(Antifaschistisches Pressearchiv Brandenburg/Havel und Potsdam Mittelmark auf Indymedia) In den letzten Wochen kam es in der Havelstadt wieder vermehrt zu Aktivitäten der lokalen (Neo)naziszene. Zu diesen gehören das Verkleben von Sticker und das Sprühen von Parolen. Folgender Text soll einen kurzen Überblick geben.
Wie eingangs erwähnt lassen sich in letzter Zeit immer wieder Aufkleber mit (neo)nazistischen Inhalten in der Stadt dokumentieren. Sie treten gehäuft im Gebiet der Neustadt, dort besonders in der Bahnhofsvorstadt, und im Stadtteil Nord auf. Wie schon in der Vergangenheit setzt sich das Spektrum der Aufkleber aus NPD‑, Spreelichter- und Freies Netz-Stickern zusammen. Durch die unermüdliche Aufmerksamkeit lokaler Antifaschist_innen werden diese zügig dokumentiert und entfernt.
Im Vorfeld der NPD-Demonstration in der Landeshauptstadt Potsdam am 15. September kam es zu einer geringen Zahl von (neo)nazistischen Sprühereien, welche direkten Bezug auf die Demo nehmen („Raus aus dem Euro 15.9. Potsdam FSN [Frei Sozial National]“). Es verwundert jedoch, dass lediglich zwei Personen aus der Havelstadt dann in Potsdam erschienen. Weitere Sprühereien konnten vor wenigen Tagen dokumentiert werden („BRD = Volkstod“).
Wie lässt sich das nun in die aktuelle Situation in Brandenburg/Havel einordnen?
Das Jahr begann für die (Neo)nazis mit einer herben Niederlage, denn der Aufmarsch der NPD am 31.03. wurde durch Blockaden zwar nicht verhindert, aber die Strecke massiv verändert. So musste der Aufzug durch extrem unattraktives Gebiet entlang des Stadtringes geführt werden. Nach der Demonstration wurde es wieder ruhig in der Havelstadt.
Dies gab der lokalen antifaschistischen Szene die Möglichkeit, sich neu zu strukturieren und eine eigene Gruppe, die Brandenburger Antifa, zu gründen. Diese organisiert für den Zeitraum von September bis November die sogenannten „Antifaschistischen Aktionswochen“. Im Rahmen dieser gibt es Infoveranstaltungen, Workshops und Filmvorführungen. Den krönenden Abschluss bildet ein Konzert, dass vom Antifaschistischen Netzwerk Brandenburg/Havel – Premnitz – Rathenow, organisiert wird.
Die zu Beginn beschriebenen Aktivitäten der (Neo)nazis können hier lediglich als trotzige Reaktion der erstarkenden antifaschistischen Strukturen in der Stadt Brandenburg gedeutet werden. So zum Beispiel zur Gedenkveranstaltung zum 16. Todestag von Sven Beuter im Februar. Aufgrund der starken lokalen Mobilisierung zu dieser Veranstaltung fühlten sich die lokale (neo)nazistische Szene im Zugzwang und antwortete mit einigen wenigen Graffitis in der Umgebung der Gedenkveranstaltung. Im Vorfeld der NPD-Demonstration im März kam es zu drei Übergriffen auf Antifaschist_innen, ergänzt durch einige hundert Sticker. Dann flaute die Aktivität der lokalen (Neo)nazis wieder ab. Nun gründete sich eine antifaschistische Gruppe und organisiert Veranstaltungen, wieder kommt es zu einem Anstieg von Propagandadelikten.
Daraus kann ohne weiteres der Schluss gezogen werden, dass die lokale Szene lediglich reagiert und nicht agiert. Eigene Inhalte und Veranstaltungen werden nicht transportiert oder organisiert, so wurde die Demonstration in Brandenburg/Havel beispielsweise aus Rathenow gesteuert und (Neo)nazis aus der Stadt waren nur in geringer Zahl vor Ort. Somit bleibt es erforderlich den Druck weiter aufrecht zu erhalten und eigene Inhalte zu vermitteln.
Zum Schluss sei noch auf eine Gedenkveranstaltung hingewiesen, welche am 7. November in Lehnin stattfinden wird, denn an diesem Tag vor 20 Jahren wurde der Obdachlose Rolf Schulze durch drei (neo)nazistische Skinheads brutal zusammengeschlagen und misshandelt. Am Ende ist er mit Benzin übergossen und angezündet worden.
Es sind mehrere Infoveranstaltungen geplant:
Berlin 11.10. um 20 Uhr in der Bunten Kuh
Neuruppin 18.10. um 19 Uhr im JWP
Brandenburg 29.10. um 19 Uhr im HDO
Weitere Termine folgen.
Niemand ist vergessen!