(Jan Brunzlow) Eine „auffällig gute Zusammenarbeit zwischen Berliner und Brandenburger Neonazis“ sagen Vertreter antifaschistischer Vereinigungen der rechten Szene in Potsdam nach. Vor allem seit dem Jahr 2004 seien wieder vermehrt Bestrebungen zu verzeichnen, „besser organisierte Strukturen aufzubauen“, heißt es im Berliner Magazin der Antifa, „fight.back03“.
Die antifaschistische Szene Potsdams verzeichnete in der Stadt im Gegensatz zum Landestrend im ersten Halbjahr 2005 mehr Übergriffe mit rechtsradikalem Hintergrund als im gesamten Jahr zuvor. Trauriger Höhepunkt war die Aktion einer Gruppe Neonazis, die in der Innenstadt eine Straßenbahn per Notbremse stoppten, um zwei junge Männer anzugreifen. Die beiden Studenten, einer von ihnen ist in einer antifaschistischen Gruppe organisiert, wurden zusammengeschlagen und mit abgebrochenen Bierflaschen im Gesicht verletzt. Die Täter, die auch als Drahtzieher der Neonazi- Szene in Potsdam gelten, erhielten zuletzt mehrjährige Haftstrafen. Die „Gewaltspirale“ zwischen linken und rechten Jugendlichen im Vorjahr in Potsdam wurde von der Polizei anfangs verschwiegen, „aus ermittlungstaktischen Gründen“, hieß es seitens der Polizei.
Potsdamer Antifaschisten bezeichnen vor allem die unorganisierte Szene in der Landeshauptstadt als Problem. Haupttreffpunkt sei der Hauptbahnhof, heißt es im Infoblatt „Naziaktivitäten in Potsdam“. Weiter heißt es darin, dass sich die rechte Szene seit Beginn der 1990er Jahre in Potsdam formiere. Die rechtsextreme Band „Proissenheads“ wurde eigenen Angaben zufolge 1993 in Potsdam gegründet und probte bis 1998 im Klub 18, einem Jugendklub im Plattenbaugebiet Am Stern. Erst nach einer Aufklärungskampagne fünf Jahre später erhielt die Band ein Verbot, dort zu üben. Inzwischen spielen einige der Bandmitglieder in der Combo „Bloodshed“, die ebenfalls der rechtsextremen Szene zugeordnet wird.