INFORIOT In Märkisch Buchholz (Dahme-Spreewald) hat ein Treffpunkt für die Neonazi-Szene eröffnet. Im Gebäude des ehemaligen “Café Görsch” in der Friedrichstraße 27 soll längerfristig ein “nationales Jugend- und Freizeitzentrum” entstehen. Mittlerweile hat bereits eine Art Probebetrieb begonnen. Jeden zweiten Freitag sei das Haus ab sofort ab Nachmittag geöffnet. Dies wird auf einer eigens eingerichteten Internetseite mitgeteilt. Das Haus soll Platz für “Redner- und Liederabende” mit bis zu 40 BesucherInnen bieten.
Offene Szeneanbindung
Die Anbindung an die Neonazi-Szene wird freimütig eingeräumt: Man sei Teil der “nationalen Bewegung” und auch das Tragen von “Szenekleidung” sei willkommen, heißt es auf der Homepage. “Mit freundlicher Unterstützung des NPD–Landesverbandes” sei der Ankauf der Immobilie bewerkstelligt worden.
Bei der derzeitigen Sanierung würden neben der NPD auch deren Jugendorganisation “Junge Nationaldemokraten” sowie “parteiungebundene Kräfte” (also: Mitglieder der militanten Kameradschaftsszene) assistieren. Als Betreiber fungiere ein eigens eingerichteter Trägerverein.
Ansprechpartner ist NPD-Kreischef
Als Ansprechpartner für den Neonazitreff und auch als Anmelder der dazugehörigen Internetseiten tritt Sven Haverlandt auf. Der Informatiker ist Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes Dahmeland, Beisitzer des Landesvorstands sowie Abgeordneter im Kreistag Dahme-Spreewald. Er ist außerdem Inhaber einer Internetdienstleistungsfirma in Königs Wusterhausen.
Arbeitseinsatz und rassistische Schulung
Ende Juni fand ein Arbeitseinsatz statt, mit dem Sanierungsarbeiten eingeleitet wurden. Auf Bildern von diesem Tag ist unter anderem Pierre Dornbrach zu sehen — ein Aktivist der JN aus Südbrandenburg. Abends traten zwei Liedermacher auf.
Am vergangenen Sonntag (dem 17. Juli) wurde laut einer Mitteilung des JN-Bundesverbandes zudem ein Schulungsseminar durchgeführt. Im “Kreisverbandsgebäude der NPD Dahmeland” hätten Pierre Dornbrach und Sven Haverlandt über “weltanschauliche Grundthesen” referiert. Vermittelt worden seien “biologische Grundkenntnisse (über) die Unterschiedlichkeit der Menschengruppen”. In weniger verschwurbelten Worten: Eine nazistische Rassenschulung wurde veranstaltet.
Pläne schon länger bekannt
Inforiot hatte bereits im März diesen Jahres auf die Immobilie hingewiesen, nachdem kurze Zeit vorher der NPD-Landesverband zu einer Vorstandssitzung in das „neue Anwesen von Kamerad Sven Haverlandt“ eingeladen hatte.
Bisher keine öffentlichen Reaktionen
Von Seiten der Stadt Märkisch Buchholz sind bisher keine öffentlichen Reaktionen auf die Einrichtung des Neonazi-Treffpunkts mitten im Zentrum ihres Ortes bekannt.