Neonazi-Aufmarsch in Potsdam angemeldet
Am 21. Dezember wird Potsdam möglicherweise den dritten Neonazi-Aufmarsch in diesem Jahr erleben. Nach dem 14. September und dem 23. November ist diesmal nicht die rechtsextreme NPD der Anmelder, sondern der Hamburger Neonazi Christian Worch. Er hat die Kundgebung der so genannten “Freien Kameradschaften” unter dem Slogan “Schickt Schönbohm in die Wüste” schon am 18. November angemeldet. Ein Gespräch mit der Polizei hat er bislang ausgeschlagen, so dass die Behörde nun schriftlich Genaueres über das Ziel des Aufmarsches und die zu erwartende Teilnehmerzahl erfahren will.
Mithin sei an eine Entscheidung über Genehmigung oder Verbot der Veranstaltung noch nicht zu denken, sagte Polizeisprecher Rudi Sonntag gestern der MAZ. Sicher sei nur, dass nicht am Hauptbahnhof und der Langen Brücke demonstriert wird.
Die NPD hatte in einer Presseerklärung Ende November eine Kundgebungsanmeldung für Potsdam im Dezember bestritten und versichert, es werde auch keine ähnlichen Veranstaltungen etwa von Untergruppierungen geben. Sie wolle für Worch auch keine Hintergrundkulisse abgeben.
Der Presseberichten zufolge vorbestrafte und einschlägig bekannte Worch ist ein Verfechter des Straßenkampfes, während sich die NPD davon zurückzieht, um dem Staat weniger Handhabe für ein Parteiverbot zu bieten; Worch wertet das als “Feigheit” und hofft für den Fall eines NPD-Verbotes auf zahlreiche Überläufer aus der Partei zu den Kameradschaften, die es seit etwa 1995 immer zahlreicher gibt. Ohne feste Organisation und Rangordnung, aber nachrichtentechnisch gut gerüstet, gelten sie als flexibel und gefährlich. Worch war 1977 neben Michael Kühnen Gründer der “Aktionsfront Nationaler Sozialisten”. Kühnen wurde 1979 verhaftet; Worch führte die “Aktionsfront” weiter, die 1984 verboten wurde. Er ist wegen mehrerer Vergehen zu knapp zwei Jahren Haft verurteilt worden, die er 1997 nach nur einem Jahr wegen “guter Führung” verließ. Er pflegt internationale Kontakte unter anderem zur dänischen Neonazi-Szene und ist bekannt für “Anti-Antifa-Aktionen” gegen linke Gesinnungsgegner. Worch strebt den Zusammenschluss loser Kameradschaften zu Bündnissen an, die das Ziel “national befreiter Zonen” zum Beispiel in Jugendklubs und Jugendzentren durchzusetzen versuchen.