Neonazis planen vorsorglich eine Ersatzvariante für ihr so genanntes Heldengedenken am 18. November. Falls sie nicht zum Soldatenfriedhof in Halbe laufen dürfen, sondern auf dem Bahnhofsvorplatz bleiben müssen, wollen sie nach Seelow ausweichen. Dort ist ein Aufzug mit dem gleichen Motto und für die gleiche Uhrzeit angemeldet worden, bestätigte Polizeisprecher Peter Salender. Angemeldet ist ein Marsch vom Puschkinplatz über die Breite Straße zum städtischen Friedhof, auf dem 649 deutsche Gefallene des Zweiten Weltkriegs ruhen.
»Wir werden per Auflagen sichern, dass es zu keinem ›Heldengedenken‹ auf dem Friedhof kommt«, versicherte die
Polizei.
Die geplante Gegenaktion »Tag der Demokraten« soll auf jeden Fall von 10 bis 18 Uhr in Halbe stattfinden
(Kundgebung um 15 Uhr). »Wir ziehen den Nazis nicht hinterher«, sagte Anna Spangenberg, die Geschäftsführerin
des Aktionsbündnisses gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt. Es sei ja auch unklar, wie
die Gerichte entscheiden und ob die Neonazis tatsächlich nach Seelow gehen. »Wir werden keinen Wanderzirkus
›Tag der Demokraten‹ veranstalten«, versicherte die Landtagsabgeordnete Karin Weber (Linkspartei). Den
Nazi-Aufmarsch in Halbe zu verhindern sei nur ein Ziel der Aktion am Sonnabend. Es gehe auch darum, das
Problem Rechtsextremismus zu thematisieren. Und das geschehe unabhängig davon, ob Neonazis im Ort sind.
Allerdings rechnet Weber damit, dass die Faschisten in Seelow nicht unter sich bleiben würden. Auch dort
würde es eine Gegenaktion geben.
In der Schlacht um die Seelower Höhen kämpfte die 1. Belorussische Front vom 16. bis zum 19. April 1945 den
Weg nach Berlin frei. Auf sowjetischer Seite starben 33 000 Soldaten, darunter 2300 Polen, auf deutscher
Seite 12 000 Soldaten. Die südlich von Seelow eingesetzten Wehrmachtsverbände wurden Tage später im Kessel
Halbe eingeschlossen. Die Schlacht um die Seelower Höhen war die letzte sowjetische Großoffensive im Zweiten
Weltkrieg. Bei Halbe tobte die letzte Kesselschlacht.