INFORIOT Das Land Brandenburg soll im Juni Schauplatz eines großen Neonazi-Musikevents werden. Vom 17. bis zum 19. Juni soll das “Sonnentanz Festival” stattfinden, für das zurzeit im Internet geworben wird. Als Hauptattraktion werden Auftritte von “H8Machine” und von “Makss Damage” benannt. In der Internetwerbung wird — den Gepflogenheiten bei Neonazikonzerten entsprechend — kein Veranstaltungsort aufgeführt. Das Land Brandenburg wird in internen Mails jedoch als Schauplatz angekündigt. Das Gelände des Neonazis Klaus Mann in Finowfurt (Barnim) dürfte als möglicher Veranstaltungsort infrage kommen. Als Ansprechpartner in der Mailkommunikation tritt der NPD-Lokalpolitiker Robert Wolinski auf. Der Neonazi verbirgt sich hinter der in der Werbung genannten Kontaktadresse “mvd.info@gmx.de”.
Das Festival soll offenbar als Großevent aufgezogen werden. Drei Tage soll die Veranstaltung dauern, die Teilnehmenden können zelten, als Verpflegung soll es “vegane Hausmannskost” geben. Die Auftritte bekannter Neonazibands könnten viele hundert Neonazis anziehen.
Hauptact sollen die US-amerikanischen “H8Machine” werden. Die Hardcoreband aus New Jersey bekennt sich schon in ihrem Gruppennamen zum Nationalsozialismus. Das “H8” ist nicht nur eine szenetypische Umschreibung von “Hate” (Hass), sondern auch eine Umkodierung von “88” beziehungsweise “HH” als Abkürzung für “Heil Hitler”. Die Band hat im April ein neues Album beim deutschen Neonazilabel “Gjallarhorn Klangschmiede” veröffentlicht, das dem Neonazi-Skinhead-Netzwerk der “Hammerskins” nahe steht. 2007 äußerten sich “H8Machine” im Interview mit dem “Sunset Mailorder” wie folgt: “Eure Regierung muss zerstört und komplett wieder aufgebaut werden. Ich kann nicht glauben, wie viel Macht die J… haben in Eurem Land.” Mit “J…” sind “Juden” gemeint.
Zweitplatziert im Lineup des Festivals ist der Gütersloher Rapper Julian Fritsch, der unter dem Künstlernamen “Makss Damage” auftreten soll. Der Musiker ist einer der führenden Vertreter des so genannten “NS Rap” in Deutschland. 2011 rappte er: “Setzte mich für mein Blut und unsere Tugend ein, das Zeckenpack wollte mich brechen, sie haben es sicher gut gemeint, ich steckte sie alle gemeinsam in den nächsten Zug nach Buchenwald [Sample Pistolenschüsse]. Wasch mich mit der Seife ab, genieß den Lampenschirm.” Texte wie diese brachten dem Musiker, der sich vor seinem Wechsel in den Neonazismus im Umfeld stalinistischer Gruppen bewegte, Hausdurchsuchungen, Indizierungen und Verurteilungen ein.
Schon diese beiden Hauptacts lassen erahnen, dass im Rahmen des Festivals mit massiven rechtsextremen Straftaten zu rechnen ist. Als weitere Bands sind unter anderem angekündigt: “2nd Class Citizen” aus Berlin, die italienische Neonaziband “Acciaio Vincente”, das ostdeutsche Neonazi-Hardcore-Projekt “Eternal Bleeding” sowie die NS-Hardcore-Bands “Fight Tonight”, “Painful Awakening” und “Thrima”, allesamt aus Mecklenburg-Vorpommern.
Für die Verpflegung während des Festivals soll offenbar “Balaclava Küche” sorgen. Dahinter verbirgt sich eine neonazistische Kochshow, die über Youtube abrufbar ist und die vegane Ernährung mit neonazistischer Ideologie verbindet. Einer der Initiatoren ist Patrick Kruse, der aus der Nähe von Hannover stammt und von dort nach Chemnitz verzog.
Der Festivalname “Sonnentanz” kann übrigens als Anspielung auf den NSU-Komplex gewertet werden. “Sonnentanz” hieß das Chemnitzer Szenegeschäft des NSU-Unterstützerehepaars Probst, in dem der Brandenburger Neonazi Carsten Szczepanski als Gefängnisfreigänger ein Praktikum absolvierte — just als er als Verfassungsschutzspitzel arbeitete und das Ehepaar die untergetauchten späteren NSU-TerroristInnen unterstützte.
Der mutmaßliche Mitorganisator des Festivals, Robert Wolinski, ist für seine Aktivitäten in der Neonazimusikszene bekannt. Nur ein Beispiel: 2014 wurde ein von Wolinski mitorganisiertes Konzert in Greifswald mit rund 500 teilnehmenden Neonazis von der Polizei aufgelöst. Wolinski ist Stadtverordneter für die NPD in seiner Heimatstadt Velten.
Eine Antwort auf „Neonazi-Festival soll in Brandenburg stattfinden“
“NSU-TerroristInnen”
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