­tion und weit­eren Pro­jek­ten der anar­chis­tis­chen Bewe­gung Auftrieb gegeben.

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Antifaschismus Verschwörungsideologie

[PM/B] Outing: Organisierte Naziszene, Fussball & Querdenken

Die Proteste der Quer­denken­szene im Zuge der Coro­n­a­pan­demie waren Schau­platz ein­er mit­tler­weile sehr gefes­tigt wirk­enden Mis­chszene aus Neon­azis und gewaltaffinen Fuss­ball­fans. Diese sorgten bei den ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Protesten mit ihrem geschlosse­nen und mar­tialis­chen Auftreten für gewalt­tätige Auseinan­der­set­zun­gen mit Gegendemonstrant:innen und der Staats­macht. In diesem Kon­text trat regelmäßig der Belziger Neon­azi Flo­ri­an Ull­rich (Spitz­name “Lola”) auf.

Eine Brandenburger Neonazikarriere

Flo­ri­an Ull­rich ist seit mit­tler­weile 10 Jahren Teil der Bad Belziger Neon­aziszene. Seine erste poli­tis­che Prä­gung erfol­gte durch die NPD, deren Kundge­bun­gen und Demon­stra­tio­nen im Belziger Raum häu­fig von ihm besucht wur­den. Das Ver­hält­nis zur NPD war dabei typ­isch für Bran­den­burg­er Kle­in­städte. Aufmärsche und Kundge­bun­gen wur­den besucht, allerd­ings gab es eine starke Ori­en­tierung an der örtlichen faschis­tis­chen Erleb­niswelt. Flo­ri­an U. nahm an Zelt­lager­aus­flü­gen und Recht­srock­konz­erten teil. In Belzig selb­st ist Flo­ri­an U. zudem als gewal­to­ri­en­tiert­er Nazi bekan­nt. Gemein­sam mit weit­eren lokalen Nazis störte er in der Ver­gan­gen­heit mehrfach antifaschis­tis­che und zivilge­sellschaftliche Ini­tia­tiv­en. So befand sich Flo­ri­an U. im Jahr 2014 mit weit­eren Nazis bei ein­er Ver­anstal­tung des “Belziger Forums gegen Recht­sex­trem­is­mus” im Zuschauer­raum, um anwe­sende Teilnehmer:innen einzuschüchtern. Dieses Muster set­zte sich in den Fol­ge­jahren fort und hält bis heute an. Sofern in Bad Belzig Ver­anstal­tun­gen stat­tfind­en, die nicht in sein Welt­bild passen, ist damit zu rech­nen, dass Flo­ri­an U. provoziert, stört oder Teilnehmer:innen bedro­ht. Dabei bleibt es allerd­ings nicht. So ver­suchte sich Flo­ri­an U. 2017 mit anderen Nazis Zugang zum Info­café “Der Winkel” zu ver­schaf­fen. Bei diesem Ver­such wurde er gewalt­tätig gegenüber einem Gast des Cafés und später festgenom­men. Auch die Polizei und die Jus­tiz spie­len eine beson­dere Rolle in der Neon­azikar­riere von Flo­ri­an U. Obwohl dieser regelmäßig Straftat­en bege­ht scheint kein Wille vorhan­den, ihn ein­er umfan­gre­ichen Strafver­fol­gung zu unterziehen. Dies geht soweit, dass Flo­ri­an U. trotz etlich­er Gewalt­tat­en und Vorkomm­nisse nicht vor Gericht zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen wurde, unter anderem als er 2019 während ein­er Naz­ifeier einen Polizis­ten tätlich angriff und ver­let­zte. Seine Gewalt wird stattdessen regelmäßig ent­poli­tisiert. Als er 2019 gemein­sam mit seinem Naz­ifre­und Tim Wun­der­lich auf dem Rück­weg von einem Fuss­ball­spiel des 1. FC Union Berlin einen Geflüchteten in der Bahn ras­sis­tisch belei­digte und ihn sowie seinen Begleit­er auf dem Bahn­hof kör­per­lich angiff war für die Polizei klar, dass es sich in diesem Zusam­men­hang um Fuss­ball­ge­walt han­deln müsse. Für den Betrof­fe­nen war Flo­ri­an U. allerd­ings kein Unbekan­nter. Bei­de kan­nten sich als “Teamkam­er­aden” aus dem Fuss­bal­lvere­in Borus­sia Belzig. Flo­ri­an U. ist dort Spiel­er und Mit­glied der Dor­ful­tra­gruppe “Trinker­fre­unde”, in welch­er neben ihm noch weit­ere lokale Nazis aktiv sind. Der Angriff auf den Geflüchteten hat­te nicht den Auss­chluss von Flo­ri­an U. aus dem Fuss­ball­team zur Folge. Im Gegen­teil: Dieser ist dort weit­er­hin Spiel­er während der Betrof­fene des Vor­falls nicht mehr im Vere­in ist. Unter­stützung von Seit­en des Vere­ins nach dem ras­sis­tis­chen Angriff erfol­gte zu kein­er Zeit.

Flo­ri­an Ull­rich auf ein­er NPD Demon­stra­tion 2014 in Belzig (3.v.l.); Maik Eminger am Mikrofon
Flo­ri­an Ull­rich 2018 in Chem­nitz (mit­tig)

Rechtsoffene Fussballszene bei Union Berlin

Neben seinem Dasein als “Dor­ful­tra” und Spiel­er in Belzig ist Flo­ri­an Ull­rich auch Teil recht­sof­fen­er Zusam­men­hänge des Berlin­er Erstligis­ten Union Berlin. Er besucht regelmäßg Spiele des Berlin­er Vere­ins unter anderem mit Tim Wun­der­lich. Eine Mit­glied­schaft in der aktiv­en Fan­szene ist nicht bekan­nt, allerd­ings bewegt sich Flo­ri­an U. im Umfeld der recht­sof­fe­nen Ultra­gruppe Crimark. Solche recht­sof­fe­nen und gewalt­bere­it­en Ultra­grup­pen wirken eine starke Anziehungskraft auf Neon­azis aus. In diesen Zusam­men­hän­gen kön­nen Gewal­ter­fahrun­gen und Gemein­schafts­ge­fühl gesam­melt sowie Kon­tak­te geknüpft wer­den. Die oft nach außen dargestellte unpoli­tis­che Hal­tung hil­ft Nazis wie Flo­ri­an U. dabei, solange sie sich nicht zu auf­fäl­lig ver­hal­ten, in den Fan­szenen Fuß zu fassen. Während sein­er Zeit bei Union Berlin lernte Flo­ri­an auch seinen gegen­wär­ti­gen Demopart­ner Willi Otto kennen.
Willi O. war im Gegen­zug zu Flo­ri­an lange Teil der organ­isierten Ultra-Fan­szene bei Union Berlin. Er war Mit­glied bei der Jugen­dul­tra­gruppe Teen Spir­it Köpenick, deren Struk­turen er allerd­ings vor seinen öffentlich sicht­baren Nazi­ak­tiv­itäten ver­ließ. Im Gegen­satz zu Flo­ri­an U. ist Willi O. im Ost­ber­lin­er Stadt­teil Licht­en­berg wohn­haft (gewe­sen) und es sind keine langjähri­gen Nazi­ak­tiv­itäten bekan­nt. Stattdessen scheint er im Rah­men von Fußball­spie­len inner­halb recht­sof­fen­er Struk­turen Kon­tak­te zu Nazis geknüpft zu haben. Mit anderen Anhängern von Union Berlin besuchte er unter anderem 2019 den Nazi­auf­marsch “Wir für Deutsch­land — Tag der Nation” in Berlin-Mitte.

Willi Otto 2019 in Berlin bei “Wir für Deutsch­land” (mit­tig schwarze North­face Jacke)

 

Der III. Weg

Für Flo­ri­an Ull­richs Weg in die Belziger Naziszene waren zwei damals noch zur NPD gehörende Aushänger­schilder der Naziszene in Bran­den­burg maßge­blich ver­ant­wortlich. Pas­cal Stolle und Maik Eminger kön­nen auf eine jahrzehnte andauernde Nazikar­riere zurück­blick­en. Bei­de eint auch, dass sie mit der NPD unzufrieden waren. Als die Nazi Kle­in­st­partei “Der III. Weg” in Bran­den­burg Struk­turen auf­baute, wur­den Stolle und Eminger zen­trale Fig­uren der Organ­i­sa­tion. Flo­ri­an U. bee­in­flusste dies eben­falls. Ein von Eminger organ­isiertes Fuss­ball­turnier 2015 besuchte er als Teil des Teams “Sturm Belzig”. Dies fand auf dem Grund­stück der Emingers in Pots­dam-Mit­tel­mark statt. Der selbe Ort, an dem Emingers Brud­er von einem Spezialein­satzkom­man­do festgenom­men wurde, um ihn im Zuge des NSU-Prozess­es in Unter­suchung­shaft zu brin­gen. Andre Eminger, Maik Emingers Brud­er, wurde in diesem als Mit­täter des NSU verurteilt. Bei Flo­ri­an U. hat diese ide­ol­o­gis­che Schule für eine tief sitzende nation­al­sozial­is­tis­che Überzeu­gung gesorgt. Die Nähe zum drit­ten Weg ist trotz Stolles Wegzug nach Eisen­hüt­ten­stadt geblieben. Als der III. Weg 2020 in Berlin-Hohen­schön­hausen seine jährliche Großdemon­stra­tion abhielt, war auch Flo­ri­an U. gemein­sam mit Willi O. anwe­send. Flo­ri­an U. posierte auf der Demon­stra­tion in einem Shirt der aus dem Nazi-Hooli­gan­m­i­lieu stam­menden Kampf­s­port­marke “Label23”. Zudem fie­len bei­de mit einem Schlauch­schaal mit Logo der Kampf­s­port AG “Kör­p­er & Geist“des III. Wegs auf.

Flo­ri­an Ull­rich 2020 in Berlin-Hohen­schön­hausen auf III. Weg Demon­stra­tion (mit­tig in Label23 Shirt)
Willi Otto 2020 in Berlin-Hohen­schön­hausen auf III. Weg Demon­stra­tion (links, Jacke mit drei grauen Streifen

 

Querdenken

Wie ein­gangs bere­its erwäh­nt befand sich auf den Quer­denken Demon­stra­tio­nen ein Milieu, in welchem sich Flo­ri­an Ull­rich und Willi Otto seit Jahren bewe­gen. Wenig ver­wun­der­lich ist dementsprechend die Teil­nahme bei­der an der Quer­denk­ende­mo am 07.11. 2020 in Leipzig. Sie waren Teil des gut erkennbaren Blocks gewalt­bere­it­er Nazis und gewaltaffin­er Fuss­ball­fans. Diese durch­brachen Polizeiket­ten, grif­f­en Journalist:innen an und liefer­ten sich Schlägereien mit Gegendemonstrant:innen. Die Polizei wirk­te an diesem Tag recht hil­f­los, obwohl für Beobachter:innen bere­its lange vorher erkennbar war, welche Struk­turen zu diesem Auf­marsch mobil­isierten. Flo­ri­an U. und Willi O. müssen als Teil des seit vie­len Jahren beste­hen­den Net­zw­erks recht­sradikaler Fuss­bal­lzusam­men­hänge gese­hen wer­den. Dies kann beson­ders für den 07.11 her­aus­gestellt wer­den, da hier jene Fuss­bal­lan­hänger Spek­tren- und Vere­in­süber­greifend gewollt und öffentlich zusam­men agierten. Aufgerufen wurde auf Szenekanälen wie Grup­pa OF. Trotz lokaler Rival­itäten marschierten Fans ver­schieden­ster Vere­ine für ihr sozial­dar­win­is­tis­ches Welt­bild auf. Ins­beson­dere in Ost­deutsch­land unter­stützen diese Struk­turen Nazis bei der Ausübung von Gewalt. Es bleibt eine Auf­gabe für antifaschis­tis­che Ini­tia­tiv­en diesem Engage­ment Gren­zen aufzuzeigen.

Flo­ri­an Ull­rich 2020 Leipzig Quer­denken (ganz rechts, schwarze Fließjacke)
Willi Otto 2020 Leipzig Quer­denken (mit­tig, Jacke mit zwei weißen Streifen)

 

Quellen zum Nachlesen:

http://badbelzigrechtsaussen.blogsport.de/2019/02/12/nazilieder-gesungen-polizei-loest-feier-in-bad-belzig-auf/

http://badbelzigrechtsaussen.blogsport.de/2019/09/12/angriff-in-der-nacht-nicht-fussballrandale-sondern-rassismus/

https://www.pnn.de/potsdam-mittelmark/bad-belzig-nazi-zwischenfall-beim-altstadtfest-bad-belzig/21325388.html

http://badbelzigrechtsaussen.blogsport.de/2015/06/07/der-braune-kick-neonazi-fussballturnier-in-grabow/

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Chronik rechter Vorfälle 2020 in Märkisch-Oderland

Die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch­-Oder­land (BOrG) doku­men­tiert kon­tinuier­lich rechte Vor­fälle im Land­kreis und erstellt daraus Chroniken. Im Jahr 2020 haben wir 107 Vor­fälle im Land­kreis aufge­nommen, von Pro­pa­gan­da über Veranstal­tungen hin zu Angrif­f­en. Damit stieg die Zahl der reg­istri­erten Vor­fälle von 67 im Jahr 2019 um 60%. Dies lässt sich zum einen durch mehr Pro­pa­gandafälle, aber auch durch eine akti­vere Melder*innenstruktur erklären.

Überblick: Rechte Vorfälle im Jahr 2020

Die häu­fig­sten Vor­fälle im Jahr 2020 mach­ten Pro­pa­gandafälle aus (37 Vor­fälle). Dies sind zum Beispiel Schmier­ereien oder das Kleben von Stick­ern mit recht­en Inhal­ten. Rechte Selb­st­darstel­lung, also die Bewer­bung oder das Auftreten als rechte Struk­tur oder Parteien, sowie die Ver­harm­lo­sung und/oder Ver­her­rlichung des Nation­al­sozial­is­mus sind dabei die häu­fig­sten Motive. Ras­sis­mus, Anti­semitismus oder die Bedro­hung von poli­tischen Gegner*innen spie­len bei den Propa­gandafälle eher eine unter­ge­ord­nete Rolle. Zu beto­nen ist jedoch, dass sich zum einen immer eine ras­sis­tis­che und bedrohliche Di­mension in der recht­en Selb­st­darstel­lung zeigt und zum anderen expliz­it bei Stick­ern ras­sis­tis­che Motive in Kom­bi­na­tion mit Sti­ckern von Parteien oder Organ­i­sa­tio­nen gek­lebt wur­den. Auf die Betrachter*innen wirken sie im Stadt­bild so gemein­sam und beziehen sich aufeinander.

Mit 36 Ver­anstal­tun­gen im Jahr 2020 ist dies die zwei­thäu­fig­ste Vor­fall­sart. Nicht trotz, son­dern ger­ade wegen der Pan­demie hat sich die Zahl hier deut­lich gegenüber dem Vor­jahr (15 Ver­anstal­tun­gen im Jahr 2019) erhöht. Neben eini­gen Parteiver­anstal­tun­gen der „Alter­na­tive für Deutsch­land“ (AfD), die the­ma­tisch nicht die Pan­demie und die Maß­nahmen dage­gen auf­grif­f­en, waren die soge­nannten „Corona­Maßnahmen“ der Aus­lös­er für ein Gros der Ver­anstal­tun­gen. Bere­its im Zeitraum von März bis Juni gab es einige Ver­anstal­tun­gen dazu im Land­kreis. Ab Ok­tober fan­den dann aber regelmäßig Kundge­bungen in Straus­berg (Quer­denken Straus­berg 334) und in Wriezen (Schweige­marsch der AfD) statt. Beson­ders im Kon­text der Querdenken­Kundgebungen gab es hier immer wieder NS-­ver­harm­losende Bezüge.

Außer­dem haben wir 18 Pöbeleien, Belei­di­gun­gen und/oder Bedro­hun­gen aufgenom­men, wovon ein Großteil anti­semi­tisch mo­tiviert war (7 Vor­fälle von 18). Weit­ere Motive waren Ras­sis­mus (6 von 18), LGBTIQ*­Feindlichkeit (2 von 18) und gegen politi­sche Gegner*innen ge­richtet, NS­verherrlichend oder als rechte Selbstdar­stellung ver­mit­telt (je 1 von 18). Die Zahl der von uns reg­istri­erten sechs Angriffe im Jahr 2020 ist im Ver­gle­ich zum Vor­jahr leicht zurück­ge­gan­gen (8 Angriffe 2019). Dabei waren vier Angriffe ras­sis­tisch motiviert und erfol­gten gegen ver­meintlich als Geflüchtete wahrgenommene Per­so­n­en oder Geflüchtete­nun­terkün­fte. Zwei Angriffe richteten sich gegen poli­tis­che Gegner*in­nen. Eben­so gab es im Jahr 2020 sechs Sachbeschädi­gun­gen, wovon 4 anti­semi­tisch motiviert waren.

Straus­berg sticht wie auch schon die Jahre zuvor mit der Anzahl der Vor­fälle her­vor (ins­gesamt 32). Dies liegt vor allem an der guten Melder*innenstruktur vor Ort. Engagierte Men­schen melden uns hier Vor­fälle. Dies schafft eine gute Daten­lage und einen rea­listschen Überblick. Aber auch Wriezen mit 16 Vor­fällen und Müncheberg mit 14 Vorfäl­len, sowie Peter­sha­gen mit 11 Vor­fällen ste­chen her­aus. An den vie­len anderen Orten in Märkisch-­Oder­land ist von ein­er hohen Dun­kelziffer auszuge­hen. Es ist anzunehmen, dass sich die Zahlen in allen größeren Ortschaften auf einem ähn­lichen Niveau be­wegen, hier fehlen uns jedoch Melder*innen­strukturen und es kön­nen nur Vor­fälle aufgenom­men wer­den, die in der Presse, Sozialen Medi­en oder durch Polizeimeldun­gen öffentlich bekan­nt wer­den. Ins­beson­dere aus Bad Freien­walde hören wir immer wieder von ras­sis­tis­chen Vor­fällen, die auch regel­mäßig Angriffe bein­hal­ten. Unsen­si­ble Reak­tionen von Poli­tik und Polizei, sowie die Alltäglichkeit dieser Angriffe lassen die Be­troffenen oft resig­nieren und Anzeigen oder Hil­fege­suche wer­den unter­lassen. Damit lässt sich kein abschließen­des Bild der Lage in Märkisch-­Oder­land zeich­nen. Wir sind hier auf Hil­fe durch alle Mit­men­schen im Land­kreis angewiesen. Melden Sie uns rechte Vor­fälle jed­er Art. Nur so kön­nen wir gemein­sam etwas tun.

Bewaffneter Rechtsextremismus: Ein bundesweiter Trend auch in Märkisch-Oderland

Her­vorge­hoben sei an dieser Stelle folgen­der Vor­fall: Im März stellte die Polizei bei Haus­durch­suchun­gen mehrere Waf­fen und Nazide­vo­tion­alien sich­er, zwei Män­ner wur­den wegen Waf­fen­han­dels festgenom­men. Ger­ade in den ver­gan­genen Jahren waren ver­schwun­dene Waf­fen aus Bestän­den von Polizei und Bun­deswehr auch medi­al immer wieder The­ma. Zu sel­ten wird darauf hinge­wiesen, was mit diesen Waf­fen passiert: Oft­mals gelan­gen sie in die Hände von Neon­azis und beken­nen­den Ras­sis­ten. Meis­tens sam­meln diese die Waf­fen, trainie­ren damit oder leg­en geheime Lager an, um am “Tag X” darauf zugreifen und poli­tis­che Gegner*innen angreifen zu kön­nen. Doch immer wieder schre­it­en Neon­azis zur Tat und ver­let­zen und töten Men­schen. Lei­der besit­zen viele rechte Aktivis­ten zudem Waffen­scheine, da hier­für viel zu sel­ten der poli­tis­che Hin­ter­grund geprüft wird. Promi­nentes Beispiel dafür ist Tobias R., dem At­tentäter von Hanau, der 2020 neun Men­schen aus ras­sis­tis­chen Motiv­en tötete. Mel­dun­gen über Waf­fen­funde bei Neon­azis sind deshalb äußerst brisant und Lokal­ und Kommunalpolitiker*innen sowie Sicherheits­behörden soll­ten alles dafür tun, die Herkun­ft dieser Waf­fen aufzuk­lären und nicht zulas­sen, dass die rechte Szene sich weit­er bewaffnet.

Rassistische Mobilisierungen stärken rechte Strukturen

Als in Folge des lan­gen Som­mers der Mi­gration 2015 die ras­sis­tis­chen Mobilisierun­gen und Gewalt­tat­en schla­gar­tig zunah­men, zeigte sich dies auch in Mär­kisch-­Oder­land. Nicht nur gab es viele An­griffe und ras­sis­tis­che Ver­anstal­tun­gen, auch waren die meis­ten Pro­pa­gan­da­vor­fälle mit ras­sis­tis­chen Inhal­ten. Dies hat sich mitt­lerweile gewan­delt. Die ras­sis­tis­che Mobili­sierung hat zu ein­er Stärkung von recht­en Struk­turen beige­tra­gen, wie nicht nur an Wahlergeb­nis­sen zu sehen ist. Das hohe Maß an Vor­fällen, die in die rechte Szene hinein­wirken und die Organ­i­sa­tio­nen in der öffentlichen Wahrnehmung stärken, ist ein weit­eres Resul­tat davon. Auch jen­seits des Wahlkampfes wie im Jahr 2019 waren im let­zten Jahr viele Vor­fälle zu verze­ich­nen, die mit Parteien und Organ­i­sa­tio­nen zusam­menhängen. Ein beson­deres Augen­merk gilt hier auf neu ent­standene Struk­turen im Jahr 2020. Neben der „Divi­sion MOL“, die in der S5­Region aktiv ist, ist auch die zunehmende Aktiv­ität des „III. Weg“ zum Ende des Jahres zu beacht­en. Die neon­azis­tis­che Kleinstpar­tei zeich­net sich durch ihre Mil­i­tanz und einen elitären Habi­tus aus. Mit­tler­weile hat sich ein „Stützpunkt“ in Bad Freien­walde gegründet.

Antisemitismus weiter präsent

Das Tat­mo­tiv Anti­semitismus trat im Jahr 2020 sehr häu­fig auf. Dies zeigt, wie tief ver­wurzelt Anti­semitismus in der Gesellschaft ist. Sechs Fälle von anti­semi­tis­chen Pöbelei­en, vier Fälle von Sachbeschädi­gun­gen und eine Pro­pa­gan­damel­dung zeu­gen von einem großen und auch gewalt­täti­gen Poten­zial. Die Sachbeschädi­gun­gen richt­en sich in der Regel gegen Gedenko­rte, wie am 27. Jan­u­ar in Seelow, wo im Nach­gang zum Gedenken an die Befreiung von Auschwitz Blumenge­binde zer­stört wur­den oder am 31. Dezem­ber in Wriezen, wo zum wieder­holten Male die Gedenk­tafel für die in der Reichspogrom­nacht abge­bran­nte Syn­a­goge beschädigt wurde. Die Pöbeleien zeigen, dass sich Jüd*innen nicht sich­er in Märkisch-­Oder­land bewe­gen können.

Die AfD weit rechts

Der Kreisver­band der AfD Märkisch­-Oder­­land ist wie der gesamte Lan­desver­band nicht nur Flügel­nah, son­dern maßge­blich­er Teil des Flügels. Die unge­broch­ene Solidari­tät gegenüber des wegen sein­er Neon­azi-Ver­gan­gen­heit aus der Partei ausgeschlos­senen Andreas Kalb­itz, eine Ver­anstal­tung mit Björn Höcke in Hönow im Sep­tem­ber, so­wie eine kurz darauf fol­gende Ver­anstal­tung mit Götz Kubitschek, dem zen­tralen Intellek­tuellen der Neuen Recht­en machen dies deut­lich. Auch die aktive Zusam­me­nar­beit mit der Jun­gen Alter­na­tive Bran­den­burg, die schon länger als recht­sex­tremer Verdachts­fall von den Behör­den geführt wird, macht deut­lich, wie weit rechts die AfD in Märkisch­-Oder­land ste­ht. Betrof­fene aus Regio­nen und Gemein­den, in denen die AfD beson­ders stark ist, bericht­en immer wieder von Anfein­dungen seit­ens der AfD und ihrer Anhän­ger*innen. Men­schen, die sich ein­deutig und kon­se­quent von der AfD abgren­zen, sind Ziel von anony­men Pöbeleien im Inter­net, aber auch auf der Straße. Ihnen gehört unser Dank und unsere Unterstützung.

Die voll­ständi­ge Chronik und ergänzte Infor­ma­tio­nen sind in Form ein­er Broschüre hier zu down­load­en. Gedruck­te Exem­plare kön­nen gerne auch kosten­frei bestellt wer­den. Dazu ein­fach eine Mail an: ag-borg@horte-srb.de

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