Nachdem sich die Lage in Königs Wusterhausen im Anschluß an die Kommunalwahlen im September 2008 etwas beruhigt hatte, ereignete sich am Morgen des 29.11.2008 ein erneuter Übergriff auf AntifaschistInnen. Er markiert den Höhepunkt vorangegangener Bedrohungen und Einschücherungsversuche gegenüber vermeintlich Aktiven.
Nachdem vermeintliche AntifaschistInnen in den verganenen Wochen mehrfach von Neonazis bedroht wurden, erhielt eine Person kürzlich einen Drohbrief. Das handgeschriebene Papier spiegelt wieder, dass KWer Neonazis offenbar gezielt Fotos und persönliche Daten von Menschen sammeln, die in ihren Augen antifaschistisch tätig sind.
Bereits im Anschluß an eine Antifademo unter dem Motto “Keine schweigenden Provinzen” am 27. September in Königs Wusterhausen, ereignete sich im nahe gelegenen Bestesse ein versuchter Übergriff, der glimpflich vonstatten ging. Neonazis bewarfen zwei Jugendliche, die sie der Demoteilnahme verdächtigten, am Bahnhof mit Flaschen und Steinen. Die beiden konnten jedoch unverletzt entkommen.
In den frühen Morgenstunden des 29. November ereignete sich in der Region ein weiterer Übergriff, wobei drei Neonazis einem vermeintlichen Antifa vor seiner Haustür auflauerten. Als sie die Person erblickten, rannten sie sofort auf ihn los. Durch schnelle Reaktion gelang ihm jedoch die Flucht. Nachdem sie die Person verloren hatten, kehrten die Neonazis zum Haus zurück, wo sie versuchten, sich Zugang zum Gebäude zu verschaffen. Zeugen beobachteten in den kommenden zwei Stunden bis zu sechs Neonazis, die sich teilweise vermummt, im Umfeld des Hauses aufhielten. Nachdem es dem Opfer gelungen war, unbemerkt in das Gebäude zu gelangen, wurde es gegen 5 Uhr aus dem Schlaf gerissen, als draußen vor dem Fenster eine Leuchtpatrone abgeschossen wurde. Damit war der Spuk vorerst vorbei.
Am nächsten Tag fielen im Stadtgebiet mehrere neue Nazisprühereien auf: “Anti-Antifa heißt Angriff” und “Antifa zerschlagen”. Dies verdeutlicht, dass es sich bei den Vorgängen in der vorangegangenen Nacht um eine gezielte Einschüchterungsaktion der KWer Neonazis handelte. Als das Opfer am nächsten morgen auf dem örtlichen Polizeirevier Anzeige erstatten wollte, wurden seine Aussagen seitens der Polizei fortlaufend in Frage gestellt. Da das Opfer keine sichtbaren Verletzungen vorweisen konnte, wurde ihm zuerst sogar suggeriert, dass unter diesen Umständen gar keine Anzeige gestellt werden könne.
Auf Beharren und erneute Schilderung der Vorgänge, kommentierte der aufnehmende Beamte derlei, dass die Täter auch wartende „Freunde” gewesen sein könnten, die mit “Da ist er, los jetzt!”, das Opfer lediglich hätten grüßen wollen. Schließlich riefen sie während der Verfolgung auch seinen Namen, schienen das Opfer also zu kennen. Auch wäre der Umstand, dass die Täter dabei mit Sturmhauben vermummt waren, genauso gut möglich der nächtlichen Kälte zuzuschreiben. Tücher rutschten bei den aktuellen Temperaturen eben schon einmal ein wenig höher, so der Beamte.
Nachdem die Anzeige dennoch widerwillig aufgenommen wurde, wurde dem Opfer noch unterstellt, dass es zum Zeitpunkt des Übergriffs alkoholisiert gewesen sei. Der Beamte begründete dies damit, dass die attackierte Person nicht noch im Laufe der Nacht auf die KWer Polizeiwache gekommen war. Der Geschädigte hätte wohl erst “ausnüchtern” müssen, so sein Schluss.
Die Tatsache, dass Neonazis in Königs Wusterhausen beinahe unbehelligt Angsträume schaffen und die Opfer derartiger Aktivitäten von der Polizei nicht ernst genommen, ja sogar verleumdet werden, ist zwar skandalös, für Ortskundige jedoch keine Neuigkeit. Das ist vielmehr Teil der Normalität im beschaulichen Königs Wusterhausen.