Der Dritte Weg wurde im September 2013 gegründet, um die von einem Verbotsverfahren betroffenen rechten Strukturen in Süddeutschland zu festigen und zu schützen. Seitdem expandiert der Dritte Weg und hat etliche Orts- und Regionalgruppen, sogenannte Stützpunkte gegründet. Der Dritte Weg stellt inhaltlich eine Nähe zum Nationalsozialismus dar. Die Partei bezieht sich auf ein Volk im Sinne einer Gemeinschaft, die durch ihre Abstammung verbunden sein soll. Das Kernelement dieses Volkes nimmt die traditionelle Familie ein. Außerdem vertreten sie eine gefestigte Blut und Boden Ideologie, wonach das Volk mit der Natur verbunden sei und durch diese die Kultur, Lebensart und Entwicklung des Volkes beeinflusst sei. In Berlin und Brandenburg gab es bisher drei Stützpunkte: Potsdam/Mittelmark, Uckermark und Berlin. Der Dritte Weg rekrutiert maßgeblich aus überzeugten und schon lange aktiven Neonazis.
Aktivitäten in Märkisch-Oderland
Seitdem der Dritte Weg am 15. November 2020 in Strausberg auf einem Friedhof auftauchte und dort sein „Heldengedenken“ zum Volkstrauertag beging, um den Wehrmachtssoldaten zu gedenken, häufen sich die Aktivitäten in der Region. Im November kamen 20 AktivistInnen des Dritten Weges zusammen, legten ein Blumengesteck nieder, hinterließen Grabkerzen mit dem Logo des Dritten Weges und eine selbstgebastelte Rune aus Holz. Die Aktion auf dem „Soldatenfriedhof“ in Strausberg war in eine bundesweite Aktionsreihe eingebettet. Da der Dritte Weg am Vorabend zum Volkstrauertag bereits auf dem Friedhof war, ist davon auszugehen, dass die Aktion von Mitgliedern des Dritten Weges durchgeführt wurde, die am nächsten Tag noch andere Termine und Stationen abfuhren.
Anfang diesen Jahres, am 17. Januar versammelten sich dann elf Aktivisten am Bismarckturm in Bad Freienwalde. Diese Aktion war Otto von Bismarck und der Gründung des Deutschen Reiches 1871 gewidmet. Auch diese Aktion war in eine überregionale Aktionsreihe eingebettet. Der Stützpunkt Uckermark organisierte hierbei scheinbar die Aktion in Bad Freienwalde, da der Stützpunkt unter den Durchführenden erwähnt ist, jedoch in der Uckermark keine eigene Aktion aufgeführt ist. In Bad Freienwalde folgten dann im Februar und März zwei Flyer-Aktionen. Hier war eine kleine Anzahl von Personen unterwegs und verteilte Mitte Februar Flyer mit dem Titel „Freiheit statt Corona-Impfzwang“ vom Dritten Weg. Einen Monat später folgte eine Flyer-Aktion, um für den Aufmarsch des Dritten Weges am 1. Mai in Zwickau zu werben. Bereits vorher ist Bad Freienwalde auf einer Karte mit weiteren Stützpunkten aufgetaucht, die zum 1. Mai nach Zwickau mobilisieren. Anfang März wurden auch Flyer vom Stützpunkt Berlin in Strausberg verteilt. Die Verteilenden wurden dabei von der Polizei erwischt und waren zum Teil noch deutlich minderjährig (14 Jahre). Da es in der Region um Strausberg in der Vergangenheit zu verschiedenen rechten Delikten aus einer rechten Jugendclique, die sich „Division MOL“ nennt und dem Alter entspricht, gekommen ist, wird diese Aktion auch der Division MOL zugerechnet. Mitte März organisierte der Dritte Weg zusammen mit den Jungen Nationalisten (JN – Jugendorganisation der NPD) eine Wanderung durch die Seelower Höhen. Dieser folgten nach eigenen Angaben 70 Personen. Beachtlich ist die Zusammenarbeit der JN und des Dritten Weges.
Nicht neu aber in neuen Maßen
Der Dritte Weg tritt nicht zum ersten Mal in der Region in Erscheinung. Immer wieder tauchen vereinzelt Flyer oder Sticker auf, oder die Region wird für Spaziergänge ausgewählt. Seit 2015 gab es immer wieder Aktionen vorrangig in Bad Freienwalde. Hierbei wurde besonders an die bestehende rassistische Mobilmachungen in Bad Freienwalde angeknüpft. Da es seit Jahren mindestens ein Fördermitglied in Bad Freienwalde gibt, war es für die Aktiven naheliegend dort präsent zu sein. Mittlerweile scheint aus der jungen Frau ein vollwertiges Mitglied geworden zu sein. Eine Mitgliedschaft im Dritten Weg erlangt eine Person nur, wenn diese sich als Fördermitglied als würdig erwiesen hat.
Warum Bad Freienwalde?
Bad Freienwalde ist seit Jahrzehnten eine Hochburg für rechte Aktivitäten und hat seit langer Zeit eine organisierte und gewaltbereite Neonaziszene. Im Jahr 2015 und 2016 kommt es über Wochen immer wieder zu Übergriffen auf Geflüchtete. Hier sind auch immer wieder Neonazis aus dem Umfeld der KMOB (Kameradschaft Märkisch-Oder Barnim) als Täter dabei. Ebenso mobilisierten diese Neonazis bei rassistischen Kundgebungen kräftig mit. Die KMOB hatte sich 2010 offiziell selbst aufgelöst, um einem drohenden Verbotsverfahren zuvor zu kommen. Ab spätestens 2012 tauchte die Gruppe aber wieder auf. Im Jahr 2014 schlossen sich die Nazis das der Kleinstpartei Die Rechte an und gründeten den Kreisverband Märkisch-Oder Barnim (KMOB). Der Kader der KMOB und Vorsitzender des Kreisverbandes war Robert Gebhardt. Gebhardt saß von 2014 bis 2019 für die NPD im Kreistag. 2018 verließen die Neonazis die Partei Die Rechte und organisierten sich wieder als Kameradschaft. Dabei ist Bad Freienwalde zwar der Schwerpunkt der KMOB, aber es gibt auch Mitglieder und Kontakte nach Eberswalde und Templin, also in die Uckermark. Dort wo der Dritte Weg besonders stark und präsent ist.
Auch gab es 2018 eine NPD-Infotour durch den Landkreis. In Bad Freienwalde waren neben Robert Gebhardt auch Robert Wolinski und Andrew Stelter vor Ort. Stelter tauchte am 3. Oktober bei einem Aufmarsch des Dritten Weges in Berlin auf. Auch wenn er keine Kleidung des Dritten Weges trug, ist die Teilnahme für Menschen ohne Verbindungen zum Dritten Weg eher ungewöhnlich. Kontaktmöglichkeiten gibt es also viele. Ein neonazistisches Potenzial ebenso. Daher ist eine Etablierung des Dritten Weges in Bad Freienwalde und der Region Märkisch-Oderland durchaus denkbar.
Wie bereits erwähnt will der Dritte Weg am 1. Mai diesen Jahres in Zwickau aufmarschieren. Da dies nicht einfach so hingenommen werden kann, wird vor Ort Gegenprotest organisiert.
Sich dem Dritten Weg entgegenzustellen ist und bleibt notwendig. Kommt daher alle am 1. Mai nach Zwickau! Mehr Infos findet ihr hier: https://erstermai2021.noblogs.org/
Dem Dritten Weg keinen Meter! Nicht in Bad Freienwalde, nicht in Zwickau, nirgendwo!
Am 22. Januar kam es erneut zu einer rechten Kundgebung in Märkisch-Oderland. Auf dem Parkplatz des Kulturhaus Rüdersdorf fand eine schlecht beleuchtete Kundgebung des Brandenburger Landesverbandes der AfD unter dem Titel „Lockdown-Irrsinn beenden! Freiheit für Land und Bürger“. Diese ursprünglich für eine Durchführung in Oranienburg im Overhavelland geplante Veranstaltung wurde dort aufgrund der hohen Inzidenz in der anhaltenden Corona-Pandemie untersagt.
Birgit Bessin und Andreas Kalbitz (rechts) mit Mitgliedern der JA hinter einem Transparent des KVMOL
Neben Birgit Bessin, der Anmelderin und stellvertretenden Landesvorsitzenden der AfD, sprachen u.a. Kathi Muxel(MdL), Steffen Kotré (MdB) sowie Anna Leisten von der Jungen Alternative (JA) Brandenburg. Die Junge Alternative war mit ca. 10 Personen mit drei Fahnen und einheitlichen Mund-Nasen-Bedeckungen mit dem JA-Logo vertreten. Ebenso waren Mitglieder des AfD Ortsverbandes Wriezen vor Ort, die seit November 2020 wöchentlich einen Schweigemarsch mit knapp 20 Teilnehmenden in Wriezen organisieren. Entgegen des sonst kaum wahrnehmbaren und ohne Transparente ausgerüsteten Schweigemarsches hielten die Wriezener in Rüdersdorf Transparente der AfD Märkisch-Oderland empor.
Kreativer Protest…
Immer wieder musste die anwesende Polizei über die Veranstalterin darauf hinweisen lassen, dass der Abstand von 1,50 Meter zwischen den Kundgebungsteilnehmenden einzuhalten sowie ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen sei. So sah man unter den ca. 60 Teilnehmenden mehrere Personen ohne Mund-Nasen-Schutz, mit MNS unter der Nase oder aber nur mit dünnen Schals vor dem Gesicht. Birgit Bessin glänzte durch Abwesenheit eines MNS während der gesamten Veranstaltung. Mit Handschlag wurde der aufgrund seiner Neonazi-Vergangenheit aus der AfD ausgeschlossene ehemalige Vorsitzende der Brandenburger AfD, Andreas Kalbitz, neben der Bühne von den Anwesenden begrüßt und hofiert. Auch hier wieder ist ein Abwenden vom völkischen Flügel nur ein strategisches Lippenbekenntnis.
Trotz kurzfristiger Mobilisierung beteiligten sich 150 Personen an der Gegenkundgebung, welche durch die lokale Links-Partei organisiert war. Gemeinsam mit „Kein Acker der AfD“ wurde eine Menschenkette mit farbigen Abstandsbändern, Kerzen und Masken auf den Zugangswegen zur AfD-Kundgebung geformt. Roya Sobhani, Pressesprecherin des antifaschistischen Bündnis „Kein Acker der AfD“: „Wir möchten nicht, dass die AfD denkt, inmitten einer weltweiten Pandemie ungestört Kundgebungen abhalten zu können. Wo die AfD in Märkisch-Oderland und anderswo auftaucht, werden auch wir sein und protestieren.“
Die Kameradschaft „Alternative Nationale Strausberg Dart‑, Piercing- und Tattoo-Offensive“ wurde 1998 von Rene Berger gegründet, um die vorher eher als lose Cliquen ansäßigen Nazis in Strausberg zu organisieren. Unterstützung bekam er dabei von Daniel Hermann. Beide konnten dabei auf eine große Zahl Jugendlicher aufbauen, die bereits rechtes Gedanken gut hatten und Linke, Migrant*innen und vermeintlich Andersdenkende regelmäßig angriffen. Auch das linke Zentrum Horte, Vereinsräume des Alternatives Jugendprojektes 1260 e.V. war zu diesem Zeitpunkt öfter Ziel von Angriffen aus dem Spektrum dieser rechten Jugendlichen.
Teile der ANSDAPO 2004 u.a. Björn Zander, Daniel Hermann und Rene Berger
1998 kam Berger gerade aus dem Gefängnis frei, in dem er seit 1994 wegen des Mordes an Hans Georg Jakobson saß. Als Haupttäter wurde er zu 8 Jahren Haft verurteilt, die beiden damaligen Neonazis und Mittäter Henry Günther und Thomas Domke zu jeweils 6 Jahren. Während seiner Haft wurde Berger durch die Hilfsgemeinschaft für Nationale Gefangene (HNG) betreut. Bereits 1998 kam Berger – offiziell wegen guter Führung – jedoch wieder frei und begann prompt mit dem Aufbau rechter Strukturen in der Region. Seine damalige Partnerin Ilona Hermann, Mutter der Neonazis Daniel und Kay Hermann stellte die gemeinsame Wohnung für Nazi-Treffen zur Verfügung. Die Wohnung lag in Strausberg Vorstadt. Das Eckhaus in der Bahnhofstraße/Ernst-Thälmann-Straße wurde auch Jahre darüber hinaus von Nazis bewohnt. Die Aktivitäten der frischen Kameradschaft waren vielfältig. So beteiligten sich u.a. Rene Berger an einem Infostand der NPD in Strausberg, in dem er als Ordner auftrat. Auch Konzerte wurden organisiert, wie im November 1998. Hier waren Nazis der Berliner Blood&Honour Strukturen vor Ort, zu denen Berger und Hermann Kontakte aufgebaut hatten. Der Erlös des Abends ging an die HNG.
Die Nazis sammelten und trafen sich an verschiedenen Orten in Strausberg Vorstadt und nutzen auch die Jugendclubs „PIO“ und „Domizil“ als Anlauf- und Treffpunkte. In den folgenden Jahren beteiligten sich regelmäßig Nazis aus dem ganzen Landkreis und Städten wie Eberswalde, Fürstenwalde oder Eisenhüttenstadt an Angriffen in Strausberg – meist mit verschiedenen Schlagwaffen ausgerüstet. Dies zeigt zum einen, welche Strahlkraft die ANSDAPO im Landkreis Märkisch-Oderland hatte, aber auch, wie vernetzt die Neonazis waren. Ein besonderer Fokus muss hierbei auf die Kontakte zur Berliner Band Landser gelegt werden, die zu diesem Zeitpunkt schon als kriminelle Vereinigung eingestuft wurden.
Die ANSDAPO trat sehr elitär auf und Anwerber mussten stets ein Aufnahmeritual über sich ergehen lassen. Dies führte zwar dazu, dass die Mitgliederzahl relativ gering war, dafür die Mitglieder aber oft steile Gewalt- oder neonazistische Karrieren vorweisen konnten. Wie Falco Hesselbarth, dessen Mutter Liane Hesselbarth für die DVU kandidierte, oder Björn Zander, der seit 1995 mehrere gewalttätige Übergriffe und Raube zu verantworten hat und schon mehrmals in Haft saß. Als Symbolik nutzte die Kameradschaft eine gelb eingefärbte schwarze Sonne. Der Schriftzug ANSDAPO wurde in Frakturschrift geschrieben. Im Laufe der Zeit haben sich die ANSDAPO-Mitglieder und ihr Umfeld vielfältigen Merchandise mit der Symbolik bedruckt und angeeignet. Ansonsten traten die sie im Stiefelnazi- und Skinheadstyle der 90er Jahre auf.
2004 nahmen mehrere Mitglieder der ANSDAPO an Aktionen des Märkischen Heimatschutzes (MHS) teil, dessen damaliger Ansprechpartner der Strausberger Sebastian Schmidtke war.
Propagandamaterial, Merchandise und Waffen: Funde bei den Hausdurchsuchungen 2005
2005 kam das Verbot der ANSDAPO wegen der geistigen Nähe zum Nationalsozialismus [1]. Es folgten 19 Hausdurchsuchungen, sowie eine Zellendurchsuchung des bereits inhaftierten Zanders. Gefunden wurden Waffen (auch eine Schusswaffe), Propagandamaterial und Datenträger [2]. Kurz vor dem Verbot versuchte die ANSDAPO die Kameradschaft noch in eine Vereinsstruktur zu überführen, was dann nicht mehr gelang. 2008 wurde das Verbot rechtskräftig.
Weiterbetätigung nach dem Verbot der ANSDAPO
Das Verbotsverfahren und die damit verbundene Repression hielt die Nazis nicht davon ab, ihr altes Schema fortzuführen. 2008 überfielen die Nazis den Jugendclub Strausberg Vorstadt, der zu diesem Zeitpunkt in Trägerschaft der Alternativen Jugendprojektes 1260 war. Unter den Angreifern waren Sven Wartmann, Daniel Hermann, Kay Hermann und Falco Hesselbarth – alles ehemals Aktive der ANSDAPO. Auch tauchte im Zeitraum 2008/2009 eine CD der Gruppe „Projekt 8.8“ unter dem Titel „Unter blutrotem Banner“ auf, auf der neben diversen Hakenkreuzfahnen auch das Logo der ANSDAPO zu finden ist.
CD der Band “Projekt 8.8” mit ANSDAPO Logo 2008
Dennoch konnte im Folgenden eine Abnahme der Aktivitäten und gewalttätigen Angriffe beobachtet werden. Die Mischung aus Repression, aber auch das älter werden und Familiengründungen wirkte. Neben einem langen Vorstrafenregister hatten viele mittlerweile auch Familien und Kinder, welche auch Teil der neonazistischen Subkultur wurden. Einige Akteure verschwanden aber auch von der Bildfläche.
Auch wenn bei den Razzien beim Verbotsverfahren viel Merchandise beschlagnahmt wurde, hatten die Nazis keine Probleme sich ihr Kleidungsrepertoire einfach wieder anzuschaffen. Über den MHS hatten sie Kontakte Christian Banaskewicz, der immer wieder verschiedene neonazistische Versände betrieb. Shirts und Co druckte Banaskewicz selbst im Textildruck Eberswalde in der Freienwalder Straße 80a. Über den Textildruck Eberswalde, der verschieden Merchandise für Rechtsrock-Bands druckte, konnten die Nazis hier alles mit ihren Logos bedrucken. Falco Hesselbarth posiert verschiedene Male als Model für die Kleidung, die Banaskewicz online verkauft. Heute dient die Adresse des ehemaligen Textildrucks in Eberswalde als Impressum für den Online-Versand von der Neonazi-Band „Exzess“.
Falco Hesselbarth mit Schlauchtuch als Model für den NMV Versand
Rene Berger gehörte zu denen, die das Verbot schlichtweg ignorierten und weiterhin mit Pullovern und T‑Shirt in der Öffentlichkeit auftrat, auf denen das verbotene Logo der ANSDAPO mit Schriftzug zu sehen war. In der Zwischenzeit waren ehemalige Mitglieder der ANSDAPO auch immer wieder als Security in der Stadt Strausberg oder bei Dorffesten der umliegenden Dörfer eingesetzt. So trat Daniel Hermann nicht nur bei Dorffesten in Zinndorf auf, wo er mittlerweile hingezogen ist, sondern auch bei Feiern der Stadt Strausberg im Auftrag der Firma „One Security“.
Da die ANSDAPO sich auch regelmäßig im öffentlichen Raum traf oder Privatwohnungen nutzte, konnte das Verbot den Treffpunkten nichts anhaben. Einer dieser Orte bildete der Hof von Daniel Hermann in Zinndorf. Dieser wurde nicht nur zum „Herrentag“ regelmäßiges Ziel von gemeinsamen Ausflügen, auch zu anderen Anlässen fanden sich dort immer wieder Neonazis ein, teilweise reisten diese auch überregional an. Auch an den gemeinsamen Fahrten nach Berlin, um gemeinsam mit Michael „Lunikoff“ Regener einen trinken zu gehen, hat sich bis heute wenig geändert. Außerdem waren und sind die Nazis regelmäßig in ihrer Stammkneipe in Strausberg Vorstadt anzutreffen — heute unter dem Namen “Gaststätte zur Endstation” und immer noch Anlaufpunkt für die Nazis. Hier konnten sie auch aktiv junge Neonazis an werben. Um Dominik Schiöberg und Kevin Jenning gab es eine Gruppe von ca. 5 Personen, die dem Jungsturm angehörten. Der sogenannte Jungsturm sollte die Jugendorganisation der ANSDAPO sein und trat mit einem ähnlichen Logo auf. Aufmerksam machte die Jugendorganisation von sich, als sie unter Beteiligung von Rocco Meihs eine antifaschistische Gedenkkundgebung stören wollten. Dominik Schiöberg versuchte sich nach seinem Schulabschluss als Security und begann eine Ausbildung. Wie andere Neonazis auch, arbeitete er bei „One Security“. Nachdem seine neonazistischen Aktivitäten öffentlich gemacht wurden, musste er die Ausbildung abbrechen und wurde Fleischer. Mittlerweile arbeitet er gemeinsam mit Kevin Jenning im REWE Supermarkt in Rehfelde. Rocco Meihs arbeitet als Krankenpfleger in Strausberg.
Am Rande einer antifaschistischen Gedenkkundgebung 2013: Kevin Jennig, Tine Karkowski, Marc Pfister, Dominik Schiöberg und Rocco Meihs
Wiederbelebung der ANSDAPO als AO Strausberg
Seit 2015 agieren ehemalige Mitglieder der ANSDAPO und des „Jungsturm“ unter dem Namen „AO Strausberg“. Wie schon die ANSDAPO sie als vermeintliche Rocker auf, tragen Kutten und Motorradbekleidung. Auf diesen findet sich auch das ehemalige Logo der ANSDAPO, nun mit AO Strausberg in Frakturschrift. Am Skinhead-Outfit hat sich bei den Mitgliedern seit den 90er Jahren meist wenig verändert. Es zeigen sich enge Vernetzungen zu weiteren rechten und neonazistischen Gruppierungen. Bei den rechten BraMM-Demonstrationen 2015 kamen die Mitglieder geschlossen und traten martialisch auf. Auf der von Lars Günther (heute Brandenburger MdL für die AfD) organisierten rassistische Demonstration im Dezember 2015 in Strausberg Vorstadt stellte die AO Strausberg die erste Reihe [3]. Mit dabei waren Kevin Jenning, Tino Burkart, Markus Hickstein, Rene Berger, Rocco Meihs, Dominik Schiöberg und weitere. Björn Zander fuhr den Lautsprecherwagen. Dass die AO bei der Demo eine tragende Rolle einnahm, hängt mit ihren Kontakten nach Bad Freienwalde zusammen. Schon bei den Kundgebungen, die Lars Günther in Bad Freienwalde organisierte, vermittelte Robert Gebhardt Kontakte in die organisierte Naziszene, die dort Ordner*innen stellt. So dann auch in Strausberg. Gebhardt war selbst mit einigen anderen Nazis aus Bad Freienwalde bei der Demo anwesend. Gebhardt als Kader der Kameradschaft Märkisch-Oder Barnim (KMOB) pflegte schon lange vorher Kontakte mit Strausberger Neonazis. 2010 organisierte die KMOB nicht umsonst eine ihrer Demos auch hier in Strausberg.
Der Rest der Bagage: Dominik Schiöberg (mit Fähnchen) und UnbekanntMitglieder der AO halten das Fronttransparent bei der von Lars Günther angemeldeten Demo in Strausberg 2015. v.r. Markus Hickstein (Fred Perry Mütze), Rocco Meihs (Schwarze Mütze), Rene Berger (mit Kapuze), Tino Burkart (mit Nasenpiercing), unbekannte Glatze, Kevin Jenning (halb verdeckt).Robert Gebhardt bei der von Lars Günther angemeldeten Demo 2015 in Strausberg
Auch nahmen Zander und zwei weitere an einer rassistischen Demonstration in Frankfurt (Oder) im Februar 2016 teil [4]. Die rassistischen Mobilisierungen dieser Zeit scheinen der Startpunkt für eine erneute straffe Organisation der Nazis gewesen zu sein, die seit dem Verbot der ANSDAPO nicht mehr als nach außen offen erkennbare Struktur auftraten. 2016 kam es durch Björn Zander zu einem Angriff auf einen alternativen Jugendlichen in der Strausberger Altstadt. [5]
Auffällig ähnlich der ANSDAPO ist auch die Nähe zur rechten Musikszene, wie sie in Strausberg durch die Neonazi-Band „Exzess“ rund um Tobias Vogt gegeben ist. Es ist davon auszugehen, dass die Bandmitglieder Daniel Köhring und Patrick Alf, die beide ihre Jugend in Strausberg und Umgebung verbracht haben, im Fahrwasser der ANSDAPO politisiert wurden. Übrigens schmückte das Demo-Album von Exzess aus dem Jahre 2009 eine Schwarze Sonne auf dem Cover. Das Alf 2008 für die DVU antrat, zu der die ANSDAPO enge Verbindungen hatte, muss da kein Zufall sein. Auch zu Enrico Hoffmann alias Onkel Spider haben die Mitglieder der AO gute Kontakte. Exzess warb 2016 damit, sich bei Hoffmann das Bandlogo tätowieren zu lassen. Sein Studio „Final Solution“ liegt in Grünheide bei Erkner. Hoffmann tauchte auch bei den rassistischen Mobilisierungen 2015/16 in Strausberg auf.
2017 sind mehrere Mitglieder derAO Strausberg, darunter erneut Björn Zander, auf dem „Rock gegen Überfremdung“ in Themar dabei [6] . Außerdem machte die AO Strausberg 2017 Saalschutz und Getränkeverkauf bei einem Konzert der rechten Band „Feuer Frei“. In dieser ist Kai Hasselmann aus dem Barnim aktiv. Andere Mitglieder kommen auch aus dem Barnim und treten mit Kutten der Bruderschaft Barnimer Freundschaft auf. Auch dies ist eine Verbindungslinie der ANSDAPO zur heutigen AO. Hervorzuheben ist hier insbesondere die Nähe zu Patrick Krüger. Dieser ist nicht nur Teil von Barnimer Strukturen wie der „Sturmgruppe 44“ in der auch Hasselmann aktiv ist, sondern er besitzt direkte Kontakte nach Strausberg und Umgebung. Eine enge Freundschaft hegt er mit dem in Eggersdorf wohnenden Marcel Thorn. Dieser wiederum steht mit der AO Strausberg in Kontakt. Dass Krüger aber direkt nach Strausberg Kontakte hat, zeigen seine Anwesenheit bei Konzerten und freundschaftlicher Umgang mit Exzess. Auch er war bei einer BraMM Demonstration anwesend.
Marcel Thorn (rechts) und Patrick Krüger in Eggersdorf
Die AO besitzt in Strausberg Vorstadt Räumlichkeiten, wo sie kleinere Feiern und Konzertabende durchführen. Es ist davon auszugehen, dass dieser Ort auch als Lager für den eigenen Merch in Form von T‑Shirts und Kutten genutzt wird.
Das einheitliche Auftreten als Gruppe der gleichen Personen mit dem gleichen Logo weisen neben den ähnlichen Aktivitäten stark darauf hin, dass es sich bei der AO Strausberg um eine Nachfolgeorganisation der ANSDAPO handelt. 2018 tauchten Mitglieder der AO Strausberg mit T‑Shirts mit der Aufschrift „20 Jahre AO Strausberg“ auf, wobei sich hier wohl eher auf das Gründungsdatum der ANSDAPO bezogen wird. Auch an anderer Stelle verwiesen die Mitglieder der AO auf das Jahr 1998, so wird zu der Buchstabenkombination AOSRB auch gerne die 98 dazu gefügt. Entgegen der früheren ANSDAPO sind die Kameraden der AO weniger auf öffentlich wirksame Aktionen aus und fröhnen stärker dem NS-Lifestyle. Dennoch ist diese Gruppe nicht zu unterschätzen, wie der Angriff 2016 durch Björn Zander zeigte. Immerhin gehören ihr mehrfach verurteile Gewalttäter und Mörder an.
Zuletzt waren Mitglieder der AO Strausberg vermutlich beim dezentralen „Heldengedenken“ in Form eines Fackelmarsches des III.Weg im November 2020 in Strausberg dabei. Hier ist zu vermuten, dass sich aufgrund der gemeinsamen politischen Ziele auch personelle Überschneidungen ergeben.
Unklar ist, warum der Verfassungsschutz und das Land Brandenburg, denen diese Parallelen und Aktivitäten auch bekannt sind, bisher nicht aktiv werden und die AO Strausberg als Nachfolgeorganisation der ANSDAPO verbieten. Vielleicht ist hier der Schutz von V‑Männern wichtiger als das Durchgreifen gegen gewaltbereite Neonazis?
Am Vorabend des sogenannten “Volkstrauertag” besuchten Neonazis den Soldatenfriedhof auf dem Friedhof in der Fontanestraße in Strausberg. Am „Soldatenfriedhof“, auf dem gefallene Wehrmachtssoldaten liegen, legten Neonazis ein in schwarz-weiß-rot gehaltenes Blumengesteck nieder, an dem eine Schleife mit der Aufschrift „Eure Heldentaten bleiben Unvergessen“ angebracht war. Außerdem fanden sich neben dem Blumengesteck Grabkerzen mit Stickern der neonazistischen Kleinstpartei der III. Weg sowie eine aus Holz selbstgebaute, gestürzte Lebensrune, die den Tod symbolisiert. Sie posierten mit einem Fackelmarsch für Fotos zur Veröffentlichung auf der Website des III. Weges.
Diese Aktion kann als Ersatz gesehen werden für das von Neonazis seit Jahren vollzogenen Aufmärsche in Wunsiedel in Oberfranken. Das offensive Auftreten der Neonazis mit Fackeln und klarer Bezugnahme auf den NS in dieser Größenordnung ist bedrohlich und besorgniserregend. Sie verkennen die Verbrechen der Wehrmacht und glorifizieren die Morde und Verbrechen gegen die Menschheit, die auch die Wehrmacht begangen hat. Dass Neonazis mit öffentlichen Aktionen und Blumensträußen am heutigen Tag ihre Ideologie verbreiten, geschieht bundesweit und ist auch nicht das erste Mal in Strausberg erfolgt. Immer wieder waren ähnliche Gebinde und Aktionen auf dem „Soldatenfriedhof“ zu finden. So haben in der Vergangenheit die “Kameradschaft Märkisch-Oder Barnim (KMOB)”, als auch Strausberger Nazis zusammen mit Nazis aus umliegenden Landkreisen Kränze und Ähnliches niedergelegt. Die ca. 20 anwesenden Personen lassen vermuten, dass auch hier Neonazis aus ganz Märkisch-Oderland und darüber hinaus zusammengekommen sind. Zwar war der III. Weg bisher in der Region wenig präsent, wenn von Aus
Exzess-Versand bietet das Aktivisten Handbuch vom III. Weg an.
flügen in die Märkisch-Schweiz durch Aktivisten aus anderen Regionen wie im Oktober 2017 abgesehen wird. Es tauchen immer mal wieder Sticker der Partei in Strausberg und Umgebung auf, aber die geringe Quantität lässt nicht auf eine aktive Zelle des III. Weges in der Region schließen — aber immerhin zu Verbindungen, über die das Material verteilt wird.
Dennoch: Strausberg blickt auf eine lange und aktive Kameradschaftsszene zurück. Auch wenn es nach dem Verbot der „ANSDAPO“ 2005 ruhiger um die Nazis geworden ist, so sind sie immer noch unter dem Label der Bruderschaft „AO Strausberg“ aktiv und gut vernetzt. Ihr Hang zur NS-Symbolik und Gewaltaffinität verbindet sie zumindest theoretisch mit dem III. Weg. Darüber hinaus gibt es auch mit der bundes- und europaweit bekannten Strausberger Rechtsrock Band “Exzess” weitere Akteure vor Ort, die auch Kontakte in das militante Neonazi-Spektrum haben, zu dem auch der III. Weg gezählt werden kann. So verkauft Exzess über ihr eigenes Label auch das Handbuch für die Aktivisten des III. Weges “National, Revolutionär, Sozialistisch”. Der Frontmann von Exzess Tobias Vogt wird auch dem Organisatorenkreis des neonazistischen Kampfsportevent “Kampf der Nibelungen” zugerechnet. Da hier auch regelmäßig Aktivisten des III. Weges antreten und involviert sind, könnte hierüber ein Kontakt nach Strausberg entstanden sein.
Andrew R. Stelter (hellblaues Hemd, mit schwarzer Maske) auf dem Aufmarsch vom III. Weg in Berlin Hohenschönhausen am 3. Oktober 2020
Ähnlich verhält es sich mit Andrew Stelter. Der schon in den 90er Jahren aktive Neonazi war lange Jahre NPD-Kader und rund um die verbotene Heimattreue Deutsche Jugend aktiv. Stelter, der auch am 3.Oktober 2020 bei dem bundesweit mobilisierten Aufmarsch des III. Weg in Berlin-Hohenschönhausen anwesend war, war in Strausberg bis vor kurzem als Boxtrainer im „Boxclub Strausberg e.V.“ vom KSC Strausberg aktiv. Es lässt sich vermuten, dass dieser auch an der Aktion zum “Volkstrauertag” beteiligt war. Es ist davon jedenfalls davon auszugehen, dass die Aktion aus einem ähnlichen Personenspektrum kommt bzw. über die Kontakte der Strausberger Kameradschaftsszene und Exzess organisiert wurde.
Wir haben das einzig sinnvolle mit dem Nazizeug gemacht: die Rune wurde zu Feuerholz und die Blumen werden kompostiert.
Am 7.Oktober fand erneut eine rechte Veranstaltung, diesmal mit Erik Lehnert und Götz Kubitschek vom Institut für Staatspolitik (IfS) in dem Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ in Hönow statt. Eingeladen wurde durch den AfD Kreisverband Marzahn-Hellersdorf in Kooperation mit der Jungen Alternative Berlin, da diese aufgrund erfolgreicher antifaschistischer Proteste nicht in der Lage sind, Räumlichkeiten in Berlin zu finden. In der Veranstaltung, die ein Ersatz für eine im März geplante war, ging es um den Schriftsteller Ernst Jünger, der durch seine antidemokratische Schriften zur sogenannten Konservativen Revolution bekannt wurde und mit seiner Ideologie dem Nationalsozialismus dem Weg ebnete. Aus diesem Grund wird Jünger von der selbsternannten Neuen Rechten gefeiert. Gegenüber demonstrierten ca. 70 Antifaschist_innen, darunter der VVN-BdA Märkisch Oderland und die Kampagnen „Kein Raum der AfD“ sowie deren Schwesterkampagne „Kein Acker der AfD“ gegen die Veranstaltung. Redebeiträge thematisierten dabei unter anderem den bisherigen Erfolg der Kampagne „Kein Raum der AfD“ , die Position Lehnerts und Kubitschek in neurechten Netzwerken und rassistische Strukturen in der vermeintlichen Mitte der Gesellschaft.
Überraschenderweise wurde der Veranstaltungsort auf AfD- Flyern offen beworben – die AfD und so auch das Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ machen anscheinend keinen Hehl mehr aus ihrem Raummangel. Neben zu erwartenden Gesichtern der Veranstalter der AfD Marzahn-Hellersdorf wie Gunnar Lindemann, Daniel Birkefeld und Jeanette Auricht war aus Märkisch-Oderland der rechte Netzwerker Lars Günther (mehr Infos hier: https://inforiot.de/lars-guenther-rechter-netzwerker-verschwoerungstheoretiker/) vertreten. Von der Jungen Alternative Berlin war Vadim Derksen auch durch das Abfilmen der Gegendemonstration präsent.Trotz der im Vergleich zur vorherigen Veranstaltung mit Björn Höcke niedrigen Teilnehmendenzahl von knap 30 Gästen war mit Carlo Clemens der Landessprecher der Jungen Alternative NRW zugegen. Hier zeigt sich einmal mehr die enge Verbindung zwischen selbsternannter Neuer Rechter und der AfD und ihrer Jugendorganisation.
Unterstützung erhielt die antifaschistische Gegenkundgebung von Anwohner_innen. Viele Nachbar_innen zeigren sich sichtlich erfreut über den Gegenprotest und gaben an, dass es eine Schande sei, welche Veranstaltungen in unmittelbarer Umgebung stattfinden.
Wir bleiben dabei: Wir wissen, wer ihr seid und wo ihr euch trefft, und machen eure rechten Locations dicht. Kein Acker, kein Hof, kein Raum der AfD!
Am Dienstag, den 6.10.2020 zieht es wieder rechte BesucherInnen ins Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ in der Mahlsdorfer Str. 2 in Hönow. Veranstaltet von der AfD Marzahn-Hellersdorf und der Jungen Alternative Berlin treten dort zwei in rechten Kreisen hochkarätige Gäste auf: Der sogenannte „Stichwortgeber“ der Neuen Rechten Götz Kubitschek und sein Kollege Erik Lehnert. Beide sind die zentralen Figuren des „Instituts für Staatspolitik“. Dieses spannt vom Sachsen-Anhaltinischen Schnellroda aus ein rechtes Netz aus Kontakten, Veranstaltungen und Konferenzen, Buchprojekten und Zeitschriften über ganz Deutschland. Dabei reichen ihre Verbindungen von der rechtskonservativen Werteunion über die AfD und die Identitäre Bewegung bis hin zu NPD-Kadern. Schluss mit dem braunen Treiben in Hönow! Den rechten Treffpunkt „Mittelpunkt der Erde“ endlich dichtmachen! Kein Raum für rechte Hetze!
Kubitschek und Lehnert verstehen sich selbst als Intellektuelle, als Vordenker und Chefstrategen. Sie entwickelten zentrale Inhalte des Konzepts der sogenannten Metapolitik von rechts, das die Identitäre Bewegung dankend übernahm. Sie gaben Pegida Schützenhilfe und unterstützen mehr oder weniger aus dem Hintergrund den völkischen Flügel der AfD. Dabei werden sie unterstützt und gefeiert von unterschiedlichen AfD-Verbänden. Hier fallen der Bezirksverband Marzahn-Hellersdorf und der Kreisverband Märkisch-Oderland besonders auf. Beide arbeiten mittlerweile eng zusammen und karrten erst kürzlich mit Björn Höcke den wohl prominentesten Vertreter völkischer Positionen nach Hönow.
Das Hönower Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ hat sich derweil zu einem der wichtigsten Treff- und Veranstaltungsorte der Berliner und Brandenburger AfD gemausert. Es ist einer der letzten Orte in Berlin und Umgebung, wo die AfD überhaupt noch Veranstaltungen durchführen kann. Hier finden nicht nur große öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen wie der Höcke-Vortrag oder die kommende Veranstaltung mit Kubitschek und Lehnert statt. Auch der AfD-Bezirksverband Marzahn-Hellersdorf trifft sich hier zu internen Sitzungen. Nur dreihundert Meter außerhalb von Berlin gelegen, bietet der „Mittelpunkt der Erde“ der AfD genau das, was sie suchen: Die Gaststätte ist für größere Veranstaltungen geeignet und heißt die Nazis mit offenen Armen willkommen. Die Betreiber*innen stören sich ganz offenbar kein bisschen an den faschistischen und menschenverachtenden Reden, die bei ihnen geschwungen werden.
So ist es der AfD gelungen, einen Ort zu finden, den sie aufgrund der Raumsituation in Berlin so dringend brauchen, denn in Berlin haben wir es mittlerweile geschafft, der AfD die allermeisten großen Räumlichkeiten streitig zu machen. Die AfD spekuliert darauf, dass wir es zwischen Berlin und Brandenburg nicht schaffen, den Protest aufrecht zu erhalten. Das macht den Protest am Mittelpunkt der Erde umso wichtiger: Lassen wir nicht zu, dass sich hier vor den Toren Berlins ein extrem rechter Knotenpunkt entwickelt! Kein Acker, kein Raum, keine Bühne der AfD – nirgendwo!
Kommt zur Antifaschistische Kundgebung vor dem „Mittelpunkt der Erde“!
Dienstag, 6. Oktober | 18 Uhr | Mahlsdorfer Straße 2, 15366 Hoppegarten (Hönow)
Am 11. September 2020 fand im Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ in Hönow/Hoppegarten eine Veranstaltung mit dem Faschisten Björn Höcke statt. Organisator war der Vorsitzende der AfD MOL Lars Günther. Offiziell sollte das Thema die angebliche „Corona-Hysterie“ sein, tatsächlich sprachen Günther, die AfD-Abgeordnete des Brandenburger Landtages Birgit Bessin und auch Björn Höcke über alles Mögliche und nur zum Teil wirklich über Corona.
Gegen die Veranstaltung protestierten lautstark 150 Menschen direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Viele verschiedene Organisationen beteiligten sich, neben Antifas aus Berlin und Brandenburg waren auch Teilnehmende vom VVN-BdA, Linkspartei und Grüne aus dem Landkreis, die Omas gegen Rechts und viele Hönower Anwohner*innen mit dabei.
Bis zuletzt hatte Günther versucht den Veranstaltungsort geheim zu halten und war sichtlich verstört, dass „die Antifa“ dennoch den Ort herausgefunden und Protest organisiert hatte. Das zeigt, dass wir es durchaus geschafft haben, der AfD und den Betreiber*innen des Restaurants ordentlich den Abend zu vermiesen!
Lars Günther
Lars Günther sprach bei der Veranstaltung und bedankte sich ganz herzlich bei den Betreibern des Loakls „Mittelpunkt der Erde“. Vor einem, dem Video nach zu vernehmen, sichtlich gelangweilten Publikum sprach Günther zuerst über die Proteste vor der Tür: „Wir haben in Märisch-Oderland leider eine Vereinsstruktur die unterstützt wird von den Linken, finanziell vermutlich auch, aber das müssen wir halt parlamentarisch erfragen. Wo kommt das Geld her.“ Er spricht damit die Verschwörungserzählung an, es gäbe einen Antifa e.V. der zentral gesteuert und finanziert wird um der AfD das Leben schwer zu machen.
Anschließend beginnt eine Ausführung über die, wie er er nennt, „Corona-Hysterie-Pandemie“, die „unsere freiheitlichen rechtlichen ähm Grundrechte stark gefährdet.“ Dass einem wie Lars Günther das Wort Grundrechte schwer über die Lippen geht, ist kaum verwunderlich wenn man sich das Verhältnis der AfD zu Presse- oder Religionsfreiheit ansieht. Weiterhin sagt Günter: „unsere Kinder werden in Angst versetzt und drangsaliert. Lehrer beflügeln diese ganze Hysterie.“ Günther zeigt seine Loyalität gegenüber dem Flügel in dem er von der AfD als Bewegungspartei spricht und sich darüber freut, dass „die Wessis jetzt auch mal aufgewacht sind“. Dabei geht es ihm um die Zusammenarbeit mit Querdenken aus Stuttgart und behauptet auf der letzten Demo in Berlin vielleicht sogar 1 Millionen Menschen waren. Anschließend zitiert Günther Ärzte die Corona relativieren, der rote Faden in seiner Rede. Günther spricht auch von seinen Erfahrungen bei den ersten sogenannten Hygiene Demos am Berliner Rosa-Luxemburg Platz und beschwert sich über die Polizeigewalt um im selben Atemzug die Polizist*innen zur Dienstverweigerung aufzurufen. Er versucht die AfD als Law&Order-Partei in Stellung zu bringen: „Wir werden für die tapferen Polizisten immer da sein und sie schützen vor den linken Parteien. Wir schauen nicht weg und sind nicht leise wenn im Interesse der Herrschenden unrecht und Schikanen an unseren Mitmenschen verübt werden.” Zum Abschluss muss Herr Günther selbstverständlich über Moria sprechen und beschwert sich über die Kosten die bald entstehen werden. Weiteres ist nicht zu sehen, da das Video plötzlich abbricht. Vom Tenor des Abschlusses wäre es nicht verwunderlich wenn dabei absichtlich strafrechtiiches herausgeschnitten wurde.
Weitere Gäste
Aus Strausberg waren von Beginn an Rainer Thiel und Cornelia Roswitha Galler vor Ort. Beide waren bis zur Ankunft von Höcke vorrangig draußen, begrüßten die Ankommenden und hielten einen Schnack mit den Gästen. Trugen beide zu Beginn der Veranstaltung um 18 Uhr noch Masken, rutschten die im Laufe der Zeit immer weiter nach unten und verschwanden dann ganz. Das Thiel von Beginn an dort war und die Begrüßung auch von Höcke übernahm, deutet auf seine Involvierung bei der Organisation der Veranstaltung hin und beweist wiedereinmal die Nähe zu Lars Günther. Ebenfalls von Beginn vor Ort und Lars Günter nahestehend war Florian Jachnow. Der in Frankfurt (Oder) wohnende Jachnow ist in der Jungen Alternativen aktiv und bestreitet den Posten als Botschafter für die Region Märkisch-Oderland. Er und andere wie Oliver Stiffel oder Anna Leisten waren nicht das erste Mal in Märkisch-Oderland. Bereits im Juni trat die Junge Alternative bei der Mitgliederversammlung des Kreisverbandes auf. Günther tritt regelmäßig mit Fan-Nickie der Jungen Alternativen auf. Seine Begeisterung für die Truppe und das Zutun von Florian Jachnow dürften dafür sorgen, dass die Jungen Alternativen zu den regelmäßigen Gästen in MOL werden. Neben mitgebrachten Infomaterialien, die an einem Stand ausgelegt wurden, senkte die JA auch den Altersdurchschnitt erheblich. Neben ihnen waren nur eine knappe Handvoll jüngerer Menschen vor Ort.
Neben den Gästen mit weiteren Wegen, kamen auch viele Mitglieder und Anhänger des Kreisverbandes MOL zur Veranstaltung. Aus Seelow, waren der Stadtverordnete Mario Kuczera in Begleitung von Liana Aroko vor Ort. Sowie der Kreistagsabgeordnete und Stadtverordnete Falk Janke. Janke kam allein und mit Aktentasche, was dafür spricht, dass er gerade von seinem Job als Mitarbeiter des MdB Petr Bystron kam. Aus Rehfelde kamen das Paar Maria und Reinhold Patzer. Beide sind langjährig in der AfD aktiv und sind maßgeblich an Veranstaltungen in Rehfelde beteiligt, bei denen auch schon Andreas Kalbitz sprach. Ebenso vor Ort war der Alterspräsident des Kreisverbandes MOL und Taxi-Unternehmer Manfred Fengler. Und auch aus Wriezen kam eine große Delegation von insgesamt acht Personen. Einer davon tat sich besonders mit seinem „Kraft durch Freunde“-Shirt hervor. Der Spruch ist an die nationalsozialistische Losung „Kraft durch Freude“ angelehnt.
Mit Janke, Thiel, Patzer und Frye fanden sich insgesamt vier der zehn AfD-Kreistagsabgeordneten in Hoppegarten ein.
Wir haben der AfD im Steuerhaus und in Hönow gezeigt: Wir lassen euch nicht in Ruhe! Kein Acker, kein Hof, kein Raum der AfD!
Höcke kommt. Er tritt zusammen mit weiteren AfD-Mitgliedern auf, die jahrelang zum extrem rechten Flügel der Partei gehörten. Die strategische Auflösung des “Flügels” tut dem Netzwerk keinen Abbruch. Unbehelligt wollen sie sich am Rand von Berlin treffen — doch wir werden ebenso kommen!
Die Veranstaltung findet bereits am Freitag, dem 11.9., im “Mittelpunkt der Erde” statt. Das Restaurant mit Veranstaltungssaal liegt in Hönow in Märkisch-Oderland, direkt an der Grenze zu Marzahn-Hellersdorf. Von der Tramstation aus Berlin läuft man nur wenige Meter. Organisiert wird die Veranstaltung vom Abgeordneten des Brandenburger Landtags Lars Günther und seinem Kreisverband Märkisch-Oderland. Günther zählt zum völkischen Teil der Partei und war in den letzten Monaten auf den verschwörungsideologischen Corona-Protesten Dauergast. Bereits in der Vergangenheit hat er extrem rechte Veranstaltungen im “Mittelpunkt der Erde” organisiert, u.a. für das Compact-Magazin. Für das Compact-Magazin arbeit Günther auch als Redaktionsassistenz¹ und pflegt zu Elsässer ein freundschaftliches Verhätlnis.
Auch sonst ist die Location nicht unbekannt. Trotz ihrer Lage in Brandenburg ist sie wichtigster Veranstaltungsort der AfD Marzahn-Hellersdorf. Auch Bernd Höcke ist nicht das erste Mal vor Ort. Vor genau drei Jahren war er bereits zum “Wahlkampftag” der AfD Marzahn-Hellersdorf geladen. Als Gäste erschienen dort Vertreter von NPD und PEDIGA sowie Andreas Kalbitz.²
Viel zu lange konnten die Betreiber des “Mittelpunkt der Erde” ihr Geld durch Veranstaltungen des AfD-Flügels verdienen. Wir sagen: wenn Höcke kommt, kommen wir auch! Wir werden genau hinschauen, wer auf die Veranstaltung kommt. Und wir werden deutlich machen, dass der “Mittelpunkt der Erde” ein Scheiß-Lokal ist. Bis auf die AfD scheinen sie ohnehin kaum noch Gäste zu haben.
Kein Raum der AfD — Kein Raum für Landolf Ladig!
Antifaschistische Kundgebung
Freitag, 11. September | 18 Uhr | vor dem AfD-Treff “Mittelpunkt der Erde”, Mahlsdorfer Straße 2, 15366 Hoppegarten (Hönow)
Anfahrt u.a. über Bus 195 und 395 (Hönower Str. / Riesaer Str) oder Tram M6 (Riesaer Straße)
Zugtreffpunkte: 17 Uhr Bahnhof Strausberg Stadt (Abfahrt 17:12)
17:15 Bahnhof Strausberg (Abfahrt 17:20)
Gemeinsame Anreise aus Berlin: 16.50 Uhr S‑Landsberger Allee (an den Tramsgleisen)
In ihrem Landtagswahlprogramm zu den Wahlen 2019 schreibt die AfD, dass sie das brandenburgische Brauchtum fördern wolle. Für die AfD heißt dies, dass alles Traditionelle, schon immer Dagewesene gefördert werden solle. Im Umkehrschluss bedeutet dies wiederum, dass alles neu in die Gesellschaft kommende aus der Förderung rausfällt. Das betrifft Menschen und Integrationsprojekte, erkämpfte politische Fortschritte und sich ändernde gesellschaftliche Schwerpunkte, bspw. Klimaschutz. Implizit wendet sich die AfD damit gegen eine emanzipatorische und offene Kulturarbeit.
Als politisches und kulturelles Zentrum sind wir, wie auch viele andere Einrichtungen, von einer solchen Politik stark bedroht. Inhalte wie Antirassismus und Antisexismus werden von der AfD nicht nur in Frage gestellt, sondern aktiv bekämpft. Als Folge steht politische Kultur- und Bildungsarbeit vor der Herausforderung, sich permanent zu rechtfertigen (warum eine solche Arbeit notwendig ist) und sich abzugrenzen (bspw. von Inhalten, die die AfD als extremistisch ausmacht). Dies raubt nicht nur Zeit und Kraft, sondern schwächt auch Inhalte ab und stellt diese Arbeit auf eine unsichere Basis. Emanzipatorische Kultur und Politik gerät dadurch zunehmend in die Defensive. Bereits Erkämpftes wird grundsätzlich in Frage gestellt.
Schon in anderen Bundesländern können wir erleben, wie sich die Präsens der AfD in Land- und Kreistagen sowie kommunalen Gremien auswirkt: Fördermittelabrechnungen werden gesichtet, was nicht nur einen enormen bürokratischen Aufwand für ehrenamtliche Strukturen bedeutet, sondern auch eine große Gefahr darstellt. Die AfD gelangt dabei auch immer wieder an personenbezogene Daten. Durch die Verflechtungen der AfD in militante Neonazi-Kreise stellt dies immer auch eine Gefahr dar, dass diese Daten weiter gegeben und Menschen bedroht werden. Linke Politik und Kultur bekommt vielerorts keine Mehrheiten mehr, was zumeist das Ende bedeutet. Wir wollen verhindern, dass es auch bei uns soweit kommt! Treffpunkte der AfD sind immer Orte, wo Strategien besprochen werden, Kontakte geknüpft werden und rechte Politik gemacht wird. Wir sehen in den Stammtischen der AfD — die in Strausberg im “Zum alten Steuerhaus” stattfinden — eine Gefahr für alle von Rassismus betroffenen, linke Projekte und feministische Politik. Das hat vielfältige gesellschaftliche Auswirkungen und jede einzelne gilt es zu bekämpfen!
Kommt mit uns zur Kundgebung „Kein Acker der AfD – AfD raus aus dem Steuerhaus!“ am 5. September. Treffpunkt 14.30 Uhr am Bahnhof Strausberg Stadt — bringt Fahrräder mit, wenn ihr habt!
Kein Acker den Faschisten! AfD raus aus dem Alten Steuerhaus!
Einmal monatlich findet in der Strausberger Gaststätte “Zum alten Steuerhaus” der Stammtisch der lokalen AfD statt. Hier trifft sich rund um den Strausberger Stadtverordneten Rainer Thiel das Kernklientel der rassistischen Partei. Immer wieder wird er dabei unterstützt von Parteiprominenz aus Berlin und Brandenburg. Und das nicht von irgendwem: Die Strausberger Fraktion ist, wie der gesamte Brandenburger Landesverband, klar dem „Flügel“ um Höcke und Kalbitz zuzuordnen, der innerhalb der ohnehin schon rechten Partei den ekligen rechts-äußeren Rand bildet.
Diese illustren Menschen treffen sich also monatlich zum gemeinsamen Biertrinken im “Alten Steuerhaus”. Dabei dienen Stammtische der AfD weit mehr als nur dem netten Beisammensein. Sie sind bundesweit ein zentrales Mittel, um sich zugänglich und bürgernah zu präsentieren. Hierher können Interessierte eingeladen werden, vor allem aber können Sympathisant*innen und Mitglieder sich vernetzen und austauschen. So unterstützen die Lokale, in denen solche Stammtische stattfinden, ganz aktiv die Arbeit der Partei.
Die Gaststätte “Zum alten Steuerhaus” macht keinen Hehl aus ihrer Unterstützung für die AfD. Ungeniert wird für die Stammtische geworben, Angestellte begrüßen die AfDler per Handschlag. Die Verantwortlichen des Lokals wissen, was sie tun – und sie scheinen sich nichtmal dafür zu schämen.
Aber die AfD ist keine „normale“ Partei wie jede andere. Sie trägt ganz massiv zu dem Rechtsruck bei, der bei rassistischen Beleidigungen beginnt und mit Attentaten wie dem in Hanau endet. Rassismus tötet – und die AfD ist mit dafür verantwortlich. Ganz egal, wie lange die Partei in Landtagen und Stadträten sitzt: Wir werden uns niemals an ihre Präsenz gewöhnen und da, wo sie auftaucht, müssen wir dagegen protestieren.
Darum kommt am 5. September um 15h zur Kundgebung & Konzert am Alten Steuerhaus.
Es gibt kein ruhiges Hinterland! Kein Acker der AfD!
Was? Kundgebung und Konzert mit den PC Toys // Wann? 5. September, 15 Uhr // Wo? Hohensteiner Chaussee 19, 15344 Strausberg // Vortreffpunkt? 14:30h am S‑Bahnhof Strausberg mit Fahrrädern // Und danach? Essen für alle und Hiphop-Konzert mit McJosh, Spacebunny Ninja und FaulenzA