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Netter Empfang für SS-Männer

(Tagesspiegel, Frank Jansen) Sprem­berg — Egon Wochatz hat eine “kon­ser­v­a­tive Grund­hal­tung”. Dazu gehört,
Asyl­be­wer­bern den Marsch zu blasen. Auch wenn sie tot sind. Als 1999 in Guben der Algerier Farid Guen­doul auf der Flucht vor Schlägern in eine Glastür sprang und verblutete, fragte der CDU- Mann: “Was hat­te der nachts auf der Straße zu suchen?” Wochatz war damals Bürg­er­meis­ter von Spremberg.
Die harsche Kri­tik an sein­er Äußerung focht ihn nicht an. Jet­zt ist der 67-Jährige Chef der CDU-Frak­tion im Kreistag von Spree- Neiße — und es gibt neuen Ärg­er. Der Fall beschäftigt sog­ar die Landesregierung. 

Am ersten Juni-Woch­enende war in Sprem­berg viel los. Die Stadt lud zu ein­er “Folk­lore-Law­ine”, zahlre­iche Grup­pen kamen. Auch aus Frankre­ich. Der Besuch ein­er Folk­lore-Gruppe aus der Nor­mandie sollte zum 60. Jahrestag der
Inva­sion der alli­ierten Stre­itkräfte (“D‑Day”) ein Zeichen der Ver­söh­nung sein. Was kaum jemand wusste: Es trafen sich in Sprem­berg auch die alten Kam­er­aden der SS-Divi­sion “Frunds­berg” — die in der Nor­mandie gegen die Alli­ierten gekämpft hat­te. Wochatz begab sich zu den etwa 30 einstigen
Elitesol­dat­en des NS-Regimes. 

Die “Frunds­berg­er”, wie Wochatz sie nen­nt, kamen in der Gast­stätte Geor­gen­berg zusam­men. Fre­itag habe er sie begrüßt, sagt Wochatz, wie in früheren Jahren auch. Sonnabend ging er wieder hin. Da seien auch junge
Leute im Lokal gewe­sen, die “als recht­sori­en­tiert zu beze­ich­nen wären”. Am Son­ntag, als die “Frunds­berg­er” auf dem Fried­hof ihrer 1945 nahe Sprem­berg gefal­l­enen Kam­er­aden gedacht­en, hät­ten die jun­gen Män­ner mit Stahlhel­men auf
dem Kopf eine “Ehrenwache” für die toten SS-Män­ner abge­hal­ten. Wochatz sagt: “Ich war woanders.” 

Der Lan­drat des Kreis­es Spree-Neiße, Dieter Friese (SPD), ist empört. So sehr, dass er Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) und Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) einen Brief geschrieben hat. “In tiefer Sorge” um den Ruf der Stadt Sprem­berg, des Land­kreis­es, des Innen­min­is­ters und des
Min­is­ter­präsi­den­ten hofft Friese, Schön­bohm und Platzeck unternäh­men “die geeigneten Schritte”. Ein Sprech­er Platzecks sagt, die Sprem­berg­er Geschichte sei “unap­peti­tlich”. In der Umge­bung Schön­bohms, der auch als
Chef der Lan­des-CDU gefragt ist, wird von ein­er “Prü­fung” des Vor­gangs gesprochen. Wochatz sagt, “bis zur Klärung der Angele­gen­heit lasse ich den Vor­sitz der CDU-Frak­tion ruhen”. Und fragt dann: “Haben die Frunds­berg­er irgend­wo störend eingegriffen?” 

Er habe sich nichts vorzuw­er­fen, betont Wochatz. Wed­er heute noch damals, als es um den zu Tode gehet­zten Algerier ging. “Es stimmt doch”, sagt Wochatz, “wäre der im Heim geblieben, wäre ihm nichts passiert.” 

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