Neonazistische Aktionen in Lübben nehmen permanent zu
Lübben - Einschätzungen einer lokalen Antifagruppe.
Nachdem eine Mitarbeiterin der Landtagsabgeordneten Karin Weber eine Zeitung der Linkspartei, den “Heimatspiegel”, in einigen Teilen Lübbens verteilt hatte, bekam Frau Weber eine dieser Zeitungen wenige Tage
später beschmiert mit Naziparolen zurück. Der “Heimatspiegel” wurde mit nazistischen Symbolen wie dem Hakenkreuz und der “88” (für “Heil Hitler”), sowie Drohungen in Form eines Galgens an dem ein roter Stern hing und Parolen wie “Wir kriegen euch alle!” und “Lübben bleibt braun!” verunstaltet. Letzteres spielt vermutlich auf den Ausspruch “Halbe bleibt bunt!” an, der im Zuge des jährlichen Heldengedenkens in Halbe von Gegendemonstranten gebraucht wurde und später auch zum Slogan des “Send-a-Sign”-Festivals in Halbe wurde. Karin Weber ist zudem
Mitinitiatorin des “Aktionsbündnisses gegen Heldengedenken und Naziaufmärsche” in Halbe. Doch das war nicht die erste Aktion dieser Art mit der die Landtagsabgeordnete konfrontiert wurde. Bereits zum fünften Mal wurde Frau Weber von Nazis angegriffen. Ihr Haus wurde beschmiert, der Briefkasten ihres Bürgerbüros in Lübben mehrfach entwendet, etc.
Jedoch ist nicht nur die linke Szene von solchen Übergriffen betroffen, auch Bürger und Menschen mit Migrationshintergrund werden Opfer rechter Gewalttaten. Die Polizei wird alarmiert, beschäftigt sich im weiteren
Verlauf aber sehr ungenau mit den Vorfällen oder die Taten werden gekonnt vertuscht! Ein Beispiel dafür ist der Polizeibericht der LR vom 14./15.03.2009, indem es lautet: “Unbekannte Täter haben in der Nacht
zum Freitag in der Bahnhofsstraße in Lübben vier Scheiben eines Restaurants eingeworfen. Es sei ein Sachschaden von 1500 Euro entstanden.” In der Bahnhofstraße gibt es nur ein Restaurant und das ist ein Asiarestaurant. Am Folgetag war jedoch nirgendwo etwas von einem solchen Scheibeneinwurf zu sehen. Wahrscheinlich wurde die Sache gekonnt vertuscht. Auch der Bürgermeister weiß von dem Vorfall angeblich nichts. Das würde auch das Ansehen der Stadt gefährden, wo doch Lübben “Stadt der Vielfalt 2008” geworden ist und der ehemalige Neonazitreff “Bunker 88” neuen Wohnungen weichen muss. Zudem ist da auch noch ein “Thor-Steinar-Laden” im Gespräch, der direkt gegenüber vom Lübbener Rathaus entstehen soll, was auch sehr beschämend für Herrn Bretterbauer wäre. Jedoch wurde mit der Vermieterin verhandelt und sie hat sich letztendlich gegen den Nazidresscode entschlossen. Die geplante Eröffnung am 01.04.09 blieb zumindest aus. Jedoch sollten wir uns nicht in Sicherheit wiegen und uns
darauf verlassen, dass dieser Aprilscherz zunächst mit einem Lacher auf unserer Seite endete.
Lübben und seine Umgebung werden immer häufiger Anlaufpunkte für extrem rechte Aktivitäten. Es etabliert sich eine autonome Neonaziszene die ständig präsent ist. Sie kleben Aufkleber für die “Jugendoffensive”, Sprühen ihre Parolen an die Wände der Stadt, mischen sich vermummt unter Fastnachtsversammlungen, etc. Zudem besitzen sie eine neue Internetpräsens, die sich “Spreelichter” nennt. Die “Spreelichter”-Gruppe hinterlässt beinahe jede Woche in Lübben ihre Spuren. Ihre letzte Aktion widmeten sie dem Thema Abtreibung. Mit weißer und roter Farbe wurden abgetriebene Embryos auf Brücken, Fußwege und vor Kindergärten gemalt. Daneben waren Schriftzüge wie “Getötet”, “Abgetrieben”, “BRDigt” und “Die Demokraten bringen uns den Volkstod” zu lesen. Auf ihrer Internetseite ist dazu beispielsweise zu lesen: “Auch die Anti-Baby-Pille ist für die Substanz unseres Volkes bis zum heutigen
Tage verheerender gewesen als beide Weltkriege zusammengenommen.” Hier wird wieder einmal deutlich wie emotional dramatisiert sie ihre menschenverachtende Ideologie verpacken. Wer zwei Weltkriege anzettelt,
braucht sich nicht darüber zu wundern, dass das “arme deutsche Volk” auch Opfer für diese bringen musste. Vielleicht sollten diese Neonazis ihren Widerstandskampf einstellen, um “ihrem Volk” nicht noch mehr
Verluste zu bescheren. Immerhin hat Deutschland beide Weltkriege verloren und wer möchte schon, dass die BRD endgültig von der Landkarte verschwindet. Das solche holen Phrasen den millionenfachen Mord an Juden
und die Euthanasieprogramme der Nationalsozialisten zur Vernichtung “lebensunwerten” Lebens unterschlagen, darf nicht vergessen werden. Sie sind diejenigen, die Leben zerstören und nur davon könnte ihr “reines,
deutsches Volk” existieren. Ihre Macht ist begründet auf der Vernichtung Schwächerer.
Die Stadtbevölkerung bleibt unwissend, weil keiner sich traut, etwas gegen diese Untriebe zu sagen und die Instanzen, die die nötigen Informationen haben, diese verschlossen halten. Wir müssen den Faschos
ihre Legitimität nehmen und ihnen offen und mit klaren Positionen gegenübertreten. Schwammiges Demokratengetue bringt uns in diesem Fall auf keine Fall weiter. Antifaschistisch zu sein bedeutet nicht gleich
linksradikal zu sein, auch wenn das die Masse der Bevölkerung zu denken scheint.
Keine Toleranz für Nazis !!!
Antifa-Puella Libertas, 10.04.2009