Für einen jungen Mann aus Fürstenwalde endeten die Weihnachtsfeiertage
mit einem Krankenhausaufenthalt. Am Abend des 27. Dezember hatten
Rechte dem 20jährigen nach einer Runde mit dem Hund aufgelauert und
verfolgten ihn nach Erfragung seiner Gesinnung bis ins Treppenhaus.
Als der so Bedrängte sich gegen seine Verfolger zu wehren versuchte,
schlugen die Täter zu und brachen ihm die Nase.
Dass dies gerade in Fürstenwalde geschah, erscheint angesichts der
aktiven Nazi-Szene vor Ort wenig überraschend. Der Laden “British
Corner”, welcher rechte Kleidungsmarken wie “Thor Steinar” vertreibt,
dient den Rechtsextremen ebenso als Rückzugsraum wie die Strukturen
der örtlichen NPD, die mit drei Mandaten im Kreistag sitzt und in der
Region einen der aktivsten Kreisverbände des Landes etablieren konnte.
Das Beispiel belegt erneut, was auch aktuelle Zahlen des
Bundesinnenministeriums vor wenigen Tagen deutlich machten: Bundesweit
ist ein kontinuierlicher Anstieg rechter Gewalttaten zu verzeichnen.
Obwohl in Brandenburg nur knapp 3 % der bundesdeutschen Bevölkerung
leben, wird etwa jede zehnte Gewalttat hier verübt.
“Diese Entwicklung zeichnet sich seit mehreren Jahren deutlich ab,
Staat und weite Teile der Gesellschaft reden die Gefährdung
rechtsextremer Organisationen und ihr tendenzielles Erstarken dennoch
weiterhin klein und schmeißen stattdessen antifaschistische
Zusammenhänge als vermeintliche ?Feinde der Demokratie? in den selben
Topf. Es ist höchste Zeit endlich aufzuwachen: Brandenburg hat ein
ernstes Problem — und das ist braun!” erklärt hierzu Roland Gehrmann,
stellvertretender Landessprecher der Linksjugend [’solid] Brandenburg.
“Nichtrechte Kultur- und Jugendarbeit wird dadurch erschwert, dass
Mitstreiterinnen und Mitstreiter regelmäßig Opfer von Gewalt werden.
Jede und jeder sollte sich in der Pflicht fühlen, diesen Versuchen,
ein Klima ständiger Angst zu schaffen, entgegenzutreten” ergänzt
Claudia, Mitglied im Landesarbeitskreis Antifaschismus der Linksjugend
[’solid] Brandenburg. ?Breite Empörung darf nicht nur dann aufkommen,
wenn es sich bei den Angegriffenen und Bedrohten um Personen des
öffentlichen Lebens oder Vertreter des Staates handelt. Angesichts
alltäglicher Gewalt gegen Migrantinnen und Migranten, Behinderte,
Andersdenkende, Andersliebende und Linke sollte sich bei
Naziübergriffen niemand als Opfer zweiter Klasse fühlen müssen.?
Die Linksjugend [’solid] Brandenburg ruft zu Beginn des neuen Jahres
alle Menschen auf, sich den Nazis und ihrer Ideologie gemeinsam
entgegen zu stellen und dem braunen Spuks nicht die Städte und Dörfer
zwischen Lausitz und Uckermark zu überlassen. Es kann dabei nicht um
weniger gehen als die Stilllegung ihrer Anlaufpunkte, Läden und Clubs,
den Aufbau einer breiten, selbstbewussten Zivilgesellschaft und in
letzter Konsequenz das Verbot und die Zerschlagung aller
neofaschistischen Organisationen. Auf dem Weg hierhin muss 2009 ein
Schwerpunkt darauf liegen, im September den Einzug rechter Parteien in
den Brandenburgischen Landtag zu verhindern.
Fürstenwalde ist überall. Für einen offensiven Umgang mit rechter
Gewalt und Solidarität mit allen Opfern.