Kategorien
Antifaschismus

Hakenkreuz an Dutschke-Gedenktafel

Schmiererei an Dutschke-Gedenktafel in Luckenwalde, Mai 2016 INFORIOT In der Nacht vom 6. auf den 7. Mai sind in Luck­en­walde zahlre­iche neon­azis­tis­che Parolen geschmiert wor­den. Unter anderem wurde ein Hak­enkreuz an der Gedenk­tafel für Rudi Dutschke am Friedrich-Gym­na­si­um ange­bracht. Dutschke, in Luck­en­walde geboren, war ein wichtige Per­sön­lichkeit in der 68er-Bewe­gung. Er starb 1979 an den Fol­gen eines bere­its 1968 verübten Atten­tats eines Recht­sradikalen. Weit­ere Schmier­ereien aus der Nacht:  Eben­falls am Friedrich-Gym­na­si­um wurde die Parole „Deutsch­land dem Deutschen!“ (inklu­sive des hier wiedergegebe­nen Gram­matik­fehlers) gesprüht, wieder mit Hak­enkreuzen. Mit Sprüh­sch­ablone wurde der Code “HKN KRZ” ange­bracht, das Schild “Schule ohne Ras­sis­mus” war über­sprüht. Am Job­cen­ter wur­den die Parolen “Frei – sozial — nation­al” und “Deutsch und frei” hin­ter­lassen. Über Sprüh­sch­ablo­nen aufge­bracht wur­den die Sprüche “Unser Kiez – unsere Regeln”, verse­hen mit mit Ham­mer und Schw­ert sowie “Ein Ring geschmiedet uns zu knecht­en”, verse­hen mit EU-Ster­nen. Am Stadtthe­ater wurde “Luck­en­walde bleibt braun” geschmiert. Laut eines Presse­berichts ermit­telt die Polizei wegen Sachbeschädi­gung und dem Ver­wen­den von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen. Erwäh­nt wer­den auch Schmier­ereien an einem “ori­en­tal­is­chen Lebens­mit­telgeschäft”. Schmiererei in Luckenwalde, Mai 2016 luckenwaldemai2016_3 luckenwaldemai2016_4

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Keine Bühne für Rassismus — Protest gegen Sarrazin

Kundge­bung
Don­ner­stag, 12. Mai um 18:30 Uhr
Welt­spiegel Cottbus
(Rudolf-Bre­itscheid-Straße 78, 03046 Cottbus)
Der Stich­wort­ge­ber des Recht­srucks, Thi­lo Sar­razin, ist auf Wer­be­tour für sein neues Buch. Wie kein ander­er hat er in der Ver­gan­gen­heit dazu beige­tra­gen ras­sis­tis­che und sozialchau­vin­is­tis­che Het­ze in Deutsch­land wieder salon­fähig zu machen. Zu seinen Feind­bildern gehören Muslim*innen, Flüchtlinge und Men­schen, die von Armut betrof­fen sind. Seine Büch­er und Vor­tragsreisen sind Teil ein­er Kam­pagne, die diese Men­schen in der öffentlichen Wahrnehmung her­ab­würdi­gen soll. 
sarrazincb120516
Getarn­ter Rassismus
Die Bild-Zeitung bewirbt Sar­razins neues Buch „Wun­schdenken“ tatkräftig und beze­ich­net ihn als „Klar­text-Poli­tik­er“, dabei ver­bre­it­et er vor allem Ras­sis­mus, den er mit Fach­sprache tarnt. Statt von „Rasse“ spricht Sar­razin von „Kul­tur“ und „kog­ni­tiv­er Intel­li­genz“. Er begrün­det die Ein­stu­fung unter­schiedlich­er Men­schen als höher- und min­der­w­er­tig mit Ver­satzstück­en der Gen­forschung. Für ihn ist es unvorstell­bar, dass Men­schen mit unter­schiedlich­er Herkun­ft und Reli­gion in der Lage sind friedlich zusam­men zu leben, dabei war genau das in Europa für Jahrtausende Real­ität. Erst durch den aufk­om­menden Nation­al­is­mus und seine Vorstel­lun­gen von eth­nis­ch­er und kul­tureller Rein­heit ist es zu Pogromen und Genozi­den gekom­men. Die Enthu­man­isierung und Entin­di­vid­u­al­isierung der ver­meintlich „Frem­den“ recht­fer­tigt in let­zter Kon­se­quenz die Aberken­nung der Men­schen­rechte und ihre Aus­löschung. Die Forderun­gen nach der Entrech­tung von Muslim*Innen in Deutsch­land und die Abschot­tung gegen Flüchtlinge an den europäis­chen Außen­gren­zen sind wieder ein Aus­druck dieser nation­al­is­tis­chen Rein­heits- und Vernichtungsphantasien.
Soziale Spal­tung
Sar­razins Grenzziehun­gen ver­laufen nicht nur ent­lang ras­sis­tis­ch­er Trennlin­ien. Er ist auch ein­er der radikalsten Vertreter ein­er neolib­eralen Ide­olo­gie, die Men­schen die Lebens­grund­lage entziehen will, wenn sie sich nicht bedin­gungs­los dem kap­i­tal­is­tis­chen Ver­w­er­tungs­druck unter­w­er­fen. Den staatlichen Ein­satz für sozialen Aus­gle­ich dif­famiert er als „Gle­ich­heit­side­olo­gie“, die den deutschen Wirtschafts­stan­dortes im glob­alen Wet­tbe­werb schwächt. Die Ver­ant­wor­tung für Armut und Arbeit­slosigkeit soll stattdessen von der Gesellschaft auf die einzel­nen Indi­viduen ver­lagert wer­den. Dies entspricht der Strate­gie der sozialen Spal­tung, wie sie mit der Agen­da 2010 umge­set­zt wurde. Sar­razin gehörte Anfang der 2000er-Jahre zu den lautesten Vertretern ein­er Dif­famierungskam­pagne gegen Erwerb­slose und sozial Schwache. Als SPD-Mit­glied, Finanzse­n­a­tor von Berlin und Vor­standsmit­glied der Deutschen Bank wirk­te er aktiv beim Radikalum­bau des Sozial­staats mit.
Teile und Herrsche
Sar­razin ist kein Ras­sist unter vie­len. Er insze­niert sich als neu­traler Kom­men­ta­tor, Tabubrech­er und Rebell gegen das Estab­lish­ment, dabei war und ist er selb­st Teil der herrschen­den Elite. Nur deswe­gen hat er die Möglichkeit seine men­schen­ver­ach­t­en­den The­o­rien über die großen Medi­en zu ver­bre­it­en. Beson­ders der Axel-Springer-Ver­lag und die Bild-Zeitung prof­i­tieren von diesen immer wieder selb­st pro­duzierten Schlagzeilen und auch Sar­razin kann durch den Bücherverkauf sein Ver­mö­gen weit­er ver­größern. Die Karten für die Ver­anstal­tung im Welt­spiegel wer­den für 15 € pro Stück verkauft. Der Mod­er­a­tor des Abends ist Dr. Klaus Rost. Er war von 1995 bis 2012 Chefredak­teur der Märkischen All­ge­meinen Zeitung. Alexan­der Gauland, der heutige Kopf der AfD Bran­den­burg, war dort 10 Jahre lang sein Arbeit­ge­ber. In dieser exk­lu­siv­en Runde geht es nicht um eine offene Debat­te, son­dern um die Selb­st­bestä­ti­gung von Rassist*innen und Sozialchauvinist*innen. Hier wer­den die Argu­mente für die Gewalt auf der Straße und in den Amtsstuben zurechtgelegt.
Sie wollen HarzIV-Empfänger*Innen und Flüchtlinge gegeneinan­der ausspie­len! Ohne uns! 
Wir bleiben sol­i­darisch gegen die ras­sis­tis­che und soziale Spal­tung unser­er Gesellschaft!

Kundge­bung als Event bei Facebook

Kategorien
Sonstiges

Brandanschlag in Vetschau

Zum 30. April mobil­isierte der neurechte Vere­in „Zukun­ft Heimat“ zum ersten Mal zu ein­er Demon­stra­tion nach Vetschau im Spree­wald. Engagierte Bürger*innen gestal­teten im Vor­feld gemein­sam mit Geflüchteten den Ein­gang zur Stadt mit bun­ten Bal­lons und Trans­par­enten, um zu zeigen, dass ras­sis­tis­che Het­ze in ihrem Ort nicht erwün­scht ist. In der Nacht vor der Demon­stra­tion wurde diese Protes­tak­tion von Unbekan­nten ver­wüstet und der Maibaum sowie ein Heuschober in Brand geset­zt. Zudem wur­den „Nein zum Heim“-Plakate an Ort­sein­gangss­childern angebracht.

Zerstörte Installation in Vetschau
Zer­störte Instal­la­tion in Vetschau

Seit Mitte 2015 war „Zukun­ft Heimat“ mehrmals in Lübben und Lübbe­nau auf­marschiert und kon­nte jew­eils mehrere hun­dert Teilnehmer*innen dazu gewin­nen. Am Sam­stag ver­sam­melten sich etwa 200 Per­so­n­en zu der Demon­stra­tion in Vetschau. Die Teil­nehmenden­zahlen haben sich im Ver­gle­ich zu den vorheri­gen Aufmärschen ver­ringert, doch die Radikalität im Auftreten des Vere­ins steigt weit­er an. Bere­its zu Beginn der Demon­stra­tio­nen in Lübben und Lübbe­nau kon­nten dem Vere­in per­son­elle Über­schnei­dun­gen zum ver­bote­nen neon­azis­tis­chen Spreelichter-Net­zw­erk nachgewiesen wer­den. Der Angriff auf eine sym­bol­is­che Protes­tak­tion des „Net­zw­erks für ein tol­er­antes Vetschau“ gegen die Demo von „Zukun­ft Heimat“ zeigt nun auch offen, wie gewalt­bere­it die Anhänger*innen des Vere­ins sind.

Die Lausitzer Rund­schau schreibt dazu:

Die bun­ten Luft­bal­lons fand Christoph Bernd ‘lächer­lich’. Unbekan­nte Täter fühlten sich durch sie offen­bar sog­ar provoziert. Wie die Polizei bestätigt, wurde in der Nacht zum Sam­stag an der Calauer Kreuzung die Deko­ra­tion zer­stört. Ein Heuschober, Teil des Ensem­bles mit Maibaum, wurde angezün­det. Gegen 3.30 Uhr musste die Feuer­wehr den Brand löschen.“

Was in Vetschau passiert ist, ist ein geziel­ter Ein­schüchterungsver­such in Rich­tung von poli­tis­chen Gegner*innen und Geflüchteten, die in Vetschau leben. Am Sam­stag bran­nte sym­bol­isch die bunte Protes­tak­tion. Die an den Ort­se­ingän­gen ange­bracht­en „Nein zum Heim“-Plakate ver­weisen deut­lich auf die Absicht der Brandstifter*innen — vielle­icht bren­nen beim näch­sten Mal Tre­ff­punk­te Engagiert­er oder Geflüchtete­nun­terkün­fte in Vetschau. 

Dies gilt es in jedem Fall zu ver­hin­dern! Wir müssen endlich aus unser­er Kom­fort­zone her­aus kom­men und deut­lichen Wider­stand leis­ten. „Zukun­ft Heimat“ ist nun nicht mehr nur geistiger Brand­s­tifter in der Region. Eine Sol­i­darisierung aller, die sich gegen den Vere­in stellen, ist notwendig, um der Het­ze von „Zukun­ft Heimat“ ein Ende zu bere­it­en. Kein Naziter­ror in Südbrandenburg!

Zeigt Euch sol­i­darisch mit den Men­schen die vor Ort mit „Zukun­ft Heimat“ zu kämpfen haben und unter­stützt ihre Proteste. Am 28. Mai 2016 wird es in Lübben eine Demon­stra­tion geben, die von der Ini­tia­tive „Laut für den Spree­wald“ , welche sich gegen „Zukun­ft Heimat“ zusam­men geschlossen hat, organ­isiert wird. Startzeit ist 14 Uhr.

BrandanschlagVetschau1 BrandanschlagVetschau3 BrandanschlagVetschau4

 

Kategorien
Antifaschismus

Neonazi-Festival soll in Brandenburg stattfinden

INFORIOT Das Land Bran­den­burg soll im Juni Schau­platz eines großen Neon­azi-Musikevents wer­den. Vom 17. bis zum 19. Juni soll das “Son­nen­tanz Fes­ti­val” stat­tfind­en, für das zurzeit im Inter­net gewor­ben wird. Als Haup­tat­trak­tion wer­den Auftritte von “H8Machine” und von “Makss Dam­age” benan­nt. In der Inter­netwer­bung wird — den Gepflo­gen­heit­en bei Neon­azikonz­erten entsprechend — kein Ver­anstal­tung­sort aufge­führt. Das Land Bran­den­burg wird in inter­nen Mails jedoch als Schau­platz angekündigt. Das Gelände des Neon­azis Klaus Mann in Finow­furt (Barn­im) dürfte als möglich­er Ver­anstal­tung­sort infrage kom­men. Als Ansprech­part­ner in der Mailkom­mu­nika­tion tritt der NPD-Lokalpoli­tik­er Robert Wolin­s­ki auf. Der Neon­azi ver­birgt sich hin­ter der in der Wer­bung genan­nten Kon­tak­tadresse “mvd.info@gmx.de”.
Das Fes­ti­val soll offen­bar als Großevent aufge­zo­gen wer­den. Drei Tage soll die Ver­anstal­tung dauern, die Teil­nehmenden kön­nen zel­ten, als Verpfle­gung soll es “veg­ane Haus­man­nskost” geben. Die Auftritte bekan­nter Neon­az­ibands kön­nten viele hun­dert Neon­azis anziehen.

Flyer für das Neonazi-Festival, das im Juni in Brandenburg stattfinden soll
Fly­er für das Neon­azi-Fes­ti­val, das im Juni in Bran­den­burg stat­tfind­en soll

Haup­tact sollen die US-amerikanis­chen “H8Machine” wer­den. Die Hard­core­band aus New Jer­sey beken­nt sich schon in ihrem Grup­pen­na­men zum Nation­al­sozial­is­mus. Das “H8” ist nicht nur eine szene­typ­is­che Umschrei­bung von “Hate” (Hass), son­dern auch eine Umkodierung von “88” beziehungsweise “HH” als Abkürzung für “Heil Hitler”. Die Band hat im April ein neues Album beim deutschen Neon­azi­l­abel “Gjal­larhorn Klangschmiede” veröf­fentlicht, das dem Neon­azi-Skin­head-Net­zw­erk der “Ham­mer­skins” nahe ste­ht. 2007 äußerten sich “H8Machine” im Inter­view mit dem “Sun­set Mailorder” wie fol­gt: “Eure Regierung muss zer­stört und kom­plett wieder aufge­baut wer­den. Ich kann nicht glauben, wie viel Macht die J… haben in Eurem Land.” Mit “J…” sind “Juden” gemeint.
Zweit­platziert im Line­up des Fes­ti­vals ist der Güter­slo­her Rap­per Julian Fritsch, der unter dem Kün­stler­na­men “Makss Dam­age” auftreten soll. Der Musik­er ist ein­er der führen­den Vertreter des so genan­nten “NS Rap” in Deutsch­land. 2011 rappte er: “Set­zte mich für mein Blut und unsere Tugend ein, das Zeck­en­pack wollte mich brechen, sie haben es sich­er gut gemeint, ich steck­te sie alle gemein­sam in den näch­sten Zug nach Buchen­wald [Sam­ple Pis­tolen­schüsse]. Wasch mich mit der Seife ab, genieß den Lam­p­en­schirm.” Texte wie diese bracht­en dem Musik­er, der sich vor seinem Wech­sel in den Neon­azis­mus im Umfeld stal­in­is­tis­ch­er Grup­pen bewegte, Haus­durch­suchun­gen, Indizierun­gen und Verurteilun­gen ein.
Schon diese bei­den Haup­tacts lassen erah­nen, dass im Rah­men des Fes­ti­vals mit mas­siv­en recht­sex­tremen Straftat­en zu rech­nen ist. Als weit­ere Bands sind unter anderem angekündigt: “2nd Class Cit­i­zen” aus Berlin, die ital­ienis­che Neon­az­iband “Acciaio Vin­cente”, das ost­deutsche Neon­azi-Hard­core-Pro­jekt “Eter­nal Bleed­ing” sowie die NS-Hard­core-Bands “Fight Tonight”, “Painful Awak­en­ing” und “Thri­ma”, alle­samt aus Mecklenburg-Vorpommern.
Für die Verpfle­gung während des Fes­ti­vals soll offen­bar “Bal­a­cla­va Küche” sor­gen. Dahin­ter ver­birgt sich eine neon­azis­tis­che Kochshow, die über Youtube abruf­bar ist und die veg­ane Ernährung mit neon­azis­tis­ch­er Ide­olo­gie verbindet. Ein­er der Ini­tia­toren ist Patrick Kruse, der aus der Nähe von Han­nover stammt und von dort nach Chem­nitz verzog.
Der Fes­ti­val­name “Son­nen­tanz” kann übri­gens als Anspielung auf den NSU-Kom­plex gew­ertet wer­den. “Son­nen­tanz” hieß das Chem­nitzer Sze­negeschäft des NSU-Unter­stützere­hep­aars Prob­st, in dem der Bran­den­burg­er Neon­azi Carsten Szczepan­s­ki als Gefäng­n­is­freigänger ein Prak­tikum absolvierte — just als er als Ver­fas­sungss­chutzspitzel arbeit­ete und das Ehep­aar die unter­ge­taucht­en späteren NSU-Ter­ror­istIn­nen unterstützte.
Der mut­maßliche Mitor­gan­isator des Fes­ti­vals, Robert Wolin­s­ki, ist für seine Aktiv­itäten in der Neon­az­imusik­szene bekan­nt. Nur ein Beispiel: 2014 wurde ein von Wolin­s­ki mitor­gan­isiertes Konz­ert in Greif­swald mit rund 500 teil­nehmenden Neon­azis von der Polizei aufgelöst. Wolin­s­ki ist Stadtverord­neter für die NPD in sein­er Heimat­stadt Velten.
Kategorien
Antifaschismus

Provokation und Straßenpolitik

(von Sven Kames, gekürzte Vor­ab­veröf­fentlichung aus Der Rechte Rand #159, April 2016) Und am Ende gab es doch keine Par­ty für Alexan­der Gauland. Mit allem Pomp wollte der Lan­des- und Frak­tion­schef der AfD im März diesen Jahres im Bran­den­burg­er Land­tagss­chloss seinen 75. Geburt­stag feiern. Die Par­la­mentsver­wal­tung sagte die Feier ab: Es gebe keinen Bezug zur poli­tis­chen Arbeit der Frak­tion und im Land­tag dürften keine Pri­vat­events stattfinden.

Gut einein­halb Jahre ist der AfD-Erfolg im Sep­tem­ber 2014 nun her, als die neue Partei aus dem Stand 12,2 Prozent der Stim­men errang und mit elf Man­dat­en in den Land­tag ein­zog. Bish­er kon­nte die AfD mit ihrer Poli­tik kaum überzeu­gen. Eine Umfrage im März ergab, dass ger­ade ein­mal vier Prozent der bran­den­bur­gis­chen Wäh­lerIn­nen der Ansicht sind, die AfD habe im Bun­des­land schon etwas zum Besseren bewirkt. Sog­ar unter erk­lärten AfD-Anhän­gerIn­nen liegt dieser Wert bei desas­trösen 14 Prozent. Die anhal­tende Debat­te zur „Flüchtlingskrise“ auf Bun­de­sebene spielt der AfD gle­ich­wohl in die Hände. Gle­iche Umfrage: Sat­te 19 Prozent wür­den die AfD wählen, wenn Land­tagswahlen anstünden.

Iso­la­tion durch Provokation

In der par­la­men­tarischen Prax­is isoliert sich die AfD der­weil mit geziel­ten Pro­voka­tio­nen. Gauland nen­nt Flüchtling­sheime in Land­tags­de­bat­ten „Brut­stät­ten der Gewalt“ und Flüchtling­shelferIn­nen beschimpft er als „nüt­zliche Idioten“. Nach­dem in Nauen Neon­azis eine als Flüchtling­sun­terkun­ft vorge­se­hene Turn­halle niederge­bran­nt hat­ten, kom­men­tierte Gauland, dass die „Ver­ant­wor­tung für solche Tat­en in erster Lin­ie bei den Poli­tik­ern der Alt­parteien“ liege.

Solchen Aus­fällen ist es geschuldet, dass die gewohn­heitsmäßig so genan­nten „Kartell­parteien“ Dis­tanz hal­ten – keine gemein­same Arbeit, keine Koop­er­a­tion auf Frak­tion­sebene. Anträge der AfD wer­den abgelehnt; bei Debat­ten zu Flüchtlings­the­men haben die restlichen Parteien vere­in­bart, dass jew­eils nur ein Abge­ord­neter im Namen aller vier Frak­tio­nen auf Anträge der AfD antwortet. Dieser Umgang schmerzt die AfD reich­lich, hat er doch sein Vor­bild im Umgang des Land­tags in Meck­len­burg-Vor­pom­mern mit der neon­azis­tis­chen NPD. Die einzige erkennbare Aus­nahme zum Abgren­zungskurs ist die ehe­ma­lige CDU-Frak­tionsvor­sitzende Sask­ia Lud­wig. Die Recht­sauslegerin ist inzwis­chen gefühlt häu­figer bei AfD-Ver­anstal­tun­gen als bei denen ihrer eige­nen Partei anzutreffen.

Genau­so, wie die AfD provoziert und pöbelt, will sie aber auch ankom­men im lan­desweit­en Poli­tik­be­trieb. Der Ver­such, eine Geburt­stagspar­ty im Land­tag aus­richt­en, ist in diesem Sinne zu ver­ste­hen, genau­so die dauern­den Lamen­ti über ange­bliche Benachteili­gun­gen. Die Abge­ord­neten ver­suchen auch außer­halb des Land­tages eine Beteili­gung durchzuset­zen. Als der Lan­desju­gen­dring eine Anmel­dung des AfD-Abge­ord­neten Stef­fen Königer zu einem Work­shop über Arbeit mit Flüchtlingsju­gendlichen zurück­wies, lief die Partei Sturm gegen den Jugendverband.

Die Partei „für den kleinen Mann“

Poli­tisch ver­sucht sich die AfD als Inter­essen­vertre­tung des „kleinen Mannes“ zu pro­fil­ieren, in Konkur­renz zur mitregieren­den Linkspartei, in zwangsläu­figer Feind­schaft zu den oppo­si­tionellen Grü­nen und in Abgren­zung zur als links­gewen­det ver­stande­nen CDU. Wirtschaft­slib­erale Töne sind von der bran­den­bur­gis­chen AfD kaum zu vernehmen; zum Beispiel betont die Partei, dass man selb­stver­ständlich zum geset­zlich verbindlichen Min­dest­lohn ste­he. Die Abwahl Bernd Luck­es auf Bun­de­sebene zog in Bran­den­burg ger­ade ein­mal rund 30 Parteiaus­tritte nach sich und die AfD-Abspal­tung „Alfa“ ist völ­lig bedeutungslos.

Haupt­the­men sind die als solche iden­ti­fizierten Sor­gen des „kleinen Mannes“. Das war im Land­tagswahlkampf 2014 vor allem die Krim­i­nal­ität in den Regio­nen nahe der pol­nis­chen Gren­ze. Seit Som­mer 2015 ist es die Ablehnung von Flüchtlin­gen. Zahlre­iche Tiraden in Land­tags­de­bat­ten, dutzende par­la­men­tarische Anfra­gen in immer neuen Vari­a­tio­nen deuten darauf hin. Engagiert zeigt sich die frühzeit­ig von elf auf zehn Abge­ord­nete reduzierte Frak­tion auch in der For­mulierung von Anfra­gen zum The­ma „Link­sex­trem­is­mus“. Auf der Suche nach möglichen Skan­dalen wird etwa gefragt, wie viele offene Haft­be­fehle es gegen „Link­sex­treme“ im Land gebe. Weil die Anfra­gen kaum fundiert sind, fall­en die Regierungsant­worten in der Regel ein­sil­big aus: „Im Land Bran­den­burg ist derzeit keine entsprechende Per­son gemeldet“. Die Mitar­beit der AfD-Abge­ord­neten in den Fachauss­chüssen beschränkt sich eben­falls größ­ten­teils auf pro­vokante Nach­fra­gen, die Detail- und Sachar­beit ste­ht hintenan.

Die AfD auf der Straße

Weniger beachtet, aber für die AfD-Entwick­lung immens bedeut­sam: Die Partei hat sich seit dem Herb­st 2015 als regel­rechte Bewe­gungspartei den flüchtlings­feindlichen Mobil­isierun­gen im Bun­des­land ange­di­ent. Die Stel­lung­nah­men für die Dres­den­er Pegi­dademon­stra­tio­nen aus Bran­den­burg waren nur ein Anfangspunkt. Die Partei ver­anstal­tet Aufzüge, geht Bünd­nisse mit ras­sis­tis­chen Ini­tia­tiv­en ein, unter­stützt durch Rede­beiträge. Zwis­chen die ras­sis­tis­chen Straße­nak­tiv­itäten und die AfD passt kein Blatt. Wer kann schon genau sagen, ob zum Beispiel eine Demon­stra­tion im ver­gan­genen Herb­st in Pren­zlau von der AfD oder den extrem recht­en „BB-Patri­oten“ ver­anstal­tet wurde – bei­de war­ben auf ihren Kanälen dafür, Neon­azis nah­men massen­haft teil, am Rande wurde der Hit­ler­gruß gezeigt. Haup­tred­ner und Ein­heiz­er: AfD-Par­la­men­tari­er Andreas Kalb­itz. Im Spree­wald beteili­gen sich AfD­lerIn­nen fleißig an den Aufmärschen der Ini­tia­tive „Zukun­ft Heimat“, deren stilis­tis­che und wom­öglich auch per­son­elle Verquick­ung mit der ver­bote­nen Neon­azi­gruppe „Spreelichter“ Gegen­stand manch­er Presseartikel war. Schaden tut’s nicht, im Gegen­teil. Bei den Bürg­er­meis­ter­wahlen in Lübbe­nau im März holte der vorneweg mit­demon­stri­erende AfD-Kan­di­dat Mar­i­an von Stürmer sat­te 34 Prozent der Stimmen.

Am recht­en Rand

Ver­biegen muss sich die AfD für solche Bünd­nisse nicht. Formelle Beken­nt­nisse gegen Recht­sex­trem­is­mus sind bil­lig zu haben. Aber Gaulands Dik­tum „Wer früher in NPD oder DVU war, darf bei uns nicht Mit­glied wer­den“, gilt im Ern­st­fall dann doch nicht. Dass der 22-jährige Frak­tion­s­mi­tar­beit­er Alexan­der Salomon jahre­lang NPD-Mit­glied war, wurde nach Bekan­ntwer­den zunächst abgestrit­ten. Als dann Beweise vor­la­gen, schwenk­te Gauland um: „Herr Salomon war im Alter von 15 oder 16 Jahren in der NPD. Ich finde es nicht richtig, ihm das ein Leben lang vorzuhal­ten.“ Auch andere Frak­tion­s­mi­tar­beit­er sind ein­schlägig bekan­nt, aber nicht Gegen­stand von öffentlichen Kon­tro­ver­sen. Lion Edler etwa, Mitar­beit­er in der Abteilung Öffentlichkeit­sar­beit, ist neben­bei eifriger Autor für das neu-rechts-lib­ertäre Blatt „eigen­tüm­lich frei“. Mit der AfD schwap­pen neu-recht­es Per­son­al, Sprach­duk­tus und Argu­men­ta­tion­slin­ien in die Bran­den­burg­er Politik.

Diejeni­gen Abge­ord­neten, die ein nen­nenswertes poli­tis­ches Vor­leben haben, sind zumeist der extremen Recht­en nicht fern gewe­sen: Andreas Galau („Repub­likan­er“), Sven Schröder („Pro Deutsch­land“), Rain­er van Raem­don­ck, Thomas Jung (bei­de „Die Frei­heit“), Stef­fen Königer („Bund Freier Bürg­er“, Redak­teur „Junge Frei­heit“). Eine Auflis­tung der Ver­strick­un­gen des Abge­ord­neten Andreas Kalb­itz in die extreme Rechte wür­den den Rah­men dieses Textes spren­gen. Zulet­zt hat­te er erst nach mas­siv­er öffentlich­er Kri­tik und den üblichen Leug­nungs- und Kleinre­de­pirou­et­ten den Vor­sitz beim ein­deutig extrem recht­en „Kul­tur- und Zeit­geschichte, Archiv der Zeit e.V.“ niedergelegt. Gauland referiert seit der Wahl immer wieder bei ein­schlägi­gen Recht­saußen­vere­inen, wie der Berlin­er „Bib­lio­thek des Kon­ser­vatismus“, bei ein­er „Frieden­skon­ferenz“ des Com­pact-Mag­a­zins und bei der „Staats- und Wirtschaft­spoli­tis­chen Gesellschaft“ in Ham­burg. Von der Abge­ord­neten Bir­git Bessin ist kein poli­tis­ches Vor­leben bekan­nt, sie tritt seit 2015 jedoch eben­falls als Expo­nentin des äußer­sten recht­en Flügels der Partei in Erschei­n­ung, etwa anhand ihrer Kon­tak­te zum Organ­i­sa­tion­steam der Dres­den­er Pegi­da oder als Unterze­ich­ner­in der „Erfurter Res­o­lu­tion“ für einen Rechtss­chwenk der Partei.

NPD light“

Für die Unter­stützung der Straßen­poli­tik ist die Pots­damer Land­tags­frak­tion eine Basis. Dort gibt es eigens abgestellte Ref­er­enten für Ver­anstal­tun­gen. Mitar­beit­er Jean-Pas­cal Hohm ist gle­ichzeit­ig Lan­deschef der „Jun­gen Alter­na­tive“ und selb­st Organ­isator entsprechen­der Aufmärsche. Hinzu kom­men etliche als „Bürg­er­dialoge“ genan­nte Saalver­anstal­tun­gen. Die Wahlkreis­büros der Abge­ord­neten helfen zusät­zlich beim Struk­tu­rauf­bau, genau­so die 180 kom­mu­nalen Man­date (davon 39 auf Kreisebene), die die Partei seit den Kom­mu­nal­wahlen im Mai 2014 hält. Die AfD ist inzwis­chen flächen­deck­end im Land mit Kreisver­bän­den vertreten. Die Bran­den­burg­er Frak­tion bemüht sich gle­ichzeit­ig um Anerken­nung bei und Abgren­zung zu den „Kartell­parteien“, dient sich ras­sis­tis­chen Straßen­protesten an, baut Struk­turen aus. Solange das „Flüchtlings­the­ma“ zieht, bleibt die Partei wohl erfol­gre­ich – als Protestkatalysator, als fak­tis­che „NPD light“, für die eine tat­säch­liche Grenzziehung nach Recht­saußen inop­por­tun ist.

Gaulands poli­tis­che Kar­riere im Land­tag Bran­den­burg wird wohl in nicht allzu fern­er Zukun­ft enden. Er wolle sich lieber 2017 in den Bun­destag wählen lassen, wenn die Gesund­heit es denn zulasse, verkün­dete er kür­zlich, auf Lan­desebene erneut anzutreten schloss er aus. Als „Kro­n­prinz“ für seine Nach­folge im Lan­desver­band wird Hard­lin­er Andreas Kalb­itz gehan­delt, der seit Novem­ber auch Vizechef des Lan­desver­ban­des ist. Eine Mäßi­gung der Bran­den­burg­er AfD ist dementsprechend nicht zu erwarten.

Kategorien
Antifaschismus

Hinter den Kulissen von „Zukunft Heimat“

Seit Mitte 2015 organ­isiert der Vere­in “Zukun­ft Heimat” in den Spree­wald­städten Golßen, Lübben und Lübbe­nau regelmäßige Demon­stra­tio­nen, Vorträge und andere Aktio­nen. Zu Beginn richtete sich ihr Protest “nur” gegen die Unter­bringung von Flüchtlin­gen in den Gemein­den, inzwis­chen fol­gen sie ein­er umfassenden völkisch-nation­al­is­tis­chen Agenda.
Das Bünd­nis von “Zukun­ft Heimat”
Zu den Bünd­nis­part­ner des Vere­ins gehören die Bran­den­burg­er AfD, Pegi­da-Ableger aus der Region und die Grup­pierung der Iden­titären. Zur möglichen Beteili­gung des ver­bote­nen neon­azis­tis­chen “Spreelichter”-Netzwerkes an den öffentlichen Auftrit­ten von “Zukun­ft Heimat” sind hier und hier Hin­ter­grun­dar­tikel erschienen. Auf die dafür rel­e­vante Frage, wer denn an der Öffentlichkeit­sar­beit von “Zukun­ft Heimat” beteiligt ist, reagierte der Vere­insvor­sitzende Christoph Berndt Anfang des Jahres verschnupft:

 “Wer die rel­a­tiv pro­fes­sionellen Videos für den Inter­ne­tauftritt des Vere­ins her­stellt, will Berndt nicht sagen. Auch nicht, wer sie mit Ton­tech­nik und Ähn­lichem unter­stützt: ‘Das sind Fre­unde aus der Region.’ Deren Namen könne er nicht preis­geben, der Druck und die Verdäch­ti­gun­gen gegen die Bürg­erini­tia­tive seien zu groß. Dass Recht­sradikale darunter seien, schließt er jedoch aus.” (Lausitzer Rund­schau, 5. Jan­u­ar 2016)

Später hat der Vere­in auf sein­er Inter­net­seite und auf Face­book den Kon­takt zu “Spreelichter”-Neonazis der “Wider­stands­be­we­gung in Süd­bran­den­burg” immer wieder abgestrit­ten und sog­ar eine gerichtliche Ver­fü­gung beim Landgericht Berlin einge­holt, die fol­gende Aus­sage unter­sagt: “In Süd­bran­den­burg steuert die 2012 ver­botene ‘Wider­stands­be­we­gung’ Anti-Asyl-Proteste.” Der bran­den­bur­gis­che Ver­fas­sungss­chutz äußerte sich nur vage:

Zudem ver­mutet der Ver­fas­sungss­chutz eine ‘Beteili­gung von ehe­ma­li­gen Mit­gliedern’ des 2012 vom Innen­min­is­teri­um ver­bote­nen Neon­azi-Net­zw­erks ‘Wider­stands­be­we­gung in Süd­bran­den­burg’ an der ‘Pro­duk­tion oder Ver­bre­itung von Mobil­isierungsvideos zu Pegi­da-Demon­stra­tio­nen und des Vere­ins Zukun­ft Heimat (…) auf­grund gewiss­er Ähn­lichkeit­en in der Machart mit den Videos der ver­bote­nen recht­sex­trem­istis­chen Vere­ini­gung’. Dies lasse ’sich aber nicht bele­gen’.” (PNN, 5. Feb­ru­ar 2016)

Es ist an der Zeit, diesem Ver­steck­spiel ein Ende zu bere­it­en. Im Fol­gen­den soll es um eine Per­son geben, die an der Pro­duk­tion der Videos für den Vere­in maßge­blich beteiligt ist — um einen der ominösen „Fre­unde“ von Berndt.
Der Kam­era­mann

Kameramann Martin Muckwar am 5. Dezember 2015 in Lübben
Kam­era­mann Mar­tin Muck­war am 5. Dezem­ber 2015 in Lübben

Kameramann Martin Muckwar am 30. Juni 2015 in Golßen
Kam­era­mann Mar­tin Muck­war am 30. Juni 2015 in Golßen

Mar­tin Muck­war ist in dem Dorf Schlepzig aufgewach­sen und hat bis 2005 das Gym­na­si­um in Lübben besucht. Seinen Abschluss als Diplom-Logis­tik­er hat er 2010 an der Fach­hochschule Wildau gemacht. Heute lebt er in Bestensee. Er bestre­it­et “Mixed Mar­tial Arts”-Kämpfe für den “San Da Kem­po Bestensee” e.V.. Für diesen Vere­in pro­duziert er Videos und ver­ant­wortet die Inter­net­seite für das dazuge­hörige Kampfsportzentrum.
Martin Muckwar als MMA-Kampfsportler
Mar­tin Muck­war als MMA-Kampfsportler

Bere­its die Ini­tia­tive “Pro Zützen” (Vor­läufer­or­gan­i­sa­tion von “Zukun­ft Heimat”) begleit­ete Muck­war bei ihrer Demon­stra­tion am 30. Juni 2015 in Golßen mit der Kam­era und auch die späteren Demon­stra­tio­nen in Lübben und Lübbe­nau wur­den von ihm abge­filmt. Aus diesem Mate­r­i­al ent­standen die Video­clips, die oft kurz nach den Ver­anstal­tun­gen von “Zukun­ft Heimat” auf YouTube online gestellt wur­den. Diesen Zusam­men­hang offen­bart ein Video­clip der AfD Bran­den­burg, die die Kundge­bung in Golßen aus ein­er anderen Per­spek­tive filmt und dabei auch Muck­war am Rand zeigt — er filmt genau aus dem Winkel, von dem aus offen­sichtlich der “Zukun­ft Heimat”-Clip gedreht ist.
Schon während sein­er Schulzeit war Muck­war Teil der lokalen Neon­aziszene, die sich damals um den „Bunker 88“ in Lübben gebildet hat­te. Die Schließung dieses Nazi-Tre­ff­punk­ts war Anlass für einen Auf­marsch am 12. April 2008 in Lübben, an dem etwa 300 Neon­azis aus dem Spree­wald, Cot­tbus, Berlin, Leipzig, Dres­den und Hoy­er­swer­da teil­nah­men. Bei diesem Auf­marsch war Muck­war neben anderen Aktivis­ten der späteren „Spreelichter“ als Ord­ner einge­bun­den. Rede­beiträge kamen vom späteren Anführer Mar­cel Forstmeier, auf einem Hochtrans­par­ent stand die spätere “Spreelichter”-Losung “Die Demokrat­en brin­gen uns den Volkstod”.
Martin Muckwar am 12. April 2008 als Ordner bei der Neonazidemo in Lübben
Mar­tin Muck­war am 12. April 2008 als Ord­ner bei der Neon­azide­mo in Lübben

Martin Muckwar am 12. April 2008 als Ordner bei der Neonazidemo in Lübben
Mar­tin Muck­war am 12. April 2008 als Ord­ner bei der Neon­azide­mo in Lübben

Ab dem 23. Feb­ru­ar 2009 taucht­en die „Spreelichter“ mit neuen Aktions­for­men auf. Als Sensen­män­ner verklei­det mis­cht­en sie sich in den Karneval­sum­szug in Muck­wars Heimat­dorf Schlepzig. Sie verteil­ten Fly­er und tru­gen wieder ein Trans­par­ent mit der Auf­schrift „Die Demokrat­en brin­gen uns den Volk­stod“. In dem Video zu der Aktion ist zu erken­nen, wie sie sich zu Beginn im Dachgeschoss eines Gebäudes vor Ort umziehen. Ob sich Muck­war an dieser Aktion beteiligt hat, kann nicht mit Sicher­heit gesagt wer­den. Beim Video ein­er der näch­sten “Spreelichter”-Aktionen am 17. August 2009 ist zumin­d­est eine Per­son mit genau der Jacke zu erken­nen, die Muck­war bere­its beim Auf­marsch 2008 getra­gen hat­te. Mit einem „Hes­s­mob“ auf dem Vetschauer Mark­t­platz wurde bei der Aktion an Hitlers Stel­lvertreter Rudolf Hess gedacht. Diese Selb­stin­sze­nierung durch Video­clips nach den Aktio­nen spielte im “Spreelichter”-Netzwerk eine zen­trale Rolle.
Standbild mit Kamera aus einem "Spreelichter"-Video mit Marcel Forstmeier nach dem Verbot 2012
Stand­bild mit Kam­era aus einem “Spreelichter”-Video mit Mar­cel Forstmeier nach dem Ver­bot 2012

06
Gle­iche Jacke? Mar­tin Muck­war und Auss­chnitt aus dem Video zum “Hes­s­ge­denken” 2009

Fließende Gren­zen
Die „Spreelichter“-Videos wur­den bei YouTube bis 2010 über ein Pro­fil mit dem Namen “xXxJocheNxXx” veröf­fentlicht. Auf Twit­ter gibt es ein Pro­fil mit dem gle­ichen Namen, über das bis heute Tweets zur AfD, den „Iden­titären“ und dem Vere­in “Zukun­ft Heimat” ver­bre­it­et wer­den. Dass die Gren­zen zwis­chen recht­en Grup­pierun­gen im Umfeld von „Zukun­ft Heimat“ inzwis­chen sehr fließend ver­laufen, zeigt, dass das let­zte Video der gle­ichen Machart von der Demo in Lübbe­nau am 19. März nicht vom Vere­in selb­st, son­dern auf dem YouTube-Kanal der “Iden­titären Berlin-Bran­den­burg” veröf­fentlicht wurde.
Der Vere­in „Zukun­ft Heimat“ ver­tritt offen völkische, nation­al­is­tis­che und ras­sis­tis­che Posi­tio­nen. Dass die Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg den Vere­in steuert ist wahrschein­lich zu viel gesagt, denn hier wirken auch anderen Per­so­n­en mit. Doch zwis­chen den “Spreelichtern” und dem Vere­in “Zukun­ft Heimat” gibt es nicht nur eine inhaltliche son­dern auch eine per­son­elle Kon­ti­nu­ität, was an Mar­tin Muck­war beson­ders deut­lich wird.
Es gibt kein ruhiges Hin­ter­land! Antifas aus Südbrandenburg
Kategorien
Antifaschismus

SS-Fans wollen in Brandenburg auftreten

INFORIOT “Keep your fuckin’ pol­i­tics out of met­al!”, fordert das “Under the black sun”-Festival auf sein­er Home­page. Seit 1998 find­et die jährliche Met­al­par­ty im Land Bran­den­burg, in Hele­ne­nau in der Nähe von Bernau statt. Auch wenn “Under the black sun” als Anspielung auf das Nazisym­bol der Schwarzen Sonne ver­standen wer­den kann, will das Fes­ti­val nichts mit Poli­tik oder gar mit Neon­azis­mus zu tun haben.

Werbung für das "Under the black sun" Festival 2016
Wer­bung für das “Under the black sun” Fes­ti­val 2016

Allerd­ings: Wenn das Fes­ti­val in diesem Jahr vom 30. Juni bis zum 2. Juli stat­tfind­et, soll eine mehr als zweifel­hafte Band auftreten. Angekündigt ist näm­lich ein Konz­ert der let­tis­chen Pagan-Met­al­gruppe Skyforger.
Die Gruppe betont eben­falls, mit Poli­tik nichts am Hut zu haben, ver­hält sich allerd­ings seit Jahren wider­sprüch­lich. Im Band­l­o­go war jahre­lang ein Hak­enkreuz eingear­beit­et. Die Band erk­lärt inzwis­chen, dieses Logo nicht mehr einzuset­zen, weil es immer wieder zu “Missver­ständ­nis­sen” deswe­gen gekom­men sei. Eigentlich sei das im Logo abge­bildete Sym­bol kein Hak­enkreuz, son­dern ein Don­nerkreuz, ein ange­blich altes let­tis­ches Zeichen. Und, das erwäh­nt die Band nicht — die “Don­nerkreu­zler” waren am Anfang des 20. Jahrhun­derts zeitweise die führende faschis­tis­che Partei in Let­t­land. Auf der offiziellen Inter­net­seite der Band wer­den Fanar­tikel mit den Hak­enkreu­zl­o­go weit­er zum Verkauf angeboten.
Weiterhin verkauft Skyforger Fanartikel mit dem Hakenkreuzlogo (Screenshot 11.3.2016)
Weit­er­hin verkauft Sky­forg­er Fanar­tikel mit dem Hak­enkreu­zl­o­go (Screen­shot 11.3.2016)

Die Band spielte in ihrer let­tis­chen Heimat auch Konz­erte zu Ehren der let­tis­chen Waf­fen-SS-Ver­bände. So trat sie 2012 im Rah­men des Pro­gramms des “Legionärstages” im Riga auf. Mehrere tausend Rechte gedacht­en an diesem Tag bei einem Gedenkmarsch der vorge­blichen Helden­tat­en der Waf­fen-SS, abends gab es ein ergänzen­des Konz­ert mit “Sky­forg­er” vor Hun­derten Fans.
Mehrfach trat­en Sky­forg­er mit der litauis­chen Neon­az­iband “Dik­tatu­ra” auf, welche schon die Bühne mit den deutschen Neon­azirock­stars der Lunikoff-Ver­schwörung die Bühne teilten.
Ver­mut­lich han­delt es sich bei den Musik­ern von Sky­forg­er nicht um Neon­azis und es ist nicht bekan­nt, dass sie ihre Konz­erte für agi­ta­torische Reden nutzen. Sie geben sich allerd­ings offen­bar gern für Waf­fen-SS-Pro­pa­gan­da her, scheuen die Nähe zu Neon­azis keineswegs, son­dern treten für ein solch­es Pub­likum und mit entsprechen­den Bands auf. Die Band verkauft — ent­ge­gen ander­slau­t­en­den Behaup­tun­gen — weit­er­hin Fanar­tikel mit Hak­enkreuzen. Man darf wohl meinen: Wenn das “Under the black sun”-Festival keine “Pol­i­tics” haben will, dann haben sie mit “Sky­forg­er” eine denkbar ungeeignete Band gebucht.
Der geplante Auftritt von Sky­forg­er ist jedoch beileibe nicht die erste frag­würdi­ge Band­buchung in der Geschichte des “Under the black sun”. 2004 durfte dort zum Beispiel die finnis­che Neon­az­iband “Satan­ic War­mas­ter” spie­len. Die schwu­len­has­senden und NS-Parolen “zur Pro­voka­tion” sin­gen­den “Impaled Nazarene” durften beim Fes­ti­val bere­its mehrmals auftreten. Und auch “Sky­forg­er” hat­ten schon ein­mal einen Auftritt, im Jahr 2006.
Mehr über “Sky­forg­er” ist in einem Artikel bei “Berlin Recht­saußen” zu erfahren.
Kategorien
Antifaschismus Law & Order

Die Templiner Polizei und die “Befindlichkeiten” von Nazis

INFORIOT Haupt­sache alles so arrang­ieren, dass sich die NPD wohlfühlt. Dies scheint das Mot­to der Polizei in der Uck­er­mark zu sein. Am ver­gan­genen Sam­stag hielt die Neon­azi­partei eine ras­sis­tis­che Kundge­bung in Tem­plin ab. Von Seit­en der Stadt wurde darum am his­torischen Rathaus Plakate mit der Auf­schrift “Tem­plin bleibt bunt” ange­bracht. Der Polizei war das offen­bar zu viel und zu eskalierend: Sie ließ die Plakate mit Ver­weis auf das Ver­samm­lungs­ge­setz ent­fer­nen, aus “Deeskala­tion­s­grün­den”. Die Auf­schrift sei geeignet gewe­sen “die Befind­lichkeit­en der Ver­anstal­ter zu berühren”, also jene der Neon­azis. Dies berichtet die Tageszeitung Nord­kuri­er.

So berichtet der Nordkurier über das Handeln der Polizei in der Uckermark (Screenshot)
So berichtet der Nord­kuri­er über das Han­deln der Polizei in der Uck­er­mark (Screen­shot)

Von Seit­en Tem­plin­er Stadtverord­neter wird das Polizei­han­deln inzwis­chen als “über­zo­gen” kritisiert.
Es bleibt abzuwarten, ob die uck­er­märkische Polizei weit­er auf solch eine neon­az­ifre­undliche “Deeskala­tion” set­zen wird. Mögliche Ter­mine dafür gibt es gle­ich zwei: Am kom­menden Sonnabend will die Neon­azik­lein­partei “Der III. Weg” auf­marschieren und am Fre­itag, dem 18. März, plant “Tem­plin gegen Asylmiss­brauch” einen ras­sis­tis­chen “Abendspazier­gang” durch die Stadt.
In der Uck­er­mark gibt es immer wieder Vor­fälle, die ein mehr als zweifel­haftes Licht auf die Polizei wer­fen. Um nur einige Beispiele zu nen­nen: In Schwedt ver­hin­derten Polizis­ten die Strafver­fol­gung gegen “Sieg Heil”-rufende Neon­azis. Ein Polizist nahm an einem Nazi-Gedenkmarsch in Seelow selb­st teil. Der Vize-Chef der Polizei­in­spek­tion hat­te als Klin­gel­ton am Handy “Nachricht von der Ost­front” eingestellt. Eine Polizistin ist mit einem Neon­azi ver­heiratet — bei der Hochzeit posierte dieser mit Hakenkreuzarmbinde.
Kategorien
Antifaschismus

Das sind die Verdächtigen aus Nauen

Tatverdächtige wegen rechter Anschläge in Nauen
Tatverdächtige wegen rechter Anschläge in Nauen

INFORIOT Der Ter­rorver­dacht gegen den Nauen­er NPD-Poli­tik­er Maik Schnei­der hat sich aus­geweit­et. Ihm und vier bis fünf weit­eren Neon­azis wer­den inzwis­chen mehrere Bran­dan­schläge zugerech­net, darunter auch jenen auf eine Turn­halle in Nauen, die als Unterkun­ft für Geflüchtete genutzt wer­den sollte. Die Staat­san­waltschaft beschuldigt einige oder alle der Verdächti­gen der Bil­dung ein­er krim­inellen Vere­ini­gung. Auch Ermit­tlun­gen wegen der Bil­dung ein­er ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung wer­den geprüft. Erst am Dien­stag wur­den mehrere Razz­ien in Nauen, Pots­dam und Schön­walde-Glien durchge­führt. Maik Schnei­der, der als führen­der Neon­azi in der Region gilt, sitzt seit­dem in Untersuchungshaft.
Laut Infor­ma­tio­nen der PNN wer­den den mut­maßlichen Täter_innen neben dem Bran­dan­schlag auf die Turn­halle mehrere Anschläge auf Autos von poli­tis­chen Gegner_innen sowie Angriffe auf ein Parteibüro der Partei Die Linke (eine Auflis­tung aller Anschläge in Nauen find­et sich eben­falls bei der PNN) zugerech­net. Mitte Feb­ru­ar wur­den in Nauen Flug­blät­ter verteilt, in denen zum „absoluten Wider­stand“ gegen Geflüchtete aufgerufen wurde und Anschlagsan­leitun­gen abge­druckt waren. Weit­er­hin wird den Angaben zufolge ermit­telt, ob es Verbindun­gen von Schnei­der und sein­er Gruppe zum Anschlag auf einen Flüchtlingstr­e­ff­punkt in Jüter­bog gibt. Schnei­der hat­te nur Stun­den vor dem Anschlag eine ras­sis­tis­che Demon­stra­tion in der Stadt angeführt.
Das sind die Verdächtigen:
Maik Schnei­der, Jahrgang 1987, ist aus­ge­bilde­ter Erzieher und sitzt für die NPD in der Nauen­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung. Er ist seit vie­len Jahren Organ­isator von und Red­ner bei Neon­azi­aufmärschen. Als Aktivist der „Freien Kräfte Neuruppin/ Osthavel­land“ hält er enge Kon­tak­te in das neon­azis­tis­che Kam­er­ad­schaftsspek­trum. Schnei­der fiel in der Ver­gan­gen­heit mehrfach am Rande von Demon­stra­tio­nen auf, entwed­er um als unschein­bar­er Pas­sant Gegendemonstrant_innen auszuhorchen oder Ver­samm­lun­gen zu stören. Er ver­suchte zusam­men mit Berlin­er Neon­azis an ein­er Tier­rechts­demon­stra­tion in Berlin teilzunehmen.
Maik Schneider (Screenshot Facebook)
Maik Schnei­der (Screen­shot Facebook)

Der 28-jährige Nauen­er Den­nis W., der als Teil­nehmer von Neon­aziver­samm­lun­gen aufge­fall­en ist, wurde am Fre­itagvor­mit­tag in Nauen festgenom­men, nach­dem die Polizei ihn am Dien­stag nicht antraf, um den Haft­be­fehl zu vol­lziehen. Seinem Face­bookpro­fil nach zu urteilen, inter­essiert sich W. für Tätowierun­gen und Dro­gen. Der Polizei ist er als Kleinkrim­ineller bekannt.
Dennis W. (Screenshot Facebook)
Den­nis W. (Screen­shot Facebook)

Frauke K. wurde inzwis­chen aus der Unter­suchung­shaft ent­lassen. Die 22-jährige, die offen­bar ursprünglich aus Pots­dam stammt, kön­nte eben­falls an einem Bran­dan­schlag auf ein Auto beteiligt gewe­sen sein. Anhand ihres Face­book-Pro­fil lassen sich per­sön­liche Verbindun­gen zu Neon­azis nachvol­lziehen. Nach ein­er Mel­dung der MAZ sei der Tatver­dacht gegen Frauke K. weniger hart als gegen die anderen Verdächti­gen, es könne sein, dass sie “kein Mit­glied der Grup­pierung” sei.
Frauke K. (Screenshot Facebook)
Frauke K. (Screen­shot Facebook)

Christo­pher L. und Chris­t­ian B. sind als Neon­azis bekan­nt und schmück­en sich auf ihren Face­book­seit­en mit Fotos von Neon­aziver­samm­lun­gen. L. hat­te vor ein­er Anti­flüchtlings­demon­stra­tion im Juli 2015 in Frankfurt/Oder kom­men­tiert, dass er sich auf eventuelle Gegendemonstrant_innen freue und dazu ergänzt: “Sport frei!”. Ihm wer­den Verbindun­gen zur neon­azis­tis­chen “Europäis­chen Aktion” nachgesagt.
Christopher L. (Screenshot Facebook)
Christo­pher L. (Screen­shot Facebook)

Christian B. (Screenshot Facebook)
Chris­t­ian B. (Screen­shot Facebook)

 
Um wen es sich bei dem sech­sten Verdächti­gen han­delt, der in Presse­bericht­en erwäh­nt wird, ist zurzeit nicht bekan­nt. Ob und wieviele weit­ere Per­so­n­en neben den schon bekan­nten fünf an den Anschlä­gen beteiligt waren, wird von den Ermit­tlungs­be­hören geprüft. Neben Schnei­der sollen auch andere Verdächtige Mit­glieder der neon­azis­tis­chen NPD ein. Gegen die Partei läuft bekan­ntlich derzeit ein Ver­botsver­fahren bei Bun­desver­fas­sungs­gericht in Karl­sruhe. Laut der Linkspartei-Poli­tik­erin Andrea Johlige soll die Gruppe über den Mes­sen­ger­di­enst “What­sApp” kom­mu­niziert haben.
CDU-Mann ver­harm­lost ras­sis­tis­che Gewalt
Für Empörung haben der­weil Äußerun­gen des Havel­län­der CDU-Kreistagsab­ge­ord­neten Mike Krüger gesorgt. Auf Face­book schrieb dieser, dass es sich bei den Vor­wür­fen gegen die Neon­azis um eine “übliche Vorverurteilung“ han­deln kön­nte, dass tat­säch­lich “Frem­den­feindlichkeit” bei den Tat­en keine Rolle gespielt hätte. Er mut­maßte in Hin­blick auf den Bran­dan­schlag auf das Auto eines pol­nis­chen Mannes: “Vielle­icht hat der Pole sein­er Fre­undin nur an den Arsch gefasst und unser brauner Fre­und ist ausgetickt.”
AfD — “Return to Sender”
Eine Gruppe von linken Aktivist_innen hat indes in Berlin Über­reste der aus­ge­bran­nten Nauen­er Turn­halle vor der Tür des Berlin­er Büros der Alter­na­tive für Deutsch­land (AfD) geschüt­tet. Nicht nur die NPD, son­dern auch die AfD sei “Brand­s­tifter in Nadel­streifen und Laut­sprech­er der Gewalt in einem”, heißt es von den Aktivist_innen. Nauen ste­he stel­lvertre­tend für die vie­len ras­sis­tis­chen Anschläge und Über­griff der let­zten Monate. Die Aktion ist Teil der Kam­pagne “Nation­al­is­mus ist keine Alter­na­tive”. Ein Video ist auf der Plat­tform YouTube zu finden.
 
 
 
Maik Schneider und Dennis W. auf einer Demonstration im Juni 2015 in Nauen (Foto: Presseservice Rathenow)
Maik Schnei­der und Den­nis W. auf ein­er Demon­stra­tion im Juni 2015 in Nauen (Foto: Press­eser­vice Rathenow)

 
Christopher L. mit Drohgebärde auf einer Demonstration am 1. Mai 2015 in Neubrandenburg (Foto: Inforiot)
Christo­pher L. mit Dro­hge­bärde auf ein­er Demon­stra­tion am 1. Mai 2015 in Neubran­den­burg (Foto: Inforiot)

Dennis W. in einem Facebook-Posting von Christian B. (Screenshot)
Den­nis W. (Bild­mitte) in einem Face­book-Post­ing von Chris­t­ian B. (Screen­shot)

"Sport Frei" gegen Nazigegner_innen: Posting von Christopher L. (Screenshot Facebook)
“Sport Frei” gegen Nazigegner_innen: Post­ing von Christo­pher L. (Screen­shot Facebook)
Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Compact zündelt mit

INFORIOT Am ver­gan­genen Woch­enende wurde in Nauen­er Briefkästen ein ras­sis­tis­ch­er Gewal­taufruf verteilt, in dem ein “absoluter Wider­stand” gegen Flüchtlinge propagiert wird. Das Schreiben stützt sich mas­siv auf Texte aus dem Berlin­er Com­pact-Mag­a­zin. Diesen Zusam­men­hang hat das Berlin­er Apabiz recher­chiert und nun auf Face­book veröf­fentlicht.

Seite 1 des Nauener Terroraufrufs und Textvorlage aus dem Compact-Magazin
Seite 1 des Nauen­er Ter­ro­raufrufs und Textvor­lage aus dem Com­pact-Mag­a­zin. Übere­in­stim­mungen sind gelb markiert

Ganze Pas­sagen der Nauen­er Het­zschrift sind deteil­ge­treu aus “Com­pact — Mag­a­zin für Sou­veränität”, ein­er Zeitschrift des Pub­lizis­ten Jür­gen Elsäss­er, ent­nom­men. In bei­den Tex­ten wird fast wort­gle­ich behauptet, dass es in Deutsch­land einen poli­tisch gewoll­ten “Bevölkerungsaus­tausch” zu bekla­gen gebe:

So wird das deutsche Volk abgeschafft! Das ist der große Bevölkerungsaus­tausch, den die Eliten wollen! […] Wie lange wollen wir uns das noch gefall­en lassen?”

Ver­schwörungs­the­o­rien und Ras­sis­mus wer­den kombiniert:

Aufgeweck­te Zeitgenossen wis­sen: Deutsch­land ist ein beset­ztes Land. Wir sind nicht sou­verän, son­dern eine Mil­itärkolonie der USA. Was aber auch viele kluge Mit­bürg­er nicht wahrhaben wollen: Es hat eine zweite Besatzung begonnen, und zwar durch soge­nan­nte Flüchtlinge.”

Der Com­pact-Text fordert, man solle über geeignete Maß­nah­men zur “Lan­desvertei­di­gung” disku­tieren und endet mit ein­er rhetorischen Frage: “Wann wollt Ihr endlich aufwachen?” Das Nauen­er Flug­blatt gibt als Antwort die Anweisung, wie die “Lan­desvertei­di­gung” ausse­hen und was auf das “Aufwachen” fol­gen soll. Das Flug­blatt präsen­tiert auf ein­er zweit­en Seite konkrete Tipps für den ras­sis­tis­chen Ter­ror. Abge­druckt sind Anleitun­gen, wie Brand­sätze, Bomben und Sprengstoff hergestellt werden.
Wie stark die ras­sis­tis­chen Kam­pag­nen von “besorgten Bürg­ern” mit ter­ror­is­tis­chen Konzepten kom­pat­i­bel sind, zeigt sich durch solche Tex­tüber­nah­men eindrücklich.

Jürgen Elsässer (rechts im Bild) 2014 bei einer Demonstration in Berlin
Com­pact-Chefredak­teur Jür­gen Elsäss­er (rechts im Bild) 2014 bei ein­er Demon­stra­tion in Berlin

Das Com­pact-Mag­a­zin wirbt in den let­zten Wochen ver­stärkt bei Bran­den­burg­er Demon­stra­tio­nen gegen Flüchtlinge — immer wieder sind bei den Aufzü­gen Wer­be­poster für die Zeitschrift zu sehen. Im Jan­u­ar veröf­fentlichte Com­pact ein Wer­be­v­ideo für die “Bürg­er­be­we­gun­gen” im Bun­des­land unter dem Titel “Asylflut: Bran­den­burg wehrt sich”.
In Nauen passt der Aufruf zum Ter­ror­is­mus der­weil ins Bild — “besorgte Bürg­er” haben sich dort schon mehrmals “gewehrt”. Im August 2015 wurde eine als Flüchtling­sun­terkun­ft vorge­se­hene Turn­halle durch einem pro­fes­sionell durchge­führten Bran­dan­schlag niederge­bran­nt. Erst vor ein­er Woche gab es einen neuer­lichen Bran­dan­schlag, dies­mal auf das Auto von zwei “Die Linke”-Mitgliedern.
Compact TV: "Brandenburg wehrt sich"
Com­pact TV: “Bran­den­burg wehrt sich”
Inforiot