Am Samstagabend protestierten ungefähr 50 Menschen gegen eine Rechtsrock-Veranstaltung im Potsdamer Stadtteil Bornstedt. Die Protestversammlung richtete sich gegen ein Konzert rechter Musiker in der Gaststätte „Viktoria Eck“. An der höchstumstrittenen Konzertveranstaltung nahmen schätzungsweise ebenfalls 50 Personen teil. Bereits im Vorfeld sei es laut PNN, die sich auf Polizeiquellen beruft, zu einem Farbanschlag auf den Veranstaltungsort gekommen sein.
Farbanschlag auf Veranstaltungsort
Gemäß einer mutmaßlichen Selbstbezichtigung „Potsdamer Antifas“ auf einem freizugänglichen Internetportal soll bereits in der Nacht vom 27. zum 28. April 2017 die Fassade des Veranstaltungsortes „Viktoria Eck“ mit der „braunen Scheiße markiert“ worden sein, die „sich hier am Wochenende“treffe. Außerdem wurde im Bekennerschreiben zu weiteren Aktionen „gegen das Rechtsrockkonzert“ aufgerufen.
Der Farbanschlag scheint sich inzwischen bestätigt zu haben. Laut Informationen der PNN, die sich auf einen Polizeisprecher beruft, soll sich der Angriff auf die Gaststätte am frühen Freitagmorgen, zwischen 00.30 und 01.15 Uhr zugetragen haben. Dabei sollen eine „handvoll“ Farbbeutel eingesetzt worden sein. Tatverdächtige konnte die Polizei jedoch nicht ermitteln. Die Spuren des mutmaßlichen Anschlags waren am Samstagabend noch erkennbar.
Gegenkundgebung am Samstagabend
In unmittelbarer Nähe zum Beginn des Rechtsrock-Konzertes gab es indes eine weitere Protestaktion. In der Zeit von 18.45 bis ca. 20.30 Uhr führte die Landtagsabgeordnete Isabell Vandré (LINKE) eine versammlungsrechtlich angemeldete Kundgebung in Hör- und Sichtweite zum „Viktoria Eck“ durch. Diese Veranstaltung trug das Motto „Rechtsrockern die Show stehlen“. Beide Versammlungen hatte die Bereitschaftspolizei durch Absperrgitter voneinander abgetrennt. Zu polizeilichen Maßnahmen kam es jedoch, soweit bekannt, nur gegen eine Person. Laut Angaben eines Twitter-Tweet des „Ticker Potsdam“ soll es sich dabei um einen mutmaßlichen „Neonazi“ gehandelt haben. Die Polizei war mit ungefähr 100 Einsatzkräften aus Brandenburg und Berlin vor Ort.
Konzert rechter Mischszene
Die Konzertveranstaltung fand übrigens wie geplant in der Gaststätte „Viktoria Eck“ statt. Hauptact soll der Teltower Rechtsrocker Sacha Korn gewesen sein. Dieser gibt sich jedoch wesentlich unverfänglicher und bezeichnet seinen Stil selber als „Neue Deutsche Härte“. Seine Lieder waren allerdings auch auf einer so genannten „Schulhof CD“ der NPD vertreten und untermalten darüber hinaus einen Wahlwerbespott dieser Partei. Offiziell distanziert sich der Musiker jedoch in einem Interview auf seiner Socialmedia-Seite von „Extremismus und Gewalt“ sowie „sämtlicher Ideologien“. Für die Veröffentlichungen bei der NPD machte Korn ausschließlich sein ausländisches Management verantwortlich. Dennoch sollen weiterhin Kontakte zu Figuren des extrem rechten Milieus bestehen. Am Samstagabend reiste zumindest ein ehemaliger Bezirksverordneter der Berliner NPD an. Weitere Konzertgäste zeigten sich in rechten Modemarken oder milieutypischer Kleidung gewandet. Eine Person trug ein Shirt mit einem Slogan und dem Symbol der extrem rechten „Identitären Bewegung“. Andere waren als Rocker oder Fans eines Berliner Fußballcubs zu erkennen.
Die Einnahmen des Konzertes von Sacha Korn sollen in Teilen übrigens an die „Bandidos“ geflossen sein. Ein Sprecher dieser Rockervereinigung teilte allerdings den PNN mit, dass das Geld für die Eltern eines im März 2017 ermordeten Neunjährigen in Nordrhein-Westfalen bestimmt sei. Ein Elternteil des Ermordeten soll Mitglied der „Bandidos“ sein.
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Am Freitagabend kam es in Potsdam-Babelsberg anlässlich der Fußballregionalligabegegnung zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem FC Energie Cottbus zu Auseinandersetzungen zwischen den auch politisch konträren Fangruppen. Es kam zu Hitler-Grüßen, Böllerwürfen und einem Platzsturm. Zweimal musste das Hochrisikospiel aufgrund von Fanausschreitungen vom Schiedsrichter unterbrochen werden. Beide mal stand das so genannte Brandenburg-Derby kurz vor dem endgültigen Spielabbruch.
Aggressive Vorboten im Hinspiel
Bereits im Hinspiel im November 2016 in Cottbus kam es im Rahmen der Begegnung zu erheblichen Provokationen sowie sowohl zu Schlagabtäuschen zwischen den rechtsorientierten Heim- und den linksorientierten Gästefans als auch zwischen rechten, heimischen Fans und der Polizei. Damals wurde der Babelsberger Fanblock bereits am Bahnhof mit antisemitischen Schmierereien Empfangen. An einer Brücke, kurz vor dem Stadion, griffen offensichtlich Cottbus-Anhänger die Gästefans mit Feuerwerkskörpern an, letztere revanchierten sich dafür mit Flaschenwürfen. Im Stadion blieb es dafür, bis auf die üblen Gesänge und vulgären Provokationen seitens der Heimfans, weitgehend friedlich. Erst nach dem Spiel soll wiederum aus den Reihen der heimischen Fans aus Cottbus die körperliche Auseinandersetzung mit den Gästen aus Babelsberg gesucht worden sein. Ein massives Polizeiaufgebot verhinderte dies jedoch offenbar. Daraufhin soll es zu Scharmützeln zwischen Fangruppen aus Cottbus und den Sicherheitskräften gekommen sein.
Hass-Derby eskaliert

Auch aufgrund der Ereignisse im Hinspiel wurde die brisante Begegnung am Freitagabend als Hochrisikospiel eingestuft. Doch trotz der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen konnte die Eskalation im Brandenburger Hass-Derby, insbesondere im Stadion, nicht verhindert werden.
Bereits lange vor Anpfiff kam es aus den Reihen der Gästefans, die sich auch durch Sympathisierende der rechtsorientierten Fanszene des sächsischen Chemnitzer FC verstärkt hatten, immer wieder zum Zeigen des „Deutschen Grußes“ (umgangsprachlich: „Hitler-Gruß“), welches sich auch während des Spieles konsequent und ohne Konsequenzen fortsetzte. Außerdem folgten Parolen wie „Asylanten“ und „Arbeit macht frei – Babelsberg 03“. „Nazischweine“ und „Alerta Antifascista“ schallte es daraufhin aus Richtung der Heimfans.
Kurz vor Spielanpfiff zündeten die Babelsberger Ultras dann im Heimblock Nebeltöpfe und Bengalfackeln. Allerdings nicht in Richtung Gästefans, sondern offensichtlich als Mannschaftssupport. Dennoch ein Verstoß gegen die Stadionverordnung, die nach dem entsprechenden Hinweis des Stadionsprechers auch endete.
Wenige Minuten später suchten dann die Gästefans, die sich inzwischen massiv vermummt hatten, wieder die Auseinandersetzung. Nach einer Banneraktion gegen Babelsberg, bei dem zwei Tücher mit der Aufschrift „H8 03“ (Kurzform für „Hate 03“) gezeigt wurden, zündeten auch die Cottbusser Pyrotechnik, beschränkten dies allerdings nicht auf ihren Block, sondern schossen auch gezielt Feuerwerkskörper in Richtung Spielfeld und den heimischen Nulldreiern. Außerdem erklommen mehrere Gästefans die Spielfeldbegrenzungszäune, stürmten in Richtung Babelsberger Nordkurve und lieferten sich eine handgreifliche Auseinandersetzung mit Ordnern und Polizei. Nach dem daraufhin auch einige Fans des SV Babelsberg den Rasen erstürmt hatten, kam es zu einem größeren Polizeieinsatz sowie zu einer ersten Spielunterbrechung.
Nach ungefähr zehn Minuten wurde die Partie jedoch wieder angepfiffen und blieb bis zur Halbzeitpause weitgehend störungsfrei. Zur regulären Spielunterbrechung nach 45 Minuten führte die Mannschaft des FC Energie Cottbus übrigens mit einem Tor.

Kurz nach Anpfiff der zweiten Halbzeit begann die Konfrontation dann erneut. Nachdem eine Spruchbandaktion der Gästefans sowie der wiederholte Einsatz von Rauchtöpfen und Bengalfackeln beider Fanlager noch weitgehend harmlos blieben, schossen die Sympathisierenden des FC Energie abermals mit Feuerwerkskörpern auf den Heimblock und das Spielfeld. Wieder versuchten die Fans aus der Lausitz das Spielfeld zu stürmen, wurden aber schon beim Versuch den Begrenzungszaun zu überwinden seitens der Polizei mit Pfefferspray gestoppt. Abermals musste das Spiel für einige Zeit vom Schiedsrichter unterbrochen werden. Erst jetzt beruhigte sich die Lage in den Rängen, insbesondere im Gästeblock, merklich.
Nach dem Wiederanpfiff rückte dann das Fußballspiel ansich wieder in den Mittelpunkt des Spieltages. Und da legte jetzt eindeutig Babelsberg vor. In der 75. Minute glichen die Nulldreier zunächst aus, bevor sie in der 90. Minute mit einem weiteren Tor den Derby-Sieg holten. Die schmachvolle Niederlage im Hinspiel in Cottbus war damit zumindest spielerisch vergessen.
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